Burschenschaft
Dieser Artikel befasst sich mit der studentischen Verbindung Burschenschaft weiteres siehe: Burschenschaft_(Begriffsklärung).
Die Burschenschaft ist eine Studentenverbindung, die sich durch Volkstumsbezogenheit und politische Betätigung definiert. Die Deutsche Burschenschaft ist auf das deutsche Volk verpflichtet.
Die Burschenschaften sind entstanden nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon und waren wegen ihrer Ziele, wie der Abschaffung der Kleinstaaterei und der Durchsetzung der Demokratie, insbesondere seit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 schärfster Verfolgung ausgesetzt.
Die Urburschenschaft (1815) war eine national-christlich-freiheitliche Bewegung, die, auf den Werten "Ehre-Freiheit-Vaterland" fußend, eine Schnittmenge aus staatsbürgerlicher Verantwortung, ethnischer Solidargemeinschaft und individuellen Freiheitsrechten einforderte. Möglich war diese Synthese durch den elitären Ansatz, der in erster Linie die Pflicht des Einzelnen, für das Ganze einzutreten, betonte.
Der vaterländische Gedanke war die erste gemeinsame Idee, die alle Studenten begeistern konnte. Um diese Gesinnung der ganzen Welt mitzuteilen, entstand der Gedanke am 17.10.1817 auf der Wartburg bei Eisenach ein Burschenfest zu feiern. Bleibende Bedeutung gewann das Wartburgfest, durch die von einigen Teilnehmern auf dem Fest ausgearbeiteten Grundsätze und Beschlüsse:
- Forderung nach politischer, religiöser und wirtschaftlicher Einheit Deutschlands. (Aufhebung der Zollbeschränkungen)
- Ausbau der Wehrkraft
- Entwicklung konstitutioneller Monarchie mit vaterländischer Verfassung
- Gleichheit vor dem Gesetz,
- Forderung von Nulla poene sine lege
- Schutz von Freiheit und Eigentum
- Forderung nach Rede- und Pressefreiheit, Freizügigkeit
Diese Grundsätze finden sich heutzutage in vielen europäischen Verfassungen, auch die der Bundesrepublik Deutschland, wieder. So kam es innerhalb eines Jahres an vielen Universitäten zur Gründung von Burschenschaften, die diese Grundsätze vertraten.
Die burschenschaftliche Bewegung griff weit über den deutschen Raum hinaus nach Mitteleuropa und zog Gründungen burschenschftlicher Studentengemeinschaften in Polen, Russland und Ungarn nach sich. Von diesen haben nach 1989 die Esten, Letten, Polen und Ukrainer wieder ein aktives Verbindungsleben aufgenommen.
Burschenschaften waren eine treibende Kraft der Revolution von 1848.
Die burschenschaftlichen Farben Schwarz-Rot-Gold wurden zu den Farben der Demokratiebewegung in Deutschland. Zum ersten Mal wurden die Farben auf dem Hambacher Fest 1832 verwendet. Sie wurden später zu den Farben der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR.
Nachdem Fürst Metternich als Staatskanzler von Österreich praktisch den führenden Einfluss in Deutschland hatte, verhängte er mit Hilfe der Karlsbader Beschlüsse ein Verbot über die Burschaften. 1832 wurde dieses Verbot komplettiert und alle politischen Vereine und Versammlungen, Fahnen und Abzeichen, Feste und Reden wurden verboten. Erst nach und nach kam es zu Lockerungen der Beschränkungen.
Nach der Einigung des Reiches 1871 sahen die Burschenschaften ihr wichtigstes Ziel, den Zusammenschluss der deutschen Staaten, als erreicht an und zogen sich aus dem politischen Leben Schritt für Schritt zurück.
Auf Druck der Nationalsozialisten lösten sich die Burschenschaften im Rahmen der Gleichschaltung auf. Nach 1945 kam es zu Wiedergründungen.
Die Burschenschaften sind heute organisiert in den Korporationsverbänden Deutsche Burschenschaft und Neue Deutsche Burschenschaft. Die Deutsche Burschenschaft sieht sich in der volkstreuen Traditionslinie und vereint Verbindungen aus der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich sowie der Republik Chile. Die Neue Deutsche Burschenschaft betont vor allem ihre Verbundenheit mit dem politischen System der Bundesrepublik Deutschland.
Daneben existieren noch weitere Arten von Studentenverbindungen, die sich Burschenschaft nennen, insbesondere im Schwarzburgbund und im Ring katholischer Deutscher Burschenschaften.