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Reformierte Kirche Trogen

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Hauptfassade der Kirche von Trogen

Die reformierte Kirche Trogen ist ein Kirchengebäude von Johann Ulrich Grubenmann im Stil des Rokoko. Es handelt sich um einen der bedeutendsten reformierten Sakralbauten der Schweiz.

Geschichte

Die Kirche entstand in einem Zeitalter des Aufbruchs, den das frühindustrialisierte Dorf Trogen gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfasst hatte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche prunkvolle Profanbauten im Rokoko- und Régence-Stil, sowie im Stil des Frühklassizismus. Die reformierte Kirche wurde an prominenter Lage am Landsgemeindeplatz 1779 bis 1782 durch den Baumeister Johann Ulrich Grubenmann errichtet. Neben der reformierten Kirche Wädenswil stellt die Kirche von Trogen Grubenmanns Hauptwerk dar.

Aussenbau

Während der Turm mit seiner geschweiften Haube noch deutlich an den Rokoko erinnert, spiegelt die den Platz beherrschende Hauptfassade bereits klassizistische Einflüsse wider. Die Fassade wird durch Ziersäulen und Pilaster toskanischer und ionischer Ordnung sowie durch gekröpfte Gesimse gegliedert. Sie ist mit einem von Vasen bekrönten Gebälk mit typisch frühklassizistischem Zahnschnittfries sowie einem schlichten Dreiecksgiebel abgeschlossen.

Innenraum

Die Kirche bildet einen für den Ostschweizer Spätbarock typischen Längssaal mit Polygonalchor und seitlicher L-Empore. Der flachtonnengewölbte Innenraum ist vielleicht der festlichste und am reichhaltigsten ausgeschmückte des reformierten Barocks in der Schweiz. Die leicht wirkenden, grünlich gefassten Rokoko-Stuckaturen stammen von einem der Moosbrugger-Brüder. Wie oft bei den Mossbrugger-Brüdern werden besonders die bestehenden architektonischen Strukturen wie etwa Fenster und Stichkappen spielerisch durch Stuck hervorgehoben. Originell ist das im Chor turmseitig angebrachte Zifferblatt eines Uhrwerks, das auch von Stuckaturen umspielt wird. Die elegante Kanzel aus Stuckmarmor stammt ebenfalls von den Moosbrugger-Brüdern. Der schmale, kelchförmige Taufstein besteht aus dem hochwertigen Marmor aus Carrara. Die Chororgel im Neorokoko-Stil wurde erst 1894 eingefügt

Bemerkenswert sind die vier spätbarocken Deckengemälde in den Deckenkartuschen von Chor und Schiff. Das Bildprogramm stiftete Hans Conrad Wolf, wobei der Künstler heute nicht mehr bekannt ist. Es umfasst das „Letzte Abendmahl“, den „Kinderfreund Jesus“, die „Himmelfahrt Christi“ sowie eine Allegorie der Erdteile im Chor. Der reformierte Kirchenbau in der Schweiz war vor dem Bau der Kirche Trogen von Schlichtheit und konsequentem Verzicht auf szenische Ausmalung geprägt. Es handelt sich bei den Deckenmalereien von Trogen also um eines der frühesten und bedeutendsten Zeugnisse sakraler Malerei in der reformierten Kirchengeschichte.

Pfarrhaus

Bereits um 1765 wurde nach Plänen des aus dem nahen Teufen AR stammenden Grubenmann das Pfarrhaus erstellt. Das herrschaftliche anmutende Gebäude ist eines von insgesamt sechs Bauwerken des Architekten in Trogen. Bemerkenswert sind die reichhaltigen Rokoko-Stuckaturen von Andreas und Peter Anton Moosbrugger, die hier im Gegensatz zur Kirche auch landschaftliche, figurale und szenische Formen annehmen. Es handelt sich um einen Höhepunkt profaner Rokoko-Stuckatur in der Schweiz.

Literatur

  • Bernhard Anderes: Die Pfarrkirche Trogen. Bern, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, 1992.
  • Joseph Killer: Die Werke der Baumeister Grubenmann - Eine baugeschichtliche und bautechnische Forschungsarbeit. Zürich, Eidg. Techn. Hochschule/A-G. Gebr. Leemann und Co., 1942.
  • Andreas F. A. Morel: Andreas und Peter Anton Moosbrugger - Zur Stuckdekoration des Rokoko in der Schweiz. Basel, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, 1973.

Koordinaten: 47° 24′ 29,5″ N, 8° 27′ 55,5″ O; CH1903: 677497 / 251327