Atari
Atari, Inc.
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Rechtsform | Incorporated |
Gründung | 1972 |
Sitz | New York City, New York, USA |
Leitung | David Pierce, CEO Bruno Bonnell, Vorsitzender und Chief Creative Officer Diane Price Baker, ausführende Vizepräsidentin und CFO |
Mitarbeiterzahl | 232 (2006) |
Umsatz | 218 Millionen USD (2006) |
Website | www.atari.com |
Das US-amerikanische Unterhaltungselektronikunternehmen Atari wurde am 27. Juni 1972 von Nolan Bushnell und Ted Dabney gegründet und gilt als technologische Keimzelle und Vorreiter vieler Entwicklungen der Kommunikationsbranche in der heutigen Zeit.
Anfang bis Mitte der 1980er Jahre stieg das nun auch international operierende Unternehmen Atari Corp. zum größten Entwickler und Hersteller von Videospielen für Spielhallenautomaten, Heimvideospielsysteme (z. B. Atari VCS 2600) und Heimcomputer (Atari 400/800/1200/130/XL/XE) auf. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Videospielbranche 1984 und nach dem Wechsel der Unternehmensführung verlagerte Atari den Schwerpunkt der Produkte durch Einführung der ST-Computerbaureihe erfolgreich auf den Heimanwenderbereich. Ab Anfang der 1990er Jahre erlitt das Unternehmen drastische Umsatz- und Gewinneinbrüche; 1996 wurden die letzten noch verbliebenen Abteilungen aufgelöst.
Der Markenname Atari ging 2001 an den französischen Konzern Infogrames über, der heute wieder unter dem Namen Atari firmiert.
Geschichte
Die frühen Jahre

1972 gründeten Nolan Bushnell und Ted Dabney in Kalifornien das Unternehmen Atari. Der Begriff „Atari“ wurde dabei dem Wortschatz des Go-Spiels entlehnt; später wurde das Logo in Form des stilisierten japanischen Berges Fuji hinzugefügt. Der von Bushnell ursprünglich vorgesehene Firmenname Syzygy war bereits anderweitig vergeben.
Inspiriert vom in Studentenkreisen beliebten Großrechner-Spiel Spacewar! entwickelten Bushnell und Dabney Anfang der 1970er Jahre ein Automatenspiel namens Computer Space, wobei diesem Projekt aufgrund der umständlichen Steuerung kein kommerzieller Erfolg beschieden war. Der wirtschaftliche Durchbruch gelang schließlich mit einem Pong-Automaten und der Heimversion in Form eines am Fernseher anschließbaren tragbaren Gerätes. Diese Pong-Konsole markiert den Beginn der kommerziellen Videospieleära.
1975 arbeiteten Steve Jobs und Steve Wozniak, die späteren Mitgründer von Apple Computer, kurze Zeit für Atari. Unter ihrer Federführung entstanden u. a. eine verbesserte Pong-Heimkonsole (mit einem Minimum an Transistoren) und das Videospiel Breakout. Ab 1976 arbeiteten die Atari-Entwickler an der Fertigstellung des revolutionären Videospielsystems mit dem Codenamen Stella (später als Atari VCS 2600 vermarktet). Der Mangel an Eigenkapital zur Deckung der Entwicklungskosten resultierte im Verkauf von Atari an Warner Communications im Oktober 1976 für 28 Millionen US-Dollar.
Warner Communications und Atari
1978 verließ Nolan Bushnell Atari. In den darauf folgenden beiden Jahren wurden zahlreiche Studien zu Heimcomputern und verschiedenen Videospielkonsolen angefertigt und entsprechende Prototypen teilweise bis zur Produktionsreife gebracht. 1979 startete die Produktion und der Verkauf der ersten Atari Heimcomputer sowie der Atari VCS 2600 Videospielkonsole, die sich bald zu Verkaufsschlagern entwickelten. In dieser Zeit entstanden zudem die ersten Spielhallenautomaten mit Vektorbildschirm (Lunar Lander, 1979) und mit Battlezone (1980) ein völlig neues Spielegenre: der sogenannte First-Person-Shooter.
1980 trennten sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der Geschäftsleitung die Programmierer David Crane, Larry Kaplan, Alan Miller und Bob Whitehead von Atari, um am 25. April 1980 Activision zu gründen. 1981 kehrte auch der Chefentwickler der Heimcomputerabteilung Jay Miner Atari den Rücken und gründete das Unternehmen Amiga, um eigene Projekte zu verfolgen, deren Verwirklichung ihm unter Ataris Federführung unmöglich schienen.
