Ruhrgebiet
| Karte | |
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| Basisdaten Ruhrgebiet (RVR-Gebiet) | |
| Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
| Landschaftsverbände: | Rheinland, Westfalen |
| Regierungsbezirke: | Arnsberg, Münster, Düsseldorf |
| Körperschaft: | Regionalverband Ruhr |
| Fläche: | 4.435 km² |
| Einwohner: | 5.317.565 (1. Oktober 2004) |
| Bevölkerungsdichte: | 1.199 Einwohner/km² |
| Höchster Punkt: | 420 m ü. NN (Breckerfeld) |
| Niedrigster Punkt: | 14 m ü. NN (Xanten) |
| Nord-Süd Ausdehnung: | 67 km |
| West-Ost Ausdehnung: | 116 km |
| Geografische Lage: | 51° 12' - 51° 49' n. Br. 6° 22' - 7° 59' ö. L. |
| Kfz-Kennzeichen: | BO, DO, DU, E, GE, HA, HAM, HER, BOT, MH, OB, EN, RE, UN, WES |
| Gliederung des Ruhrgebiets: | 11 kreisfreie Städte, 4 Kreise |
| Website: | www.ruhrgebiet.de |
| Politik | |
| RVR-Verbandsdirektor: | Heinz-Dieter Klink (SPD) |
| Bevölkerung | |
| Arbeitslosenquote: | 13,2 % (4. Januar 2005) |
Das Ruhrgebiet ist ein Ballungsgebiet in Deutschland mit etwa 5 Mio. Einwohnern. Es besteht mehrheitlich aus einer Reihe von zusammengewachsenen, unabhängigen Großstädten. Die Oberzentren der Region, als Städte bereits im Mittelalter entstanden, erreichten ihre heutige Ausdehnung und Struktur mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts.
Da der Begriff auch keine offizielle Verwaltungsbezeichnung darstellt, sind die genauen Grenzen interpretationsabhängig. Im Allgemeinen versteht man das Gebiet des Regionalverbands Ruhr (RVR) als Ruhrgebiet. Eine differenzierte Betrachtung von Kern- und Randzonen des Verbandsgebiets ist sinnvoll.
Geografie
Das Ruhrgebiet ist ein Siedlungs- und Wirtschaftsraum. Es wird grob durch die Flüsse Ruhr im Süden, Rhein im Westen und Lippe im Norden begrenzt. Die östliche Ausdehnung des Ruhrgebiets reicht bis an die Linie Hagen-Hamm. Im Südosten grenzt es an das Sauerland, im Südwesten an das Bergische Land, im Westen reicht das Ruhrgebiet bis weit in die Region Niederrhein hinein und im Norden bis an das Münsterland.
Die Städtelandschaft liegt übergreifend in verschiedenen naturräumlichen Landschaftseinheiten. Im Norden und Osten hat das Ruhrgebiet Anteil an der Westfälischen Bucht, im Süden am Rheinischen Schiefergebirge und im Westen an der Niederrheinischen Tiefebene. Die Kernzone des Reviers wird von den ehemaligen Börden des Hellwegs und der Emscherniederung eingenommen.
37,6% der Fläche des Ruhrgebiets ist bebaut. Der Waldanteil beträgt 17,6%, landwirtschaftlich genutzt werden 40,7% der Fläche, die übrigen Anteile entfallen auf Wasserflächen und sonstige Flächen. Der für eine Industrieregion relativ hohe Anteil an Wald- und Landwirtschaftsflächen erklärt sich nicht nur durch die, ebenfalls zum Regionalverband Ruhr gehörigen vier überwiegend landwirtschaftlich geprägten Kreise, sondern ist auch darauf zurückzuführen, dass auch die kreisfreien Städte des Ruhrgebiets vielfach in ihren Außenbezirken ländlichen Charakter (Landwirtschaft, Wälder) besitzen.
