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Klassifikation

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Eine Systematik (auch Klassifikation, Taxonomie) ist eine planmäßige Darstellung von Klassen, Kategorien oder anderen Konzepten, welche nach bestimmten Ordnungsprinzipien gestaltet ist.

Nota bene: Umgangssprachlich wird ein planmässiges Vorgehen auch gerne als systematisch bezeichnet; siehe Systematisches Vorgehen.

Die einzelnen Klassen werden in der Regel durch den Vorgang der Klassifikation, das heißt durch die Einteilungen von Objekten anhand bestimmter Merkmale, gewonnen und hierarchisch angeordnet. Die Anwendung einer Klassifikation auf ein Objekt heißt Klassifizierung.

Es lassen sich zwei Klassifikationsstrukturen unterscheiden:

  • Monohierarchie (starke Hierarchie): Jeder Gattungsbegriff hat mehrere Artbegriffe und jeder Artbegriff hat genau einen Gattungsbegriff, wodurch nur eine eindimensionale Suche möglich ist.
  • Polyhierarchie (schwache Hierarchie): Jeder Begriff hat mehrere Unterbegriffe und jeder Unterbegriff kann mehr als einen Oberbegriff besitzen, da unterschiedliche Merkmale des Begriffs berücksichtigt werden, sodass eine mehrdimensionale Suche möglich wird.

Beispiele für Systematiken sind die Biologische Systematik des Systema Naturae von Carl von Linné, die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) und verschiedene Bibliothekssystematiken (siehe unten).

Systematiken werden zur Dokumentation (dort spricht man eher von 'Klassifikation'), in der Warenwirtschaft (dort spricht man eher von 'Warengruppen') und in der Wissenschaft (dort spricht man eher von 'Systematik') verwendet. Ziel einer Systematik ist es, einen Überblick über die darin geordneten Objekte zu verschaffen (Analyse) und die thematische Suche unter ihnen zu ermöglichen (Ordnung).

In Klassifikationssystemen lassen sich zwei Bezeichnungsarten unterscheiden:

  • Verbale Begriffsbezeichnung als Bezeichnungen aus der natürlichen Sprache
  • Künstliche Bezeichnungen durch eine Notation, die aus Zahlen, Sonderzeichen oder Buchstaben bestehen kann. Die Identifikation der in einer Klassifikation abgelegten Objekte kann durch eine Signatur geschehen.

Leistungen von Klassifikationssystemen sind:

  • Zusammenfassung von isolierten Inhalten zu Klassen
  • Durch Notationen eindeutigere Begriffsbeschreibung
  • Umgehung scheinbarer Verwandtschaftsbeziehungen
  • Verbesserung der Präzision und Ballastvermeidung im Information Retrieval

Vorteile von Klassifikationssystemen sind:

  • Universalität, d h. Orientierung auf den gesamten Bereich der Wissenschaft (Universalklassifikation) oder auf Teilgebiete (Fachklassifikationen).
  • Kontinuität, d. h die Verwendung über einen längeren Zeitraum.
  • Aktualität, d.h. Fähigkeit zur Berücksichtigung neuer Erkenntnisse.
  • Flexibilität durch Expansivität, d.h. Möglichkeit zur Erweiterung des Klassifikationssystems.
  • gute Anwendbarkeit im Kontext des World Wide Web, da Klassifikationssysteme sich gut in Hypertext-Systemen abbilden lassen (z.B. Open Directory Project)

Nachteile von Klassifikationssystemen sind:

  • Systematik ist vorab festgelegt und relativ unbeweglich
  • vorwiegend hierarchische Strukturen
  • keine syntagmatische Verknüpfung der Begriffe
  • eine Anpassung an den Fortschritt der Fachgebiete ist meist schwer umzusetzen
  • Sachverhalte werden oft in Klassen "gezwängt", in die sie nicht vollständig passen, was zu einer Erschwerung des Suchvorganges und zu einem möglichen Informationsverlust führen kann.

siehe auch: Verzeichnis, Begriff, Rubrik, Register (Nachschlagewerk)

Beispiel für die Klassifizierung eines Buches

In der Regensburger Verbundklassifikation gibt es die Klasse der mit der Notation NU 3025 für die Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Die dazu gehörende Klasseneinteilung ist folgende:

  • N Geschichte
  • NU Geschichte der Wissenschaften und des Unterrichtswesens
  • NU 1500-7950 Geschichte der Wissenschaften
  • NU 2500-4250 Geschichte der wissenschaftlichen Institutionen
  • NU 2500-4215 Universitäten und Hochschulen
  • NU 3000-3329 Deutschsprachige Universitäten
  • NU 3025 Berlin/Humboldt-Universität

Die meisten Klassifikationen sind streng monohierarchisch aufgebaut, d.h. eine Klasse kann nur eine Oberklasse haben. Zur Klärung der Bedeutung einzelner Klassen setzt man u.a. Kommentare (so genannte Scope Notes) und Verweisen zwischen verwandten Klassen ein. In den meisten Systemen können Objekte auch mehreren Klassen zugeordnet werden.

Das Buch Kommilitonen von 1933 über die Vertreibung von Studierenden der Berliner Humboldt-Universität ist beispielsweise zusätzlich den Klassen AL 50712 (Geschichte des Hochschul- und Universitätswesen der Humboldt-Universität) und NU 7100 (Sonstige Geschichte der Studenten als Teil der Geschichte der Wissenschaften) zugeordnet. In anderen Fällen muss jedoch eine Klasse als Einteilung genügen. Die Signatur in Bibliotheken, die den Aufstellungsort eines individuellen Buches bezeichnet, muss eindeutig sein, denn es kann nur an einer Stelle aufgestellt werden. Umgekehrt können mehrere Bücher dieselbe Signatur besitzen.


Beispiele von Klassifikationen