Wirtschaft Deutschlands
Deutschland ist mit einem Bruttoinlandprodukt von rund 2,2 Billionen Euro (Stand: 2004) die größte Volkswirtschaft und Industrienation in Europa und die drittgrößte der Welt. Zudem ist Deutschland die größte Exportnation. Da das Land relativ rohstoffarm ist, ist seine Wirtschaft vorwiegend auf den sekundären und tertiären Sektor konzentriert. Große Flächen des Landes werden allerdings landwirtschaftlich genutzt (jedoch sind nur 2% - 3% der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig). In der jüngsten Vergangenheit war das Wachstum jedoch nur schwach und die deutsche Wirtschaft ist durch Anfälligkeit gegen Einflüsse von außen, innere Probleme und Integrationsprobleme mit den neuen Bundesländern gekennzeichnet.
Charakterisierung
Die deutsche Wirtschaft wird oft als soziale Marktwirtschaft beschrieben. Der deutsche Staat bietet ein umfangreiches Angebot von sozialen Dienstleistungen an. Obwohl der Staat in einigen Sektoren die Wirtschaft durch Subventionen unterstützt, sind Wettbewerb und Marktwirtschaft Grundpfeiler in der Wirtschaftspolitik. Die Bundesregierungen der 1990er und 2000er Jahre haben durch die Privatisierung von Bundesbahn und Bundespost für mehr Wettbewerb gesorgt.
Die deutsche Wirtschaft ist mit einer Exportrate von mehr als einem Drittel des Inlandproduktes stark Export-orientiert. Aus diesem Grund war für Deutschland der Export immer ein Schlüsselelement des wirtschaftlichen Wachstums. Deutschland ist deswegen ein starker Befürworter starker wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.
Geschichte
Überblick

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland wirtschaftlich und sozial am Boden. Nach der Währungsreform 1948 Jahren gelang der wirtschaftliche Wiederaufbau im so genannten Wirtschaftswunder, gleichzeitig wurden die Bürger durch den Sozialstaat abgesichert. Deutschland wurde zum Exportmeister; Produktivität und Qualität deutscher Produkte insbesondere des Maschinenbaus genossen und genießen noch heute weltweit einen guten Ruf. Bis in die frühen 1970er erlebte Westdeutschland beinahe durchgehend hohes wirtschaftliches Wachstum, welches aber danach - mit Rezessionen 1974 und 1981/82 sowie einer Wachstumsspitze 1979 - geringer wurde. In den 1970er und 1980er Jahren gehörte Westdeutschland zusammen mit Dänemark und Luxemburg zu den Staaten mit dem höchsten Durchschnittseinkommen der EG. Nach einem Wachstumshoch 1988/89 und dem westdeutschen Wiedervereinigungsboom 1990/91 folgte die Rezession von 1993. Seit 1994 gab es wieder acht Jahre lang Wachstum, das durchschnittlich etwa 1,5% betrug. Nach einer Stagnation von 2001 - 2003 wuchs die Wirtschaft 2004 um 1,6 %. Die Arbeitslosigkeit ist von etwa 2,5 Mio. (1992) auf etwa 4,8 Mio. (2005) gestiegen.
Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung musste zunächst die marode Wirtschaft in den damals neuen Bundesländern geschultert werden. Dies wurde vorwiegend über Neuverschuldung in den Haushalten und Übertragung einiger Kostenfaktoren in die sozialen Sicherungssysteme finanziert. Vierzehn Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sind große Fortschritte in der Erhöhung des Ostdeutschen Lebensstandards erkennbar, die Marktwirtschaft ist etabliert und die Infrastruktur wurde verbessert. Die Produktivität je Arbeitnehmer ist deutlich gestiegen und die Lohnstückkosten sind günstiger als in Westdeutschland. Gleichzeitig dauert der Angleichungsprozess zwischen Ost und West länger als ursprünglich angenommen, nach manchen Maßstäben stagniert er sogar bereits seit Mitte der 1990er Jahre. Das Wirtschaftswachstum im Osten fällt geringer aus als im Westen, die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch, qualifizierte Arbeitnehmer wandern ab. Die Konsumrate im Osten hängt direkt von den Geldspritzen aus dem Westen ab, die sich auf jährlich 65 Mrd.$ oder mehr als 4% des westdeutschen BIP belaufen. Zusätzlich zum Solidaritätfffffszuschlag plant die Regierung wirtschaftliche Aufbauhilfe bis ins Jahr 2019.