Ein Börsenskandal im Dezember 1982 zwang Raymond Kassar, am 7. Juli 1983 die Geschäftsführung aufzugeben. Unter der Leitung seines Nachfolgers James Morgan wurde die Zusammenarbeit mit Jay Miner und dessen Unternehmen Amiga verstärkt, bis hin zur gemeinsamen Konzeption des sogenannte Lorraine-Projekts, eines auf der Motorola-68000-CPU basierten Heimcomputersystems. Dieses sollte die XL-Reihe um eine neue 16-Bit-Modellreihe erweitern. Der Vertrag zwischen beiden Firmen sah eine Lieferung des Chipsatzes Lorraine bis Ende Juni 1984 vor. Im Juli 1984 verkaufte Warner Communications die Konsolen- und Computerabteilung von Atari an Jack Tramiel, den entlassenen Gründer von Commodore. Tramiel versuchte schon seit März mit seiner Firma „Tramel Technologies Ltd.“ Amiga endgültig zu kaufen. Commodore (unter Irving Gould) bot kurz vor Ende der 24-Stunden-Frist knapp das Doppelte von Tramiel und bekam den Zuschlag. Das Lorraine-Projekt wurde, nachdem das Unternehmen Commodore die Aktienmehrheit am Unternehmen Amiga gewonnen hatte, zunächst in Amiga, mit dem Erscheinen weiterer, kompatibler Modelle dann in Amiga 1000 umbenannt.
Die Tramiel-Ära

Nach guten geschäftlichen Erfolgen im Videospielemarkt kam es bald zur ersten ernsthaften Krise – 1983 machte Atari einen operativen Verlust von 536 Millionen US-Dollar. Daraufhin suchte Warner Communications verlustträchtige Unternehmenssektionen Ataris abzustoßen und fand am 2. Juli 1984 im kurz zuvor bei Commodore entlassenen Jack Tramiel einen Käufer für die kriselnde Heimcomputer-Sparte. Die Spielhallenautomaten-Abteilung verblieb bei Warner Communications, nun jedoch unter dem Namen Atari Games Corp. (existent bis 2003).
Unter Jack Tramiels Ägide wurde von Shiraz Shivji, dem Hauptentwickler des Commodore 64, der Atari ST innerhalb von nur fünf Monaten zur Prototypenreife gebracht und im Januar 1985 auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas als Atari 130ST und 520ST der Öffentlichkeit vorgestellt. Im April erfolgte bereits die Produktion und Auslieferung der ersten 520ST Computer in größeren Stückzahlen. Der 520ST sollte sich in den nächsten Jahren hauptsächlich aufgrund eines integrierten MIDI-Interfaces insbesondere im Bereich der professionellen Musikproduktion großer Beliebtheit erfreuen. Bis 1993 wurde die Angebotspalette um etliche ST-Modelle und Betriebssystemversionen (TOS) erweitert, um auch weiteren Anforderungen des Heimcomputermarktes wie etwa der Möglichkeit des Betriebs am heimischen Fernseher gerechtwerden zu können.
Ab den 1990er Jahren verlor Atari aufgrund mangelnder Verarbeitungsqualität und umstrittener firmenpolitischer Entscheidungen unter Tramiel entscheidende Marktanteile an die Anbieter von Personal Computern. Dies führte beispielsweise nach der CeBIT 1992 in der Niederlassung Atari Deutschland zu einer großen Entlassungswelle und kurz darauf zum Rückzug auch aus anderen europäischen Ländern in die Niederlande, von wo der Vertrieb hauptsächlich nach Osteuropa aufrechterhalten wurde.
Das Ende

Im November 1993 startete Atari mit der Videospielkonsole Jaguar eine weitere Produktoffensive im Videospielesegment. Die Verkaufszahlen blieben jedoch weit hinter den Erwartungen und den Entwicklungskosten zurück und zehrten die letzten Rücklagen auf. Am 30. Juli 1996 übernahm die JTS Corporation, ein Hersteller von Festplatten, vermutlich als Werbeaktion, alle Aktien von Atari und läutete damit das Ende des Videospieleherstellers ein.
Die Rechte an Atari gingen am 22. Februar 1998 von der inzwischen insolventen JTS Corporation für fünf Millionen US-Dollar an Hasbro Interactive über. 2001 übernahm der französische Computerspielehersteller Infogrames für 100 Millionen US-Dollar Hasbros gesamte Computerspiel-Sparte,[1] einschließlich der Markenrechte an Atari, und nutzte den Namen Atari seitdem für seine eigenen Aktivitäten.
