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Operation Phantom Fury

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Datei:USMC Irak.Nov.2004.jpg
US-Soldaten im Einsatz in Falludscha
Zweite Schlacht um Falludscha
Konflikt Irak-Krieg
Datum 8. November - 18. November 2004
Ort Falludscha, Al-Anbar, Irak
Ergebnis Sieg der Vereinigte Staaten von Amerika
Kontrahenten

Irak - Aufständische im sunnitischen Dreieck
Datei:Us flag large.png
Vereinigte Staaten von Amerika
Anführer/Kommandeure
Abu Musab az-Zarqawi
George Casey
Truppenstärken
ca. 5.000
ca. 15.000
Verluste
ca. 1.200 Tote
keine Angabe über Verwundete
1.000 Gefangene/Vermisste
64 Tote
425 Verwundete
keine Gefangene/Vermisste

Die Operation Phantom Fury, auch bekannt unter dem Namen Operation Al-Fajr (arabisch Morgendämmerung) war eine Offensive von amerikanischen und irakischen Soldaten gegen die Rebellenhochburg Falludscha zur Zeit der amerikanischen Besatzung des Iraks in Folge des Irak-Kriegs. Diese Operation wurde von der irakischen Übergangsregierung autorisiert und begann am 8. November 2004. Das US-amerikanische Militär sagte nach der Schlacht, dass dies die schwersten Häuserkämpfe seit der Schlacht um Hue-City in Vietnam im Jahre 1968 gewesen seien.

Die Operation Phantom Fury war die zweite Offensive, die gegen die Stadt durchgeführt wurde. Bereits im April 2004 führte das US-Militär die Operation Vigilant Resolve durch. Diese Operation wurde beendet, als lokale Führer versprachen, die Situation in Falludscha zu entspannen. Die Operation Plymouth Rock löste Phantom Fury am 23. November ab.

Falludscha vor der Operation

Am 29. April 2003 kam es zu einem tragischen Vorfall an einer Schule am Stadtrand von Falludscha. Dort demonstrierten an diesem Tag unbewaffnete Jugendliche gegen die Präsenz der US-Besatzungstruppen. Es kam zu einem Feuergefecht zwischen US-Truppen und den Demonstranten, bei dem 16 Iraker starben und 65 verletzt wurden. Nach Angaben der US-Regierung wurden die Soldaten vorher von der Menge beschossen und hätten nur auf den Angriff reagiert. Eine unmittelbare Folge dieses Zwischenfalls war ein massiver Guerillakampf der sunnitischen Bevölkerung des Iraks im sunnitischen Dreieck gegen die Besatzungsmacht. Aufgrund dieses Kampfes musste sich die 82. Luftlandeeinheit der US-Armee im Dezember 2003 aus der Stadt zurückziehen.

Nachteinsatz der 82nd Airborne Division

Durch den Rückzug der Amerikaner konnte sich die Stadt zu einer Hochburg für Rebellen und Aufständische entwickeln und bot Terroristen wie dem Jordanier Abu Musab az-Zarqawi einen Zufluchtsort. Az-Zarkawi hatte die Terrorgruppe Tawid wal-Jihad gegründet, die für zahlreiche Entführungen und Morde verantwortlich ist, darunter auch die Enthauptung des amerikanischen Aufbauhelfers Nick Berg.

Am 31. März 2004 kam es zu einem tragischen Zwischenfall in Falludscha, als Aufständische einen Wagen mit vier amerikanischen, zivilen Wiederaufbauhelfern beschossen. Während des Überfalls wurden die Insassen des Wagens getötet. Eine aufgebrachte Menge zerrte die toten Körper aus dem Auto und schändete die Leichname. Die Leichen der Amerikaner wurden verbrannt und die verkohlten Überreste auf der Euphrat-Brücke aufgehängt. Dieser ganze Vorfall wurde von Fernsehkameras festgehalten und die Bilder gingen um die Welt. Besonders in Amerika verursachten diese Bilder einen Schock, denn in der Bevölkerung sah man sich an die Schlacht von Mogadischu in Somalia erinnert, als ein toter US-Soldat durch die Straßen der Hauptstadt geschleift wurde.

Später stellte sich heraus, dass es sich bei den getöteten Amerikanern um Söldner des US-Unternehmens Blackwater Security Consulting handelte. Der Vorteil des Einsatzes von Söldnern besteht für die US-Regierung darin, dass Söldner in keiner Gefallenenstatistik auftauchen.

