Ozeanien

Ozeanien oder Austronesien ist die Bezeichnung für eine kulturelle und wirtschaftliche Zusammenfassung der Inselwelt des Pazifik zu einem Kontinent. Diese Definition ist geografisch wie tektonisch unrichtig, da die betroffenen Gebiete sowohl auf der australischen Platte, dem Asiatischen Kontinentalsockel sowie dem Amerikanischen Festlandsockel liegen. Als kultureller Kontinent betrachtet ist er der kleinste an Landmasse und der zweitkleinste im Bezug auf die Bevölkerung.
Eine Besonderheit ist, dass kein Staat Ozeaniens eine Festlandgrenze besitzt und daß mit Ausnahme Papua-Neuguineas (zu Indonesien) kein anderer Staat auch nur eine Landgrenze auf einer Insel hat.
Begriff
Ozeanien
Der Umfang des zu Ozeanien gehörenden Gebietes wird verschieden definiert. In einer engeren Definition gehören nur Polynesien (mit Neuseeland), Melanesien (mit Neuguinea) und Mikronesien zu Ozeanien. Diese Einschränkung basiert vor allem auf dem gemeinsamen kulturellen Ursprung. In einer weiteren, heute üblicheren werden auch Australien und der indonesische Archipel (mit Indonesien, Brunei, Ost-Timor) hinzu gezählt.
Ihre eigentümliche Nomenklatur verdankt das Gebiet der augenscheinlichen Distanz zu anderen Kontinenten. Um die kulturelle Identität der Ureinwohner der Pazifikwelt in einem Begriff zu vereinen, entstand vormals die Bezeichnung Austronesien für die von Maori und polynesischen Völkern bewohnten Südseeinseln. Nach und nach wurde der Terminus auf andere Gebiete erweitert.
Transozeanien
Im Englischen ist zusätzlich der Begriff Transozeanien gebräuchlich. Dieser Terminus entstand vor allem aus wirtschaftlichen Gründen in Australien und Neuseeland und bezeichnet ein Gebiet vom Norden Australiens über Indonesien bis zur Südgrenze der Philippinen und dem äussersten Westen der pazifischen Inseln. Hierbei geht es um eine typische Handelsroute zwischen dem Technologiestandort Australien und den besonders armen Zulieferern von Arbeitswaren. Besonders als Standort für Billigproduktion sind Indonesien und die Philippinen sehr beliebt.
Geografie
Tektonik

Aus geografischer Sicht kann man bei Ozeanien nicht von einem Kontinent sprechen. Die meisten, der heute zu Ozeanien gezählten Gebiete, liegen auf der Australischen Platte oder der pazifischen Platte. Die schwammige Begriffsdefinition führt dazu, das auch Inselgruppen der Nazcaplatte und der Eurasischen Platte zu Ozeanien gezählt werden.
Die Inseln und Archipels sind durchgehend vulkanischen Ursprungs, sieht man von Australien, dem indonesischen Archipel und Neuseeland ab. Diese Tatsache wird dem Pazifischer Feuerring zugeschrieben, der Plattennarbe, die die Pazifische Platte umgibt. Dieser ist das vulkanisch aktivste Gebiet der Erde und stellt alleine 65% aller aktiven Vulkane der Erde.
