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Benutzer:Matthias Becker/Spielwiese IV

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Neues Projekt Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg.

Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Andere Namen Grasleben
Abbautechnik Querschlägiger Firstenbau
Förderung/Jahr 1 Mio. t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft esco
Beschäftigte 180
Betriebsbeginn 1911
Geförderte Rohstoffe
Abbau von /bis 1922 Kalisalz
Größte Teufe 670 m
Abbau von bis 1922 Kalisalz
Rohstoffgehalt 10 %
Geographische Lage
Koordinaten 52° 18′ 10″ N, 11° 1′ 0″ OKoordinaten: 52° 18′ 10″ N, 11° 1′ 0″ O
Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg (Niedersachsen)
Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg (Niedersachsen)
Lage Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg
Standort Bahnhofstraße 15, 38368 Grasleben
Gemeinde Grasleben
Land Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Revier Magdeburg-Halberstädter Kali-Bezirk

Das Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg ist ein aktives Steinsalzbergwerk mit angegliederter Fabrikanlage zur Produktion von Speise-, Auftau- und Industriesalzen (z.B. für Kältemittel oder für die Chloralkalichemie) in Grasleben, Landkreis Helmstedt. Es ist das letzte in Niedersachsen von insgesamt fünf Steinsalzbergwerken in der Bundesrepublik Deutschland .

Ursprünglich wurde die Grube zur Gewinnung von Kalisalz angelegt. Unmittelbar vor und während des Zweiten Weltkrieges existierte eine unterirdische Heeresmunitionsanstalt in einem Teil der Schachtanlagen.

Geologie

Die Entstehung des Salzstocks im oberen Allertal

Der Salzstock des oberen Allertales ist eine von etwa 200 bekannten Lagerstätten dieser Art in Norddeutschland. Die Salzschichten, aus denen dieser entstand, bildeten sich zur Zeit des Zechsteins vor rund 260 Millionen Jahren, als Meerwasser in einem flachen Becken verdunstete (Evaporation). Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Male, so dass durch Übersättigungs- und Fällungsprozesse verschiedene Wechsellagen von Steinsalz, Kalisalzen und Anhydrit entstanden. Später wurden die Salzschichten durch weitere Ablagerungen überdeckt und liegen heute in etwa 3000 m Teufe. In einer Schwächezone zwischen zwei Gebirgsschollen haben die Salze die Hangendschichten des Buntsandsteins durchstoßen (→ Halokinese). Das Salz im oberen Teil des Salzstockes wurde durch das Grundwasser gelöst und fortgeschwemmt. Zurück blieben schwerlöslicher Anhydrit und Ton. Diese bildeten den sogenannten Gipshut über der eigentlichen Salzlagerstätte.

Geographische Lage und Ausdehnung

Der Salzstock des oberen Allertals erstreckt sich entlang des Urstromtales der Aller etwa 10 km östlich von Helmstedt in südöstlich-nordwestlicher Richtung über eine Länge von etwa 40 bis 50 km von Eilsleben in Sachsen-Anhalt bis nach Grasleben in Niedersachsen. Die Breite beträgt im Mittel 2 km. Die westliche Begrenzung bildet der Lappwald. Es wird angenommen, dass der Salzstock von Rothenfelde die Fortsetzung eines Zechsteinsattels bildet, zu dem auch der Salzstock des oberen Allertals gehört.[1].

Mineralogie

Das Deckgebirge über dem Salzstock wird aus Tonschichten des Pleistozän gebildet. Der Salzspiegel liegt in etwa 300 Meter Teufe. Der Salzstock besteht hauptsächlich aus Steinsalz mit Anhydrit- und Kalisalz-Einlagerungen, die aus Sylvin, Sylvinit, Hartsalzen oder Carnallit bestehen können. Die Salzlagerstätte ist tektonisch sehr stark gefaltet.

Geschichte und Technik

Aufschlussgeschichte

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wiesen die Bohraktivitäten der späteren Gewerkschaft Burbach auf preußischem Staatsgebiet abbauwürdige Kalilager nach. Mit dem Abteufen des Schachtes Marie in Beendorf im Jahr 1897 begann die bergmännische Erschließung des Salzstockes im oberen Allertals.

