Protestantismus

Mit dem (ursprünglich politischen) Begriff Protestanten werden im engeren Sinne die Angehörigen der christlichen Konfessionen bezeichnet, die, ausgehend von Deutschland und der Schweiz, vor allem in Mittel- und Nordeuropa durch die Reformation des 16. Jahrhunderts entstanden sind.
Einführung
Allgemeiner werden auch nachreformatorisch entstandene Konfessionsrichtungen als protestantisch bezeichnet, die gleiche oder ähnliche Grundsätze wie die reformatorischen Kirchen vertreten und sich deshalb von der römisch-katholischen Kirche distanzierten. In diesem Sinne wird beispielsweise die Anglikanische Kirche zum Protestantismus gezählt. Nach der Unabhängigkeitserklärung nannten sich die amerikanischen Anglikaner Protestant Episcopal Church in the USA. Auch die evangelischen Freikirchen gehören zum Protestantismus und sehen sich ebenso als „Erben der Reformation“. Dazu zählen in Deutschland zum Beispiel die Baptisten, die Methodisten, die Mennoniten, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Pfingstler. Presbyterianer, Kongregationalisten und eine Anzahl anderer Kirchen vor allem in den Vereinigten Staaten gehören zur reformierten Kirchengemeinschaft. Die Quäker entstanden ebenfalls im Umkreis der englischen Reformation.
Die deutschen protestantischen (bevorzugter Name: evangelischen) Landeskirchen haben sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisiert. Die protestantischen Freikirchen sind in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen zusammengefasst. Durch Auswanderung und Mission entstanden in vielen Ländern der Erde größere oder kleinere protestantische Kirchen (Weltprotestantismus). Besonders stark wachsen sie in China und Lateinamerika. Die meisten lutherischen Kirchen sind im Lutherischen Weltbund zusammengeschlossen, die reformierten Kirchen in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Auch die evangelischen Freikirchen kennen entsprechende internationale Zusammenschlüsse. Die große Mehrzahl der protestantischen Kirchen sind Mitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen. Protestanten bilden die Bevölkerungsmehrheit in Skandinavien, Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien und Neuseeland. In Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz leben etwa gleich viele evangelische wie katholische Christen.
Geschichte
Der Begriff Protestanten geht zurück auf die Speyerer Protestation der evangelischen Stände auf dem dortigen Reichstag zu Speyer 1529: Sie protestierten gegen die Aufhebung des Abschieds von Speyer 1526, mit dem den Ländern und Reichsstädten, die Reformationen durchgeführt hatten, Rechtssicherheit zugesagt worden war, und beriefen sich dabei auf die Glaubensfreiheit des Einzelnen.
Weltliche Herrscher, angeführt von Kaiser Karl V., fürchteten um die Reichseinheit ihres katholisch durchdrungenen Machtbereichs, wobei der päpstliche Machtbereich als eigener gelten konnte. In einer Anzahl von Kriegen war der Protestantismus der mehr oder weniger schwerwiegende Gegenstand, dazu gehören die Hugenottenkriege in Frankreich oder der Dreißigjährige Krieg, der fast ganz Europa und insbesondere Deutschland erfasste. Erst mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 wurde die lutherische Konfession und mit dem Westfälischen Frieden von 1648 auch die reformierte Konfession anerkannt. Den Täufern und anderen Bewegungen der sogenannten radikalen Reformation blieb weiterhin jede Form von Anerkennung versagt.
Von Ernst Troeltsch wurde die Unterscheidung von „Altprotestantismus“ und „Neuprotestantismus“ zum Thema der kirchlichen Diskussion gemacht.[1] Altprotestantismus bezieht sich danach auf die protestantische Bewegung unmittelbar zur Reformationszeit bis ins 17. Jahrhundert, die in dieser Zeit noch wesentlichen mittelalterlichen und katholischen Grundsätzen hinsichtlich der Rolle der Kirche folgte. Hierzu zählt auch die Lutherische Orthodoxie.