Als Landschaftserscheinung der Industrialisierung und Urbanisierung, also der rasanten Umgestaltung des ursprünglichen Naturraums zu Industrieflächen und der Besiedlung durch das damit einhergehende Bevölkerungswachstum, ist das Ruhrgebiet auch geografisch anerkannt. Im Zuge der Rekultivierung ehemaliger Montanindustrie- und Bergbauflächen entstehen neue Parklandschaften und Naherholungsgebiete wie zum Beispiel der Landschaftspark Emscherbruch im nördlichen Ruhrgebiet.
Geologie
Geologisch wird das Ruhrgebiet regelmäßig über das Vorkommen von Kohle-führenden Schichten des Oberkarbon definiert, mehr oder weniger unabhängig von deren Tiefenlage. Die Kohle-Flöze streifen entlang der Ruhr, z. B. bei Witten, die Oberfläche (der Ausgangspunkt des Ruhrbergbaus war das Muttental) und senken sich nach Norden ab.
In Höhe der Lippe liegen die Flöze in einer Tiefe von 600 bis 800m. Die Mächtigkeit der Schichten liegt durchschnittlich bei einem bis drei Metern. Die Geologie des Untergrundes war entscheidend für die Entwicklung des Kohlebergbaus im Ruhrgebiet.
Bezeichnung
Die geläufigsten Bezeichnungen sind heute Ruhrgebiet und Revier. Seit einigen Jahren etabliert sich im Gebiet des RVR der Begriff Ruhrstadt. Damit manifestiert sich sprachlich das Interesse des Verbandes in Zukunft kommunale Hoheitsrechte für das gesamte Ruhrgebiet zu übernehmen.
Lange Zeit wurden verschiedene Namen für die Region benutzt: „Rheinisch-Westfälischer Industriebezirk“, „Rheinisch-Westfälisches Industriegebiet“, „Niederheinisch-Westfälisches Industriegebiet“, oder „Ruhrrevier“ – während das Wort „Ruhrgebiet“ zunächst nur den Einzugsbereich des Flusses „Ruhr“ benannte. Als Name für die Industrieregion – wie im heutigen Sinn – bürgerte sich die Bezeichnung erst um 1930 ein. Die übrigen Bezeichnungen finden heute kaum noch Verwendung.
Die umgangssprachlichen Begriffe Kohlenpott, Ruhrpott oder einfach Pott (von Pütt für Bergwerk) sind in der Bevölkerung weit verbreitete Eigenbezeichnungen der Region. Sie werden vom RVR gerne für Marketingstrategien genutzt und sind dadurch auch überregional bekannt.
Identifikation
Die Bevölkerung des Ruhrgebiets wird, historisch bedingt, zu den Rheinländern oder Westfalen gezählt. Diese Zugehörigkeit begleitet zumeist, insbesondere in den industriell geprägten Kerngebieten, die Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet. In den Randzonen des RVR, also vor allem in den äußeren Bereichen der Kreise Wesel, Recklinghausen, Unna und dem Ennepe-Ruhr-Kreis fühlen sich Teile der Bevölkerung eher zum Niederrhein, Münsterland oder Sauerland zugehörig, da eine Identifikation mit dem „Ruhrgebiet“ aufgrund der vorwiegend ländlichen Prägung beziehungsweise der historischen Zugehörigkeit zu anderen Gebieten nicht gegeben ist.
Metropolregion Rhein-Ruhr

Das Ruhrgebiet ist mit seinen 5 Millionen Einwohnern nach der Île-de-France, Moskau, Greater London und Istanbul das fünftgrößte Ballungsgebiet Europas und Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr. Diese ist bereits seit 1995 von der Ministerkonferenz für Raumordnung, die in Deutschland über so genannte Europäische Metropolregionen entscheidet, geschaffen worden. Damit ist das Ruhrgebiet auch Teil des von der Europäischen Kommission im Jahr 1999 aufgestellten Europäischen Raumentwicklungskonzeptes (EUREK).
