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Eisenbahnsignale in Deutschland

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Vor- und Hauptsignale (Formsignale) eines Bahnhofs

Ein Eisenbahnsignal (von lat. signum, „Zeichen“) signalisiert dem Führer von Eisenbahnfahrzeugen Meldungen und Aufträge von der für den Fahrweg zuständigen Stelle (Stellwerk). Grundsätzlich geben Signale Auskunft, ob und in welcher Geschwindigkeit Streckenabschnitte befahren werden können.

Entwicklung in Deutschland

Nachdem in der Frühzeit der deutschen Eisenbahngeschichte jede Bahngesellschaft ihr eigenes Signalsystem hatte, wurde durch die stückweise Verstaatlichung dieser Gesellschaften zur Deutschen Reichsbahn in ganz Deutschland einheitliche Form-Hauptsignale und -Vorsignale aufgestellt. Diese sind auch heute noch auf vielen Nebenstrecken in Gebrauch. Die Formhauptsignale erlauben neben den Begriffen „Halt“ (Hp0) und „Fahrt“ (Hp1) auch den Begriff „Langsame Fahrt“ (Hp2). Formvorsignale zeigen „Halt erwarten“ (Vr0) „Fahrt erwarten“ (Vr1) und „Langsame Fahrt erwarten“ (Vr2). Die Formsignale wurden auch als Semaphore bezeichnet.

Formsignale

Ende der 20er Jahre wurden bei der S-Bahn Berlin Signale eingeführt, die die Signalbegriffe nicht über die Form, sondern über farbige Lichtsignale weitergaben. Das so genannte Sv-Signalsystem ist auch heute noch in Berlin und bei der S-Bahn Hamburg im Einsatz. Sv steht dabei für Signalverbindung, denn diese Signale vereinigen Haupt- und Vorsignalfunktion in sich (Mehrabschnittsignal).

Für die Vollbahnen zunächst im Bereich der Bundesrepublik bis 1994 und seitdem auch für Deutschland insgesamt enthält gemäß der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung §14 die seit 1959 geltende Eisenbahn-Signalordnung (ESO) die Festlegungen für die zu verwendenden Signale. Im Signalbuch der Deutschen Bahn AG werden die von der DB AG verwendeten Signale aufgeführt.

Basierend auf den Nacht-Leuchtzeichen der Formsignale führte die Deutsche Bundesbahn nach dem Zweiten Weltkrieg das Lichtsignalsystem ein. Die Zahl der Signalisierungsmöglichkeiten unterschied sich dabei nicht von den Formsignalen.

In der DDR ersetzte die Reichsbahn auf Hauptstrecken Formsignale durch ein eigenes, das Hl-Signalsystem. Hl-Signale sind Kombinationssignale, d.h. ein Signal kann als Hauptsignal die Eigenschaften des folgenden Streckenabschnitts anzeigen und als Vorsignal zugleich, was am nachfolgenden Signal zu erwarten ist. Die Hl-Signale erlauben zudem neben „Halt“ und „Fahrt“ die Möglichkeit drei Geschwindigkeitsstufen vorzugeben.

Kombinationssignale (Ks)

Auch die Deutsche Bundesbahn experimentierte mit Kombinationssignalen und installierte auf der Strecke Augsburg-Donauwörth testweise die Sk-Signale, die ebenfalls Kombinationssignale sind und die konzeptionelle Grundlage für das Ks-Signalsystem bilden, das die Deutsche Bahn AG seit Mitte der 90er Jahre bei Neu- und Umbauten einsetzt. Ks-Signale sind mittlerweile auf den meisten Hauptstrecken im Einsatz, da sie bei den sich immer mehr verbreitenden elektronischen Stellwerken vorzugsweise eingesetzt werden. Sie erlauben die Signalisierung von beliebigen, durch eine zusätzliche Zahlenanzeige bestimmten, Geschwindigkeiten.

Signalarten

Haupt- und Vorsignale

Hauptsignale (Hp) zeigen an, ob ein Zug in den nachfolgenden Streckenabschnitt einfahren darf. Es wird unterschieden zwischen den Einfahr-, Zwischen- und Ausfahrsignalen der Bahnhöfe, Blocksignalen der freien Strecke, die eine dichtere Zugfolge erlauben und Deckungssignalen vor Gefahrenstellen.

Hauptsignale, ausgenommen Hl-, Sk- und Ks-Signale, können zwei bis drei Signalbilder anzeigen:

  • Hp 0 (Halt): Am Hauptsignal muss angehalten werden. Entweder ist keine Vorbeifahrt vorgesehen, der nachfolgende Streckenabschnitt bis zum nächsten Hauptsignal nicht frei von Eisenbahnfahrzeugen oder das Signal gestört.
  • Hp 1 (Fahrt): Am Hauptsignal kann mit der gemäß Buchfahrplan zulässigen Streckengeschwindigkeit vorbeigefahren werden.
  • Hp 2 (Langsamfahrt): Am Hauptsignal kann vorbeigefahren werden. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt im nachfolgenden Weichenbereich 40 km/h, wenn im Buchfahrplan oder am Hauptsignal selbst keine andere Geschwindigkeit angezeigt wird. Ist das Befahren des nachfolgenden Weichenbereichs mit mindestens 70 km/h möglich, wird jedoch Hp 1 angezeigt.