Erst mit dem Druck der Aufklärung im 18. Jahrhundert setzten sich in Deutschland und den anderen protestantisch geprägten oder beeinflussten Ländern die evangelischen Grundideen in der Lebenspraxis verstärkt um. Besonderen Rang bekamen nun die Prinzipien der Freiwilligkeit und der persönlichen Überzeugung. Diese waren im angloamerikanischen Raum schon im 17. Jahrhundert betont worden, vor allem von den Dissenters. Diese hatten auf die völlige Trennung von Kirche und Staat gedrängt. Die Existenz eines säkularen Staates wurde nun auch in Kontinentaleuropa mehr und mehr als selbstverständlich betrachtet, so dass die Identität von göttlichem Recht (Lex Dei) und dem zumeist noch als Naturrecht verstandenen weltlichen Recht (ius naturae) in den Hintergrund trat. So ermöglichte die kritische Weltsicht der Aufklärung auch den Beginn der Bibelkritik. Allerdings hatte bereits Luther entscheidende Weichenstellungen in der (theologischen) Hermeneutik vorgenommen. Er verwarf die mittelalterliche Lehre vom vierfachen Schriftsinn und ließ nur den Literalsinn gelten. Zudem benutzte er den hermeutischen Zirkel. Aus dem Gesamtzeugnis der Bibel gewann er deren zentrale Aussage: "was Christum treibet" ("Ein Text, der Christus bezeugt"). Diesen Grundsatz wandte er dann auf das Verstehen der einzelnen biblischen Bücher an; so äußerte er sich zum Beispiel kritisch über den Jakobusbrief.[2] Diesen Ansatz führten der arminianische Reformierte Hugo Grotius durch seine grammatische Bibelauslegung und andere protestantische Theologen wie Johann Salomo Semler, Friedrich Schleiermacher, Ferdinand Christian Baur, Albrecht Ritschl, Adolf von Harnack, Ernst Troeltsch und Rudolf Bultmann weiter. In der Gegenwart wandelte sich die theologische Dogmatik von einer Begründung des Protestantismus zu einem innerkirchlichen Diskurs.
Protestantisch und Evangelisch
Die "Protestation" war im 16. Jahrhundert ein herkömmliches Rechtsinstrument des Reichsrechts, mit der eine Minderheit von Ständen und Reichsstädten ihre Anliegen auf einem Reichstag vorbringen konnte. Das lateinische Verb protestari hat eine positive Bedeutung: für etwas zum Zeugen aufgerufen werden, für etwas Zeugnis ablegen. Heute werden die Begriffe protestantisch (geprägt aus der Fremdwahrnehmung durch die römisch-katholische Kurie und ihre Bischöfe) und evangelisch (geprägt aus der Selbstwahrnehmung der Gemeindemitglieder und ihrer Landeskirchen) in der deutschen Umgangssprache austauschbar verwendet. Jedoch bezeichnen sich die deutschen in der Tradition der Reformation stehenden Kirchen selbst als evangelisch und nicht als protestantisch. Eine Ausnahme bildet die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche). Auch die Begriffe Kirche(n) der Reformation und reformatorische Kirche(n) werden verwendet.
Daneben existieren die Bezeichnungen lutherisch bzw. A.B. (Augsburgischen Bekenntnisses), die die Kirchen in der Tradition der Wittenberger Reformation bezeichnen, und reformiert bzw. H.B. (Helvetischen Bekenntnisses), die die Kirchen in der Tradition der Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin bezeichnen. Je nach Organisationsform gibt es Zusammenschlüsse, die eine Differenzierung aufgeben (Beispiel unierte Landeskirche der Bremischen Evangelischen Kirche in Bremen, United Church of Christ in den Vereinigten Staaten).
Evangelisch muss vom im 20. Jahrhundert entstandenen Begriff evangelikal unterschieden werden, besonders bei Übersetzungen in andere bzw. aus anderen Sprachen. Im englischsprachigen Raum sind die Begriffe Protestantism und Protestant unentbehrlich, da evangelical meist nicht evangelisch bedeutet, sondern evangelikal. Auch gibt es keine englische Entsprechung für das Adjektiv reformatorisch. Der historische Begriff evangelical entstand im Umfeld des Puritanismus in England.
Glaubenslehre und Charakteristiken
Prägend sind die Konzentration auf die Bibel, die Anerkennung von Jesus Christus als alleiniger Autorität für die Kirche und den einzelnen Glaubenden sowie die Lehre, dass der Mensch „allein aus Gnade“ – und nicht aufgrund eigenen Handelns – errettet wird. Rechtfertigung erfährt der Mensch „allein durch den Glauben“. Entsprechend wird der Ablass (Sündenvergebung als Leistung gegen Geld, Bußübungen oder andere gute Werke) abgelehnt.