Politische Unterteilung
Unabhängige Gebiete
- Australien
- Fidschi
- Kiribati
- Marshallinseln
- Mikronesien
- Nauru
- Neuseeland
- Palau
- Papua-Neuguinea
- Salomonen
- Samoa
- Tonga
- Tuvalu
- Vanuatu
Abhängige Gebiete
- USA: Hawaii, Guam, Nördliche Marianen, Amerikanisch-Samoa
- Frankreich: Französisch-Polynesien, Neukaledonien, Wallis und Futuna
- Großbritannien: Pitcairninseln
- Chile: Osterinsel
- Australien: Norfolkinsel
- Neuseeland: Cookinseln, Niue, Tokelau
- Indonesien: West-Papua
Bevölkerung
Land | Bevölkerungsdichte (/km²) |
Fläche (km²) |
Population (Stand 2002) |
---|---|---|---|
Nauru | 587 | 21 | 12,329 |
Tuvalu | 429 | 26 | 11,146 |
Marshallinseln | 407 | 181 | 73,630 |
Amerikanisch-Samoa (US) | 345 | 199 | 68,688 |
Guam (US) | 293 | 549 | 160,796 |
Mikronesien | 194 | 702 | 135,869 |
Nördliche Marianen (US) | 162 | 477 | 77,311 |
Tokelau (N.Z.) | 143 | 10 | 1,431 |
Tonga | 142 | 748 | 106,137 |
Kiribati | 119 | 811 | 96,335 |
Cookinseln (N.Z.) | 87 | 240 | 20,811 |
Französisch-Polynesien (Fr.) | 62 | 4,167 | 257,847 |
Samoa | 61 | 2,944 | 178,631 |
Wallis und Futuna (Fr.) | 57 | 274 | 15,585 |
Norfolkinseln (Aus) | 53 | 35 | 1,866 |
Fiji | 47 | 18,270 | 856,346 |
Palau | 42 | 458 | 19,409 |
Salomonen | 17 | 28,450 | 494,786 |
Vanuatu | 16 | 12,200 | 196,178 |
Neuseeland | 15 | 268,680 | 3,908,037 |
Papua-Neuguinea | 11 | 462,840 | 5,172,033 |
Neu Kaledonien (Fr.) | 11 | 19,060 | 207,858 |
Niue (N.Z.) | 8.2 | 260 | 2,134 |
Australien | 2.5 | 7,686,850 | 19,546,792 |
Pitcairninseln (UK) | 1.0 | 47 | 47 |
Total | 3.7 | 8,523,655 | 32,642,390 |
Klima
Die tropisch- bis subtropischen Pazifikinseln Ost-Ozeaniens bieten ganzjährig wenig Abwechslung und beherbergen durch ihr feuchtheisses Klima eine Vielzahl an Regenwaldformen. Die niederschlagsreichen Winter im Osten und der Monsun im Nordwesten (Indonesien, Queensland) heben das Jahresmittel hier deutlich an.
Eine Ausnahme ist hier Australien mit Tasmanien und Neuseeland. Während im Süden Australiens und Neuseeland warmgemäßigtes Klima vorherrschend ist, bietet der Rest Australiens fast jede Klimazone. Die Wüstengebiete im Zentrum und die tropischen Zonen Nordaustraliens sind zwei typisch-australische Extreme. Tasmanien ist als der Kältepol Ozeaniens zu bezeichnen. Zwar liegt die Insel auf demselben Breitengrad wie auf der nörlichen Hemisphäre Südfrankreich bis Spanien, dennoch ist das Klima hier als kaltgemäßigt zu bezeichnen. Betrachtet man die Durchschnittstemperaturen von winterlichen -10,5 bis 0,5 °C und im Sommer 9 - 19,0 °C so zeichnet sich hier ein deutlicher Unterschied zum Rest Ozeaniens ab.
Wirtschaft
Betrachtet man die weitestverbreitete Begriffsdefinition, so ist Australien der wirtschaftliche Kern des Kontinents. Mit Neuseeland ist es auch ein international wichtiger Technologiestandort. Die kleineren aufstrebenden Inselstaaten verlagern ihre ökonomische Infrastruktur zunehmend in den Bereich der Dienstleistungen. Der Reiz der pazifischen Südseeinseln ist ein attraktiver Aspekt für den Tourismus, regional hängen bis zu 95% des BIP direkt oder indirekt mit dem Fremdenverkehr zusammen. Die transozeanische Einfuhr von Arbeitswaren ist einerseits eine wirtschaftliche Bremse für die Länder der ersten Welt, sichert aber die Versorgung der abhängigen Kleinststaaten, die nur sehr wenig, hauptsächlich landwirtschaftliche Exportgüter (Arzneirohstoffe, Kokosnüsse) produzieren können. Als besonders schwierig erweist sich immer wieder der Güterverkehr zwischen den Inseln, der selten mit kleinen Wasserflugzeugen und hauptsächlich mit Frachtschiffen oder Fähren erfolgt. Telekommunikation und Rundfunk sind ebenfalls nur in den wenigen, dichter besiedelten Gebieten ausgebaut. In den abgeschiedeneren Gebieten kommt es vermehrt zu hohen Analphabetenraten (50 % in Wallis und Futuna). Diese, hauptsächlich von indigenen Völkern bewohnten Inseln sind meist politisch abhängige, vergessene Selbstversorgergebiete.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Ozeaniens
Die Ozeanische Geschichte hat ihren Ursprung in den austronesischen Völkern, den Maori, den Polynesiern und den Aborigines. Während Maori und Polynesier vermutlich in Kon Tikis, kleinen Holzbooten aus ausgehöhlten Baumstämmen, die Inselstaaten von norden besiedelten, taten Aborigines das von Südosten.