Aktuelle Konjunkturentwicklung 2004 bis 2006
2004 hat sich die deutsche Wirtschaft aus einer dreijährigen Stagnationsphase gelöst. Die gesamtwirtschaftliche Produktion, das Bruttoinlandsprodukt, ist um 1,6 % gestiegen.
Für 2005 erwarten die führenden deutschen Konjunkturforschungsinstitute in ihrem im Oktober 2005 vorgelegten Herbstgutachten ein Wirtschaftswachstum von nur noch 0,8 %. Berücksichtigt man aber, dass es 2005 deutlich weniger Arbeitstage als 2004 gibt, dürfte das Wirtschaftswachstum 2005 mit rund 1 % etwa ebenso hoch ausfallen wie 2004. Rund ein Drittel des Wachstums im Jahr 2004 war der höheren Zahl von Arbeitstagen zuzuschreiben.
Im Vergleich zu ihrem vor einem halben Jahr veröffentlichten „Frühjahrsgutachten“ hoben die Institute ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland im Jahr 2005 geringfügig um 0,1 Prozentpunkte an. Für das Jahr 2006 sind sie allerdings weniger optimistisch als noch im Frühjahrsgutachten. Die Prognose wurde von 1,5 % auf 1,2 % zurückgenommen.
Ähnlich schwach wie Deutschland ist in den letzten Jahren kaum ein anderes Industrieland gewachsen. Die sogenannte Trendwachstumsrate der deutschen Wirtschaft ist in den letzten 15 Jahren stetig bis auf ein Prozent zurückgegangen. In Europa liegt die Trendwachstumsrate dagegen bei rund 2 Prozent, in den USA sogar bei rund 3 Prozent. Die Institute zogen vor diesem Hintergrund bereits in ihrem Frühjahrsgutachten 2005 die Schlussfolgerung: „Deutschland hat kein Konjunktur-, sondern ein Wachstumsproblem.“ Sie fordern weitreichende wirtschaftspolitische Reformen.
Konjunkturentwicklung 2005
Für den Konjunkturverlauf 2005 ziehen die Institute auf der Basis der Ergebnisse der ersten drei Quartale folgende vorläufige Bilanz:
Impulse für das Wachstum der deutschen Wirtschaft gingen 2005 nur von der weiterhin kräftig wachsenden Weltwirtschaft aus. Die Ausfuhr stiegen deutlich stärker (+ 5,9 %) als die Einfuhr (+ 4,2 %) Die Binnenwirtschaft kam nach wie vor nicht in Schwung.
Die Kaufkraft der privaten Haushalte wurde bei nur wenig höheren Löhnen durch die stark gestiegenen Energiepreise gedämpft. Der Anstieg der Verbraucherpreise beschleunigte sich auf 2,1 %. Der private Verbrauch ging nach Abzug der Preissteigerung zurück (- 0,5 %).
Weiterhin rückläufig entwickelten sich die Bauinvestitionen (- 4,9 %). Lediglich die Ausrüstungsinvestitionen zogen an (+ 4,1 %). Die gesamten Anlageinvestitionen waren erneut rückläufig (- 0,9 %).
Die Zahl der Arbeitslosen, die 2004 annähernd stagniert hatte, nahm um rund eine halbe Million auf fast 4,9 Millionen zu. Der hohe Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr war zwar überwiegend darauf zurückzuführen, dass mit der Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger jetzt als Arbeitslose registriert werden. Aber auch ohne diesen Sondereffekt stieg die Arbeitslosenzahl.
Die Zahl der Erwerbstätigen nahm zwar geringfügig um 0,2 % zu. Dies war jedoch in erster Linie auf den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente zurückzuführen. Besonders die so genannten Ein-Euro-Jobs sorgten für eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit im Laufe des Jahres. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging weiter zurück.
Keine wesentlichen Fortschritte ergaben sich hinsichtlich der Verringerung des gesamtstaatlichen Haushaltsdefizits. Es sank nur geringfügig auf 3,5 % des nominalen Bruttoinlandsproduktes, obwohl die Ausgaben nur schwach zunahmen und Sonderfaktoren wie Forderungsverkäufe den Haushalt entlasteten. Belastend wirkten die schwache Konjunktur und Änderungen im Steuerrecht.
