Zaun
Ein Zaun ist eine künstliche Einfriedung und trennt zwei Gebiete dauerhaft oder auf Zeit durch eine von Menschen geschaffene Abgrenzung. Anders als eine Mauer oder Wand ist er jedoch transportabel, teilweise duchlässig und besteht gewöhnlich aus Holz, Draht, Aluminium oder Stahl, gelegentlich auch aus Beton oder Vollkunststoff. Ein Zaun kann knie- oder haushoch , wenige Zentimeter oder viele Tausende Kilometer lang sein, je nach Verwendungszweck. Gelegentlich sind Zäune farbig gestrichen, lasiert oder lackiert, moderne Holzzäune meist imprägniert, Drahtzäune kunststoffbeschichtet.
Von einem Hindernis, einer Barriere oder Absperrung trennt ihn die klar definierte Grenzziehung, wenn auch die Begriffe gelegentlich in synonymer Bedeutung verwandt werden.
Vorrangig dient er der deutlichen Kenntlichmachung von Besitzverhältnissen an Grund und Boden im öffentlichen Raum.
Der Zaun wird dazu eingesetzt, um Menschen und/oder Tiere daran zu hindern, sich von einem Gebiet in ein anderes zu bewegen, z.B. auf Weiden, in Zoos, in Gefängnissen oder Gefangenenlagern. Er dient auch der Abgrenzung von staalichen Territorien. So trennte der Grenzzaun mitten durch Deutschland über Jahrzehnte die DDR von der BRD; aktuell ist der rund 700 km lange "Sicherheitszaun" entlang der Grünen Linie in Israel, der israeliches Kerngebiet vom Westjordanland trennt.
Unternehmen verwenden Zäune zur Absicherung ihrer Gewerbe- und Industriegebiete gegen Unbefugte ebenso wie Privatleute zur Sicherung ihre Grundstücke wie ein Eigenheim ode einen Garten. Auch in Landschaftsschutzgebieten werden sie eingesetzt; Im Straßenbau werden Krötenzäune zum Schutz von Amphibien in der Nähe ihrer Wanderwege angelegt.
Zudem kann der Zaun dazu verwandt werden, ein bestimmtes Objekt vor den Blicken Unbefugter in der Öffentlichkeit zu verbergen. Ein dem Zaun verwandtes Gebilde in geschlossenen Räumen wird Gitter genannt. Nicht selten erfüllt der Zaun aber auch nur ein dekorative Zwecke, z.B. als Rankhilfe bei der Gartengestaltung.
Seinen Ursprung hat der Zaun nicht in Deutschland, sondern in der England. Andere Kulturen, z.B. in Irland, grenzen ihre Grundstücke mit Trockenmauern voneinander ab, wieder andere mit Hecken oder Wassergräben. Es gibt auch in Deutschland Regionen, die gewollt keine Zäune bauen: So sind z.B. die Bewohner des alten Fischerdorfes (Neuendorf auf der OstseeinselHiddensee bis heute stolz darauf, auf Umzäunungen jeder Art ihrer Grundstücke von alters her zu verzichten.
Die ältesten Zauntypen waren Flechtzäune und Staketenzäune, wie sie heute noch bei traditionell gepflegten Bauerngärten gibt. Häufig verwendete robuste Holzarten sind Edelkastanie, Lärche, Eiche, Fichte, Kiefer und Weide.
So wie in jeder Landschaft traditionell unterschiedliche Haustypen zu finden sind, so sind in den verschiedenen Gegenden Deutschlands, Europas und der Welt auch unterschiedliche Zaunformen entstanden, die das Gesamtbild einer Landschaft bedeutend mitprägen. So spielten Zäune in der Entwicklung des amerikanischen Westens eine wichtige Rolle, um die Besitzverhältnisse bei den riesigen Rinderherden klar abzugrenzen. Es kam um die seit den 1870er Jahren mit Stacheldraht versehenen Zäune sogar zu Weidekriegen.