Die Geschichtsschreibung beginnt mit den Europäern die im 16. Jahrhundert der Entdeckergeist in Richtung Pazifik lockt. Ihre Hautfarbe kommt Ihnen sehr entgegen, unter den Ureinwohnern erzählt man sich von Göttern die vom Meer kommen und weiß sind. Entsprechend wurden sie von nackten Mädchen empfangen.

Bis ins 18. Jahrhundert wird Ozeanien nach und nach entdeckt und kartiert. Später ändern sich die Motive der Seefahrer. Die Einheimischen wurden geplündert, ermordet und vergewaltigt. Vor allem die eingeschleppten Krankheiten richteten sie zu tausenden zugrunde. Auch der Kolonialisierungswettlauf im 18. und 19. Jahrhundert nahm wenig Rücksicht auf die Kultur der Ureinwohner. Vor allem Briten, Spanier, Franzosen, Amerikaner und Deutsche teilten die Territorien untereinander auf.
Der Amerikanisch-Spanische Krieg führte am Ende des 19. Jahrhunderts zu einem wilden Wechsel der Hoheiten über die Pazifikgebiete. Die Niederlage im ersten Weltkrieg zwang Deutschland dazu, seine Kolonien aufzugeben, die unter den Siegermächten aufgeteilt wurden. Der Pazifikkrieg im zweiten Weltkrieg wurde vor allem für die Brutalität seiner Besetzer bekannt, die sich Hauptsächlich gegen die Einheimischen richtete.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen die Großmächte, ihre Kolonien in die Unabhängigkeit zu entlassen. Einige behielten sich doch politische Interventionsrechte und militärische Hoheitsrechte vor. Ende des 20. Jahrhunderts wurden auch die kleinen Inselstaaten von der UNO anerkannt.
Ethnien & Kultur
Die Vielvölkersituation
Während im Südwesten (Australien und Tasmanien) Aborigines den kulturellen Grundstein der Gesellschaft legten, besiedelten im Osten und Norden vor allem Polynesier und Maori die Inselwelten Ozeaniens.
Mittlerweile hat die europäisch-westliche Kultur die alten Brauchtümer der Ureinwohner nahezu verdrängt. Durch die starke europäische Besiedelung und der Unterdrückung während des Imperialismus wurden sie zu einer Minderheit von mittlerweile je nach Gebiet 7% (Australien) – 48% (Solomonen). In den meisten Staaten ist es allerdings möglich, sich zu mehreren Volksgruppen zu bekennen. Darüber hinaus sind die Minderheiten ethnologisch erfasst, was dazu führt das die religiöse Zugehörigkeit kaum statistisch belegt ist. Die meisten der ozeanischen Ethnien haben durch den westlichen Einfluss besonders stark unter Identitätsverlust zu leiden. Die Konfrontation mit dem weit verbreiteten Rassismus und der Ausgrenzung, insbesondere was berufliche Chancen betrifft, hat zur Folge, dass der Anteil der Maori, Polynesier und Aborigines in den unteren gesellschaftlichen Schichten überproportional hoch ist, was wiederum zu erhöhten Kriminalitätsraten führt. Ein Umstand, der die Vorurteile der weißen Bevölkerung weiter nährt, und die Kluft zwischen den beiden Gruppierungen weiter ausdehnt. Das Resultat sind zunehmend an Stärke gewinnende politische Rechte.
Von Seiten der regionalen Regierungen wird unter großem internationalen Druck mittlerweile einiges getan um altes Kulturgut zu schützen und die rechtliche Integrität der austronesischen Völker zu verbessern.
Die asiatische Einwanderung stellt eine erhebliche Quote des Bevölkerungswachstum dar. Vor allem Chinesen und Philippiner suchen in den Inselstaaten eine neue Heimat und stellen eine wachsende Minderheit von zirka 8% dar (regional auch wesentlich mehr).