Konjunkturentwicklung 2006
2006 erwarten die Forschungsinstitute folgende Konjunkturentwicklung:
Die nur wenig schwächer wachsende Weltwirtschaft stützt weiterhin die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Dafür spricht der kräftige Anstieg der Auftragseingänge aus dem Ausland. Im Laufe des kommenden Jahres wird sich die Dynamik der Auslandsnachfrage allerdings etwas verlangsamen.
Die Ausrüstungsinvestitionen steigen zwar besonders in den exportnahen Bereichen weiter an (+ 4,6 %). Insgesamt bleibt die Binnennachfrage bei einem weiteren wenn auch abgeschwächten Rückgang des privaten Verbrauchs (-0,2 %) und der Bauinvestitionen (- 1,2 %) jedoch schwach. Immerhin steigen 2006 dank anziehender Ausrüstungsinvestitionen die gesamten Anlageinvestitionen (+ 1,4 %) erstmals wieder.
Im Ergebnis ist im Jahresdurchschnitt 2006 mit einer leichten Beschleunigung des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts auf 1,2 % zu rechnen.
Für eine durchgreifende Wende am Arbeitsmarkt reicht diese konjunkturelle Entwicklung nicht aus. Die Arbeitslosenzahl wird 2006 zwar um rund 120.000 Personen auf rund 4,8 Millionen zurückgehen. Dies ist jedoch in erster Linie auf arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zurückzuführen. Der Rückgang der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kann erst im zweiten Halbjahr von einer geringfügigen Zunahme abgelöst werden.
Die Verbraucherpreise werden auch 2006 um etwa 2 % ansteigen. Grund sind die gestiegenen Energiepreise, die sich jedoch im Laufe des kommenden Jahres stabilisieren dürften.
Bei weiterhin moderat steigenden Ausgaben ist eine deutliche Annäherung des Haushaltsdefizits an die Zielgröße des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes von 3 % des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Das Defizit dürfte auf auf 70 Mrd. Euro sinken, das sind 3,1 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts.
Annahmen und Risiken der Konjunkturprognose der Forschungsinstitute
Die Institute gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft weiterhin kräftig wächst. Das Volumen des Welthandels nimmt 2005 um 6,5 % und 2006 um 7 % zu. Die deutsche Wirtschaft ist bei moderaten Tariflohnerhöhungen und einem Wechselkurs von 1,20 US-Dollar je Euro in der Lage, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit etwas zu verbessern.
Eine Gefahr sehen die Institute in der starken Abhängigkeit der deutschen Konjunktur vom Ausland. Störungen der weltwirtschaftlichen Entwicklung könnten schnell eine Stagnation der deutschen Wirtschaft bewirken. Als besondere Gefahr sind weiter ansteigende Energiepreise zu nennen. In ihrer Prognose gehen die Wirtschaftforschungsinstitute davon aus, dass ein Barrel Erdöl im Jahr 2005 durchschnittlich 55 US-Dollar kostet. Für 2006 wird ein Durchschnitt von 60 US-Dollar zugrunde gelegt.
Für die Geldpolitik nehmen die Forschungsinstitute an, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins 2005 bei 2 % belässt. Im Laufe des Jahres 2006 wird sie ihn um 0,5 Prozentpunkte anheben. Daraufhin werden sich die Kapitalmarktzinsen geringfügig erhöhen.
Die Tarifpolitik verfolgt weiterhin einen moderaten Kurs: 2005 steigen die Tarifverdienste je Stunde um 1,2 %, im Jahr 2006 nur wenig stärker um 1,5 %.
Nicht in der Prognose berücksichtigt sind eventuelle wirtschaftspolitische Maßnahmen der neuen Bundesregierung.
Wirtschaftspolitische Forderungen zur Überwindung der Wachstumsschwäche
Die Forschungsinstitute forderten bereits in ihrem Frühjahrsgutachten 2005 weitreichende wirtschaftspolitische Reformen, um die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft zu überwinden. Der Staat müsse seinen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen verringern und den Freiraum für private Initiative erhöhen. Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, die Staatsquote, soll reduziert werden. Der Staat soll die Subventionen kürzen, die Steuern und seine Neuverschuldung senken. Im Bereich der Sozialpolitik sollen die Bürger mehr Eigenverantwortung übernehmen. Der Staat soll lediglich für eine Grundsicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter sorgen.