Eine Folge dieses Vorfalls war die Operation Vigilant Resolve. Diese Operation sah die Abriegelung der Stadt und die anschließende Rückeroberung durch US-Marines vor. Die US-Soldaten sollten bei dieser Operation durch die von ihnen ausgebildete irakische Nationalgarde unterstützt werden. Zu Beginn des Angriffs waren jedoch viele irakische Soldaten desertiert und einige kämpften auf der Seite der Rebellen.

Trotz massiven Einsatzes des Militärs gelang es den US-Streitkräften nicht, Falludscha zurück zu erobern. Nach vierwöchiger Belagerung und Verlusten von über 50 gefallenen US-Soldaten stellte das US-Militär die Operation vorerst ein. Ein Militärgouverneur wurde eingesetzt und sollte die Lage in der Stadt beruhigen. Als Bevollmächtigten setzten die Amerikaner den General Dschassim Mohammed Saleh ein und unterstellten ihm eine Brigade der neuen irakischen Armee, die Falludscha-Brigade, und der Blockadering wurde aufgelöst.

Saleh, ein ehemaliger General der Republikanischen Garden unter Saddam Hussein, wurde nach vier Tagen von der Stabsführung durch Mohammed Latif ersetzt. Dschassim Mohammed Saleh als Führer der Falludscha-Brigade einzusetzen wurde von der Militärführung als Fehler bezeichnet.

Vorbereitung auf die Offensive

Politische Situation im Vorfeld

Auch durch den Einsatz der Falludscha-Brigade konnte die Region nicht befriedet werden und die Stadt fiel schließlich zurück in die Hände der Aufständischen. Während des Sommers 2004 kam es immer wieder zu Entführungen, Bombenattentaten und Angriffen auf die US-Truppen und zivilen Wiederaufbauhelfer. Das US-Militär reagierte mit Luftangriffen auf die Aufenthaltsorte der Terroristen. Des weiteren kam es immer wieder zu kleinern und größeren Kampfhandlungen zwischen den Rebellen und US-Truppen.

Im Oktober 2004 verdichteten sich – nach mehreren gescheiterten Waffenstillstandverhandlungen – die Anzeichen auf eine Großoffensive gegen die Rebellen in Falludscha. Der Ministerpräsident der Übergangsregierung Ijad Allawi forderte die Auslieferung des in der Stadt vermuteten Terroristen Abu Musab az-Zarkawi, der als Drahtzieher zahlreicher Attentate und Entführungen gilt. Die geistliche Führung von Falludscha erklärte ihrerseits, dass sich az-Zarkawi nicht in der Stadt aufhalte.

Allawi sagte gegen Ende Oktober, dass sich das Fenster für Verhandlungen schließe und verhängte am Tag vor der Offensive einen Ausnahmezustand für sechzig Tage über den ganzen Irak. Die Operation war die erste größere Militäraktion nach der Wiederwahl von George W. Bush am 3. November 2004.

Militärische Vorbereitung

Im Oktober wurden britische Soldaten aus dem Süden des Irak in den Norden verlegt. Die Briten sollten amerikanische Verbände ablösen, damit diese nach Falludscha verlegt werden konnten. Das britische Militär half den Amerikanern bei der erneuten Abriegelung der Stadt. Bei der Eroberung der Stadt waren jedoch keine britischen Truppen beteiligt. Ein Blockadering wurde um die Stadt herum errichtet, der eine Flucht der Aufständischen aus der Stadt verhindern sollte. Die zivile Bevölkerung wurde aufgefordert die Stadt zu verlassen.

Die Aufklärung erfolgte durch unbemannte Drohnen des Typs Dragon Eye. Diese Aufklärungsflüge lieferten dem Generalstab die Angriffsziele für die Bombardierung und die spätere Eroberung. Die Luftangriffe auf die Stadt wurden im Vorfeld der Offensive forciert.

Die Aufständischen in Falludscha wussten seit Monaten, dass diese Offensive kommen würde und hatten genügend Zeit sich auf die bevorstehende Invasion vorzubereiten. Die Rebellen legten Munitionsdepots an, verminten Straßen und bauten Autobomben. Hunderte von Selbstmordattentätern standen bereit, die Amerikaner zu bekämpfen. Die aufständischen Rebellen setzten sich aus mehreren Gruppen zusammen.

