Schweres akutes Atemwegssyndrom
Über das Schwere Akute Atemnotsyndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome, SARS) ist bis jetzt (6. April 2003) nicht sehr viel bekannt. Laut dem Tropeninstitut in Hamburg entspricht das klinische Bild einer atypischen Lungenentzündung (Pneumonie). Der Ursprung der Krankheit und der Erreger von SARS ist bis jetzt unbekannt. Bakterielle Erreger wie Chlamydien, Mykoplasmen oder Legionellen, welche normalerweise die atypische Lungenentzündung versursachen, wurden bisher nicht gefunden. Deshalb vermuten die Ärzte, dass die Ursache ein Virus ist. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Erkrankten auf eine Behandlung mit Antibiotika nicht ansprechen.
Laut den Tagesthemen vom 18. März 2003 wurden Paramyxoviren als Ursache von SARS vermutet. Um den 26. März 2003 erhärtet sich der Verdacht auf Coronaviren. Es wird vermutet, dass ein bekanntes Coronavirus entweder mutiert ist oder dass eine Virusart, die bisher nur Tiere befallen hat, auf den Menschen "übergesprungen" ist. Einige Experten glauben, das Virus hinter der asiatischen Lungenkrankheit könnte von seltenen wilden Tieren stammen, die in Südchina gerne als Delikatesse verzehrt werden. Letzteres wird durch Berichte in der chinesischen Tageszeitung «Lianhe Wanbao» unterstützt, wonach die Krankheit vom Koch eines Spezialitätenrestaurants für wilde Tiere in Shenzhen in Südchina ausgegangen sein könnte. Auch Virologen eines WHO-Teams halten diese Theorie für plausibel.
Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 7 Tage. Symptome sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO):
- plötzlich auftretendes, schnell steigendes, hohes Fieber (über 38°C)
- Halsentzündung mit Husten und Heiserkeit
- Atemnot
- Muskelschmerzen
- Kopfschmerzen
- Entzündung beider Lungenflügel
- Ersten Laboruntersuchungen zufolge ist es möglich, dass auch die Abnahme der Zahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie) eine Folge der Krankheit sind.
Die Krankheit überträgt sich wohl überwiegend durch Tröpfcheninfektion und damit bei engem Kontakt mit hustenden und niesenden Infizierten.
Die Lungenkrankheit geht nach Angaben der WHO mit Sicherheit von der chinesischen Provinz Guangdong aus. Beobachtet wurde das erste Auftreten der Krankheit in Hanoi, Vietnam am 26. Februar 2003. Bis Mitte März 2003 wurden der WHO 150 weitere Krankheitsfälle, meistens aus den asiatischen Ländern China, Vietnam, Hong Kong, Indonesien, Singapur, Thailand und den Philippinen, gemeldet. Es gibt inzwischen aber auch mehrere Fälle in Kanada und seit dem 18. März 2003 zwei bestätigte Fälle in Deutschland. Auch in Japan wurden bei Personen, die in die betroffenen asiatischen Regionen gereist waren, die ersten SARS-Verdachtsfälle registriert.
Am 15. März 2003 wurde von der WHO eine Reisewarnung ausgesprochen, was als sehr drastische Maßnahme angesehen werden kann. Reisende, die nach dem Besuch betroffener Regionen Symptome bemerken, sollen sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Doch braucht niemand in Panik verfallen. Nur etwa 5 Prozent aller Infizierten sterben an der Virusinfektion. Reisende, die in Südostasien unterwegs sind, sollten jedoch Vorsichtsmaßnahmen beachten und etwa Menschenansammlungen meiden und in Verkehrsmitteln einen Mundschutz tragen. Obwohl die WHO auch die Übertragung durch Tiere nicht ausschließt, ist die wichtigste Infektionsquelle vermutlich die Tröpfcheninfektion über die Atemluft. Das heißt, Personen können sich z.B. über den Husten von Infizierten in einem Umkreis von rund einem Meter anstecken. Daneben kann das Virus auch indirekt übertragen werden, vor allem über Gegenstände, die Infizierte angefasst haben. Doch ist das Virus an der Luft nicht sehr resistent. Es überlebt nur drei bis sechs Stunden außerhalb des menschlichen Körpers. Eine Übertragung über Klimaanlagen hält man daher für nicht sehr wahrscheinlich. Zu einer Ausbreitung des Virus in Deutschland dürfte es angesichts der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen nicht kommen. Es gibt aber auch einige neuere Hinweise darauf, dass das Virus doch stärker über die Umwelt verbreitet werden könnte, als man bisher dachte.
Das Lungenvirus hat bislang (6. April) 98 Menschen getötet, davon 22 in Hongkong, 52 in den 5 chinesischen Provinzen, 4 in Singapur und 6 in Kanada. Rund 2000 Personen sind weltweit infiziert, vor allem in asiatischen Ländern. Das Zentrum der Epidemie ist Guangdong mit inzwischen 1153 Kranken und 40 Toten. In Hongkong sind 842 Personen infiziert. Besonders verbreitet ist das Virus hier unter Klinikmitarbeitern. Erstmals starb auch ein Ausländer in China am akuten Atemnotsyndrom. Es handelt sich dabei um einen 53jährigen Finnen, der für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Peking eine Konferenz vorbereitet hatte. Der deutsche Online-Dienst Stern.de meldete unter Berufung auf Krankenhausärzte, in Peking habe es weit mehr Todesfälle gegeben, als von den chinesischen Behörden offiziell eingeräumt wird.
Am 29. März 2003 starb der italienische Arzt Carlo Urbani, der als erstes auf die Lungenkrankheit aufmerksam gemacht hatte, selbst in Thailand an dem Virus. Der deutsche SARS-Patient im sauerländischen Hemer ist nach Auskunft seiner Ärzte "klinisch gesund".
Spezielle Behandlungsmaßnahmen gibt es bisher keine. Ärzte verabreichen zunächst das Anti-Viren-Medikament Ribavirin sowie Steroide. Danach erhalten die Betroffenen meist einen Cocktail aus verschiedenen Antibiotika, um die begleitende Entzündung der Atemwege durch Bakterien abheilen zu lassen. Die zusätzliche bakterielle Infektion macht nämlich die Lungenentzündung erst so gefährlich.