Vorschriften für Zäune
Umzäunungen sind in Deutschland vorgeschrieben:
- bei offenen Hochspannungsanlagen (Umspannwerken, selbststrahlenden Sendemasten). Umspannwerke werden meist mit Metallzäunen umgeben, auf denen sich Stacheldraht befindet. Zur Umzäunung selbststrahlender Sendemasten werden zur Vermeidung von Wirbelstromverlusten häufig Holzzäune verwendet.
Allerdings müssen mit Stromschiene elektrifizierte Bahnen nicht vollständig eingezäunt sein.
- bei Anlagen mit gefährlichen beweglichen Teilen (zum Beispiel bei Fahrgeschäften in Vergnügungsparks)
- bei Sprengstofffabriken und -lagern
- bei Steinbrüchen
- bei den meisten Industrieanlagen
- bei Flugplätzen
- bei Militärgeländen
- bei Gefängnissen
- bei Zoos und Tierparks
Auch für die Anlage privater Gartenzäune bestehen von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich gehandhabte lokale Vorschriften.
Verschiedene Zauntypen
Je nach Einsatzgebiet kommt eine andere Art und Größe von Zaun zum Einsatz:
Maschendrahtzaun
Der Maschendrahtzaun oder auch Diagonaldrahtgeflechtzaun besteht aus Pfosten und Drähten. Die Drähte sind dabei zu Maschen verflochten. In definierten Abständen wird ein Pfosten im Boden verankert und Drähte zwischen diesen Pfosten gespannt. Die Dichte der Drähte richtet sich dabei nach dem Zweck des Zauns. Grobe Maschen halten große Lebewesen auf, feine Maschen kleine.
Bei einem speziellen Einsatzgebiet eines Maschendrahtzauns, z.B. um Vieh- und Pferdeweiden, wird an diesen eine elektrische Spannung angelegt. Er besteht in der Regel nur aus einem Draht, der an einer Batterie angeschlossen ist und der von Pfosten zu Pfosten gezogen wird.

Metallzaun
Der Metallzaun oder auch Gittermattenzaun wird aus Stahl oder Aluminium gefertigt. Die Metallstäbe können voll, quadratisch oder rechteckig sein, aber auch zu geschwungenen Mustern und Ornamenten verwoben sein.
Sowohl Draht- als auch Metallzäune sind heute in der Regel zum Schutz gegen Korrosion verzinkt.
Der Lattenzaun besteht aus senkrecht stehenden Latten, welche durch zwei oder drei Querbalken miteinander verbunden sind. An diese Querbalken werden in regelmäßigen Abständen Latten angebracht. Der Querschnitt der Latten ist rechteckig oder rohrförmig.
Eine ältere Form des Lattenzauns ist der Staketenzaun. Der Querschnitt der Staketen ist rohrförmig oder quadratisch, oben abgeschrägt. Im Gegensatz zum Lattenzaun werden die Staketen jeweils an einem unteren und einem oberen Querbalken befestigt.
Eine alte Zaunform, die früher besonders in Bayern üblich war, ist der Hanichlzaun. Er wird aus halbierten und oben zugespitzten Fichten- oder Tannenstämmen hergestellt.
Jägerzaun
Der Jägerzaun, auch Scheren- oder Kreuzzaun, wird noch heute in manchen Landstrichen sehr gerne beim Privathausbau angelegt. Besonders häufig trifft man ihn in geschlossenen Siedlungsformationen. Bei diesem etwa 80 Zentimeter hohen Zaun sind die oben zugespitzten Latten nebeneinander X-förmig an zwei Querbalken befestigt.

Der Palisadenzaun, auch Lanzenzaun, ist ebenfalls senkrecht ausgerichtet und vor zwei Querbalken befestigt. Die einzelnen Palisaden haben einen runden oder rohrförmigen Querschnitt und sind oben mitSpitzen versehen, was sie besonders für kletternde Kinder äußerst gefährlich und gelegentlich zur tödlichen Falle macht.
Der Bohlenzaun ist ein besonders blickdichter Zaun, bei dem die einzelnen Bohlen bzw. Latten einseitig bzw. beidseitig versetzt angeordnet sind.