Die braunschweigische Landesregierung sicherte sich 1895 in ihrem Hoheitsgebiet die Rechte an der Aufsuchung und Gewinnung von Salzlagerstätten, die bis dahin bergfrei gewesen waren. Nachdem sich das Herzogtum Braunschweig an der Gewerkschaft Asse beteiligte, unterblieben eigene Aktivitäten im Allertal. Die Rechte wurden schließlich 1910 an ein Konsortium verkauft, dass von der Firma F.C. Krüger & Co. aus Hannover geleitet wurde. Am 27. August 1910 wurde die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg gegründet und am 21. Dezember 1910 in das Handelsregister eingetragen. Dem Vorstand gehörten neben dem Vorsitzenden Friedrich Carl Krüger Paul The Losen und dem damaligen Direktor der Deutschen Bank Walter Bürhaus aus Düsseldorf, Paul Narjes aus Hannover, Ernst Herwig aus Braunschweig, der Schweizer Karl Wehrli-Thielen, sowie Fabrikant Eugen Maggi aus Zürich an. Die Gewerkschaft bestand zunächst aus 1000 Kuxen, ab 1912 aus 1500 Kuxen, von denen der braunschweigische Staat 500 Stück besaß.

Als Berechtsamen waren insgesamt 29 Millionen m² (15 preußische Maximalfelder) in den Gemeinden Marienthal, Grasleben, Querenhorst und Helmstedt vorhanden, die 1912 um weitere 70 Millionen m² erweitert wurden.

Nachdem das Land Braunschweig bereits eine Bohrung niedergebracht hatte, folgten drei weitere durch die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg. Dabei erschloss die Bohrung II zwei Kalilager zwischen 749 und 752 und zwischen 756 und 770 Metern Teufe. Bohrung IV, in streichender Richtung 1000 Meter vom Schacht Walbeck entfernt, traf bei 336 Meter auf Steinsalz und zwischen 520 und 538 Metern auf Kalisalz. Die Bohrung V durch die Internationale Bohrgesellschaft erreichte bei 326 Meter Steinsalz, bei 419 Meter ein zwei Meter und bei 427 ein 30 Meter mächtiges Kalilager. Der Ansatzpunkt lag 2500 Meter westlich von Grasleben.

Schachtanlage Braunschweig-Lüneburg I (Grasleben)

Geologisches Profil des Schachtes Grasleben

Auf der Basis der Salzaufschlüsse wurde an der Stelle der Bohrung VI im Januar 1911 mit dem Abteufen des ersten Schachtes Grasleben begonnen. Die Arbeiten am 5500 mm weiten Schacht wurden von der Rheinisch-Westfälischen Schachtbaugesellschaft mbH in Essen ausgeführt und waren mit Schwierigkeiten durch Wasserzuflüsse behaftet. Ein Wasserabschluss wurde schließlich mit einem in 82 Meter Teufe reichenden und einem weiteren Tübbingausbau zwischen 161 und 301 Metern Teufe gewährleistet. Der Schacht wurde bei einer Endteufe von 600 Metern 1916 fertiggestellt. Übertage entstanden die notwendigen Betriebsgebäude wie Schachthalle mit Fördergerüst, Fördermaschinenhaus, Kesselhaus, Kaue und Werkstätten, sowie Rohsalzmühle und die Fabrikanlagen. Zur Entsorgung der Endlaugen erfolgte ein Anschluss an die gemeinsam mit den Burbach-Kaliwerken errichtete 60 km lange Abwasserleitung an die Elbe.


Schachtanlage Braunschweig-Lüneburg II (Heidwinkel I)

Schachtanlage Braunschweig-Lüneburg II (Heidwinkel I) 1988

Rund 2500 Meter vom Schacht Grasleben entfernt wurde im April 1912 mit dem Niederbringen eines zweiten Schachtes, der Schachtanlage Heidwinkel I begonnen. In nur 14 Monaten war der 670 Meter tiefe Schacht vollendet, so dass bereits am 1. November 1913 mit der Produktion von Kalisalzen zuerst auf der Anlage Heidwinkel begonnen wurde. Das geförderte Rohsalz wurde zuerst durch eine Drahtseilbahn, später durch eine Schmalspureisenbahn zur Fabrik am Schacht Braunschweig-Lüneburg I transportiert. Da das braunschweigische Staat nicht zwingend zwei Schächte für ein Bergwerk vorschrieb, wurden Heidwinkel und Grasleben zunächst untertägig nicht verbunden und blieben rechtlich eigenständige Bergwerke. Der Schacht Grasleben erhielt einen Wetterscheider und es durften aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 80 Mann unter Tage sein.