  • 1. Ehemalige Mitglieder des alten Regimes
  • 2. Ausländische Al Qaida-Kämpfer
  • 3. Einwohner von Falludscha die sich gegen die Besatzungsmacht auflehnen oder ein getötetes Familienmitglied rächen wollten

Die Aufständischen tragen keine Uniform sondern ihre normale Kleidung. Dieser Sachverhalt macht es dem US-Militär schwer zwischen Feind und Zivilist zu unterscheiden.

Rules of Engagement

Die Rules of Engagement sind ein Regelwerk für den Kampfeinsatz von Streitkräften. In diesem Regelwerk wird die Vorgehensweise der US-Truppen beschrieben. Diese Regeln wurden für die Operation Phantom Fury von der militärischen Führung angepasst.

  • Werden die Bodentruppen aus einem Gebäude heraus angegriffen, so wird das Gebäude mit Bomben von Kampfflugzeugen oder Artilleriefeuer bekämpft. Eine Aufklärung, ob sich auch Zivilisten in dem Gebäude befinden, findet nicht satt.
  • Die Stadt wurde vom Militär zur Free Fire Zone erklärt. Jeder der sich gegenüber den US-Truppen verdächtig oder gefährdend verhält, darf bekämpft bzw. getötet werden. Bei einer Einsatzbesprechung wurde den Soldaten von den Kommandierenden, im Beisein eingebetteter Journalisten gesagt: Tötet alle, die ihr töten könnt.

Zeitlicher Verlauf der Offensive

Montag, 8. November

1. Tag der Schlacht um Falludscha 2004.

Mit Artilleriefeuer begann in der Nacht vom 7. auf den 8. November die Operation Phantom Fury. Die US-Army feuerte mit 120 mm und 155 mm Artilleriegeschützen und mit den Kanonen der M1 Abrams Kampfpanzer auf die Stellungen der Rebellen in der Stadt. Zur gleichen Zeit wurden Ziele aus der Luft mit F-18 Hornet und AC-130 Spectre angegriffen. Nach dem Artilleriebeschuss rückten US-Marines und US-Army Verbände in die Stadt ein. Eine 4.000 Mann starke Einheit der Marines stieß von Norden in das Viertel Dscholan vor und weitere 4.000 Soldaten rückten von Nordosten in das Viertel Al-Askari ein. Die verschanzten Aufständischen leisteten Widerstand, konnten aber die anrückenden US-Einheiten nicht aufhalten. Nachdem die Marines die Verteidigungsstellungen der Rebellen durchbrochen hatten, gelang es ihnen einen Kilometer ins Stadtgebiet vorzurücken. Der Bahnhof und das Zentralkrankenhaus der Stadt waren ebenfalls am ersten Tag der Bodenoffensive eingenommen. Bereits am ersten Tag der Operation berichteten amerikanische Soldaten von Beschuss aus Moscheen heraus. Laut Aussagen von amerikanischen Soldaten wurden sie von Frauen und Kindern beschossen.

Die Versorgung der in der Stadt verbliebenen Zivilbevölkerung brach weitgehend zusammen. Es gab weder Strom noch Wasser und auch keine Lebensmittel. Zudem war die medizinische Versorgung praktisch nicht mehr vorhanden, da Krankenhäuser und Krankenwagen beschossen wurden und das medizinische Personal geflohen war.

Als psychologische Kriegführung wurden die Aufständischen mit Liedern der Rockgruppe AC/DC beschallt.

Dienstag, 9. November

Am zweiten Tag der Offensive konnten die Amerikaner bis zum Stadtzentrum an die Hatra Muhammadia-Moschee vorrücken. Um diese Moschee im Stadtzentrum wurde mehrere Stunden erbittert gekämpft. Bei der Eroberung der Moschee starben acht US-Soldaten und die Erstürmung der Hatra Muhammadia-Moschee wurde von General George W. Casey Jr. als die härteste Herausforderung während der ganzen Offensive bezeichnet. Einheiten, die von Westen vorrücken, konnten die strategisch wichtigen Brücken über den Euphrat einnehmen. Nach Angaben des Pentagon soll zu diesem Zeitpunkt bereits ein Drittel von Falludscha unter amerikanischer Kontrolle gewesen sein. Der General Abdel Qader Mohammed Jassim wurde von der Übergangsregierung des Irak zum Verwalter der Stadt ernannt.