Es gibt auch Hauptsignale, die auf Grund örtlicher Gegebenheiten nur „Halt“ und „Fahrt“ bzw. „Halt“ und „Langsamfahrt“ anzeigen können. So ist beispielsweise bei Ausfahrsignalen, hinter denen kein Weichenbereich folgt oder allenfalls Gleise zulaufen, eine Langsamfahrt (Hp 2) nicht vorgesehen. Andererseits erfolgt aus den Nebengleisen von Bahnhöfen die Ausfahrt überwiegend auf Hp 2, weil stets Weichen befahren werden und dies selten mit 70 km/h und mehr möglich ist.

Die Maste der Formhauptsignale sind zur besseren Erkennbarkeit weiß/rot gestaltet. Lichthauptsignale sind durch Mastschilder gekennzeichnet, die das Verhalten des Triebfahrzeugführers bei haltzeigendem oder erloschenem Signal regeln. Sk- und Ks-Hauptsignale mit Vorsignalfunktion sind mit einem Vorsignalmastschild gekennzeichnet. Die Ausrüstung der Hl-Hauptsignale mit Vorsignalfunktion mit solchen Vorsignalmastschildern ist geplant.

Vorsignale (Vr) kündigen das Signalbild des folgenden Hauptsignals an und stehen in der Regel rund 1.000 Meter (Bremswegabstand) vor ihm. Bei unübersichtlichen Streckenabschnitten können auch ein oder mehrere Vorsignalwiederholer aufgestellt werden, um ein unnötiges, weiteres Abbremsen des Zuges zu verhindern, obwohl das folgende Hauptsignal zwischenzeitlich in Fahrtstellung gekommen ist. Außerdem wird, falls ein Haltepunkt zwischen Vor- und Hauptsignal liegt, das Vorsignal hinter dem Bahnsteigende wiederholt, für den Fall, dass der Triebfahrzeugführer während des Halts vergisst, dass Halt angekündigt wurde.

Vorsignalwiederholer gibt es nicht als Formsignal. Wo sie benötigt werden, sind sie als Lichtsignal aufgestellt, auch wenn sonst Formsignale zum Einsatz kommen.

Vorsignale, auch Hl- und Ks-Vorsignale, werden mit einer Vorsignaltafel, Hl-Vorsignalwiederholer mit einer besonderen Wiederholertafel, andere Vorsignalwiederholer mit einem weißen Zusatzlicht links oben gekennzeichnet. Darüberhinaus werden Vorsignale im Regelfall mit drei in bestimmten Abständen davor aufgestellten Vorsignalbaken angekündigt, die dem Triebfahrzeugführer das Auffinden des Vorsignals bei unsichtigem Wetter erleichtern sollen.

Haupt- und Vorsignale sind die am häufigsten verwendeten Signalarten.

Andere Signale

An Haupt- und Vorsignalen können Zusatzsignale (Zs) angebracht werden, die ergänzende Angaben über die Fahrstrecke machen (z.B. Gleiswechsel).

Langsamfahrsignale (Lf) stehen an Streckenabschnitten, an denen die zulässige Geschwindigkeit dauernd oder vorübergehend (z.B. wegen Schäden oder Bauarbeiten) herabgesetzt ist .

Schutzsignale (Sh) geben Halteaufträge um ein Gleis abzuriegeln. Dies können sowohl ortsfeste Signale sein, sie können aber z.B. bei Gefahr auch per Signalfahne, Laterne, Horn oder auf den Schienen ausgelegten Knallkapseln gegeben werden.

Nebensignale (Ne) geben z.B. an, in welchem Abstand ein Vorsignal zu erwarten ist, wo ein Zug im Bahnhof halten soll, wenn ein Hauptsignal nicht rechts neben oder über dem Gleis steht oder welches Vorsignal wirklich ein Vorsignal ist und welches nur ein Vorsignalwiederholer.

Für Rangierfahrten gelten gesonderte Vorschriften und Rangiersignale (Ra) die teilweise ortsfest sind, teilweise vom Rangierleiter an den Führer der Rangierlok gegeben werden.

Weichensignale (Wn) gab es früher an fast jeder Weiche, sind heute aber zunehmend seltener geworden. Dies liegt daran, dass mit der Einführung von Rangierfahrstraßen in den Relaisstellwerken seit den 1950er Jahren Rangierfahrten immer an einem Schutzsignal starten und enden. Bei fehlenden Rangierfahrstraßen gilt das Umstellen der ersten Weiche vor einer Rangiereinheit als Rangierauftrag.

Signale für das Zugpersonal (Zp) sind z.B. das Abfahrtsignal und die Bremsprobesignale.

Fahrleitungssignale (El) melden kurze Abschnitte, die von elektrischen Triebfahrzeugen nur mit abgeschalteter Stromzufuhr und genügender Geschwindigkeit durchfahren werden dürfen. Auch das Ende der Oberleitung wird mit diesen Signalen angekündigt.

Zu den Zugsignalen (Zg) und Fahrzeugsignalen (Fz) gehören die Kennzeichnung des Zuges oder der Rangiereinheit an der Spitze (Dreilicht-Spitzensignal) und am Schluss und die Kennzeichnung abgestellter, aber mit Personen besetzter Wagen.

Bahnübergangssignale (Bü) zeigen dem Triebfahrzeugführer u.a. an, ob der Bahnübergang gesichert ist, wo der Einschaltpunkt der Sicherungseinrichtungen ist, oder wo er ein Pfeifsignal geben muss.

Die vom Signal angezeigte Meldung wird oft auch als Signal, Signalbild oder Signalbegriff bezeichnet. Siehe auch: Stellwerk

Literatur

  • Preuß Erich Signale deutscher Eisenbahnen Transpress Verlag
  • Deutsche Bahn AG, Gemeinsames Signalbuch, DS301 und DV301