Betrieb als Kaliwerk von 1914 bis 1922

Die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg setzte große Erwartungen an die Kalivorkommen in Grasleben, so dass bei Nord-Steimke zwei weitere Kalischächte in Angriff genommen wurden. Der reguläre Abbaubetrieb des Kaliwerkes ab 1914 lieferte aber nur Salze mit Gehalten von lediglich 8-9 % K2O. Dieses zog die Wirtschaftlichkeit des Werkes stark in Zweifel, die beiden zusätzlichen Schachtanlagen wurden nicht mehr weitergeteuft. Dem großen Interesse des braunschweigischen Staates war es zu verdanken, dass der Kalisalzabbau nicht sofort wieder eingestellt wurde. Der Betrieb konzentrierte sich mehr auf die Schachtanlage Grasleben.

Die weiteren Jahre waren geprägt vom Mangel an Arbeitskräften und Materialien, Problemen bei der Energieversorgung, sowie geringeren Absatzmöglichkeiten, hervorgerufen durch Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Diese Situation verbesserte sich auch nach Kriegsende kaum. Im Jahr 1920 musste der Abbau gänzlich eingestellt werden, da zuwenig Produkte nachgefragt wurden. Im Folgejahr dagegen fehlten Eisenbahnwaggons, um das Kalisalz abtransportieren zu können. Da 1921 ein besonders hochwertiges, ausgedehntes Steinsalzlager mit 99% NaCl angefahren wurde, entschloss sich die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg die Kalisalzförderung im Jahr 1922 zu beenden und die Schächte als Kaliwerk zum 1. Juli 1924 entgültig stillzulegen. Die zuletzt durch die Kaliprüfungsstelle erteilten Beteiligungsziffern am Deutschen Kalisyndikat betrugen für den Schacht Braunschweig-Lüneburg I 89 % und für den Schacht Braunschweig-Lüneburg II 78 % der durchnittlichen Beteiligung aller Kaliwerken.

Betrieb als Steinsalzwerk von 1925 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

In den Jahren von 1922 bis 1925 wurde die Kalifabrik auf die Verarbeitung von Steinsalz umgebaut, nicht mehr benötigte Anlagenteile wurden abgerissen. Zum Zeitpunkt der Produktionsaufnahme 1925 erhielt das Werk Braunschweig-Lüneburg eine Beteiligungsquote von 12,6 % am Deutschen Steinsalzsyndikat GmbH. Wegen der hohen Qualität des Rohsalzes wurde hauptsächlich Speisesalz hergestellt. Das aufbereitete Salz wurde aber auch zur Herstellung von Kühlmitteln, als Auftausalz, für das Gerben von Leder, als Hilfsstoff bei der Gewinnung von Kupfer und Aluminium und als chemischer Grundstoff für die Salzsäureherstellung, für Chlor, Kunststoffe oder Sprengmittel verkauft. Dabei wurden gut 2/3 auf internationalen Märkten abgesetzt. Ein exotisches Produkt war ein Badesalz namens Grabasol, dass aus gemahlenem Carnallit bestand. 1928 erteilte die Nachfolgeorganisation des Steinsalzsyndikats, die Verkaufsvereinigung Deutscher Steinsalzbergwerk GmbH dem Bergwerk Braunschweig-Lüneburg die seinerzeit höchste Absatzbeteiligung in Höhe von 8,42 %.

Der Hauptförderschacht Grasleben wurde auch weiterhin nicht mit der Anlage Heidwinkel durchschlägig. Das mit 50 gon einfallende und im Mittel 65 Meter mächtige Steinsalzlager wurde in Teufen zwischen 400 und 490 Meter Teufe im querschlägigem Firstenbau gewonnen. Dazu wurde von einem hölzernen Gebrück aus bis in 12 Metern Höhe mit elektrischen Drehbohrmaschinen Sprenglöcher in die Firste gebohrt. Das losgeschossenen Haufwerk wurde auf in den Abbaukammern mit einer Grundfläche von 2500 m² mit Schrappern in Rolllöcher abgefördert. Der Streckentransport in Förderwagen erfolgte auf der 490-m-Sohle.