Aufgrund der Kämpfe in Falludscha wurden in Bagdad drei Angehörige des Ministerpräsident Ijad Allawi der Übergangsregierung von Rebellen entführt. Die Gruppe der Entführer forderte eine Einstellung der Kämpfe innerhalb von zwei Tagen.

3. Tag der Schlacht um Falludscha 2004.

Mittwoch, 10. November

Auch am dritten Tag gingen die Kämpfe zwischen den Rebellen und dem US-Militär weiter. Im Verlauf des Tages konnten die Amerikaner weiter nach Süden vorrücken. Laut offizieller Stellen der Regierung sei die Stadt zu 70 % unter Kontrolle gewesen. Die amerikanischen Truppen hatten die Stadt nördlich der Autobahn besetzt.

Reporter aus der Stadt berichten von schrecklichen Zuständen in den umkämpften Vierteln. Die Leichen der getöteten Rebellen und Zivilisten lagen überall auf der Straße. Es wurde sogar davon berichtet, dass verwahrloste Hunde die Leichen in den Straßen angefressen hätten.

Donnerstag, 11. November

4. Tag der Schlacht um Falludscha 2004.

Am vierten Tag nach dem Beginn der Offensive rückten die US-Truppen in das Industrieviertel der Stadt vor. Zur Überraschung der amerikanischen Soldaten nahm der Widerstand der Rebellen wieder zu. Das Vordringen der US-Marinesoldaten westlich des Industrieviertels konnte von wenigen Aufständischen um Stunden verzögert werden.

Am Ende des Tages war das Industrieviertel in amerikanischer Hand, aber die Streitkräfte westlich des Viertels konnten keine großen Raumgewinne verzeichnen. Nach US-Militärangaben wurden bis zum Abend des 11. November 18 amerikanische und fünf irakische Soldaten getötet. Verwundet wurden bis zu diesem Zeitpunkt 164 Soldaten. Die geschätzte Zahl der getöteten und verwundeten Rebellen wurde mit 600 angegeben.

Bei den Durchsuchungen der Häuser im eroberten Stadtgebiet fanden irakische Soldaten Depots von Waffen und Munition und Räume, die als Schlachthäuser bezeichnet wurden. Die Terroristen filmten in diesen Räumen ihre entführten Opfer und deren Enthauptungen.

Freitag, 12. November

5. Tag der Schlacht um Falludscha 2004.

Am Freitag wurde die zweite Phase der Operation Phantom Fury eingeleitet. In den von Amerikanern kontrollierten Bereich begannen die Hausdurchsuchungen nach versteckten Terroristen und Rebellen. Die Soldaten gingen von Haus zu Haus und durchsuchten jedes einzelne von ihnen. Vom US-Militär wurde dieses Vorgehen auch als Aufräumarbeiten bezeichnet. Gleichzeitig ging die Eroberung der Stadt weiter. Die US-Einheiten rückten weiter nach Süden vor.

Die Nachricht von der Situation in Falludscha und besonders das Leiden der zivilen Bevölkerung hatte sich im ganzen Irak herumgesprochen. Eine Hilfswelle ging durchs Land und es wurden Lebensmittel und Wasser für die Bürger von Falludscha gespendet. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond wollte die Bevölkerung der Stadt mit den Hilfsgütern versorgen, aber ein Vordringen der Lkws in die Stadt wurde von Seiten des US-Militärs verweigert.

Samstag, 13. November bis Dienstag, 16. November

Am Samstag wurde im Süden der Stadt weiter gekämpft. Die letzten massiven Widerstandsnester der Rebellen wurden mit Artillerie, Panzern und Kampfflugzeugen beschossen, bevor die Bodentruppen vorrückten. Am Abend stand auch das letzte Viertel unter US-Kontrolle. Der Zwei-Sterne-General Natonski sagte am Samstagabend, dass die Hauptkampfhandlungen beendet seien und die Truppen nun mit den Aufräumarbeiten beschäftigt wären. Diese Aufräumarbeiten zogen sich bis zum Dienstag hin.

Auch an diesen Tagen wurde es den Hilfsorganisationen verwehrt in die Stadt zu fahren, um dort die zivile Bevölkerung zu versorgen. Die US-Regierung ließ verlauten, dass sie nicht glaube, dass noch Zivilisten in der Stadt seien.

Am neunten Tag der Bodenoffensive war die Stadt Falludscha weitestgehend eingenommen und unter amerikanischer Kontrolle.