Auf einer Karte betrachtet könnte man das Ruhrgebiet für eine einzige Großstadt halten, da es teilweise keine erkennbaren Grenzen zwischen den einzelnen Städten gibt. So ist das Ruhrgebiet als eine polyzentrische Städtelandschaft zu bezeichnen.
Das Ruhrgebiet ist jedoch auf Grund seiner Geschichte gänzlich anders strukturiert als monozentrisch besiedelten Gebiete, wie beispielsweise Berlin oder Paris, die durch rasches Zusammenwachsen kleinerer Orte und Städte mit einem alles überragenden Zentrum entstanden sind. Die einzelnen Städte des Ruhrgebiets sind jedoch während der Industrialisierung unabhängig voneinander gewachsen.
Die Übergänge zwischen den Städten sind oft durch eine lockere Vorortbebauung und teilweise sogar durch landwirtschaftlich genutzte oder gänzlich unbebaute Gebiete geprägt. Teilweise sind die Stadtgrenzen in der Kernzone des Ruhrgebiets aber auch nur schwer zu erkennen, da die Grenze quer durch dichte Besiedlung verläuft.
Die auf dem verwaltungspolitischen Gedanken der Zusammenführung von einzelnen Kreisen und Städten beruhenden Forderungen, die Einzelstädte zu einer einzigen Stadt Ruhrstadt zusammenzufassen, sind trotzdem immer wieder erhoben, aber gleichermaßen verworfen worden. Der Grund liegt vor allem im starken Eigenleben der großen und mittleren Städte des Ruhrgebiets und darin, dass das Ruhrgebiet auf der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen-Lippe seit jeher unterschiedlichen Landschaftsverbänden und Regierungsbezirken zugeordnet ist; zu Zeiten Bismarcks bis ins Dritte Reich war es offen erklärte Politik, das Ruhrgebiet geteilt zu halten und es nicht zu stark werden zu lassen.
Die gewollte Teilung hat durch die daraus resultierende Konkurrenz der Städte eine der vielfältigsten Kultur- und Freizeitlandschaften Deutschlands entstehen lassen. Von Landespoltikern wird immer wieder das Fehlen von Leuchtturmprojekten als Mangel empfunden; doch gerade die Mittelzersplitterung auf viele kleine und mittlere Projekte führt zu grosser Bürgernähe und zu einem hervoragenden Angebot an Nahbereichserholung.
Verwaltungsgebiet

Die übergeordnete Verwaltungsebene des Ruhrgebiets ist der Regionalverband Ruhr (RVR).
Zu diesem Verband gehören die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Kreise Unna, Recklinghausen und Wesel.
Das Verbandsgebiet verteilt sich über die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe sowie über Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster, deren Verwaltungsstädte jedoch alle außerhalb des Ruhrgebiets liegen. Seit Jahren gibt es die Überlegung, einen Regierungsbezirk Ruhr zu bilden oder sogar alle Städte und Kreise des Ruhrgebietes zu einer Millionen-Metropole zusammen zu schließen.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Änderung des Verbandsgesetzes durch den nordrhein-westfälischen Landtag mit Umwandlung in den Regionalverband Ruhr zum 1. Oktober 2004. Dadurch erhielt der Verband eine wesentliche Kompetenzerweiterung in der regionalen Selbstverwaltung. So können in Zukunft durch den Regionalverband Ruhr überregionale Flächennutzungspläne, so genannte Masterpläne, erstellt werden, welche eine vereinfachte städtebauliche Zusammenarbeit zwischen den Ruhrgebietsstädten ermöglichen sollen.