Um die Eingliederung der Arbeitslosen in den Arbeitsprozess zu ermöglichen, soll nach Ansicht der Institute der Anstieg der Tariflöhne im gesamtwirtschaftlichen Schnitt unter der Summe aus der trendmäßigen Inflationserwartung und dem trendmäßigen gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstum liegen. Die voraussichtliche Entwicklung der Tariflöhne im Jahr 2005 entspricht nach ihrer Einschätzung dieser Forderung.
In ihrem Herbstgutachten 2005 drängen die Institute die neue Bundesregierung zu einem schärferen Sparkurs in ihrer Haushaltspolitik. Selbst bei einer Belebung der Konjunktur liege das Defizit bei etwa drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wenn Aussicht auf ein niedrigeres Defizit bestehe und die Verbraucher Entlastungen erwarteten, werde die Nachfrage gefördert und die Konjunktur so angeregt.
In der Steuerpolitik sollte die Senkung der Belastung der Unternehmen Vorrang haben. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zur Senkung der Lohnzusatzkosten lehnen die Institute ab. Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung lässt sich nach ihrer Einschätzung auch ohne Steuererhöhungen durch Einsparungen senken.
Die sehr moderate Lohnpolitik der vergangenen Jahre sollte fortgesetzt werden. Seit 2002 seien die Lohnkosten je Arbeitsstunde kaum noch stärker gestiegen als die Preise der Anlageinvestitionen. Die Anreize für die Unternehmen, Arbeit durch Kapital zu ersetzen würden deswegen schwächer. Es werde auch weniger profitabel, Vorleistungen aus dem Ausland zu beziehen. Die Entfaltung der positiven Effekte einer moderaten Lohnpolitik in der Beschäftigungsentwicklung brauche aber Zeit.
Die wirtschaftspolitischen Forderungen der Institute entsprechen dem Konzept der sogenannten angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Anhänger der „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“ empfehlen demgegenüber staatliche Maßnahmen zur Stärkung der schwachen Inlandsnachfrage, zum Beispiel die Aufnahme weiterer Schulden durch den Staat, um staatliche Investitionsprogramme finanzieren zu können, Zinssenkungen zur Erleichterung von Investitionen sowie Lohnsteigerungen, die den Anstieg der Produktivität zumindest voll ausschöpfen.
Langfristige strukturelle Probleme
Bürokratische Hindernisse
Trotz der hohen Anfälligkeit gegenüber externen Einflüssen halten die meisten Experten die inneren strukturellen Probleme für den Hauptgrund der schwachen Konjunkturlage. Ein inflexibler Arbeitsmarkt wird als Hauptursache der beharrlich hohen Arbeitslosigkeit genannt. Starke bürokratische Einschränkungen behindern viele Firmen und den Gründungsprozess von neuen Firmen. Durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder Subventionen begünstigt, ziehen es deutsche Arbeitgeber auch in Zeiten guten Wachstums vor, im Ausland oder in Maschinerie zu investieren, anstatt im Inland neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Sozialabgaben statt Steuern
Viele Experten halten darüber hinaus die hohen deutschen Sozialabgaben für ein Wachstumshindernis. Sozialabgaben sind die Beiträge zu Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Diese gelten als überhöht, weil versicherungsfremde Leistungen im Umfang von etwa 80 Mrd. Euro durch Beiträge finanziert werden. Unter solche versicherungsfremden Leistungen fallen beispielsweise Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Weiterbildungs- und Frühverrentungsprogramme, die aus der Arbeitslosenversicherung finanziert werden. Steigende Sozialversicherungsbeiträge erhöhen die Kosten je Arbeitsplatz und erhöhen so den Anreiz, Arbeitsplätze abzubauen. Werden viele Arbeitnehmer durch Stellenabbau arbeitslos, steigen wiederum die Sozialbeiträge - ein Teufelskreis. Es wird daher gefordert, die Sozialversicherungen wie in europäischen Nachbarländern stärker über allgemeine Steuern zu finanzieren, um einen wichtigen Anreiz zur Jobvernichtung zu beseitigen.
