Tannin
Tannin, kommt aus dem Hebräischen, und bedeutet Drache, wird häufig mit 'Seeungeheuer', 'Ungeheuer' oder auch 'Schlange' übersetzt. Auch Drachenähnliches Ungeheuer bei den Westsemiten; es wird von Anat(t) bekämpft. Eine bedeutungsgleiche Parallele findet sich im Alten Testament bei Jesaias; Tannin ist der urzeitliche „Drache“, der wie Leviathan im Meer lebt und von Jahwe zerschmettert wird.
In der Bibel heißt es, der Aufstand der Engel wird von dem Drachen (Tannin) bzw. der Schlange verursacht.
Tannin (Ps 74:13); bildet zusammen mit dem echsenartiges Untier Leviathan (Hiob 40:25-41:26), mit Rahab (Hiob 26:12), Behemoth (Hiob 40:15-24) und diversen See-Ungetieren (Jona 2:1-11…) die Fauna biblischer Ungeheuer.
Drachen und Schlangen gelten in der Bibel als Sinnbild des Bösen. Die Schlange tritt im Paradies als Widersacher der ersten Menschen auf und erreicht es, dass Adam und Eva daraus vertrieben werden. In der Religion Israels bezwang Gott den furchterregenden Leviathan, ein vielköpfiges Meeresungeheuer. Doch auch die anderen kanaanäischen Namen des Chaosdrachen kannte man im alten Israel "... warst Du es nicht, der den Rahab in Stücke schnitt, der den Tannin durchbohrte?" heißt es in Jesaja 51,9. Martin Luther (1483-1546) verstand jedoch diese "Tannimin", mit denen Gott sein fünftes Schöpfungstagewerk schmückt (Genesis 1,21), als große Fische; die katholische Jerusalem-Bibel sprach von großen Seetieren; und der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878-1965) übersetzte den Begriff mit "großes Meeresungetüm".
Eine jüdische Legende:
Tannin und der Prophet Daniél
Vor vielen Jahren lange bevor der Geburt Christi, lebte ein junger Mann namens Daniél in der prächtigen und heidnischen Stadt Babylon im Exil. Der König der Babylonier, Nebukadnezar, hielt große Stücke auf den jungen Mann; wegen seiner Klugheit lud er ihn oft zu Tische.
Daniél besaß die Gabe der Traumdeutung, und seine Prophezeiungen gingen immer in Erfüllung, weswegen ihn der König oft um Rat fragte. Jedoch gelang es dem Propheten aus dem Stamm der Judäer nicht, den mächtigen Monarchen davon zu überzeugen, dass die steinernen und eisernen Götzen, die in Babylon angebetet wurden, falsche Götter sind. Zu jener Zeit lebte in der Stadt auch ein Drache, der Tannin genannt und als Gottheit verehrt wurde.
Tannin hatte einen Freundschaftspakt mit den Babyloniern geschlossen und lebte im Tempel des Baal, wo sich Priester und Diener um seine Bedürfnisse kümmerten und wo er oft von Nebukadnezar besucht wurde – denn er war ein alter und weiser Drache. An einem Tag, da Daniél wieder einmal die Falschheit einer Gottheit in Baal nachgewiesen hatte, fragte ihn Nebukadnezar ärgerlich: “Warum betest du dann nicht den Drachengott an? Du kannst nicht ableugnen, dass der Drache lebt. Er ist nicht aus Stein oder Eisen wie die anderen Gottheiten in diesem Land.“ „Zwar lebt er, doch er ist kein Gott, denn er ist sterblich, und Götter können nicht sterben“, antwortete ihm Daniél. „Er ist am Leben, seit dem mein Vater und dessen Vater junge Männer waren, und er lebte schon lange davor. Er lebt in dem Tempel seit unzähligen Generationen von Menschen. Es gibt niemanden, der sich daran erinnern könnte, wann der Drachen geboren wurde. Er isst und trinkt und spricht mit Weisheit und hat viele Kenntnisse. Ich kann mir nicht vorstellen oder gar glauben, dass er jemals sterben wird. Er ist ohne Zweifel ein Gott“, argumentierte Nebukadnezar.
Daniél wollte dem König beweisen, dass der Drache sehr wohl sterblich und dadurch kein Gott war. Er machte Kuchen aus Pech, Schaffett und Wolle und dem armen, treuseligen Tannin, der es gewohnt war, sein Essen von Menschen zu bekommen. Ohne Arg aß er die vergifteten Kuchen, doch schon bald zeigte sich deren Wirkung und zwei Tagen war der Drache tot.
Auf diese Weise wurde der König davon überzeugt, dass der Drache sterblich war, doch er hatte seinen weisen Drachen für immer verloren. Obwohl Daniél sehr stolz auf diese Tat war, hasste ihn der König. Daniél wurde Tags darauf hingerichtet.