Wolfgang Kohlrausch
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Wolfgang Gustav Theodor Kohlrausch (* 1888 in Hannover; † 1980 in Freudenstadt) war ein deutscher Sportmediziner. Er gilt als Vater der deutschen Krankengymnastik.
Leben
Wolfgang Kohlrausch war der Sohn des Sportwissenschaftlers und Filmpioniers Ernst Kohlrausch und der Urenkel von Friedrich Kohlrausch.
- 1906–1914 Studium der Medizin in Göttingen, Marburg, München und Berlin.
- 1914–1918 Teilnahme am 1. Weltkrieg in Belgien und Frankreich.
- 1916 Heirat mit Charlotte Troeltsch (Tochter des Marburger Nationalökonomen Walter Troeltsch).
- 1918 Dissertation „Erkältungskrankheiten unter dem Gesichtswinkel des Krieges“.
- 1920–1935Arzt in der gymnastischen Abteilung der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin, Leiter des Anthropometrischen Laboratoriums der Deutschen Hochschule für Leibesübungen.
- 1926 Eröffnung einer Krankengymnastik-Schule an der Chirurgischen Universitätsklinik.
- 1928 Habilitation im Fach „Sporthygiene“.
- 1934 Berufung zum außerordentlichen Professor an der Universität Berlin.
- 1935–1941 Leiter des Sportmedizinischen Instituts an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. Staatliche Anerkennung für seine Krankengymnastik-Schule.
- 1941–1944 Ruf als Ordinarius für Bewegungstherapie an die nationalsozialistische Reichsuniversität Straßburg auch dort Leiter einer Krankengymnastikschule.
- 1944-1945 Weiterführung seiner Straßburger Schule in Würzburg
- 1945–1946 Kriegsgefangenschaft in Darmstadt. Spruchkammerverfahren in Wiesbaden, Einstufung als Mitläufer
- 1948–1950 Hauptfachlehrer an der Physiopraktikerschule am Kantonsspital Zürich bei Prof. Albert Böni.
- 1950–1954 Vorlesungen an der Universität Marburg (bis 1963)
- Lehrauftrag an der Universität Frankfurt (1950–1953.)
- Ruhemann-Plakette
- Emeritus ab 1958.
- 1959 Bundesverdienstkreuz
- 1954–1959 Leiter des Sanatoriums Hohenfreudenstadt
- 1959–1968 Mitarbeit im Sanatorium, Privatpraxis, Vortrags- und Verbandsarbeit
- 1966 Hufeland-Medaille
- 1968 Ferdinand-August-Schmidt-Medaille in Gold
- 1978 Gottfried-Boehm-Medaille
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- "Die Sportmedizin war weder eine herausragende Disziplin im medizinischen Fächerkanon – im Gegenteil: sie mußte sich als junge Disziplin erst mühsam in universitären Zusammenhängen etablieren –, noch war sie vernachlässigbar. Ohne die Sportmedizin wären die für die verschiedenen Staatsformen so wichtigen sportlichen Erfolge nicht möglich gewesen. ... Die Person Wolfgang Kohlrauschs hat in diesem Fall etwas Besonderes: er galt als »Vater der deutschen Krankengymnastik«. Kohlrauschs Verdienst, die Krankengymnastik in Deutschland als lehr- und lernbares Fach in Deutschland implementiert zu haben, bleibt unangefochten. ...
- Die Besonderheiten in Kohlrauschs Karriere sind zwar im Detail einzigartig, aber grundsätzlich vergleichbar mit denen anderer Wissenschaftler. Fachliche Verdienste trotz Korrumpierbarkeit und Streben nach Macht sind anthropologische Konstanten, die auch vor so einem harmlos anmutenden Fach wie Sportmedizin und Bewegungstherapie nicht halt machen. Im Jahr 1936 erhielt Kohlrausch eine außerordentliche Professur für Sportmedizin an der Universität Freiburg. Gleichzeitig übernahm er die Leitung des Instituts für Sportmedizin. ...
- Kohlrausch hatte wie die Mehrzahl der Deutschen »die Gestaltung des eigenen Lebensweges ohne größere Widerstände jenen Agenturen und Instanzen des nationalsozialistischen Staates überlassen, die für die Determination der individuellen Entfaltungsmöglichkeiten und Strukturierung der persönlichen Zukunft zuständig waren.« Ein deutscher Arzt, der schon Anfang der zwanziger Jahre in Kürschners Deutschem Gelehrtenkalender erwähnt war, von Hitler persönlich protegiert wurde (als Ordinarius in Straßburg), zur Lichtgestalt der deutschen Krankengymnastik avancierte und das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam, ist nicht irgendein Zeitgenosse des letzten Jahrhunderts." (Uhlmann, S. 6)
Schriften
(Auswahl)
- Erkältungskrankheiten unter dem Gesichtswinkel des Krieges, Med. Diss. 1918, Leipzig 1919.
- Deutsche Hochschule für Leibesübungen. Ihre Einrichtungen, Aufgaben und Ziele, Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 18 (1921), S. 502.
- Physiologie der Leibesübungen (mit F. A. Schmidt), Leipzig 1922. Medizin und Leibesübungen, Mitteilungen der Gymnastischen Gesellschaft Bern 6 (1922/23), S. 28.
- Klapp’sche Kriechübungen, ein gymnastisches System zur Bekämpfung von Rückenschwächen und Wirbelsäulenverbiegungen, 1923.