Falludscha nach der Operation

Auswertung der Operation

Das Ziel, den Terroristen Abu Musab az-Zarkawi entweder zu töten oder gefangen zu nehmen, wurde nicht erreicht. Der gesuchte Terrorist konnte aus der abgeriegelten Stadt entkommen, sofern er zu Beginn der Operation noch dort war. Es konnten viele Aufständische bereits vor der Belagerung aus der Stadt fliehen und den Kampf gegen die Amerikaner in anderen Städten fortführen.

Das zweite Ziel für Stabilität bei den Wahlen am 30. Januar zu sorgen, konnte nicht vollständig erreicht werden. Zwar konnten die Wahlen abgehalten werden, aber es kam im Vorfeld vermehrt zu Selbstmordanschlägen und Boykottaufrufen. Im sunnitischen Dreieck wurden die Wahlen unter strengen Sicherheitsvorschriften durchgeführt. Jedoch folgten viele sunnitische Iraker den Boykottaufrufen und gingen nicht zu Wahl. Viele Wähler im sunnitischen Dreieck gingen auch aus Angst nicht zur Wahl, weil die Terrorgruppe Tawid wal-Jihad von az-Zarkawi zum Mord an den Wählern aufrief.

Verluste

Das US-Militär schätzt die Zahl der getöteten Aufständischen auf 1.200. Eine genaue Zahl der Verwundeten wurde nicht bekanntgegeben und ist auch nicht zu ermitteln. Im Rahmen der Operation Phantom Fury wurden etwa 1.500 Aufständische vom US-Militär festgenommen oder werden noch vermisst. Viele der Vermissten werden in den Trümmern von eingestürzten Wohnhäusern vermutet. Die Gefangenen wurden der Militärpolizei überstellt und im Abu-Ghuraib-Gefängnis inhaftiert.

Im Vergleich zu den aufständischen Irakern hatte das US-Militär nur geringe Verluste. Diese Verluste beliefen sich auf 64 gefallene und 425 verwundete Soldaten. Drei US-Soldaten kamen durch einen Unfall ums Leben und 61 starben durch feindliches Feuer. Die irakischen Streitkräfte auf seiten der Amerikaner hatten sechs Gefallene und eine nicht bekannte Anzahl an Verwundeten. Die am schwersten verwundeten Soldaten wurden in das Militärkrankenhaus im deutschen Landstuhl ausgeflogen.

Das US-Militär stellte fest, dass seine Verluste beim Kampf im städtischen Gebiet, im Fachjargon als Military Operations in Urban Terrain (MOUT) bezeichnet, pro Tag um 20 % höher lagen als bei den Hauptkampfhandlungen im März/April 2003.

Fazit

Die Operation Phantom Fury hat die Stadt Falludscha zerstört. 65 % der Häuser sind zerbombt und der verbliebene Wohnraum stark beschädigt. Die Hälfte der 120 Moscheen der Stadt wurde durch die Offensive zerstört oder beschädigt. Von den 350.000 Menschen, die vor der Offensive in der Stadt lebten, sind noch 25–30.000 in der Stadt geblieben bzw. sind zurückgekehrt. Zurückkehrenden Bürgern werden die Fingerabdrücke abgenommen und die Iris gescannt, damit ein Personalausweis erstellt werden kann. Die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Strom, Benzin und Trinkwasser ist schlechter als vor dem Einmarsch. Das General Hospital ist das einzig verbliebene Krankenhaus und kann die medizinische Versorgung nicht abdecken. Der überwiegende Teil der Einwohner lebt in einem Flüchtlingscamp außerhalb der Stadt.

Beteiligte Truppenteile

Bei der Operation waren laut US-Regierung zwischen 10.000 und 15.000 britische und amerikanische Soldaten im Einsatz. Die britischen Soldaten sollten die amerikanischen Verbände bei der Abriegelung Falludschas unterstützen, aber ein Kampfeinsatz der britischen Truppen bei der Offensive war nicht geplant. An der Operation Al-Fajr, wie die Offensive von irakischer Seite genannt wurde, waren ca. 2000 irakische Soldaten der Übergangsregierung beteiligt. Die irakischen Einheiten spielen bei der Operation nur eine untergeordnete Rolle.