Die verwaltungsrechtliche Teilung des Ruhrgebiets ist geschichtlich begründet. So führte bereits die Grenze zwischen Franken (Niederfranken) und Sachsen (Westfalen) mitten durch das heutige Ruhrgebiet. Die Emscher bildete zudem innerhalb Westfalens die Grenze zwischen der historischen Grafschaft Mark und dem Vest Recklinghausen. An diesen Grenzen orientieren sich die Gebiete der noch aus preußischer Zeit überkommenen Regierungsbezirke. Etwa zwei Drittel des Ruhrgebiets zählen zu Westfalen (7 kreisfreie Städte, 3 Kreise) und ein Drittel zum Rheinland (4 kreisfreie Städte, 1 Kreis).
Nach den Plänen der Landesregierung soll diese alte Struktur in einer Verwaltungsreform bis 2012 aufgehoben werden. Die Bezirksregierungen sollen durch neue Regionalpräsidien, von denen eines das Ruhrgebiet umfassen soll, ersetzt werden.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte des Ruhrgebiets
Industrialisierung

Die Region, die heute als Ruhrgebiet bezeichnet wird, war Ende des 18. Jahrhunderts landschaftlich vergleichbar mit dem Münsterland und dem Niederrhein – einzelne Städtchen und kleine Dörfer, die vor allem durch die Landwirtschaft geprägt wurden. Anfang des 19. Jahrhunderts waren Duisburg und Dortmund die größten Städte mit mehr als 5.000 Einwohnern. Zur selben Zeit lebten in der Munizipalität Mülheim an der Ruhr im Süden der Region bereits mehr als 11.000 Menschen. Gelsenkirchen und Herne im nördlich gelegenen Emscherland dagegen hatten zu dieser Zeit lediglich einige hundert Einwohner. Kohle wurde zwar schon im 13. Jahrhundert abgebaut – jedoch kann man dabei nicht von Bergbau, sondern eher von Kohlengräberei sprechen. Mit dem wirtschaftlichen Abbau der Kohle ab Anfang des 19. Jahrhunderts entlang der Ruhr begann für das Ruhrgebiet die Industrialisierung. Frühe Kerne der Industrialisierung bildeten einzelne Eisenhütten (St. Antony-Hütte ab 1758 in Oberhausen-Osterfeld; Gutehoffnungshütte ab 1782 in Oberhausen-Sterkrade und Eisenhütte Neu-Essen ab 1791 in Oberhausen-Lirich). Hier entstanden wichtige frühe Technologien der Eisenerzeugung und Maschinen, die den wirtschaftlichen Abbau der Kohle förderten.
Innerhalb weniger Jahre entstanden über 220 Zechen, bis 1850 waren es fast 300. Aus der Kohle wurde vor allem in Kokereien Koks gewonnen, welches in den Hochöfen der angesiedelten Eisen- und Stahlhütten zur Roheisen- und Stahlerzeugung benötigt wurde. Noch bevor die Kohlevorkommen entlang der Ruhr erschöpft waren, entstanden weiter nördlich neue Zechen. Der Ruhrbergbau wanderte, den Flözen in die Tiefe folgend, von Süden nach Norden, von der Ruhr an die Emscher und schließlich zur Lippe. Laut Veröffentlichungen von Prof. Dr. Roland Günter hat es insgesamt etwa 3.200 einzelne Zechen im Ruhrrevier gegeben.
Die Erschließung des Ruhrgebiets als Lieferanten für Kohle und Stahl für die aufstrebende Industrie förderte die Gründung vieler Eisenbahngesellschaften. Siehe hierzu: Eisenbahngeschichte im Ruhrgebiet
Aufgrund der wirtschaftlichen Expansion wurden Arbeitskräfte angeworben. Die Bevölkerungszahlen stiegen explosionsartig. Die alten Städte am Hellweg erwachten zu neuer Blüte. Vormalige Dörfer entlang der Emscher entwickelten sich zu Großstädten. Qualifizierte Facharbeiter der Bergwerke wurden vielfach in Arbeitersiedlungen, sogenannten Zechenkolonien, untergebracht. Der Ruhrkohlenbezirk wuchs zum größten industriellen Ballungszentrum Europas an.