Die evangelische Lehre wird oft in den „vier Sola“ sola scriptura (allein durch die Schrift), solus Christus (allein Christus), sola gratia (allein durch die Gnade) und sola fide (allein durch den Glauben) zusammengefasst.
Einige aus der katholischen Kirche bekannte Sakramente (z. B. Firmung, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung) werden von den evangelischen Kirchen nicht anerkannt, da sie als nicht von Christus eingesetzt betrachtet werden. Martin Luther sprach vom „allgemeinen Priestertum aller Gläubigen“. Als eindeutig von Christus eingesetzte Sakramente gelten die Taufe und das Abendmahl. Luther hält an der Beichte fest, sie gilt in der Regel jedoch offiziell nicht mehr als Sakrament, lediglich einige lutherische Kirchen erkennen der Beichte einen sakramentalen Charakter zu. Auch wenn Luther zunächst noch ein lateinisches Messbuch entwickelte, wurden spätestens seit seiner Veröffentlichung einer Messe in deutscher Sprache (Deutsche Messe B) Gottesdienste und Messen in allen reformatorischen Kirchen in der jeweiligen Landessprache abgehalten, während die Katholische Kirche bis heute offiziell an der lateinischen Sprache festhält, in der Praxis jedoch seit dem Zweiten Vatikanum auch zur Volkssprache übergegangen ist. Jedoch hat mit einer jüngeren Entscheidung von Papst Benedikt XVI., die tridentinische Messe wieder voll zugänglich zu machen, die lateinische Sprache im katholischen Gottesdienst erneut an Bedeutung zugenommen.
Die Reformation war zwar im Kern eine religiöse Bewegung, aber sie hatte stärkste Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.
In den Kirchen der Reformation sind die Geistlichen nicht zur Ehelosigkeit verpflichtet. Das evangelische Pfarrhaus hatte einen enormen Einfluss auf das Entstehen einer geistigen Elite. Zum Beispiel verzeichnete um 1955 die Allgemeine Deutsche Biographie von den etwa 1600 großen Deutschen 861 Pfarrerssöhne.[3] Ähnliches gilt für die anderen protestantisch geprägten Länder. Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind in nahezu allen protestantischen Kirchen Frauen zum Pfarramt zugelassen, auch in Führungspositionen, z.B. Bischöfinnen.
Insbesondere in Schottland sowie in England und seinen Kolonien in Nordamerika spielten Protestanten die entscheidende Rolle beim Entstehen demokratischer Strukturen im weltlichen Bereich (John Milton, Oliver Cromwell, John Locke, William Bradford, John Winthrop, Roger Williams, Thomas Hooker, William Penn, George Washington, Thomas Jefferson, John Adams u.a.). Vor allem die amerikanische Demokratie wurde für viele Staaten, darunter Deutschland, zum Vorbild bei der Schaffung einer eigenen demokratischen Gesellschafts- und Staatsform. Die prinzipielle Trennung von Geistlichem und Weltlichem war bereits durch Luthers Zwei-Reiche-Lehre vollzogen worden. Indem Luther allen Getauften das allgemeine Priestertum zusprach, wertete er die Laien in der Kirche außerordentlich stark auf (vgl. seine Schrift "Dass eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen"; 1523). Dieses demokratische Element wurde im reformierten Bereich durch die Schaffung von Presbyterien (Kirchengemeinderat) und Synoden, in denen Geistliche und Laien gleichberechtigt in der Leitung der Kirche zusammenwirkten, wesentlich verstärkt.