1. Marine-Regiment

  • 3. Bn, 1. Marines
  • 3. Bn, 5. Marines
  • 2. Bn, 7. Kavalerie, US Army

7. Marine-Regiment

  • 1. Bn, 8. Marines
  • 1. Bn, 3. Marines
  • 2. Bn, 2. Infanterie, US Army (TF 2-2)
  • 3. Battalion, 82. Feldartillerie-Regiment, US Army

Irakische Streitkräfte

  • 1. Bn, 1. Brigade, irakische Eingreiftruppe
  • 2. Bn, 1. Brigade, irakische Eingreiftruppe
  • 4. Bn, 1. Brigade, irakische Eingreiftruppe
  • 5. Bn, 3. Brigade, irakische Armee
  • 6. Bn, 3. Brigade, irakische Armee
  • 36. Kommando-Bataillon, irakische Armee
  • Sanitätseinheit der irakischen Polizei

Kriegsverbrechen

Am 16. November zeigte der US-Nachrichtensender NBC einen Bericht seines Journalisten Kevin Sites aus Falludscha. Sites gehörte zu den Journalisten, die sich mit den kämpfenden US-Einheiten in Falludscha bewegten. Er gehörte zu den vom Pentagon eingebetteten Kriegsberichterstattern. Der Bericht von Kevin Sites zeigte das Verhalten eines US-Marinesoldaten während der Offensive Phantom Fury. Das Video zeigte, wie eine Gruppe von US-Soldaten eine Moschee in Falludscha betraten, und wie einer von ihnen einen verwundeten und unbewaffneten Iraker in den Kopf schoss. Vor dem tödlichen Schuss sagte der betreffende Soldat zu seinen Kameraden: Verdammt noch mal, er tut nur so, als ob er tot sei, er simuliert nur seinen verdammten Tod. Nachdem der US-Soldat den Iraker erschossen hatte, war er wieder mit den Worten Nun, jetzt ist er tot zu hören. Der erschossene Iraker war einer von fünf Gefangenen, die am sechsten Tag der Offensive in einer eroberten Moschee zurückgelassen wurden. Die Veröffentlichung dieses Videofilms hatte weltweite Empörung hervorgerufen. Im Nahen Osten kam es aufgrund des NBC-Berichts zu Protesten gegen die Vorgehensweise der USA in Falludscha.

Der betreffende Soldat wurde von der Front abgezogen und suspendiert. Das Pentagon leitete eine öffentliche Untersuchung des Vorfalls ein. Sollte es sich bei diesem Vorfall um ein Kriegsverbrechen handeln, so würde der betreffende Soldat vor ein Kriegsgericht gestellt, hieß es aus dem Pentagon. Nach einer Untersuchung durch den Kriminalermittlungsdienst der US-Marine (NCIS) wurde dann allerdings beschlossen, keine Anklage gegen den Soldaten zu erheben [1] (engl.).

Amnesty International rügte das Vorgehen des US-Militärs in Falludscha, und sprach von Kriegsverbrechen (Tötung von Zivilisten), die von US-Soldaten begangen wurden. Amnesty International berief es sich auf Augenzeugenberichte von Ärzten, Reportern und Zivilisten. Das US-Verteidigungsministerium behauptet weiterhin, alle Zivilisten hätten die Stadt vor Beginn der Offensive verlassen. Tatsächlich aber wurde allen männlichen Bürgern im Alter zwischen 17 und 60 Jahren die Flucht aus der Stadt verweigert.

Zitate

  • Donald Rumsfeld sagte: „Es wird keine großen Verluste bei der Zivilbevölkerung geben, und erst recht nicht durch US-Streitkräfte“ [2] (englisch).
  • General George W. Casey Jr. beschrieb die in der Stadt verbliebenen Menschen als eine amorphe Gruppe von Terroristen und Aufständischen [3] (englisch).
  • Robert Burns, Militärjournalist von AP schrieb: Jede militärische Operation bekommt einen Decknamen und bei dieser wurde der Name auf Allawis Bitten hin in Operation Al-Fajr umbenannt [4] (englisch).

Siehe auch

Literatur

  • Bettina Gaus: Frontberichte, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2004, ISBN 3-59337-543-5.
  • Mohammed Hassan, David Pestieau: Irak. Der Widerstand. Auge in Auge mit den Besatzern, Zambon-Verlag, Frankfurt am Main 2004.
  • Bing West, Francis J. West: No True Glory. A Frontline Account of the Battle for Fallujah, Bantam Books, New York 2005, ISBN 0-55380-402-2 (englisch).

Die Falludscha-Falle aus der Zeit (vom 28. Juli 2005)