Zum Inhalt springen

Adolf Busemann (Ingenieur)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Oktober 2005 um 16:58 Uhr durch EKKi (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Adolf Busemann in den USA

Prof. Dr. Ing. Adolf Busemann (* 20. April 1901 in Lübeck, † 3. November 1986 in Boulder) war ein deutscher Aerodynamiker.

Nach seinem Studium für Maschinenbau an der TH Braunschweig promovierte Adolf Busemann 1924 bei Professor Otto Föppl mit einer Dissertation über Drehschwingungen von Stäben, also noch ganz im Bereich der Mechanik, wenn gleich Föppl auch eine Vorlesung über Aerodynamik hielt.

Nach seinem Wechsel im folgenden Jahr zum Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung in Göttingen kam er zu seinem Arbeitsgebiet, der Hochgeschwindigkeits-Aerodynamik. Seine ersten Verdienste erwarb er sich durch seine maßgebende Mitarbeit beim Bau des von Professor Ludwig Prandtl entworfenen Überschall-Windkanals. 1930 habilitierte er sich an der dortigen Universität. Ein Jahr später erhielt er eine Dozentur für Strömungslehre an der TH Dresden und war einige Zeit bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof tätig. Während seiner Arbeiten entdeckte er die verblüffend einfache Abhilfe für die Probleme, welche sich am Flügel bei der Annäherung an die Schallgeschwindigkeit ergaben. Es war die stärkere Pfeilung. Durch sie wirkt das Flügelprofil für die Strömung dünner und gestreckter, als es ist. Über diese Entdeckung, die sich wenige Jahre später für den Hochgeschwindigkeitsflug als unverzichtbar erweisen sollte, berichtete er erstmals 1935 beim 5. Volta-Kongress in Rom. Doch die internationale Fachwelt nahm damals noch keine Notiz von dieser Erkenntnis. Ein Jahr später wurde Busemann Leiter des Instituts für Gasdynamik in der neu geschaffenen Luftfahrt-Forschungsanstalt (LFA) in Braunschweig-Völkenrode, wo er unter Verwendung von Teilen des von Prandtl und ihm seinerzeit in Göttingen geschaffenen Windkanals einen neuen errichtete. In ihm und auch noch einem weiteren konnte nun die Richtigkeit seiner früheren Erkenntnis durch unzählige Messreihen bestätigt werden. 1939 erhielt er ein Geheimpatent auf seine Erfindung. Ab 1943 gab es keinen deutschen Flugzeughersteller, in dessen Konstruktionsbüros nicht bereits Entwürfe zu finden waren, welche die Busemann’schen Erkenntnisse anwendeten.

Für die alliierten Spezialisten, welche nach Kriegsende nach Deutschland kamen, war es eine große Überraschung, als sie die Ergebnisse dieser Messreihen vorfanden. Erst 1944 war in den USA bei der NACA ein amerikanischer Wissenschaftler, Robert Thomas Jones, zu der gleichen Erkenntnis gekommen, wie fast 10 Jahre vor ihm in Deutschland Adolf Busemann. Dieser ging nach dem Kriegsende 1946 zuerst nach England zum Royal Aircraft Establishment und ein Jahr später weiter in die USA zum Langley Research Center. 1963 erhielt er eine Professur an der University of Colorado in Boulder, wo er dann bis zu seinem Tod lebte. Geehrt wurde er unter anderem durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde von der RWTH Aachen, durch die Zueignung des Ludwig-Prandtl-Ringes und 1970 durch die Ernennung zum Fellow der American Astronautical Society, sowie durch die Aufnahme als Member bei der National Academy of Engineering der USA. Heute ist sein stark gepfeilter Flügel unverzichtbares Konstruktionselement bei jedem modernen Flugzeug.

Literatur

  • Band 30 der Reihe Die Deutsche Luftfahrt, Luftfahrtforschung in Deutschland, mehrere Verfasser, Verlag Bernard & Graefe
  • Das Institut für Strömungsmechanik von Dieter Hummel, Appelhans Verlag Braunschweig