Das Bildungswesen nahm in den von der Reformation erfassten Gebieten einen starken Aufschwung, da jedes Gemeindeglied in die Lage versetzt werden sollte, die Bibel selbst zu lesen. Philipp Melanchthon erhielt für sein Engagement auf diesem Gebiet den Ehrennamen Praeceptor Germaniae (Lehrer Deutschlands). Dies schuf ein günstiges kulturelles Klima für das Erblühen der Geisteswissenschaften, der Naturwissenschaften und der Technik.[4] Die Naturrechtsjuristen Hugo Grotius und Samuel Pufendorf sowie die Philosophen der englischen und deutschen Aufklärung John Locke, John Toland, Matthews Tindal, Gottfried Wilhelm Leibniz, Christian Wolff, Christian Thomasius, Immanuel Kant sowie der Genfer Jean-Jacques Rousseau entstammten dem Protestantismus und waren von diesem geprägt. Sie griffen Entscheidungen auf, die in der Reformation und in Teilen des frühen Protestantismus getroffen worden waren, und entwickelten sie weiter, z.B. Religionsfreiheit, Gleichheit der Menschen und Demokratie. Beispielsweise leitete Locke, der tief im protestantischen Denken verwurzelt war, die Gleichheit der Menschen, einschließlich der Gleichheit von Mann und Frau, aus 1. Mose 1, 27f ab Imago Dei.[5] Der bedeutendste Philosoph des Deutschen Idealismus Georg Wilhelm Friedrich Hegel studierte am Evangelischen Stift in Tübingen. Die Ideen der Aufklärung wurden in erster Linie vom protestantischen Bürgertum umgesetzt.
Die Reformatoren befürworteten einen Lebensstil, der Fleiß, (Selbst-)Disziplin, Genügsamkeit, Sparsamkeit und - vor allem bei Calvin - Verzicht auf Luxus einschloss. Dadurch wurde Geld für Investitionen frei, was das Wirtschaftsleben in den protestantisch geprägten Gebieten nachhaltig beflügelte (vgl. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus). Wirtschaft einerseits und Naturwissenschaften und Technik andererseits verstärkten sich gegenseitig, da in der Wirtschaft die jeweils neuesten und effektivsten Erkenntnisse, Methoden und Maschinen zum Einsatz kamen, um die Produktivität zu steigern.[6]
Die entscheidenden Impulse für das Entstehen der Menschenrechte kamen aus dem Protestantismus.[7] Die prinzipielle Trennung von Geistlichem und Weltlichem durch Luther machte in protestantischen Gebieten und Ländern ein kirchliches Inquisitionsverfahren und die staatliche Verfolgung von Häretikern unmöglich. Den Glauben, so Luther, kann man nicht erzwingen. Er ist ein Werk des Heiligen Geistes. Allerdings sah Luther in der Ablehnung des Eides, des Kriegsdienstes und teilweise des Eigentums durch die Täufer eine politische Gefahr für das Gemeinwesen. Deshalb kam es nicht nur in katholischen, sondern auch in lutherischen und reformierten Gebieten zur Verfolgung von Täufern. Diese forderten unermüdlich religiöse Toleranz und traten durch ihr geduldiges Leiden dafür ein. Sie und die ebenfalls verfolgte Minderheitskirche der Hugenotten praktizierten schon seit ihren Anfängen im 16. Jahrhundert die völlige Trennung von Kirche und Staat.[8] Anfang des 17. Jahrhunderts gingen aus dem englischen Täufertum die Baptistenkirchen hervor. Baptisten wie John Smyth, Thomas Helwys und Roger Williams traten in Streitschriften vehement für Religionsfreiheit ein. Sie hatten starken Einfluss auf Milton und Locke. In "Milton verkörpern sich alle Toleranzmotive der Zeit in großartiger Einheit. Gewissensfreiheit war ihm christliches und protestantisches Urprinzip und Grundlage aller bürgerlichen Freiheiten. Darum forderte er über Cromwell hinaus völlige Trennung von Staat und Kirche."[9] Zudem sprach er sich für das Recht auf Ehescheidung und die Pressefreiheit aus. Letztere wurde 1694 in England eingeführt, eine Frucht der Glorreichen Revolution.[10] In einigen englischen Kolonien in Nordamerika wurde die Religionsfreiheit mit demokratischer Selbstverwaltung verknüpft (Roger Williams in Rhode Island (1636); Thomas Hooker in Connecticut (1639); William Penn in Pennsylvania (1682)). Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung der Vereinigten Staaten führten diese Tradition fort. Die Abschaffung der Folter (Christian Thomasius, Friedrich der Große) und der Sklaverei (William Wilberforce, Abraham Lincoln, Harriet Beecher Stowe u.a.) ging hauptsächlich auf die Initiative von Protestanten zurück.[11]
