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Freie Wohlfahrtspflege

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Unter der freien Wohlfahrtspflege versteht man die Gesamtheit aller Hilfen bei sozialer, gesundheitlicher und sittlicher Gefährdung bzw. Not vorbeugend oder heilend zum Wohle der Gesellschaft oder des Einzelnen, die auf freigemeinnütziger Grundlage und in organisierter Form geleistet werden.

Deutschland

In der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) sind die sechs „Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege“ in Deutschland zusammengeschlossen. Sie haben jeweils eine Vielzahl von Mitgliedsverbänden bzw. -organisationen. Diese Spitzenverbände sind:

Es handelt sich hierbei um gemeinnützige Organisationen, die ihr Handeln an z. B. religiösen (Caritas, Diakonie, ZWST), humanitären (DRK, Paritätischer Wohlfahrtsverband) oder politischen (AWO) Überzeugungen orientieren. Die Verbände sind selbstlos tätig und verfolgen nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Unter dem Dach der Wohlfahrtsverbände arbeiten eine Fülle meist rechtlich selbständiger Organisationen. So betreiben Wohlfahrtsverbände bzw. deren rechtlich eigenständigen Unterorganisationen (Landes-, Diözesan-, Bezirksverbände, Kirchengemeinden oder eingetragene Vereine, gemeinnützige GmbHs) Krankenhäuser, Kindergärten, Altenheime u. v. a. m. Weit über 50 Prozent aller sozialen Einrichtungen in Deutschland sind in Trägerschaft der FW. Ein großer Teil der Arbeit wird von Menschen freiwillig und unentgeltlich im Ehrenamt geleistet. Allerdings nimmt die Bereitschaft der Menschen, sich im Rahmen von Wohlfahrtsverbänden zu organisieren, in den letzten Jahren kontinuierlich ab (Krise des Ehrenamtes). Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Attraktivität der besonderen Werte, die die einzelnen Verbände repräsentieren, nachlässt (siehe auch Freier Träger).

Der Deutsche Caritasverband und das Diakonische Werk sind in den vergangenen Jahrzehnten zum weltweit größten privaten Arbeitgeberverbund aufgestiegen. Im Bereich der christlichen Wohlfahrtspflege werden bei etwa 1,5 Millionen Beschäftigten jährlich rund 45 Milliarden Euro umgesetzt. In der Bevölkerung ist die weitreichende Refinanzierung dieses karitativen Engagements kaum bekannt. Spenden und Eigenmittel (z.B. aus der Kirchensteuer) dienen heutzutage der Finanzierung staatlicherseits nicht unterstützter ergänzender Aktivitäten, die sich aus der weltanschaulichen Grundüberzeugung der Verbände ergeben.

Der staatlicherseits erwünschte freie Wettbewerb zwischen den Wohlfahrtsorganisationen hat in den vergangenen Jahren zu einer Ökonomisierung der Einrichtungen geführt, so dass eine kritische Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln aus dem Jahre 2004 („Auf den Schultern der Schwachen“)[1] als teilweise überholt gelten kann.

Finanzierung

Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände wird zu weit über 90 Prozent aus staatlichen Mitteln bzw. den Sozialversicherungen finanziert. Mehrheitlich handelt es sich dabei um Leistungsentgelte (z. B. aus der Pflegeversicherung), teilweise gibt es auch pauschale Zuschüsse. Im Zuge der globalen Einsparungen des Staates verlegen sich die Träger der freien Wohlfahrtspflege darüber hinaus auch immer mehr auf die Erwirtschaftung von Einnahmen in rein wirtschaftlichen oder zumindest wirtschaftsnahen Bereichen (z.B. Betreibung eines Semiorencafes, Landschaftspflege, etc.) Ebenfalls an Bedeutung gewinnt insbesondere seit 2007 mit dem erleichterten Zugang von NGO's an europäische Fördermittel, die Finanzierung von zeitlich begrenzten Aktivitäten(Projekten) aus den unterschiedlichsten EU-Finanzierungsinstrumenten. Hier liegt Deutschland weit hinter dem europäischen Durschnitt, gleichbedeutende STrukturen in Frankreich oder Italien sind in der Einwerbung europäischer Mittel zur Finanzierung ihrer Arbeit vergleichsweise effizienter. Beispiel haft seihen hierfür insbesondere die jeweils in den Mitgliedsstaaten verwalteten Europäischen Sozialfonds (ESF) genannt, aber auch EU-Aktionsprogramme wie DAPHNE, LLP oder auch Europa für Bürgerinnen und Bürger.

Einzelnachweise

  1. http://ahz-ochs.de/pdf_dateien/IWStudieWohlfahrt.pdf

Siehe auch

Sozialwirtschaft