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Erbstadt

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Erbstadt
Stadt Nidderau
Wappen von Erbstadt
Koordinaten: 50° 16′ N, 8° 52′ OKoordinaten: 50° 16′ 10″ N, 8° 51′ 55″ O
Höhe: 158 m ü. NN
Einwohner: 1400
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 61130
Vorwahl: 06187

Erbstadt ist ein Stadtteil von Nidderau im Main-Kinzig-Kreis in Hessen.

Geografie

Erbstadt liegt in einer Höhe von 158 m über NN, am Rande der Wetterau, ca. 3,5 km nördlich des Stadtkerns von Nidderau und ist dessen nördlichster Stadtteil, direkt angrenzend an Niddatal. Bei klarem Wetter sind die Hochhäuser von Frankfurt zu sehen. Der Ort liegt am seichten Hang einer Talsenke und wird durch drei Zugangsstraßen erschlossen. Durch den Ort fließt der Krebsbach, der im Gemeindewald entspringt und später in Heldenbergen in die Nidder mündet. Der Stadtteil Erbstadt hat ca. 1400 Einwohner.

Geschichte

Mittelalter

Sogenannter „Pfaffenhof“ in Erbstadt, Wohnhaus des ehemaligen Praemonstratenser-Gutshofs 2011.

Die früheste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Erpestat stammt aus dem Jahr 1237. 1398 gehörte Erbstadt zur Burg Windecken, die im Eigentum der Herren und späteren Grafen von Hanau stand. Damit gehörte Erbstadt zum Amt Windecken. Die Klöster Naumburg und Ilbenstadt besaßen Wirtschaftshöfe in Erbstadt. Letzterer, der „Pfaffenhof“, ist erhalten. Kirchlich gehörte das Dorf zum Kloster Ilbenstadt, hatte jedoch einen eigenen Pleban.

Historische Namensformen

  • Erpestat (1237)
  • Eberstadt (1266)
  • Erbestat (1286)
  • Erbstad (1341)

Neuzeit

1561 kaufte Graf Philipp III. von Hanau-Münzenberg die benachbarte Kellerei Naumburg, das säkularisierte Kloster Naumburg. Dieser Kellerei ordnete er noch im gleichen Jahr das Dorf Erbstadt zu. Als Dorf der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde Erbstadt in der Reformation zunächst lutherisch und mit der „Zweiten Reformation“ in der Grafschaft unter Graf Philipp Ludwig II. 1597 reformiert. Nach der Reformation bis in die Mitte des 17. Jahrhundert waren die Kirchengemeinden von Erbstadt und Eichen verbunden, anschließend war Erbstadt für kurze Zeit eine Filiale von Windecken, später von Eichen.

Die Kellerei Naumburg – und damit auch Erbstadt – gehörte zu einer Vermögensmasse, die 1643 seitens der Grafschaft Hanau an die Landgrafschaft Hessen-Kassel verpfändet wurde. Grund waren finanzielle Forderungen von Hessen-Kassel an die Grafschaft Hanau-Münzenberg aus der Befreiung der Stadt Hanau durch Truppen der Landgrafschaft 1636. Das Pfand wurde nicht mehr ausgelöst. 1736, nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel die gesamte Grafschaft Hanau-Münzenberg an Hessen-Kassel, wurde aber noch 50 Jahre lang als Sekundogenitur für jüngere Prinzen des Hauses Hessen-Kassel, zunächst für Wilhelm (VIII.) 1736–1751, dann für Wilhelm (IX.) 1760–1786 genutzt. Während dieser Zeit verblieb Erbstadt außerhalb dieser Sekundogenitur weiter bei der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Erst 1786 kam es zur administrativen Wiedereingliederung der Kellerei Naumburg in die nun hessen-kasselische Grafschaft Hanau. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand Erbstadt ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau, und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, wurde Erbstadt dem neu gebildeten Kreis Hanau zugeordnet, der wiederum ging im Zuge der Gebietsreform in Hessen 1974 im Main-Kinzig-Kreis auf. Noch im Vorfeld der Gebietsreform wurde Erbstadt auf freiwilliger Basis zum 1. Januar 1972 ein Stadtteil von Nidderau.

Einwohnerentwicklung

  • 1587: 19 Schützen und 8 Spießer
  • 1604: 31 wehrhafte, 15 unvermögliche, alte Männer
  • 1895: 592 Einwohner
  • 1939: 805 Einwohner
  • 1961: 1050 Einwohner
  • 1970: 1144 Einwohner

Infrastruktur

2 km vom Dorf entfernt verläuft die Bahnstrecke Friedberg-Hanau, allerdings ist der Bahnhof Erbstadt-Kaichen schon seit ca. 1995 stillgelegt.

Das Hauptanflugfeuer aus dem Nord-Osten für den Flughafen Frankfurt am Main, genannt METRO VOR, liegt ca. 800 Meter vom Ort entfernt. Teilweise drehen die Flugzeuge bei West-Wetterlage über Erbstadt bei, um auf dem Flughafen zu landen.

Sehenswürdigkeiten

Wappen

Die Blasonierung des Wappens der früheren Gemeinde Erbstadt lautet: Im gespaltenen Schild vorn in Rot, hinten in Gold eine heraldische Lilie in verwechselten Farben.

Die Farben Rot und Gold im gespaltenen Schild weisen auf die frühere Zugehörigkeit von Erbstadt zum Territorium der Grafen von Hanau. Die Lilie als Wappenblume geht zurück auf ein Erbstädter Gerichtssiegel aus dem 17. Jahrhundert. Sie symbolisiert den Frieden und erscheint in Wappen und Siegeln als Königs- oder Mariensymbol.[1]

Literatur

  • Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 47.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 125.

Einzelnachweise

  1. Stadt Nidderau: Wappen