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Yehudi Menuhin

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Yehudi Menuhin, Lord Menuhin of Stoke d'Abernon (* 22. April 1916 in New York; † 12. März 1999 in Berlin) war ein US-amerikanischer, später britischer Violinist und Dirigent. Er gehörte zu den größten Geigenvirtuosen des Jahrhunderts.

Leben

Yehudi Menuhin wurde am 22. April 1916 in New York geboren. Er wuchs in San Francisco auf. Seine Eltern stammten aus Gomel in Weissrussland. Bereits 1925 gab er sein erstes Solokonzert, weitere folgten 1926 in New York. 1927 zog er nach Paris und wirkte fortan auf europäischen Bühnen, dort besonders von der Fachwelt beachtet. Menuhin erreichte schließlich als 13-Jähriger seinen Durchbruch am Abend des 12. April 1929 mit dem "Konzert der Drei B" (Bach Violinkonzert E-Dur, Brahms Violinkonzert, Beethoven Violinkonzert) und den Berliner Philharmonikern in der Berliner Philharmonie (vor den Standing ovation war im Saal minutenlange absolute Stillt u Ergriffenheit). Der im Publikum sitzende Albert Einstein soll hinterher gesagt haben: "Jetzt weiß ich, dass es einen Gott im Himmel gibt". Seine Karriere als Konzertviolinist führte Menuhin anschließend um die ganze Welt. 1963 gründete er, unzufrieden mit dem Standard des Violinunterrichts in Großbritannien, eine eigene Violinschule in London (heute in Stoke d`Abernon). Neben seiner Konzerttätigkeit und späteren Arbeit als Dirigent (ab 1982 Chefdirigent des Royal Philharmonic Orchestra) hatte er immer auch ein Herz für die Bedürftigen der Welt. So gründete er 1977 in England die Konzertreihe "Live Music Now", in der musikalischer Nachwuchs Auftrittsgelegenheiten in Einrichtungen bekommt, deren Bewohner keine Konzerte besuchen können (Altenheime, Krankenhäuser, Behindertenheime, Gefängnisse etc.) und die mittlerweile in mehr als einem Dutzend Ländern aktiv ist.

1999 gründete Yehudi Menuhin die Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland. Die Arbeit der Stiftung trägt dazu bei, dass Kinder - insbesondere in sozialen Brennpunkten - in ihrer Kreativität gefördert, in ihrer Ausdrucksfähigkeit, ihrer Persönlichkeit gestärkt und in ihrer sozialen Kompetenz unterstützt werden. Das Hauptprojekt der Yehudi Menuhin Stiftung ist MUS-E, das künstlerische Programm für Schulen. Einmal pro Woche bestreiten Künstler aus Theater, Tanz, Musik und bildender Kunst zwei Schulstunden im Kernbereich des Unterrichts unter Mitwirkung der Lehrer. MUS-E eröffnet Kindern den Zugang zu Kunst und macht erfahrbar, dass Vielfalt von Individualität und kultureller Herkunft jede Gemeinschaft bereichert. Europaweit engagieren sich 500 Künstler, 50 Koordinatoren (unter Mitwirkung von 1.000 Lehrern) und viele hundert ehrenamtlich aktive Menschen für MUS-E.

Verheiratet war Menuhin, in zweiter Ehe, mit der Primaballerina Diana Gould (12. November 1912 bis 25. Januar 2003). Lady Menuhin gab 1947 auf dem Gipfel ihrer Ballettkarriere das Tanzen auf. Der persönliche Nachlaß der Menuhins wurde im Mai 2004 im Londoner Auktionshaus Sothebys versteigert. 1979 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Im März 1997 wurde er mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

1985 nahm Menuhin die britische Staatsbürgerschaft an. Für seine Verdienste um die Musik wurde er im selben Jahr in den Adelsstand erhoben.

Pyschologisch

Pyschologisch ist Menuhin äusserst interessant.

Als Wunderkind wurde er Eugène Ysaÿe vorgestellt, der ihn unterrichten sollte.Ysaye verlangte eine C-Dur tonleiter. Menuhin versagte. Wollte Konzerte spielen. Ysaye verlangte, dass Menuhin (sollte Ysaye der Lehrer werden) das Geigen bewusst lernen solle. Nicht phantastisch solle er spielen, sondern alles können, was er macht. Menuhin wurde nicht sein Schüler.

Jahre später kollabierte das "Wunderkind" System. Menuhin konnte nicht mehr spielen. Er lernte es erst dann bewust. Um ein unkritisches Publikum zu haben machte er seine ersten öffentlichen Konzerte nach dem Zusammenbruch bei Frontsoldaten im 2. Weltkrieg.

Nach dem Krieg spielte er weiterhin Violinkonzerte. Diese hatten jedoch meist durchschnittliche Qualität, gelernte Qualität. Nur einige passagen, manchmal Zugaben, hatten die atemberaubende Qualität des intuitiven Könnens, des Genies.

Literatur

eigene Werke

  • Unvollendete Reise, 1976
  • Variationen, 1979
  • Ich bin fasziniert von allem Menschlichem (Conversations with Menuhin), 1979, ISBN 3492182593 und ISBN 3795782597
  • Kunst als Hoffnung für die Menschheit, 1986
  • Lebensschule, 1987


Werke über Yehudi Menuhin

  • Hommage à Yehudi Menuhin (Festschrift zum 70. Geburtstag), 1986, Nomos Verlagsgesellschaft, ISBN 3789012785