Visuelle Astronomie
Begriffserklärung
Unter visueller Astronomie versteht man den Teilbereich der Astronomie, der sich mit der direkten Beobachtung durch das menschliche Auge befasst. Das menschliche Auge kann den Bereich der Wellenlängen von 380 nm (Violett) bis 780 nm(Rot) wahrnehmen. Dieser Bereich des elektromagnetischen Spektrums wird daher auch sichtbares Licht genannt.
Erfolgsfaktoren für eine visuelle astronomische Beobachtung
Für den Erfolg und die Aussagekraft einer Beobachtung ist es von großem Interesse festzustellen, welche Details man sehen konnte und welche nicht. Die sichtbaren Details ändern sich nämlich mit dem Zustand der Atmosphäre, die unter Astronomen durch die Merkmale Transparenz (Durchsichtigkeit der Luftschichten) und Seeing (Ruhe der Luftmassen) qualifiziert wird.
Technische Faktoren
Neben den atmosphärischen Einflüssen spielen auch technische Faktoren eine große Rolle:
- Die Lichtstärke der verwendeten Optik. Ein Spiegelteleskop mit einer Öffnung von beispielsweise 200 mm kann wesentlich mehr Licht sammeln als ein Fernglas mit 50 mm Öffnung.
- Die jeweils eingesetzt Vergrößerung. Manche Beobachtungsobjekte erscheinen uns aufgrund ihrer riesigen Entfernung sehr klein. Wenn sie außerdem auch noch lichtschwach sind, kann es sein, dass sei bei geringer Vergrößerung - auch im Teleskop - einfach unsichtbar bleiben. Bei kleinen, lichtschwachen Objekten, wie fernen Galaxien, planetarischen Nebeln oder schwachen Sternhaufen lohnt sich also durchaus hohe und höchste Vergrößerung.
- Die Qualität aller genannten Geräte (vergütete Optiken, Einblickverhalten, Kontrastreichtum, Abbildungsqualität, Schärfe). Natürlich trägt auch eine massive Verankerung des verwendeten Teleskops zum Erfolg bei, den man mit einem klapprigen Gestell niemals erreichen wird.
Der Faktor Mensch
Zur Person des Beobachters gibt es ebenfalls einige wichtige Faktoren zu nennen, die eine Beobachtung mehr oder weniger erfolgreich werden lassen.
- Dunkeladaption: Wer frisch geblendet vom Computer- oder Fernsehbildschirm in die Dunkelheit der Nacht tritt, wird kaum mehr als die hellsten Sterne sehen. Wer den Augen allerdings Zeit lässt, sich an die Dunkelheit anzupassen, kann durchaus in einen prächtigen Kosmos blicken.
- Die Dunkeladaption besteht im wesentlichen aus zwei Phasen:
- Die Pupillen der Augen öffnen sich rasch, um eine größere Lichtmenge ins Auge zu lassen. Nach etwa einer halben Stunde ist diese Phase vollständig abgeschlossen. Jeder Lichteinfall in dieser Phase zerstört die Anpassung vollständig. Es sollten insbesondere keine Taschenlampen, Autoscheinwerfer oder Feuerzeuge aufblitzen.
- Der zweite Teil der Dunkeladaption ist ein biochemischer Prozess: Hormongesteuert wird Rhodopsin in den Stäbchen der Netzhaut eingelagert, um deren ohnehin hohe Lichtempfindlichkeit weiter zu zu erhöhen. Dieser Prozess beginnt lt. R.N.Clark (siehe Literatur) nach etwa einer dreiviertel Stunde in der Dunkelheit und endet nach ungefähr zwei Stunden. Das bedeutet, dass die vollständige Dunkelanpassung des Auges erst nach etwa zwei Stunden erreicht wird.
- Physiologie: Eine gute körperliche Verfassung ist natürlich hilfreich. Mit einer Erkältung sollte man sich nicht die Winternächte um die Ohren schlagen, sonders sich erst einmal auskurieren. Auch eine Überanstrengung der Augen, beispielsweise durch anhaltende Bildschirmarbeit kann einen Beobachtungserfolg verhindern. Dagegen verhilft sportliche Betätigung und ein aufgewärmter Körper zu einer optimalen Durchblutung von Augen und Gehirn.