Bretterzäune werden meistens als Sichtschutz z. B. bei Baustellen, eingesetzt oder als Schutz vor Sachbeschädigungen. Dabei werden Bretter zwischen den einzelnen Pfosten befestigt.
Flechtzaun
Der aus biegsamen Profilbrettern waage- oder senkrecht verflochtene Flechtzaun gehört zu den ältesten Zaunformen und wirkt sehr natürlich; klassisches Holz ist Weide.
Betonzaun
Betonzäune werden privat und gewerblich eingesetzt. Sie werden in Handarbeit hergestellt, nur die Pfosten werden einbetoniert. Zwischen den einbetonierten Pfosten werden Zaunplatten eingesetzt.
Weidezaun
Der Weidezaun, wird dort gebraucht, wo man Tiere einzäunen möchte. Meistens verwendet man dafür Rundpfähle aus Fichte/Tanne mit Halbrundlatten aus demselbigen Material, oder das dauerhafte Akazienholz. Die Höhe des Zaunes für Pferde sollte ca. 150 - 160 cm sein.
Der elektrische Weidezaun besteht aus Drähten oder (zur besseren Sichtbarkeit) drahtdurchzogenen Kunststoffbändern, über die in kurzen Abständen Stromimpulse fließen. Diese versetzen Tieren - oder unvorsichtigen Wanderern - bei Berührung einen unangenehmen, aber nicht gefährlichen Stromschlag.
Etymologie des Wortes Zaun
Das deutsche Wort Zaun ist verwandt mit dem englischen Wort town (Stadt) und dem niederländischen Wort tuin (Garten). Es bezeichnete also ursprünglich nicht das Hindernis selbst, sondern das von ihm umschlossene Gebiet. Das alte deutsche Wort dafür war hag, was jedoch einen "Zaun" aus natürlichem Material wie z.B. eine Dornenhecke bezeichnete.
Sonstiges
In der deutschen Kulturgeschichte wird der Zaun, insbesondere in Gestalt des Gartenzauns, oft gleichgesetzt mit kleinbürgerlicher Spießigkeit. Gemeinsam mit dem Gartenzwerg steht er Kritikern auch als Synonym für Rechthaberei und kleinkariertes Besitzdenken: Der berühmt-berüchtigte "Streit am Gartenzaun" unter Nachbarn war Anlass für zahlreiche Zivilprozesse und gab Stoff ab für Fernsehsendungen. Stefan Raabs Song Maschendrahtzaun um einen Nachbarschaftsstreit im sächsischen Vogtland hatte 1999 eine Zeitlang Kultstatus. Andere wiederum sehen vor allem im Gartenzaun ein Symbol für Gemütlichkeit und häusliche Harmonie.
Über´n Gartenzaun ist eine Gartensendung von Radio Bremen.
Einen Blick über den Gartenzaun werfen meint redensartlich, seinen Horizont über die eigene kleine Welt hinaus erweitern; vgl. auch Einen Blick über den Tellerrand werfen.
Einen Streit vom Zaun brechen meint redensartlich, mit Absicht - unberechtigten - Streit anfangen.
Sie nicht mehr alle auf dem Zaun haben bedeutet soviel wie durchgeknallt sein.
Jemandem einen Wink mit dem Zaunpfahl bzw. mit der Zaunlatte geben heißt soviel, wie jemandem sehr deutliche Hinweise zu geben, ohne die Angelegenheit direkt anzusprechen.
Der Lattenzaun ist ein bekanntes satirisches Gedicht von Christian Morgenstern.
Weblinks
- Informative Linkliste zum Thema "Zaun"
- Gut gemachte Service-Seite des Wiener Umweltamtes
- Vorschriften der Stadt München zum Gartenzaun
- Wissenswertes rund um en Zaun im Bauerngarten
- Schräges Mundartgedicht zum Thema "Streit am Zaun"
Siehe auch
Baustellenzaun, Einfriedung, Garten, Grenze, Hecke, Hof, Mauer, Palisade, Stacheldraht, Maschendraht, Sicherheitszaun, Krötenzaun