Strukturwandel
Seit Beginn der Kohlekrise im Jahr 1958 befindet das Ruhrgebiet sich in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels, der von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten gekennzeichnet ist. Die Industriezweige, auf die sich das Ruhrgebiet begründete, Steinkohleförderung und Stahlindustrie werden rar: Es gibt nur noch 7 fördernde Bergwerke, eine Kokerei in Bottrop und ein Rohstahlwerk in Duisburg. In der Ruhr- und Emscherzone der Region sind die Zechen inzwischen stillgelegt. Bergbau findet heute vor allem in den Randzonen des Ruhrgebiets statt, in Kamp-Lintfort am linken Niederrhein, nördlich von Westerholt oder in Haltern. Von Hamm aus hat der Abbau inzwischen das Münsterland erreicht. Die Förderung ist auf wenige Anlagen "Verbundbergwerke" konzentriert. Während dessen sind jüngere Industrien wie Maschinenbau und Elektronik und nichtindustrielle Branchen wie der Dienstleistungssektor noch nicht ausreichend nachgewachsen. Ein wichtiger Schritt vom Produktions- zum Forschungsstandort waren die Neugründungen von Universitäten in Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen.

Als positives Beispiel des Strukturwandels kann man den Bau der drei Automobilwerke des Autoherstellers Opel 1962 in Bochum bezeichnen. Die Werke boten den unter Tage ausgebildeten Schlossern, Elektrikern usw. einen Arbeitsplatz in einer anderen Branche. Allerdings hat mittlerweile auch die Automobilindustrie mit Strukturproblemen zu kämpfen und steht in der Gefahr, zu den "alten Industrien" zu zählen.
Auch die einst angesiedelte Elektroindustrie ist heute ein Problemfall. Blaupunkt in Herne hat bereits 1989 wieder geschlossen, Siemens in Witten wurde 1999 verkauft, das Werk steht ebenfalls vor der Schließung. Auch bei Nokia in Bochum kam es 2004 zu Stellenabbau.
Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA), die von 1989 bis 1999 im Ruhrgebiet tätig war, unterstützte den Strukturwandel. In ihrem Rahmen wurden ca. zweieinhalb Milliarden Euro in die Region investiert, alte Industriegelände wurden umgenutzt bzw. in Industriemuseen umgewandelt (Emscher Landschaftspark).
Nach wie vor aber gilt das Ruhrgebiet als eine strukturschwache Region. Die Gesamtarbeitslosenquote des Ruhrgebiets ist unter den regionalen Großräumen die höchste der westdeutschen Bundesländer.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ausgeschöpfte Steinkohlereviere und Industriebrachen werden heute renaturiert, touristisch vermarktet oder anderweitig genutzt. Einige charakteristische Gebäude wurden Industriedenkmäler, so zum Beispiel die ehemalige Hütte Duisburg-Meiderich, die heute als Landschaftspark Duisburg-Nord bekannt ist. Weitere Beispiele für neue Nutzungen sind der Gasometer Oberhausen, der Nordsternpark in Gelsenkirchen, der Bottroper Tetraeder, die Essener Halde Schurenbach, der Duisburger Innenhafen oder die Jahrhunderthalle (Bochum). Die Zeche und Kokerei Zollverein wurde 2001 von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt. Auch die Emscher, früher der „Abwasserkanal des Ruhrgebiets“, wird seit einigen Jahren renaturiert. In Dortmund entsteht auf einem ehemaligen Stahlwerksgelände der Phoenix-See. Die „Route der Industriekultur“, die ähnlich den in Deutschland bekannten „Weinstraßen“ oder „Burgenstraßen“ konzipiert ist, steuert die wichtigsten industriegeschichtlichen Stätten des Ruhrgebiets an und dient als Ausgangsbasis für die Vermarktung des Ruhrgebiets als Tourismusregion. Mit Großveranstaltungen wie der RuhrTriennale oder den Ruhrfestspielen sowie zahlreichen Theatern, Kunstwerkstätten und Ausstellungen hat sich im Ruhrgebiet eine lebendige Kulturszene etabliert, die vielerorten schon so eingeschätzt wird, dass sie eine der kulturell interessantesten Regionen Deutschlands markiere. Beachtenswert ist dabei auch die Szene moderner Tanzlandschaft, die auf dem Gelände von Zeche Zollverein als PACT Zollverein, jungen Tänzern aus aller Welt ein Forum für den zeitgenössischen Tanz bietet, wie es sonst in der BRD kaum zu finden ist.
