Zum Inhalt springen

Vincent van Gogh

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Oktober 2005 um 22:01 Uhr durch Nup (Diskussion | Beiträge) (Lebenslauf: Erweiterungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Gogh1.jpg
Selbstbildnis (1886-1887)
Die Kartoffelesser (1885)
Sonnenblumen (1888)
Datei:Gogh-Cafe-de-Nuit.jpg
Café Terrace (1888)
Sternennacht (1889)

Vincent Willem van Gogh (* 30. März 1853 in Groot-Zundert bei Breda, Niederlande, † 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise, Frankreich) war ein niederländischer Maler und einer der wichtigsten Begründer der Moderne.

Lebenslauf

Vincent van Gogh wurde als erster Sohn in einer Pfarrersfamilie geboren. Er hatte fünf Geschwister. In den von ihm zunächst gewählten Berufen (Hilfslehrer, Hilfsprediger, Buchhändler, Theologe) scheiterte er. Als Hilfsprediger lebte er Religiösität so bizarr und übersteigert, eventuell wahnhaft, dass er diesen Beruf auf Druck seiner Gemeinde und seines Vaters aufzugeben hatte. Der Vater drohte, ihn in das "Irrenhaus" zu schicken und ihn zu enterben. Danach lebte er mit einer ehemaligen Prosituierten zusammen, was von seiner Familie ebenfalls bekämpft wurde. Erst 1880, im Alter von 27 Jahren, entschied er sich als Autodidakt (lernt ohne Lehrer) für die Existenz als Künstler. Erste Werke entstanden in den Niederlanden.

1886 ließ er sich in Paris nieder. Im Februar 1888 zog er nach Arles, wo er in Zusammenarbeit mit Paul Gauguin versuchte, eine Künstlerkolonie zu begründen. Im Dezember 1888 kam es zu einem seiner vielen Zusammenenbrüche (Krisen, Krankheits-Episoden). Er schnitt sich ein Ohr ab, das er kurz danach einer Prostituierten überreichte. (Diese Version ist umstritten. Möglich ist, dass er nur einen Teil des Ohrläppchens verletzte oder abtrennte). Ebenfalls wird vermutet, dass er sich in suizidaler Absicht in die Halsschlagader stechen wollte, auch bei seinem vollendeten Suizid war die Kugel nicht sofort tödlich, so dass er später langsam verblutete. Eine weitere Deutung der Geschehnisse geht davon aus, dass sein Mitbewohner Paul Gauguin ihm nach einem Streit das Ohr mittels eines Degens schwer verletzte. Auch gibt es Vermutungen, dass van Gogh an einer Erkrankung litt, die heute als Morbus Menière bezeichnet wird, ein Schwindel, einhergehend mit Tinnitus. Diese Ohrgeräusche könnten dafür verantwortlich sein, dass er im "Hörwahn" einen Teil des betroffenen Ohres abschnitt. Eine andere Vermutung lautet, van Gogh habe an einer Sonderform der Epilepsie, an Syphilis oder an Schizophrenie gelitten. In der psychiatrischen Fachliteratur wird publiziert, dass er an einer affektiven Psychose (bipolare Störung, manisch-depressive Krankheit) litt. Dafür sprechen manche Schilderungen in Briefen und Arztberichten, seine wiederholten depressiven Phasen und seine Phasen voll geballter Schaffensenergie, aber auch teils mit Psychosen und bizarren Verhaltensweisen, sowie die Intensität der Farben und die starken Farbkontraste (blau-gelb) wie etwa bei den drei rechts abgebildeten Bildern, die im Jahr vor seinem Psychiatrie-Aufenthalt oder in den Monaten davor gemalt wurden. Vincent van Gogh trank übermäßig Alkohol trank, womit man sich das "abgeschnittene Ohr" ebenfalls erklären könnte. Dies könnte jedoch auch eine Komorbidität einer anderen Grunderkrankung sein. Allerdings sprach der behandelte Arzt in Saint-Rémy-de-Provence in einem Brief davon, dass van Gogh in dieser hinsicht zurückhaltend sei, und Alkohol- und sonstiger Drogenabusus nichts mit den wiederholten Krankheitsausbrüchen zu tun hätten. 1889 ging er freiwillig in die psychiatrische Anstalt St-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy-de-Provence, setzte aber sein Wirken als Künstler fort. Van Gogh starb durch einen selbst ausgelösten Pistolenschuss in die Brust (Suizid). Er hatte wiederholt an Depressionen gelitten, es gab Spannungen mit seiner Herkunftsfamilie, und er hatte sich mit dem Arzt, unter dessen Obhut er zu jener Zeit gestanden hatte, überworfen, da er eine Liebesaffäre mit dessen Tochter anfangen wollte. Es sind neben dem vollendeten Suizid mehrere Suizid-Versuche van Goghs bekannt (z.B. durch das Trinken von Farben und Lösungsmittteln in der Anstalt von Saint-Rémy-de-Provence), darunter kann die Selbstverstümmelung des Ohres auch eingeordnet werden.


Zeit seines Lebens hatten van Goghs Werke - bis auf sein letztes Lebensjahr - nur wenig Akzeptanz. Widerlegt ist die Behauptung, er habe nur ein einziges Bild (Der rote Weinberg, Arles, November 1888) verkauft: Zahlreiche Briefe mit Vincents Bruder Theo belegen deutlich mehr Verkäufe, auch wenn van Gogh Zeit seines Leben von Almosen, die er insbesondere von Theo erhielt, abhängig blieb. So ist belegt, dass "Landstraße mit Zypressen" von ihm verkauft wurde. Allerdings konnte er vom Erlös gerade mal Farben für 5 neue Bilder kaufen. Nach seinem Tod wurden seine Bilder erst wirklich geschätzt.