Wiederbelebung als Softwarepublisher

Die von Hasbro übernommenen Entwicklungsabteilungen namens Hasbro Interative wurden nach kurzzeitiger Umfirmierung zu Infogrames Interactive schließlich in Atari Interactive umbenannt. Daneben verwendete die bereits zuvor zu Infogrames gehörende amerikanische Publishing-Tochter Infogrames Inc. (ehemals GT Interactive) den Namen als Label für ihre Produktveröffentlichungen,[2] bevor sie schließlich ab dem zweiten Quartal 2003 selbst zu Atari Inc. umfirmierte. Infogrames Spielesparte in Europa firmierte im selben Zug seither als Atari Europe, die britische Niederlassung als Atari UK. Ebenso verfuhr das Unternehmen mit anderen Geschäftsbereichen, die jedoch alle unter der Leitung der Konzernholding namens Infogrames S.A. verblieben. Die Geschäftsaktivitäten beschränkten sich ausschließlich auf die Herstellung und den Vertrieb von Spielesoftware. Erst 2005 knüpfte das neue Atari mit der Retro-Spielkonsole Atari Flashback noch einmal an seine Hardware-Tradition an.
Anfang April 2007 reagierte das Unternehmen auf zurückgehende Umsätze und sprach rund 20 % der Beschäftigten die Kündigung aus [3].
Im November 2007 gab Atari USA bekannt, seinen Vertrieb auf Nord-Amerika zu beschränken, wodurch in den USA Arbeitsplätze eingespart werden sollen. Atari Europa steht zu diesem Zeitpunkt finanziell gut bis sehr gut da.
Atari versuchte juristisch gegen Berichterstattungen in Online-Medien vorzugehen.[4][5]
Im Mai 2009 wurde bekannt, dass sich Atari endgültig aus Europa zurückzieht, um sich verstärkt auf den Onlinebereich und hier insbesondere nur noch den nordamerikanischen Markt zu konzentrieren. Dies ging einher mit der schrittweisen Übernahme des Distributions-Geschäftszweigs Atari Europe durch den japanischen Publisher Namco Bandai Games, der die Einrichtungen unter neuem Namen zum Vertrieb und zur Vermarktung eigener Spiele in Europa nutzte.[6] Ebenfalls 2009 firmierte auch die Konzernholding Infogrames S.A. zu Atari S.A. um.[7]
Videospielkonsolen
- Home Pong (1975)
- Super Pong (1977)
- Atari 2600 (1977, auch als Atari VCS bezeichnet)
- Atari 2800 (1982, japanische Version des 2600, in Nordamerika als „Sears Video Arcade II“ verkauft)
- Atari 5200 (1982)
- Atari 7800 (1986)
- Atari Jaguar (1993)
Tragbare Videospielkonsolen
- Touch Me (1978)
- Super Breakout (1980)
- Space Invaders (1980)
- Atari Lynx (1989)
Konzeptstudien im Prototyp-Stadium
- Atari 2000 „Val“ (1981)
- Atari 2200 „Bonnie“ (1983) – 1986 als Atari 2600jr. erschienen
- Atari 2500 (1981)
- Atari 2700 „RC Stella“ (1982)
- Atari 3000 „Graduate Computer“ (1983)
- Atari 3200 „Video System X“ (1982) – 1982 als Atari 5200 erschienen
- Atari 3600 „Maria“ (1983) – 1986 als Atari 7800 erschienen
- Atari Panther (1991)
- Atari JagDuo (1995)
- Atari Jaguar 2 (1996)
Heimcomputer
Mit MOS-6502-CPU (8-Bit-Systeme)
Siehe auch Atari Heimcomputer
- Atari 400 und Atari 800 (29. August 1979)
- Atari 1200 XL (1982/1983) wurde nur ein Jahr lang und nur in den USA verkauft
- Atari 600 XL, Atari 800 XL (September 1983)
- Atari 65 XE, 800 XE und 130 XE (April 1985)
- Atari XE Game System (November 1987)
- Atari Lynx I + II (1989)
Mit Motorola-680X0-CPU
16-Bit-Systeme
Siehe auch Atari ST
- Atari 260 ST, STD, STFM (Juni 1985)
- Atari 520 ST, ST+, STM, STF, STFM (1985/1986)
- Atari 1040 STF, STFM (1986)
- Atari Mega ST 1, 2 und 4 (1987)
- Atari 1040 STE, 520 STE, 4160 STE (1989)
- Atari Stacy (1989, portables Gerät)
- Atari MegaSTE (1991)
- Atari ST Book (1992, portables Gerät, in geringen Stückzahlen verkauft – ca. 1000 Einheiten)
32-Bit-Systeme
- ATW 800 (1988, Atari Transputer Workstation)
- Atari TT (1990)
- Atari Falcon 030 (1992)
PC/IBM-kompatible Geräte
Von 1987 bis 1991 produzierte Atari ebenfalls IBM-kompatible PCs.