Sprache
Historisch gehört die Region an Rhein, Ruhr und Emscher zum Niederdeutschen Sprachgebiet. Doch ist die Zahl der Sprecher des Plattdeutschen inzwischen sehr gering. Heute wird im Ruhrgebiet vor allem Hochdeutsch gesprochen, mit leichtem westfälischen oder niederrheinischen Akzent. Die übliche vulgärwissenschaftliche Denkweise, Dialekte nur als geographische Varianten zu betrachten, und die kollektive Wahrnehmung des Ruhrgebiets als eine industriell geprägte Einheit führte auch dazu, dass immer wieder versucht wird, die Sprache der dort lebenden Menschen einheitlich als Ruhrdeutsch zu bezeichnen. Die Verhältnisse sind allerdings komplexer. Die Sprachvarietäten im Ruhrgebiet werden teils als Dialekte, teils als Soziolekte eingeordnet. In neuerer Zeit ist der Begriff Regiolekt aufgekommen, zu dem das Ruhrdeutsch nach Ansicht der meisten Sprachforscher gerechnet werden kann.
Fußball
In keiner anderen Region Deutschlands wird der Fußball-Sport derart geliebt und gelebt wie im Ruhrgebiet. Die zwei bekanntesten Vereine sind Borussia Dortmund und Schalke 04. Beide Vereine haben die höchsten Zuschauerzahlen im deutschen Vereinsfußball (Dortmund ca. 80.000 Besucher pro Spiel, Schalke ca. 60.000). Des Weiteren spielt in der Bundesliga noch der MSV Duisburg, sowie in der 2. Bundesliga der VfL Bochum. Daneben existieren unzählige Amateur- und Hobbyvereine. Weitere Traditionsvereine sind dabei: Rot-Weiss Essen, Rot-Weiss Oberhausen, SG Wattenscheid 09, Westfalia Herne, SV Sodingen, Sportfreunde Katernberg, Spielvereinigung Erkenschwick oder Hamborn 07. Diese Fußballbegeisterung ist mit keiner anderen Stadt oder Region in Deutschland zu vergleichen.
Zu Zeiten der Hochkonjunktur von Stahl und Zeche, hatten viele Hütten Werksmannschaften, die die Begeisterung im Ruhrgebiet schon sehr früh schürten. Die Begeisterung für den Fußball ist dadurch zu begründen, das dieser zu einem grossen Ausgleich zum dunklen "Unter Tage" Leben sorgte.
Verkehr
Autobahnen
Die drei Autobahnen A 2 und A 42 und A 40 bilden jeweils in Ost-West-Richtung die drei Hauptachsen des Kraftfahrzeugverkehrs, von Nord nach Süd verlaufen A 3, A 43, A 45 und A 59. Insbesondere der regional so genannte „Ruhrschnellweg“, die A 40, (teilweise auch als B1 geführt) ist für seinen Beinamen „Ruhrschleichweg“ bekannt, da er eine der Straßen mit dem bundesweit höchsten Verkehrsaufkommen ist und durch tägliche Verkehrsstaus geprägt ist.