Protestanten fühlten sich von Anfang an verantwortlich für Kranke und sozial Benachteiligte. Es entstanden weltweit Krankenhäuser, Heime und andere Hilfseinrichtungen für behinderte, alte und arme Menschen, in Deutschland beispielsweise Diakonisches Werk und Brot für die Welt. Als Reaktion auf die Verelendung großer Teile der Stadt- und Landbevölkerung gründeten in Großbritannien um 1845 Anglikaner und Mitglieder von Freikirchen die ersten Genossenschaften als Selbsthilfeorganisationen. In Deutschland schufen der überzeugte Reformierte Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch ab 1862 ein rasch wachsendes Netz von Genossenschaften.[12] Unter dem Druck der "sozialen Frage" des 19. Jahrhunderts beschloss Preußen während der Kanzlerschaft Otto von Bismarcks von 1881 bis 1889 Sozialversicherungsgesetze.[13] Das humanitäre Völkerrecht erfuhr durch den reformierten Pietisten Henry Dunant eine große Bereicherung. Er war die treibende Kraft hinter der Entstehung der Genfer Konvention, und auf seine Engagement geht das Rote Kreuz (Rotes Kreuz) zurück.[14]
Der Protestantismus wirkte befruchtend auf die Kunst. Im deutschen Sprachraum konnten jahrhundertelang mehr Menschen die Texte der Kirchenlieder Martin Luthers und Paul Gerhardts auswendig als Gedichte von Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller, die ihrerseits ebenfalls einen protestantischen Hintergrund hatten. Komponisten wie Heinrich Schütz, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Felix Mendelssohn Bartholdy schufen Höhepunkte der weltlichen und geistlichen Musik. Die Maler Albrecht Dürer, Lucas Cranach d.Ä. und Lucas Cranach d.J. schlossen sich der Reformation an. Rembrandt, Frans Hals, Vincent van Gogh u.a. entstammten dem niederländischen Protestantismus. Protestantisches Denken und Glauben inspirierte bis in die Gegenwart große Schriftsteller wie William Shakespeare, John Milton, John Bunyan, Nathaniel Hawthorne, Jeremias Gotthelf, Conrad Ferdinand Meyer, Samuel Taylor Coleridge, William Wordsworth, Emily Bronte, Charles Dickens, Wilhelm Raabe, Theodor Fontane, William Faulkner, Thomas Mann, Friedrich Dürrenmatt, John Updike u.v.a.m.
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Wilhelm Graf: Der Protestantismus. Geschichte und Gegenwart. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-46708-0.
- Ernst Troeltsch: Die Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt. Schutterwald, Baden 1997, ISBN 978-3-928640-28-2.
- Joan Lingard: The Twelfth Day of July. Cornelsen Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-464-05332-4.
Einzelnachweise
- ↑ Bereits in der Dissertation: Ernst Troeltsch: Vernunft und Offenbarung bei Johann Gerhard und Melanchthon, 1891, KGA 1, 204-206; als grundlegende These in: Ernst Troeltsch: Protestantisches Christentum und Kirche der Neuzeit, 1906, 2. erweiterte Aufl. 1909, KGA 7, de Gruyter, Berlin 2004; entsprechende Erläuterungen von Volker Drehsen und Christian Albrecht in der Einführung zu diesem Band
- ↑ Gerhard Ebeling: Hermeneutik. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band III, Spalte 251-252
- ↑ Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Aufl. (1956), S. 319
- ↑ Georg Süßmann: Naturwissenschaft und Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band IV, Spalte 1377-1382. - C. Graf von Klinckowstroem: Technik. Geschichtlich. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Spalte 664-667
- ↑ Jeremy Waldron: God, Locke, and Equality. Cambridge University Press p. 15ff
- ↑ E. Heimann: Kapitalismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band III, Spalte 1136-1141
- ↑ W.Wertenbruch: Menschenrechte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band IV, Spalte 869-870
- ↑ Heinrich Bornkamm: Toleranz. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Spalte 937-938
- ↑ Heinrich Bornkamm: Toleranz. In der Geschichte des Christentums. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Sp. 942
- ↑ Karl Heuussi, a.a.O., S. 397
- ↑ Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Aufl., S. 403, 424-425
- ↑ J.M. Back: Genossenschaften im Wirtschaftsleben. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 1387-1388. - Wilhelm Dietrich: Genossenschaften, Landwirtschaftliche. In: Evangelisches Soziallexikon, Sp. 411-412
- ↑ S. Wendt: Wohlfahrtsstaat. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl, Bd. VI, Sp. 1796-1798
- ↑ R. Pfister: Schweiz. Seit der Reformation. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 1614-1615