Euphemismus-Tretmühle
Die Euphemismus-Tretmühle (Englisch: "euphemism treadmill") ist eine linguistische Theorie. Sie sagt vorher, dass jeder Euphemismus irgendwann die negative Konnotation seines Vorgängerausdrucks annehmen wird, solange sich die tatsächlichen Verhältnisse nicht verändern.
Der Begriff der Euphemismus-Tretmühle wurde von Steven Pinker eingeführt. Er beobachtete den Effekt, dass euphemistische Neologismen alle negativen Assoziationen jener Wörter aufnahmen, die sie ersetzten, also eine "Bedeutungsverschlechterung" erlebten.
Die deutsche Sprache kennt viele Beispiele für den Prozess der Euphemismus-Tretmühle. Ein deutsches Wort in diesem Zusammenhang ist das euphemistische Wort "Abwickeln", welches den Begriff "Schließung von Betrieben und Einrichtungen" ersetzen sollte, aber bald dessen negativen Charakter übernahm.
Ebenso kann man behaupten, dass beispielsweise die Assoziationen, die man bei den neuen Wörtern "Behinderter" oder "Azubi" hat, sich bei vielen Menschen nicht von denen unterscheiden, die man früher bei "Krüppel" und "Lehrling" hatte. So wurde das Wort "behindert" schon bald nach seiner Einführung in den Alltag ebenso für viele Menschen zum Schimpfwort wie einst "Krüppel". Beispiel: Krüppel -> Invalide -> Behinderter -> Mensch mit Behinderung -> (Mensch mit besonderer Befähigung - im Englischen angegeben, auch in der deutschen Wikipedia unter Invalide -> Behinderter, ist aber noch völlig ungebräuchlich; im deutschen Sprachgebrauch wird tw. versucht: "Menschen mit besonderen Bedürfnissen" zu etablieren.)