Eisenbahn
Wichtigste Knotenbahnhöfe des Personenfernverkehrs sind die Hauptbahnhöfe in Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen Hagen, Hamm, Oberhausen und Wanne-Eickel. Dem Dortmunder Hauptbahnhof ist der große Abstellbahnhof Dortmund Bbf an der Strecke nach Hamm angeschlossen. Wesentlich zur infrastrukturellen Erschließung des Ruhrgebietes mit Anbindung des Rheinlands trägt die S-Bahn Rhein-Ruhr bei. Die Hauptlast der regionalen Verkehrsleistungen tragen allerdings die RegionalExpress-Linien. Fast alle RE-Linien führen vom Rheinland übers Ruhrgebiet ins östliche Westfalen. Der beabsichtigte Ausbau des RegionalExpress-Netzes (MetroExpress NRW) scheitert an den gegenwärtigen finanziellen Schwierigkeiten des ÖPNV. In Witten betreibt die Deutsche Bahn das Eisenbahnausbesserungswerk in der Nähe des Hauptbahnhofes. Hier ist für 2005 eine neue Produktionshalle geplant.
Im Güterverkehr ist das Ruhrgebiet als Ganzes auch bei insgesamt zurückgehender Bedeutung der Eisenbahn in Deutschland, nach ihrer Privatisierung und der Verlagerung vieler Eisenbahntransporte auf den Straßenverkehr weiterhin der größte Eisenbahnkomplex Europas mit mehreren Rangierbahnhöfen (Hagen-Vorhalle, Hamm (Westf) Rbf, Oberhausen-Osterfeld Süd, Schwerte (Ruhr) und Wanne-Eickel Hbf) sowie mit noch immer zahlreichen Anschlussbahnen des Bergbaues und der Schwerindustrie.
Stadtbahnnetz
In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstand ein durchgehendes Straßenbahnnetz, das (mit Umsteigen) eine durchgehende Straßenbahnfahrt von Bonn bis Werne ermöglichte. In den 1950er Jahren wurden viele Straßenbahnlinien stillgelegt, dennoch ist es auch heute noch möglich, von Witten über Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim an der Ruhr, Duisburg und Düsseldorf bis nach Krefeld mit der Straßenbahn zu fahren.
In den 1960er Jahren entstand der Plan, die überwiegend meterspurigen Straßenbahnstrecken durch ein normalspuriges Stadtbahnnetz Rhein-Ruhr zu ersetzen.
Schifffahrt

Das bedeutendste Gewässer in verkehrstechnischer Hinsicht im Ruhrgebiet ist in der heutigen Zeit der Rhein. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Namensgeberin des Ruhrgebiets, die Ruhr, einer der wichtigsten Transportwege.
In Datteln kreuzen sich vier Kanäle, Rhein-Herne-Kanal (RHK), Wesel-Datteln-Kanal (WDK), Datteln-Hamm-Kanal (DHK) und Dortmund-Ems-Kanal (DEK) die damit den größten europäischen Knotenpunkt für die Binnenschifffahrt bilden. Der Ruhrschifffahrtskanal verbindet außerdem den Rhein (Duisburger Hafen) mit dem Mülheimer Rhein-Ruhr-Hafen. Der Gesamtumschlag an den Kanälen des Ruhrgebiets beträgt etwa 25 Mio. Tonnen.
Sowohl der größte Binnenhafen als auch der größte Kanalhafen Europas befinden sich im Ruhrgebiet. Der Duisburger Hafen „duisport“, der vom Rhein, von der Ruhr und vom Rhein-Herne-Kanal zu erreichen ist, gilt als Verkehrsdrehscheibe der deutschen Binnenschifffahrt. Er hat einen jährlichen Umschlag von etwa 70 Mio. Tonnen. Im Gegensatz dazu hat der Dortmunder Kanalhafen trotz seiner Größe in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Rückgang der Stahlerzeugung erheblich an Bedeutung verloren.
