Norddeutsches Tiefland
Das Norddeutsche Tiefland, auch "Norddeutsche Tiefebene", bildet einen der Landschaftsgroßräume in Deutschland zwischen den Küsten der Nord- und Ostsee sowie den Norddeutschen Mittelgebirgen.
Im Westen begrenzen die Wesergebirge, Teutoburger Wald und Wiehengebirge das norddeutsche Tiefland und trennen die Westfälische Bucht ab. Dagegen dehnt sich das Nordostdeutsche Tiefland östlich von Harz und Kyffhäuser weiter nach Süden bis zur Leipziger Bucht und der Dresdner Elbtalweitung bis zum sächsischen Hügelland und dem Nordrand des Erzgebirges aus. Im Osten schließt sich Pommern an, die westliche Grenze ist die Ems und der Dollart, und im Südosten die Oberlausitz. Die Niederlausitz und das Oderbruch können noch zum norddeutschen Tiefland gerechnet werden.
Landschaft, Böden und ihre Entstehung
Die Landschaft wurde durch zuletzt maßgeblich im Verlauf der Eiszeiten durch Gletschervorstöße des skandinavischen Inlandeisschildes geformt. Das Relief des Norddeutschen Tieflandes ist eben bis wellig. Die tiefsten Punkte liegen in den ausgedehnten Tieflandsmooren und den Marschen im Nordwesten Niedersachsens auf Meereshöhe. Die ausgedehnten ombrogenen Hochmoore sind in niederschlagsreichen Warmzeiten entstanden.
Die küstennahen Gebiete bestehen teilweise aus holozänen Flussmarschen bzw. Boddenlandschaft, der sich die pleistozäne Alt- oder Jungmoränenlandschaft (Geest) in verschiedensten Ausprägungen anschließt. Nach bzw. bei Rückzug der Gletscher bildeten sich Flugsanddünen, die durch die Vegetation festgelegt wurden. Menschliche Eingriffe ließen die Lüneburger Heide entstehen und sorgten dort für eine großflächige Verarmung (Podsolierung) der Böden. Die fruchtbarsten Böden sind die Marschen (Auen-Vegen) und die Börden (Hildesheimer Börde, die Altmark und die Magdeburger Börde, mit ca. 90 Bodenpunkte). Die ärmsten Böden sind die Hochmoor-Torfböden im Teufelsmoor mit weniger als 10 Bodenpunkte. Die Lössgebiete des Tieflandes gehören zu den ältesten Siedlungsstandorten Deutschlands (Bandkeramische Kultur).
Im erdgeschichtlich besonders jungen östlichen Teil befinden sich viele Seen (v. a. die Mecklenburgische Seenplatte mit der Müritz). Die letzte Eiszeit, das Weichselglazial, hat diese Landschaft vor rund 10 000 Jahren hinterlassen. Die Oberflächengestalt in der nordwestdeutschen Geest ist dagegen schon stärker verwittert, da die letzten Vergletscherungen hier wesentlich länger zurückliegen (vgl. u. a. Saale-Eiszeit).
Ems, Weser, Elbe und Spree sind die wichtigsten Flüsse, die das Tiefland in die Nordsee entwässern und für die Entstehung von Au- und Bruchwäldern wie den Spreewald sorgten. Die Wasserscheide zur Ostsee verläuft nur wenige Kilometer westlich von Oder und Neiße.
Klima und Vegetation
Klimatisch sind der Küstenstreifen und die vorgelagerten ostfriesischen Inseln euozeanisch geprägt. Nach Süden schließt sich ein breiter Steifen ozeanisch geprägten Klimas an, der von der Ostküste Schleswig-Holsteins bis zu den Mittelgebirgen zieht. Das Klima geht in südöstlicher Richtung allmählich in subkontinentales Klima über. Im Windschatten des Harzes und einiger kleineren Erhebungen wie Drawehn und Fläming hat sich zum Teil trockeneres kontinentales Lokalklima ausgeprägt. Mikroklimatische Besonderheiten bieten sich in den Moore und Heiden durch für die Landwirtschaft sehr ungünstiges Klima sowie im Alten Land bei Hamburg, das durch die ganzjährig milde Temperaturen von Nordsee und Elbe geprägt ist und dadurch traditionelles Obstbaugebiet ist.
azonalen Vegetationskomplexen der Moore, Auwälder, Bruchwälder und Gewässer, waren ursprünglich ausgedehnt an Ems, Weser, Elbe und Spree vorhanden. Ausgeprägten Salzwiesen, Watten und Tideröhrichten der Mündungstrichter hielten sich dauerhaft an der flachen Nordseeküste in der Gezeitenzone. Die Zonale Vegetation des Norddeutschen Tieflandes ist nach herrschender Lehrmeinung fast ausschließlich der Verband der Rotbuchenwälder.
Literatur
- Heinz Ellenberg, 1996: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3825281043