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Rundturm (Irland)

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Der freistehende, schlanke Rundturm (engl. Round Tower) ist eines der historischen Wahrzeichen Irlands – nur drei stehen außerhalb (einer auf der Isle of Man und zwei in Schottland).

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Rundturm in Glendalough (Irland)

In Irland gibt es noch 65 von ihnen, einige wenige sind nahezu ganz, viele nur noch als Stumpf vorhanden. Aufzeichnungen weisen auf früheste Türme aus dem Jahr 950 hin. Bis 1238 wurden sie gebaut, aber ihr Höhepunkt lag im 11. und 12. Jahrhundert.

Die Idee stammt möglicherweise nicht aus Irland – frühere Rundtürme vor 700 standen in Rom. Einige karolingischen Kirchen aus dem 8.10. Jahrhundert hatten Rundtürme, die jedoch auf irische Vorbilder zurückgehen könnten. Ein Beispiel zeigt der Plan, wie das von Iren unter Gallus gegründete Kloster St. Gallen idealerweise hätte aussehen sollen.

Vollständige Türme ragen bis zu Höhen von 30 Meter auf und haben eine konische Kappe. Ihr Eingang liegt typischerweise 3 m hoch und zeigt ungefähr in Richtung der Kirche, zu der sie gehören. Kleine Fenster (rechteckig oder rund) lassen Licht ins Innere. Unter dem Dach sind vier oder mehr Fenster symmetrisch am Umfang angeordnet. Die Treppen und die Zwischenböden waren aus Holz. Von ihnen sind keine Spuren mehr erhalten.

Mönche könnten früher Glocken aus den oberen Fenstern geläutet haben – denn das altirische Wort für die Türme lautet cloicthech, was soviel wie "Glockenhaus" heißt. Moderne Gegenstücke gleicher Funktion könnten die italienischen Campaniles oder die islamischen Minarette sein. Die Rundtürme, vor allem diejenigen in den Klöstern, hatten aber (so wird zumindest gemutmaßt) noch eine weitere Aufgabe. Bei Überfällen der Wikinger dienten sie den Mönchen als Zufluchtort. Deshalb liegen die Eingänge in der Regel mehrere Meter über dem Boden. Die Türme wurden über Leitern bestiegen, die anschließend in den Turm gezogen wurden.

George Petri veröffentlichte 1845 seine Studien aus alten irischen Quellen über diese Türme, wonach sie nicht nur Glockentürme, sondern auch Lager für die klösterlichen Schätze – Glocken, Kreuze und Bücher – waren. Durch ihre hohe, schmale Bauweise wirkten sie bei Feuer wie ein Kamin, in dem alles schnell zu Asche verbrannte – auch Mönche und Könige starben der Überlieferung nach in den Flammen, weshalb es unsinnig ist anzunehmen das sie eine Schutzfunktion hatten.

Moderne Gegenstücke gleicher Funktion könnten die italienischen Campaniles oder die islamischen Minarette sein. Vollständige (nahezu vollständige oder in interessanter Umgebung anzutreffende) Türme oder Rekonstruktionen stehen in:

  • Abernethy, Perthshire, ohne Dach (Schottland)
  • Antrim Co. Antrim (Nordirland),
  • Ardmore, Co. Waterford
  • Brechin, Tayside (Schottland)
  • Clondalkin, Co. Dublin
  • Clonmacnoise, Co. Offaly
  • Cloyne, Co. Cork ohne Dach
  • Devenish Island Co. Fermanagh (Nordirland),
  • Glendalough, Co. Wicklow
  • Kildare, Co. Kildare
  • Kilkenny Co. Kilkenny
  • Kilmacduagh, Co. Galway
  • Kinneigh, Co. Cork
  • Lusk, Co. Dublin
  • Monasterboice, Co. Louth
  • Scattery Island, Co. Clare
  • Timahoe Co. Laios
  • Turlough Co. Mayo