- PC1, PC2, PC3, PC4, PC5
- ABC 286/30, ABC 386SX II, ABC 386DX II, ABC N386SX
- Atari Portfolio (1989, portables Gerät)
Computer- und Videospiele (Auszug)
- Act of War: High Treason
- Act of War: Direct Action
- Alone in the Dark (damals Infogrames)
- Atari Flashback II
- Atari Flashback
- Backyard Sports
- Boiling Point: Road to Hell
- Bullet Witch
- Crashday
- The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena
- Dark Earth
- Dragon Ball GT: Transformation
- Dragon Ball Z: Budokai
- Dragon Ball Z: Sagas
- Dragon Ball Z: Super Sonic Warriors 2
- Dragon Ball Z: Super Sonic Warriors
- Dragon Ball Z: The Legacy of Goku
- DRIV3R (2004)
- Driver 2 (2000)
- Driver: Parallel Lines (2006)
- Driver (1999)
- Dungeons and Dragons online
- Enter the Matrix
- Fahrenheit (Computerspiel) (Indigo Prophecy in den USA)
- Godzilla: Destroy All Monsters Melee
- Godzilla: Save the Earth
- Ikaruga
- Marc Ecko’s Getting Up: Contents Under Pressure
- Mission: Impossible: Operation Surma
- Monopoly Tycoon
- Naruto: Ultimate Ninja
- Neverwinter Nights
- Neverwinter Nights 2
- Retro Atari Classics
- RollerCoaster Tycoon – Serie
- Terminator 3: The Redemption
- Test Drive Unlimited
- The Matrix: Path of Neo
- The Temple of Elemental Evil
- The Witcher
- Transformers
- Chris Sawyer’s Locomotion
- Tycoon City: New York
- Unreal Tournament
- White Gold: War in Paradise
Siehe auch
Weblinks
- Website von Atari, ehemals Infogrames
- Interview mit dem deutschen Atari-Geschäftsführer aus den 1980er Jahren Klaus Ollmann
- Atari bei MobyGames (englisch)
Online-Museen und Archive
- Atari Museum – Vollständige Dokumentation aller Computer und Videospielekonsolen von Atari nebst Fotos, Entwicklungsunterlagen, Prototypen und Unternehmensinterna (englisch)
- atarimuseum.de – Deutschsprachiges Online-Museum
- 8Bit-Museum – Online-Museum über den 8-Bit-Computer und verwandte Technik
- AtariMania – Umfangreiches Programmarchiv (englisch)
- EDV-US Museum – Online-Museum über 8-Bit und 16-Bit Computer sowie Spielkonsolen
Foren und Portale
- atari-home.de – Die größte deutschsprachige Community für ATARI 16/32 Bit Computer
- Atari Wiki (z. Zt. noch im Aufbau)
- AtariAge – Der Treffpunkt für Atari-Enthusiasten weltweit (englisch)
- ABBUC e.V. – AtariBitByterUserClub. Der ABBUC e.V. ist der größte Atari-8-Bit-User-Club der Welt
- atari.org – The definitive Atari Ressource – Zentrales Portal mit News, Diskussionsforen, Software-Downloads, Spezialseiten zu Projekten, usw.
- Planet Atari – Atari Jaguar, Lynx, VCS 7800 und VCS 2600
- The Little Green Desktop – Atari ST Abandonware Spieleseite
Einzelnachweise
- ↑ Company News; Hasbro Completes Sale Of Interactive Business — New York Times, New York Times, 30. Januar 2001. Abgerufen am 2. November 2009
- ↑ http://www.theregister.co.uk/2003/05/07/infogrames_rechristens_itself_atari/
- ↑ Julian Pohl: Atari – Umstrukturierung kostet Arbeitsplätze. rebell.at, 5. Februar 2007, abgerufen am 12. Juli 2009.
- ↑ Christian Stöcker: Spieleindustrie setzt Fachpresse unter Druck. Spiegel Online, 26. Juni 2008, abgerufen am 12. Juli 2009.
- ↑ Atari verlangt Löschung negativer Kritiken am Spiel Alone in the Dark. Heise online, 22. Juni 2008, abgerufen am 12. Juli 2009.
- ↑ Atari verschwindet aus Europa. Golem.de, 14. Mai 2009, abgerufen am 12. Juli 2009.
- ↑ Atari Sheds Infogrames Branding : News from. 1UP.com, abgerufen am 2. November 2009.