- Massage und Krankengymnastik, Therapie innerer Krankheiten, hg. von P. Krause und C. Garré, 1 (1926), S. 379.
- Innere Arbeit und Aufgaben des Deutschen Ärztebundes zur Förderung der Leibesübungen, Sportärztetagung Berlin 1925, hg. von W. Kohlrausch, Jena 1926.
- Über sportärztliche Untersuchungen bei Skiläufern (unveröffentlicht)
- Methodik der Körpermessungen, Was muß der Arzt von den Leibesübungen wissen? Gesundheit und Sport Bd. 2, hg. von K.A. Worringen, München 1927.
- Aufgaben und Ziele des Deutschen Ärztebundes zur Förderung der Leibesübungen, Physiologie und Medizin, hg. von Schulte, Stuttgart 1928.
- Unser Körper. Handbuch der Anatomie, Physiologie und Hygiene der Leibesübungen (mit F. A. Schmidt), Leipzig 1928.
- Zusammenhänge von Körperform und Leistung – Ergebnisse der anthropometrischen Messungen an den Athleten der Amsterdamer Olympiade. Arbeitsphysiologie – Zeitschrift für die Physiologie des Menschen bei Arbeit und Sport 2 (1929), S. 187–203.
- Zusammenhänge von Körperform und Leistung – Ergebnisse der anthropometrischen Messungen an den Athleten der Amsterdamer Olympiade, Ergebnisse der sportärztlichen Untersuchungen bei den IX. Olympischen Spielen Amsterdam 1928, hg. von F.J.J. Buytendijk, Berlin 1929.
- Massage und Gymnastik bei Gelenkerkrankungen, Die Behandlung der rheumatischen Krankheiten, hg. von A. Zimmer, Leipzig 1930.
- Kraftverbrauch und Stoßwirkung beim Fahren auf Fahrrädern mit Ballon- bzw. Volldruckreifen, Münchener Medizinische Wochenschrift 77 (1930), S. 399.
- Hockergymnastik, eine Krankengymnastik und Körperschule im Sitzen, (mit Hede Leube) Leipzig 1933/1953/1959/1963/1967/1977.
- Jeder Mensch – ein Schwimmer! Jeder Schwimmer – ein Retter! Illustrierte Monatsschrift der Vereinigten Krankenversicherungs AG 4 (1932), S. 2–3.
- Beutelspirometer, Die Gasmaske 5 (1933), S. 45–50.
- Leibesübungen und Gesundheitspflege, Berlin 1936.
- Gymnastische Frauenbehandlung (mit Hede Leube), Jena 1936, 1948, 1953, 1958.
- Die körperliche Leistung. Ihre Steigerung und Grenzen im Kindes- und Jugendalter, Die Gesundheitsführung der Jugend, hg. von R. Hördemann-Joppich, München 1939, S. 88–150.
- Lehrbuch der Krankengymnastik für innere Krankheiten’’ (mit Hede Leube), Jena 1940/1943/1948/1954/1958.
- Bindegewebsmassage/Reflexmassage. Sonderdruck aus Verhandlungen der Deutschen Orthopädischen Gesellschaft, 38. Kongreß in Hannover, 14.–16. September 1950.
- Krankengymnastik in der Chirurgie, Berlin 1954.
- Bewegungstherapie bei Konstitutions- und inneren Krankheiten, Lehrbuch der Sportmedizin, A. Arnold, Leipzig 1956.
- Massage und Krankengymnastik, Therapeutische Technik für die ärztliche Praxis, hg. von K. Hansen und K. Bloch, Stuttgart 1956, S. 483–536.
- Sport als Mittel zur Prävention und Rehabilitation bei Zivilisationsschäden, Sport als Mittel der präventiven und rehabilitativen Medizin, hg. von H. Mellerowicz, Berlin 1958.
- Die Entwicklung der Bewegungstherapie in den deutschsprachigen Ländern seit 1800, History of Physical Medicine, hg. von S. Licht, Cambridge/Massachusetts 1958.
- Leibesübungen bei Konstitutions- und innerlich Geschädigten, Lehrbuch des Versehrtensports, hg. von H. Lorenz, Stuttgart 1961, S. 455–466.
- In memoriam Prof. Dr. med. h. c. Lit. D. Carl Diem, „Vater des Sportes“, Krankengymnastik 15 (1963), S. 25.
- Rheuma-Gymnastik, Stuttgart 1966.
- Alt werden – Gesund bleiben (mit Kurt Trumpa), Stuttgart 1966.
- Krankengymnastik in der Frauenheilkunde (mit Hede Leube), Stuttgart 1968
- Bewegungstherapie und Rehabilitation (mit Sohn Arnt Kohlrausch), Stuttgart 1971.
Siehe auch
- Physiotherapie; zur Geschichte der Physiotherapie: Physiotherapeut
- Heilgymnastik, Massage, Gymnastik, Turnen, Prävention, Rehabilitation, Kur, Rheumatologie, Geburtshilfe
Literatur
- Angelika Uhlmann: "Der Sport ist der praktische Arzt am Krankenlager des deutschen Volkes": Wolfgang Kohlrausch (1888-1980) und die Geschichte der deutschen Sportmedizin. Dissertation, Freiburg im Breisgau 2005 Volltext
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Kohlrausch, Wolfgang |
ALTERNATIVNAMEN | Kohlrausch, Wolfgang Gustav Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | Arzt |
GEBURTSDATUM | 1888 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 1980 |
STERBEORT | Freudenstadt |