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Topas

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Topas
Zwei Topase aus Minas Gerais, Brasilien;
Größen: 30 mm × 15 mm und 21 mm mm × 10 mm
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Al2[6][(F,OH)2|SiO4][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate).
System-Nummer nach
Dana

52.03.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 8
Dichte (g/cm3) 3,5 bis 3,6
Spaltbarkeit leicht spaltbar
Bruch; Tenazität muschelig, uneben
Farbe variabel, oft gelbbraun, blau, violett, rot, farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig, durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = δ = 0,010[2]
Pleochroismus schwach:
X= Gelb; Y= Gelb, Violett, Rötlich; Z= Violett, Bläulich, Gelb, Rosa[2]

Topas, auch Schneckenstein, Schneckentopas oder Sächsischer Diamant genannt, ist ein relativ häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al2[6][(F,OH)2|SiO4][1]. Die Klammern geben an, dass die Hydroxidionen (OH) zum Teil die Fluoridionen (F) ersetzen können, aber beide in ihrer Gesamtheit immer im selben Verhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals auftreten. Ein F-freies OH-Analogon ist als synthetische Verbindung bekannt[3].

Besondere Eigenschaften

Die Farbe von Topas ist variabel, oft aber hellgelb bis gelbbraun, blau, violett, rot oder farblos, während die Strichfarbe weiß ist. Viele Topase werden durch Behandlung farblich verändert. Das kann durch Bestrahlung mit Gamma- oder Elektronenstrahlen (braun, grünlichbraun) oder durch Erhitzen (blau, rötlich) geschehen. So entstehen zum Beispiel der dunkelgrüne, bräunliche oder violett schillernde Mystic-Fire-Topas oder der Indian-Summer-Topas, der rosa bis hellviolett schillert. Unten sind einige Bilder von Topasen in unterschiedlicher Optik zu sehen.

Topas ist trotz einer Härte von 8 leicht spaltbar, wodurch er schwierig zu bearbeiten ist. Der Bruch ist muschelig bis uneben.

Etymologie und Geschichte

Nach Angaben des römischen Naturforschers Plinius des Älteren stammt der Name Topas von der Insel Topazos (vermutlich St. Johannes-Insel) ab, die im Roten Meer gelegen ist. Tatsächlich wurde aber dort kein Topas, sondern Olivin, abgebaut, das lange mit Topas verwechselt wurde. Eine andere Erklärung führt den Namen auf das Sanskrit-Wort tapas zurück, das „Feuer“ oder „Leuchten“ bedeutet.

Im Jahre 1740 wurde ein Topas, der so genannte Braganza-Diamant, im Glauben, es handele sich um einen echten Diamanten, in die portugiesische Krone eingesetzt.

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Topas zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate)“, wo er zusammen mit Andalusit, Kanonait, Kyanit, Mullit, Sillimanit und Yoderit die unbenannte Gruppe VIII/B.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Topas ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Inselsilikate mit zusätzlichem Anionen; Kationen in [4]er, [5]er und/oder nur [6]er-Koordination“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.AF.35 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Topas in die Klasse der „Silikate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Topasgruppe“ mit der System-Nr. 52.03.01 und dem weiteren Mitglied Krieselit innerhalb der Unterabteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen nur in [6]-Koordination“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Rohtopas im Gegenlicht

Topas findet sich in Form prismatischer, auf der Unterlage aufgewachsener Kristalle, daneben aber auch massiv oder in einer körnigen Variante. Meist tritt er zusammen mit Beryll, Mineralen der Turmalingruppe und Apatit in sauren magmatischen Gesteinen wie Granit-assoziierten Pegmatiten auf, daneben kommt er auch in Gneisen und als Mineralseife zum Beispiel in Flusssedimenten vor. In Brasilien gibt es große Lagerstätten, in denen besonders große Kristalle gefunden wurden.

Historisch besonders bedeutsam war das Vorkommen weingelber Kristalle im Schneckenstein im Vogtland: von dort stammen die geschliffenen Topase des Schmucks von August dem Starken (heute im Grünen Gewölbe in Dresden) und die in der englischen Königskrone. Eine weitere bedeutende Topase war die des großen Moghuls: 157 1/4 ct.[4]

Weitere Fundorte sind unter anderem Badakhshan, Laghman und Nangarhar in Afghanistan; Tamanrasset in Algerien; die Region um Mandalay in Myanmar (Birma, engl. Burma); die Insel Honshū in Japan; mehrere Regionen in Mexiko, Norwegen, Pakistan und Schweden; das Lugnez und weitere Regionen der Schweiz[5]; die Zentralprovinz und Sabaragamuwa in Sri Lanka; Tschechien; sowie viele Regionen in den USA. Auch in der östlichen Region der Antarktis wurden schon Topase gefunden. [6]

Topaskristalle können bei günstigen Bildungsbedingungen sehr groß werden. Kristalle von 100 kg und mehr sind keine Seltenheit. Der größte jemals gefundene Topaskristall soll eine Länge von einem Meter und ein Gewicht von 2.500 kg haben und bei Ribáuè, Alto Ligonha in Mosambik gefunden worden sein.[7] Im Smithsonian Institution werden zwei ungeschliffene Kristalle von 32 kg („Lindsay Topaz“) und 50 kg („Freeman Topaz“) ausgestellt, die ebenfalls zu den größten der Welt zählen.[8]

Kristallstruktur

Topas kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62) mit den Gitterparametern a = 4,65 Å; b = 8,80 Å und c = 8,39 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung als Schmuckstein

geschliffener, blauer Topas

Topas ist ein wertvoller Schmuckstein, der allerdings aufgrund seiner relativen Häufigkeit auch bei großen und qualitativ hochwertigen Stücken nicht übermäßig teuer ist.

Als größter, facettierter Edelstein überhaupt gilt der im Smithsonian Institution ausgestellte „American Golden Topaz“[9] mit einem Gewicht von 22.892,5 ct (entspricht 4,578 kg). Der Rohstein wurde in Minas Gerais gefunden und hatte ein Gewicht von ca. 11,8 kg.[8] Ebenso ist der zweitgrößte, geschliffener Edelstein ein Topas. Es ist eine hellblaue Varietät mit einem Gewicht von 21.005 ct (entspricht 4,201 kg)[10]. Er heißt "Princess of Brazil".

Manipulationen und Imitationen

Trotz ihres Namens sind Gold-, Madeira- und Rauchtopas keine echten Topas-Minerale. Bei den ersten beiden handelt es sich um Handelsnamen für Citrin oder gelbgebrannten Amethyst, der Letztere ist ein Rauchquarz; alle drei sind mit dem echten Topas in keiner Beziehung stehende makrokristalline Varietäten der Quarz-Gruppe.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3
  • Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3
Commons: Topas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 548.
  2. a b Mindat - Topaz
  3. B. Wunder, D. C. Rubie, C. R. Ross II, O. Medenbach, F. Seifert & W. Schreyer (1993): Synthesis, stability, and properties of Al2SiO4(OH)2: a fully hydrated analogue of topaz. American Mineralogist, 78, 285–297.
  4. Tavernier on the Great Moghul's Topaz
  5. Schweizer Mineralienfundorte
  6. MinDat - Localities for Topaz (englisch)
  7. Mineralienatlas:Mineralrekorde
  8. a b adonggems.com - The Biggest Golden Topaz in the world
  9. Goldschmiede-Plaar.com
  10. carat-online.at - Topas