Indigene Völker Ozeaniens
Zu den indigenen Völkern Australiens und Ozeaniens gehören:
- die Ureinwohner des australischen Festlandes und Tasmaniens
- die Aborigines (v.a. in Queensland und New South Wales)
- die Tasmanier (im 19. Jahrhundert ausgestorben)
- verschiedene polynesische Völker des Pazifiks
- die Maori auf Neuseeland
- die Hawaiianer auf Hawaii
- die Melanesier auf Neuguinea (Papua-Neuguinea und Indonesien) und im Pazifik
- die Papuas auf Neuguinea (Papua-Neuguinea und Indonesien) und im Pazifik
- die Mikronesier
- die Nauruer
Kunst
Da unter den indigenen Völkern Ozeaniens keine Schrift bekannt war, spielte Kunst eine sehr große Rolle. Geschichte wurde mit Malerei und Schnitzerei festgehalten und weitergegeben. Besonders Körperschmuck und - malerei waren Ausdruck von Individualismus und Schönheit. Tätowierungen waren vor allem unter den Polynesiern üblich.
Polynesische- und Maori-Kunst
Gestaltung und Bildnerei war sehr eng mit Praxisnutzen verbunden. Zwar stellte man auch rein dekorative Werke her, aber das Hauptaugenmerk künstlerischen Schaffens legte man auf den Schmuck von Alltagsgegenständen. Die am stärksten vertretene Ausdrucksform der polynesischen Kunst war die Schnitzerei. Meist standen nur primitive Werkzeuge wie scharfe Muscheln und Steine zur Verfügung, mit der allerdings erfahrene Schnitzer erstaunliches leisteten. Von zentraler Bedeutung war die Verzierung der Wakas der Auslegerkanus der polynesischen Völker. Diese wurden mit besonderem Stolz gezeigt, verloren aber mit der Ankunft der Europäer ob deren großen, modernen Schiffe an Bedeutung. Später konzentrierte man sich auf die Verzierung der Versammlungshäuser, mit der Gestaltung von Totems rund um den Ahnenkult. Die hohe gesellschaftliche Anerkennung des Handwerks hatte auch große Ehrerbietung den Künstlern gegenüber zur Folge. Die europäischen Pazifikfahrer brachten harte, geschmiedete Werkzeuge nach Ozeanien, wodurch es den Polynesiern möglich war, Jade zu bearbeiten. Der wertvolle Bodenschatz wurde zu Schmuck und Werkzeug verarbeitet und ebenfalls reichlich verziert. Eine weitere Kunstform war die Tätowierung. Mit einer frühen Form der Tätowierung konnte der Status einer Person angegeben werden. Je größer und verschlungener das so genannte Moko war, umso höher war der Rang der Person, die es trug. Mit Hammer und Schlegel wurden die Muster (meist Spiralen oder muschelähnliche Formen) ins Fleisch gestoßen und mit frischem Russ eingerieben. Den Frauen waren diese Arten der Kunstausübung größtenteils verwehrt. Die einzige standesgemäße Form kreativen Schaffens war für die Frauen das Weben. Die Flachsfasern wurden verschieden eingefärbt und zu komplizierten Mustern verwoben.
Aborigine-Kunst
Die Aborigines verfügten seit jeher über eine enge Verbundenheit mit der Natur. Dieser Verbundenheit verleihen sie mit einer eigenen Kunstform des Wandmalens Ausdruck. Unter den Bildern der Aborigines gibt es solche, die eine rituelle Bedeutung haben, die zum Beispiel eine bestimmte Wirkung auf den Gegenstand haben sollen oder einen spirituellen Einfluss auf ihn nehmen sollen, während andere, beispielsweise wertvolle Gegenstände, durch die Kunst einfach nur verziert werden sollen. Vor allem Bumerangs und Didgeridoos werden zu aufwendigen Kunstwerken bemalt. Als Farben dienten vor allem Ruß, Lehm und Tierblut, die speziell bearbeitet werden, um sie haltbar zu machen. Gegen Norden verlagert sich auch unter den Aborigines der Gestaltungsschwerpunkt auf die Schnitzerei. Schwere Holzfiguren dienen unter anderem dazu Land zu kennzeichnen, vor Gefahren oder unfruchtbarem Land zu warnen oder auf heilige Orte hinzuweisen.
Siehe auch
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Literatur
- Kaeppler, Adrienne L./ Kaufmann, Christian/ Newton: Ozeanien. Kunst und Kultur. DouglasVerlag, Freiburg, Herder, 1974. ISBN: 3451229749