Mescheten
Im Süden Georgiens, an der georgisch-türkischen Grenze gelegen, lebte vier Jahrhunderte hindurch das kleine türkischstämmige Gebirgsvölkchen der Mescheten. Die Eigenbezeichnung dieser Volksgruppe lautet Meşet und deren Herkunft liegt bis heute im Dunkel der Geschichte und ist zwischen den Völkern heftig umstritten: Aus Sicht Georgiens (und der angrenzenden christlichen Länder) sind die Mescheten natürlich "christlich-georgischer Herkunft", die erst im 16. Jahrhundert auf osmanisch-türkischen Einfluss hin geschlossen zum Islam übertraten und die türkische Sprache annahmen. Die meisten Mescheten und die übrigen türkischen Völker gehen von einer turkvölkisch-tatarischen Abstammung aus. Auch die Russen zählen sie zu den Türken, wie uns auch die Bezeichnung Mešet-Tjurk = "Meschet-Türken" zeigt. Der Religion nach sind die Mescheten sunnitische Muslims.
Geschichte
Im Jahre 1944 wurde diese türkische Volksgruppe ebenfalls nach Zentralasien verschleppt und dort fast ausgerottet. Von den damals 130.000 Deportierten erreichte nur 1/3 die neuen Siedlungsgebiete.
Aber auch hier waren die Mescheten eine verfolgte Minderheit. Vor allem in Usbekistan, dort wurden sie im Bezirk Samarkand und Fergana angesiedelt, wurde diese Volksgruppe heftig angegriffen. Dort lebte die Mehrheit der Mescheten.
Bis zum Zusammenbruch der Sowjetmacht bekannten sich nur rund 80.000 Menschen zu dieser Volksgruppe; davon allein in Usbekistan über 60.000.
Im Frühjahr des Jahres 1989 kam im usbekischen Fergana-Tal infolge des blutigen Grenzkrieges mit Kirgisien zu einem von der damaligen usbekischen Regierung gesteuerten Pogrom an dieser Volksgruppe. Dabei wurden 100 Mescheten grausam hingemetzelt. Russland flog nun 16.000 Mescheten aus Usbekistan aus, um ein weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Ziel dieser Gruppe waren die anderen Unionsrepubliken, vor allem Aserbaidschan. Bis Mitte Juli desselben Jahres hatten schließlich über 50.000 Mescheten das zentralasiatische Land verlassen und das Gros von ihnen versuchte nach Georgien, dem Land ihrer Väter, zu gelangen.
Georgien vertrieb nun diese Neu-Heimkehrer mit brutaler Waffengewalt, da sie eine größere Einflussnahme des türkischen Elementes in der Kaukasus-Region verhindern wollte. Diese 20.000 Mescheten wurden von Russland in dem Raum Krasnodar angesiedelt, wo sie langsam beginnen, in den benachbarten Nogaier-Tataren aufzugehen.
Heute bekennen sich wieder 300.000 Menschen zu diesem Volkstum und leben weit verstreut in den Nachfolgerepubliken der Sowjetunion. Allein in Russland leben zwischen 50.000 und 70.000 Mescheten. Deren offizielle politische Vertretung ist die Bürger-Bewegung Vatan (Vaterland). Doch ist die türkische Volksgruppe der Mescheten heute wahrscheinlich dem Untergang geweiht, da sie weit zerstreut in Russland, Kasachstan, Aserbaidschan und Usbekistan leben und kein geschlossenes Siedlungsgebiet aufweisen können. Vielmehr beginnen sie, in den angrenzenden Völkern endgültig aufzugehen.