- Wohlbefinden: Ganz wichtig ist das persönliche Wohlbefinden während einer Beobachtungsnacht. Wer friert oder ständig gebückt am Okular steht, wird kaum entspannt beobachten können. Warme Kleidung, heiße Getränke und eine höhenverstellbare Sitzgelegenheit helfen enorm. Fernglas-Astronomen können sich mit dem Schlafsack auf die Sommerliege legen und genießen
Das unbewaffnete Auge
Visuelle Astronomie beginnt mit dem freien Blick des Auges zum Himmel. Auf diese Weise wurde lange vor Erfindung des Fernrohres der Nachthimmel beobachtet. Recht bald begann die Orientierung am Nachthimmel, indem charakteristische Sterngruppen zu Sternbildern zusammen gefasst wurden. Alte Geschichten und Überlieferungen taten das ihre und so erlangten nach und nach zahlreiche Gestalten der arabischen und griechischen Mythologie eine bleibende Heimat am nächtlichen Himmel.
In späteren Jahrhunderten wurden immer wieder atmosphärische und astronomische Beobachtungen gemacht, etwa die Beobachtung und Registrierung von Meteoritenschauern, das Erscheinen von Kometen oder besonders auffällige Planetenkonstellationen. Auch Sonnen- und Mondfinsternisse kann man besonders gut und eindrucksvoll mit den bloßen Augen beobachten.
Die Beobachtung mit optischen Geräten
Die Erfindung des Fernrohres durch Galileo Galilei brachte einen enormen Fortschritt für die Beobachtung und Erforschung des Nachthimmels. Endlich wurde sichtbar, dass beispielsweise die schwach schimmernde Milchstraße aus unzähligen Sternen besteht. Auch die vier größten Monde des Planeten Jupiter wurden entdeckt und Gegenstand anhaltender Beobachtung.
In unserer Zeit gibt es inzwischen eine Vielzahl optischer Geräte, die die visuelle Beobachtung des Nachthimmels erlauben. Selbst preiswerte Kaufhausgeräte bieten heute eine Leistung, die sich Galileo Galilei gewünscht hätte.
Für die visuelle Beobachtung gut geeignet sind vor allem:
Je nach Anlass der Beobachtung ist ein gering vergrößerndes Gerät mit großem Gesichtsfeld oder ein hoch vergrößerndes Gerät mit entsprechend kleinerem Gesichtsfeld das Mittel der Wahl: Ausgedehnte Objekte, wie beispielsweise die Milchstraße, bestimmte offene Sternhaufen, große Gasnebel oder auch die Planeten kann man innerhalb ihrer Umgebung bereits in kleinen Ferngläsern sehen.
Die Beobachtung mit dem Fernglas
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Die Beobachtung mit dem Amateur-Teleskop
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Die astronomische Zeichnung
Man könnte meinen, in Zeiten immer preiswerter werdender Digitalkameras oder der Astrofotografie mit geradezu billigen Webcams, wären astronomische Zeichnungen überflüssig oder einfach überholt. Dem ist nicht so: Nur die Zeichnung erlaubt es dem Beobachter, genau das festzuhalten, was er mit eigenen Augen gesehen hat. Eine Zeichnung erlaubt, anders als ein relativ zuverlässig zu erzeugendes Foto, Veränderungen der Beobachtungsbedingungen zu dokumentieren und damit
- statistische Aussagen über die Beobachtungsbedingungen und
- Fortschritte in der eigenen Beobachtungstechnik
zu verfolgen. Die Zeichnung setzt Genauigkeit in der Beobachtung voraus, soweit es die tatsächlich sichtbaren Objekteigenschaften betrifft.
Eine Zeichnung wird nicht den Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit erheben, wenngleich von den Anfängen der Astronomie erstaunlich detaillierte Zeichnungen der damaligen Astronomen erhalten geblieben sind. Erwähnenswert sind die Mars-Zeichnungen von Schiaparelli oder der auch heute noch unübertroffen detailreiche Mondatlas von Rükl.
Der Beobachtungsbericht
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Siehe auch
Links
Visuelle Astronomie und die Leistungsfähigkeit des menschlichen Auges (englisch).
Literatur
Clark, R.N.: Visual Astronomy of the Deep Sky, Cambridge University Press and Sky Publishing, 1990