Bohumil Soudský
Bohumil Soudský (* 19. Januar 1922 in Plzeň, Tschechoslowakei; † 15. Januar 1976 in Paris) war ein tschechoslowakischer Prähistoriker.
Leben
Soudskýs Vater war Direktor einer Kooperative und Mitglied des Zentralkomitees der Sozialistischen Partei. Nach der Schulzeit im Akademischen Gymnasium in Prag machte er im Jahre 1941 das Abitur in den Fächern Latein, Altgriechisch und Deutsch. Danach konnte er trotz der Schließung der tschechischen Hochschulen durch die Nationalsozialisten sein Studium in Hebräisch, Akkadisch und Biblischer Archäologie am Theologischen Institut des Erzbistums Prag aufnehmen. Im Mai 1945 schrieb er sich an der Karls-Universität in Prag ein, wo er Vorgeschichte, Assyriologie und Religionswissenschaften studierte.
Auf Anregung seines Studiendirektors Bedřich Hrozný schrieb er sich 1946 an der Sorbonne in Paris ein und studierte dann als Elève titulaire an der École pratique des hautes études, unter anderem bei dem Assyriologen René Labat und dem Sumerologen Raymond-Riec Jestin. Am 10. März 1948 erhielt er sein Diplom in Semitischen Studien.
Obwohl er für die Jahre 1948/49 bereits zur École normale supérieure zugelassen war, kehrte Soudský an die Prager Karls-Universität zurück, wo er am Institut für Vor- und Frühgeschichte als Assistent unter Jan Filip und Jan Eisner tätig war. Während seiner Assistenzzeit leitete er die archäologischen Untersuchungen zu verschiedenen neolithischen Siedlungen, wie z. B. Postoloprty. Nach Prüfungen in Vor- und Frühgeschichte, Assyriologie und Altorientalischer Geschichte promovierte er im Jahre 1950 mit einer Arbeit zu den ersten Ackerbaukulturen des Vorderen Orients.
Nachdem ihm aus politischen Gründen eine geplante Weiterführung seiner Studien bei Vere Gordon Childe in London verwehrt worden war, lehnte er den Vorschlag einer dreijährigen wissenschaftlichen Tätigkeit in Leningrad ab und musste deswegen Ende des Jahres 1952 seinen Dienst an der Prager Fakultät quittieren. Zum 1. Januar 1953 wurde er zum Direktor der vorgeschichtlichen Abteilung des Stadtmuseums von Prag ernannt, wo er Ausstellungen organisierte und das Sammlungsdepot der Museums neu ordnete.
Zum 1. Januar 1957 wurde er in neuen Funktionen ans Archäologische Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften berufen. Von 1953 bis 1968 widmete er sich der Untersuchung und Publikation der neolithischen Siedlung von Bylany bei Kutná Hora in Böhmen. Hier wurden auf einer Fläche von sieben Hektar Siedlungen der Linearbandkeramischen und der nachfolgenden Stichbandkeramischen Kultur aufgedeckt. Die Grabungen von Bylany zählen zu den bedeutendsten Untersuchungen zum europäischen Neolithikum und beeinflussten die Forschungen auf diesem Gebiet maßgeblich.
Im Jahre 1965 wurde er mit einer Arbeit zum Neolithikum habilitiert. Nachdem er seit dem Jahr 1958 an der Prager Universität gelehrt hatte, wurde er 1970 Gastprofessor an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und erhielt 1971 eine Professur für Vor- und Frühgeschichte an der Sorbonne.
Im Jahre 1973 beteiligte er sich mit einem Grabungsteam an Rettungsgrabungen, die im Tal der Aisne, einem Nebenfluss der Oise, anlässlich eines geplanten Kanalprojektes stattfanden. Hier kam eine große Anzahl neolithischer Siedlungsspuren zu Tage. Daraus entstand ein längerfristiges Forschungsprojekt, an dem sich auf Soudskýs Initiative hin der französische Staat und das Département Aisne finanziell beteiligten. An mehreren Fundorten konnten großflächig neolithische Siedlungsreste freigelegt werden, so in Villeneuve-Saint-Germain und Cuiry-lès-Chaudardes. Erstmals wurde hier bei der Aufnahme von archäologischem Material in größerem Maße Computertechnik eingesetzt.
Soudský starb am 15. Januar 1976 im Pariser Hôpital Bichat vor einer geplanten Herzoperation.
Literatur
- Jean Claude Blanchet: Nécrologie : Bohumil Soudský, Revue archéologique de l'Oise 6, 1975, S. 2. (Online)
- Jean-Paul Demoule: Bohumil Soudsky, Bulletin de la Société Préhistorique Française 73,1, 1976, 7-10.
- Jean-Paul Demoule: Vingt ans après: Bohumil Soudský et la protohistoire française, In: A. Duval (Ed.), La préhistoire en France - Musées, Ecoles de fouille, associations... du XIXème siècle ą nos jours. Actes du 114e Congrès national des sociétés savantes, Paris 3-9 avril 1989, Paris 1992, 49-59.
Weblinks
- Website des Archäologischen Instituts Prag zu den Forschungen in Bylany (englisch)
- Foto von Bohumil Soudský beim Besuch der Universität Edinburgh im Jahre 1968
Personendaten | |
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NAME | Soudský, Bohumil |
KURZBESCHREIBUNG | tschechoslowakischer Vorgeschichtsforscher |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1922 |
GEBURTSORT | Pilsen, Tschechoslowakei |
STERBEDATUM | 15. Januar 1976 |
STERBEORT | Paris |