Malerei

Van Gogh verehrte den Maler Paul Gauguin. Seine Motive waren Landschaften, Räume und Personen, Atmosphären. Es existieren auch viele Selbstportraits.

Typisch an den späteren Werken sind pastoser Farbauftrag und sein spontaner Pinselduktus (Pinselführung), die starke Farbigkeit und Farbsymbolik. Von manchen als "Falschfarben" charakterisiert, da sie kein "realistisches" äußeres Abbild der gemalten Objekte darstellen, sind sie vielmehr Ausdruck für van Goghs Wahrnehmung der Welt, dem Wesen der Dinge. Die Farben entsprechen emotionalen Stimmungen und Konflikten, wahrscheinlich auch intensiverem Farbempfinden, wie es in Manien oft vorkommt. Auch sonst schein sein Nachtcafe von Leidenschaft und Ruhelosigkeit zu erzählen, die Bilder Straße mit Zypressen oder Sternennacht erscheinen "chaotisch" und voller Dynamik, in Kreisen voller Bewegung strukturiert. Van Gogh gehört aber auch zu den ersten Malern, die den Komplementärkontrast von Farben gezielt einsetzten, was sich beipielsweise in Bildern wie Boote von Saintes-Maries zeigt. Er imitierte die Farbigkeit und Form, transformierte sie jedoch in seine Art der Beobachtung der Welt. Man vermag auch Ausdrucksformen einer bipolaren Störung und seiner zerrissenen Persönlichkeit in solch bewusst starken Farbkontrasten zu sehen. Bilder wie Blick auf Arles zeigen wiederum auch eine Verwandtschaft zu Expressionisten. Eines seiner letzten Bilder, Das Getreidefeld mit den Raben wirkt unharmonisch, dissonant und in seiner starken und dennoch nicht fröhlichen Farbigkeit besonders beunruhigend, was auf seinen psychischen Zustand angesichts seines nahendes Suizids hinweisen könnte.

Siehe auch: Gemäldeartikel von van Gogh in Wikipedia: Die Kartoffelesser, Café Terrace

Zitate

Vorlage:Wikiquote1

  • Es ist mir wichtig, eine Zeichnung zu machen, die nicht jedermann begreifen wird: Von einer Figur nur das Wesentliche unter Außerachtlassung aller Nebensachen, die nicht zum eigentlichen Charakter gehören und zufällig sind
  • Ich glaube an die absolute Notwendigkeit einer neuen Kunst der Farbe und der Zeichnung und des künstlerischen Lebens

Selbstzeugnisse Vincent van Goghs, zitiert nach Matthias Arnolds Biografie:

  • Ich in meiner Geisteskrankheit, ich denke an so viele andere Künstler, die auch geistig erkrankt waren, und ich sage mir, dass dies kein Hindernis ist, den Beruf des Malers auszuüben ... Ich bin der Gefangene einer Anstaltsverwaltung, die diese krankhaften religiösen Verirrungen noch mit Freuden unterstützt ... (6. September 1889 in Saint-Rémy)
  • ...wenn ich mir jetzt meinen Zustand überlege und dabei hoffen darf, zwischen den Krisen - denn unglücklicherweise ist zu befürchten, dass sie von Zeit zu Zeit wiederkehren -, ... Perioden der Klarheit und der Arbeit zu haben ... (Anfang September 1889 in Saint-Rémy)
  • Draußen ist herrliches Wetter - aber seit langer Zeit, seit zwei Monaten, bin ich nicht aus meinem Zimmer herausgekommen, warum, weiß ich nicht. Ich müsste Mut haben, aber daran fehlt es mir oft. Und seit meiner Krankheit überkommt mich im Freien das Gefühl der Einsamkeit auf so schreckliche Art und Weise, dass ich mich scheue, auszugehen. ... Nur vor der Staffelei beim Malen fühle ich ein wenig Leben. (Brief an seine ebenfalls psychisch kranke Schwester "Wil", September 1890)
  • Gib ihnen vielleicht die 'Sternennacht' ... Denn das sind zwei Bilder mit entgegengesetzten Farben ... (Brief vom 21. Mai 1889 aus Saint-Rémy an seinen Bruder "Theo")
  • Mein Herz ist wie das Meer / Hat Sturm und Ebb und Fluth / Auch Perlen findest du tief / Nur tief in mein Gemuth

(Deutsche Verse aus seinem "Antwerpener Skizzenbuch", stark inspiriert von Heinrich Heine)

Literatur

  • Stefan Koldehoff: Van Gogh - Mythos und Wirklichkeit. DuMont, Köln 2003. ISBN 3-8321-7267-X
  • Matthias Arnold: Vincent van Gogh: Biographie, München (Kindler-Verlag) 1993, ISBN 3-463-40205-X. Diese umfangreiche und fundierte Biografie zeichnet sich dadurch aus, dass viele Original-Briefe und sonstige Dokumente darin zum Ausdruck kommen, darunter auch bisher unter Verschluss gehaltene, die einer "Legendenbildung" Vorschub geleistet hatten, so dass der Leser sich anhand der Original-Quellen ein eigenes Bild machen kann.
  • Kay Redfield Jamison: Touched with fire. Manic-depressive illness and the artistic temperament, New York 1993, ISBN 0-684-83183-X

Vorlage:Commons2