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Google Books

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Google Print ist ein Service der Suchmaschine Google mit dem Fernziel, das in Büchern gespeicherte Wissen der Welt vorwiegend durch Retrodigitalisierung für die Volltextsuche verfügbar zu machen.

Geschichte

Im Oktober 2004 wurde auf der Frankfurter Buchmesse auf einer Pressekonferenz der auf die Buchverlage ausgerichtete Aspekt von Google Print vorgestellt. Anwesend waren dabei auch die beiden Firmengründer Sergey Brin und Larry Page.

Erste Berichte über Google Print erschienen im gleichen Monat, im Dezember 2004 begannen Suchergebnisse aus gescannten Büchern in den Ergebnislisten der englischen Suchoberfläche Google.com zu erscheinen.

Seit April 2005 existiert eine eigene Suche für die Inhalte des Programms.

Im Oktober 2005 wurden zur Frankfurter Buchmesse deutsche und anderssprachige Benutzungsoberflächen vorgestellt.

Beschreibung

Google Print speist sich aus zwei Quellen: Google Print im engeren Sinn, dem - nicht weiter kontroversen - Kooperationsprojekt mit Verlagen, und dem juristisch umstrittenen Google Library, bei dem Bücher großer akademischer Bibliotheken ohne Zustimmung der Rechteinhaber massenweise gescannt werden.

Kooperation mit den Verlagen

Google erhält von den Verlagen Bücher oder PDF-Dateien zugesandt. Die Bücher werden gescannt und durch OCR als E-Texte in den Index aufgenommen. Nutzer können jeweils nur vergleichsweise wenige Seiten des einzelnen Buchs einsehen. Nach einigen Seiten können nur (kostenfrei) registrierte Nutzer eine Anzahl weiterer Seiten einsehen. Eine Reihe von Seiten ist von vornherein für den Zugriff gesperrt. Nach Erschöpfung des Tageskontingents können keine weiteren Seiten betrachtet werden. Frei zugänglich sind in der Regel das Inhaltsverzeichnis, nicht selten auch das Register.

Google schützt die Inhalte durch ein Digital Rights Management. Die gefundenen Seiten bauen sich langsam auf und können mit den üblichen Mitteln weder abgespeichert noch ausgedruckt werden. Allerdings kursieren im Netz einfache Anleitungen, diesen Schutz zu umgehen.

Kooperation mit Bibliotheken

Google hat vor, in den nächsten Jahren den kompletten Bestand der Bibliothek der University of Michigan (über 7 Millionen Bände) einzuscannen sowie große Teile der US-Universitätsbibliotheken Harvard und Stanford, der New York Public Library und in Europa der Bodleian Library in Oxford.

Heftige Kritik von Autoren- und Verlegerseite hat Google dazu gebracht, das Scannen der urheberrechtlich geschützten Bücher bis November 2005 auszusetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten die Rechteinhaber angeben, welche Bücher sie nicht zugänglich gemacht haben möchten (opt-out-Lösung). Während Google sich auf den fair use des US-Rechts beruft und dabei von renommierten Juristen unterstützt wird, fordern die Verleger und Autorenverbände, dass kein Buch ohne Zustimmung ins Programm eingestellt wird (opt-in). Im Oktober 2005 wurden in den USA Klagen von Autoren und Verlegern gegen Google eingereicht.

Stellungnahmen und Kritik

Durch Googles Riesen-Projekt sind die traditionellen Träger kostenfreier Digitalisierung, vor allem die Bibliotheken, unter Druck geraten. Grundsätzlich begrüßt man die Möglichkeit, riesige Buchbestände kostenfrei im Volltext durchsuchen und gemeinfreie ältere Bücher von vorne bis hinten lesen zu können.

Der vehementeste Kritiker in Europa ist der Direktor der französischen Nationalbibliothek, Jean-Noël Jeanneney, der mit Gallica das ambitionierteste freie europäische Digitalisierungsprojekt betreibt. Er befürchtet, dass durch die englischsprachige Ausrichtung des Projekts die europäischen Sprachen ins Hintertreffen geraten könnten und warnt vor der Amerikanisierung des Weltgedächtnisses Nachweis.

Googles Suchmaschinen-Konkurrent Yahoo stellte im Oktober 2005 in Zusammenarbeit mit dem Internetarchiv und der University of California die Open Content Alliance vor, die ebenfalls in großem Umfang Bücher digitalisieren möchte, dies aber unter strikter Wahrung des Urheberrechts und um Open Content zu schaffen.

Kritikern bemängelten an Google Library, dass die Partnerbibliotheken mit Knebelverträgen über den Tisch gezogen wurden. Aus bibliothekarischer Sicht werden die oft miserable OCR-Qualität und die mangelhaften Metadaten bemängelt. Europäische Nutzer beschweren sich darüber, dass Google für US-Nutzer alle vor 1923 erschienenen Bücher frei zugänglich macht, bei Nicht-US-Bürgern aber alle Bücher nach 1865 als unfrei behandelt, obwohl darunter sehr viele Bücher sind, die in allen Staaten der Welt Public Domain sein dürften (siehe Regelschutzfrist). Auch bezeichnet Google reine Reprints gemeinfreier Werke als copyrighted material, was zumindest nach US-Recht eine unbegründete Anmaßung (Copyfraud) darstellen dürfte. Eine gezielte Suche nach freien Titeln ist nicht möglich, weder bei Google noch auf den Internetseiten der beteiligten Bibliotheken sind entsprechende Listen vorhanden.