Bevölkerungsstruktur
Wie in vielen europäischen Ländern ist die Geburtenrate in Deutschland auf ein niedriges Niveau gesunken. Die daraus resultierenden Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (weniger junge Menschen haben mehr alte Menschen zu versorgen) stellen neue Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme. Beiträge zur Krankenversicherung und Rentenversicherung werden in Deutschland hälftig von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Höhere Beitragssätze führen zu höheren Kosten pro Arbeitsstunde. Diese werden nur zum Teil durch eine steigende Produktivität ausgeglichen. In Frankreich und Skandinavien ist die Geburtenrate nach familienpolitischen Maßnahmen wie z. B. ausgeweiteten Betreuungsangeboten und Erziehungsgeld wieder gestiegen.
Kostendruck durch Globalisierung und Billiglohnländer
Wachsende Globalisierung seit den 1980er Jahren sowie erstarkte Wirtschaftssysteme in Asien und seit den 1990ern auch in Osteuropa führten dazu, dass insbesondere niedrig qualifizierte, aber lohnintensive Industriearbeitsplätze im sekundären Sektor in Deutschland abgebaut wurden. Ein zunehmender Kostendruck insbesondere durch günstige osteuropäische Arbeiter führte zudem im Bereich des Handwerks zu einer gegenwärtig extrem hohen Schwarzarbeit. Fehlende Einnahmen der sozialen Sicherungssysteme wurde lange Zeit über eine Erhöhung der Lohnnebenkosten auf den verbleibenden Arbeitsverhältnissen des regulären Arbeitsmarktes abgefangen. Dies verschärfte das Problem zusätzlich.
Die Entwicklung führte zur allgemeinen Einschätzung einer "Krisensituation" der deutschen Wirtschaft, die etwa Anfang der neunziger Jahre aufkam und seitdem im Wesentlichen nicht mehr abflaute. Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung um die Jahrtausendwende wurden durch das Platzen der New-Economy-Blase und die weltwirtschaftlich schlechte Situation seit dem 11. September 2001 zunichte gemacht.
Handelspartner
Frankreich ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Der Gesamtwert der Ausfuhren dorthin belief sich im Jahr 2004 auf 75,3 Mrd. Euro, der Gesamtwert der Waren, die aus Frankreich nach Deutschland eingeführt wurden, belief sich 2004 auf 52,2 Mrd. Euro. Insgesamt wurden im Jahr 2004 Waren im Wert von 127,5 Mrd. Euro zwischen den beiden Ländern ausgetauscht. Die USA sind der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands. Insgesamt wurden im Jahr 2004 Güter und Dienstleistungen im Wert von 101,4 Mrd. Euro zwischen Deutschland und den USA ausgetauscht. Dabei beliefen sich die Importe nach Deutschland auf 40,3 Mrd. Euro, die Exporte in die USA beliefen sich auf 61,1 Mrd. Euro. Deutschland exportiert hauptsächlich Automobile, Maschinen, Chemieerzeugnisse und schweres elektrisches Gerät. Ein Großteil der Handelsaktivitäten findet innerhalb der gleichen Industrie oder sogar der gleichen Firma statt.
Die deutschen Exporte haben 2004 trotz des starken Euro und der hohen Ölpreise die Rekordmarke des Vorjahres übertroffen. Beflügelt vom weltwirtschaftlichen Aufschwung legten die Ausfuhren nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes um zehn Prozent zu.
Insgesamt wurden 2004 Waren im Wert von 733,5 Mrd. Euro exportiert und für 577,4 Mrd. importiert. Damit kletterten im Vergleich zum Jahr 2004 zwar die Einfuhren um 8,0 Prozent nach oben, doch auch der Ausfuhrüberschuß erreichte mit 156,1 Mrd. Euro (+10,4% im Vergleich zu 2003) einen neuen historischen Höchststand. Der deutsche Außenhandel profitierte dabei erneut von der robusten Weltkonjuntur. Die Wachstumsrate von 4,5 Prozent war die höchste seit drei Jahrzehnten.