Das für die Abfüllung in Paketen bestimmte Tafelsalz wurde bereits unter Tage in beiden Schachtanlagen durch Mahlen und Sichten aufbereitet und nach Kundenwunsch Magnesia oder Kaliumjodid beigemengt. Übertage waren automatische Wiege- und Abpackmaschinen vorhanden, die Faltschachteln wurden selbst produziert. Das übrige Salz wurde in der Fabrik gemahlen und je nach Verwendung in verschiedenen Körnungen abgesiebt.

Muna Heidwinkel 1936 bis 1945

Schachtanlage Braunschweig-Lüneburg III (Heidwinkel II) 1988

Die Schachtanlage Heidwinkel wurde 1936 von der Wehrmacht übernommen und stand von da an nicht mehr zur Steinsalzgewinnung zur Verfügung. In den Grubenräumen sollte Munition geschützt eingelagert werden. Dazu benötigte man einen zweiten Schacht. Um die Munitionsanstalt vom Bergwerksbetrieb unabhängig zu machen, wurde von 1937 bis 1939 der Schacht Heidwinkel II abgeteuft. Der spätere dritte Schacht der Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg erhielt einen Durchmesser von vier Metern und eine kompakte Befahrungseinrichtung. Im April 1945 wurde die Muna Heidwinkel durch britische Besatzungstruppen eingenommen.

Das Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg von der Nachkriegszeit bis heute

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde zuerst die Förderung in der Schachtanlage Grasleben wieder begonnen. Man befürchtete in der ersten Zeit einen Wassereinbruch durch das infolge einer Sprengung durch Sowjetische Truppen ersoffene Kaliwerk Walbeck (U-Verlagerung Bulldogge). Diese Sorge war durchaus berechtigt, da zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Staßfurter Kaligruben durch Wasserzuflüsse aus ihren Nachbargruben durch den Markscheidesicherheitspfeiler hindurch zerstört wurden. Glücklicherweise trat dieses in Grasleben niemals ein.

Die Schachtanlage Heidwinkel I/ II wurde vom Allierten Militär 1949 an die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg zurückgegeben, nachdem die Munitionslager komplett geräumt waren. Von 1949 bis 1953 förderte man hier kurzzeitig Carnallit mit einen durchschnittlichen K2O-Gehalt von 10 %. Die Nachfrage nach dem minderwertigeren Kali ließ schnell wieder nach, so dass die Gewinnung wieder eingestellt und in der Folgezeit nur Speise- und Gewerbesalz auf der Basis von Steinsalz hergestellt wurde.

Leerstehende Teile der alten Kalifabrik wurden 1956 zu einer neuen Kaue und zu Werkstätten, sowie Lagerräumen ausgebaut. Die Förderung betrug im gleichen Jahr rund 200.000 Tonnen und es arbeiteten 400 Mann auf dem Werk. Am 9. Juli 1957 wurden die Schachtanlagen Braunschweig-Lüneburg I und II/III erstmals über eine 2500 Meter lange Verbindungsstrecke auf der 430-m-Sohle durchschlägig. Damit wurde das Bergwerk auch untertägig zu einer Einheit zusammengefasst.

Am 17. April 1959 ereignete sich in der Salzfabrik in Grasleben ein Großbrand, in dessen Folge sämtliche Aufbereitungs-, Verpackungs- und Verladeanlagen erheblich beschädigt wurden. Obwohl man wegen der großen Schäden sogar an eine Betriebsaufgabe dachte, wurde bereits am 15. Mai 1959 wieder mit einem provisorischen Salzversand begonnen.

Heutiger Zustand (2012)

Literatur

  • Dietrich Fulda: Kali: Das bunte, bittere Salz. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1990, S. 78.
  • Dietrich Hoffmann: Elf Jahrzehnte Deutscher Kalibergbau. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1972, S. 60,74–75,104,120.
  • Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland - Band 3: Die Kali- und Steinsalzindustrie. Deutsches Bergbaumuseum, Bochum 1980, S. 261–273.

Einzelnachweise

  1. Deutschlands Kali-Industrie Nr. 24, 1906. Gratisbeilage der „Industrie“, Tageszeitung für Kohlen-, Kali- und Erz-Bergbau von Mittwoch, 15. August 1906, S. 163

[1] esco - 100 Jahre Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg

Kategorie:Magdeburg-Halberstädter Kali-Bezirk