Flugverkehr

Der einzige internationale Verkehrsflughafen im Ruhrgebiet ist der Flughafen Dortmund, auf dem jährlich über 1 Mio. Passagiere abgefertigt werden. Bedeutender sind jedoch die beiden Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn, die für Passagiere aus dem Ruhrgebiet gut erreichbar sind. Der Düsseldorfer und der Kölner Flughafen sind über das Schienennetz der deutschen Bahn und zahlreiche Autobahnen in kurzer Zeit aus dem Ruhrgebiet erreichbar.
Privatflug-Verkehr findet auf dem Flughafen Essen-Mülheim statt und auf den Lippewiesen in Hamm. Darüber hinaus existieren an der Peripherie des Ruhrgebiets zahlreiche Segelflugplätze für Vereine, u.a. in Kamen-Heeren, Kirchhellen / Schwarze Heide und in Schwerte.
Siehe auch
- Portal:Ruhrgebiet
- Liste der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet
- Liste der Persönlichkeiten aus dem Ruhrgebiet
- Liste der Bahngesellschaften und Strecken im Ruhrgebiet
- Ruhrdeutsch
- Karneval im Ruhrgebiet
- Kulturfestival "Extraschicht"
- Rhein-Ruhr
- Rheinschiene
Literatur
- Ralf Rothmann: Stier, Suhrkamp, Ffm., 1997, ISBN 3518403834
- Heinrich Böll, Chargesheimer: Im Ruhrgebiet. Kiepenheuer und Witsch, Köln Berlin 1958. ISBN B0000BGOBH
- Gerd Willamowski, Dieter Nellen, Manfred Bourrée: Ruhrstadt. Die andere Metropole. Klartext Verlag, Essen 2002. ISBN 3884748955
- Gerd Willamowski, Manfred Schüller: Der Pott kocht. Pomp, Essen 2001. ISBN 3893552219
- Günter Drozdzewski, Vera Mügge, Volker Wrede: Von Korallenriffen, Schachtelhalmen und dem Alten Mann. Klartext, Essen 2005. ISBN 3898614395
- Wilhelm und Gertrude Hermann: Die Blauen Bücher, Die alten Zechen an der Ruhr. Langewiesche 2000. ISBN 3784569927
- Claudia Kressin: Dietrich Grönemeyer - Mein Ruhrgebiet. Gespräche und Begegnungen. Klartext, Essen 2004. ISBN 3898612910
- Reinhard Felden, Axel Föhl: Das Ruhrgebiet. Ellert & Richter 2002. ISBN 3831900302
- Nina Grontzki, Gerd Niewerth, Rolf Potthof: Als die Steine Feuer fingen. Klartext, Essen 2003. ISBN 3898612082
- Inge Zander, Ralph Lueger: Der Pott. Erlebnis Ruhrgebiet. Droste Regional 2001. ISBN 377001135X
- Roland Günter: Im Tal der Könige. Ein Handbuch für Reisen zu Emscher, Rhein und Ruhr. Klartext, Essen 2004. ISBN 388474044X
- KVR: Das Ruhrgebiet packt aus. Bottrop 1996
- KVR/RVR: Standorte. Jahrbuch Ruhrgebiet. Essen 1995 ff.
- N.N.: Faszination Ruhrgebiet. Route der Industriekultur. Historisches Filmmaterial (89 min). Essen 2004 (DVD)
Weblinks
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- Website des Regionalverbands Ruhrgebiet
- Regionalkunde Ruhrgebiet
- Route Industriekultur
- Online-Magazin für das Ruhrgebiet ruhr-guide.de
- Umfangreiche Linksammlung der RUB
- GeoPark Ruhrgebiet
- Bibliothek des Ruhrgebiets
- Bilderserie, insbesondere aus Bochum
- Kompakte Fotodokumentation der Region
- Metropol Region Ruhrgebiet
- Lexikon der Ruhrgebietsterminologie