Der starke Euro, der deutsche Waren in Ländern, die nicht der Eurozone angehören, erheblich teurer machte, wirkte sich im Verhältnis dazu nur gering aus. Für die Beseitigung aller bremsenden Faktoren, einschließlich des hohen Rohölpreises, ist Experten zufolge der globale Aufschwung verantwortlich.
Die Importe aus Staaten der EU legten 6,5 Prozent, die Importe aus anderen Regionen um 9,8 Prozent zu. Wirtschaftsexperten prognostizieren für 2005 weiter anziehende Importe und Exporte. Die Zuwachsraten würden sich allerdings stärker angleichen.
In diesem Zusammenhang warnen Ökonomen aber auch vor einer Rekord-Euphorie. Die Außenhandelsbilanz dürfe nicht als Erfolgsmesser für eine Volkswirtschaft angesehen werden. Das Ungleichgewicht zugunsten der Ausfuhren bedeute nämlich auch, dass Kapital aus Deutschland abfließe und Investoren andere Standorte bevorzugen.
Es sei außerdem bemerkt, dass Deutschland nur beim Export von Waren "Exportweltmeister" ist; bezieht man Dienstleistungen mit ein, sind es die USA (die USA wiesen jedoch im Jahr 2004 ein Handelsdefizit auf). Der Exporterfolg deutscher Unternehmen relativiert sich auch, wenn man berücksichtigt, dass den deutschen Exporten immer mehr importierte Vorleistungen zugrunde liegen. In diesem Zusammenhang warnen sogar manche Ökonomen davor, dass Deutschland zu einer Basarökonomie verkomme.
Deutsche Industrieunternehmen
Die Tabelle zeigt die 10 größten deutschen Industrieunternehmen geordnet nach Umsatz (Stand: 2004).
Platz | Unternehmen | Umsatz (in Mio. Euro) | Überschuss (in Mio. Euro) | Beschäftigte (in 1000) |
---|---|---|---|---|
1 | DaimlerChrysler AG | 142 059 | 2 466,0 | 384,7 |
2 | Volkswagen | 88 963 | 716,0 | 342,5 |
3 | Siemens | 75 167 | 3 571,0 | 419,2 |
4 | E.ON AG | 44 745 | 4 339,0 | 69,7 |
5 | BMW Group | 44 335 | 2 222,0 | 106,0 |
6 | RWE AG | 40 996 | 2 414,0 | 97,8 |
7 | Robert Bosch GmbH | 40 007 | 1 675,0 | 242,3 |
8 | ThyssenKrupp AG | 39 342 | 904,0 | 187,7 |
9 | BASF-Gruppe | 37 537 | 2 014,0 | 82,0 |
10 | Bayer | 29 758 | 600,0 | 113,0 |
Wettbewerbsfähigkeit
Gemäss zwei voneinander unabhängigen Ranglisten ist Deutschland bezüglich Wettbewerbsfähigkeit weltweit im 15., bzw. 23. Rang:
- Growth Competitiveness Index 2005: 1. Finnland, 2. USA, 3. Schweden, 4. Dänemark, 5. Taiwan, 6. Singapur, 7. Island, 8. Schweiz, 9. Norwegen, 10. Australien, 11. Niederlande, 12. Japan, 13. Grossbritannien, 14. Kanada, 15. Deutschland. Erfasst wurden 117 Länder. Quelle: World Economic Forum, Genf. www.weforum.org.
- World Competitiveness Scoreboard 2005: 1. USA, 2. Hong Kong, 3. Singapur, 4. Island, 5. Kanada, 6. Finnland, 7. Dänemark, 8. Schweiz, 9. Australien, 10. Luxemburg. Österreich ist im 17. Rang, Deutschland im 23. Rang (von 60 Ländern). Quelle: IMD Lausanne, 2005, www.imd.ch
Zahlen und Fakten
Die Inflationsrate betrug für 2004 1,6 %.
Entwicklung des Bruttoinlandprodukts in Deutschland
Weblinks
- „Tatsachen über Deutschland“ vom Auswärtigen Amt mit Informationen zur Wirtschaft Deutschlands
- „Volkswirtschaft Special“ des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken mit Zusammenfassungen der Gutachten der Forschungsinstitute und des Sachverständigenrates
- www.deutsche-wirtschaft.de
- Statistisches Bundesamt Deutschland
siehe auch: Portal Wirtschaft