Grafische Benutzeroberfläche
Eine Grafische Benutzeroberfläche ist die grafische Schnittstelle auf Computern, die eine Interaktion mit dem Benutzer verlangen, also derjenige Teil einer Software, den der Benutzer unmittelbar (vor sich auf dem Monitor bzw. der Anzeige) sieht.
Oftmals wird auch die Kurzform GUI verwendet (als Abkürzung aus dem IT-Bereich für "Graphical User Interface"), was wörtlich übersetzt "Grafische Benutzerschnittstelle" bedeutet, in der Softwareergonomie in der Regel treffender als "Grafische Benutzungsschnittstelle" bzw. "Mensch-Maschine-Schnittstelle" bezeichnet.
Die Anforderungen an eine grafische Benutzungsschnittstelle im Rahmen der Mensch-Computer-Kommunikation sind in der europäischen Norm EN ISO 9241-10 ff. geregelt. Dabei muss die Schnittstelle folgende Merkmale aufweisen:
- Aufgabenangemessenheit
- Selbstbeschreibungsfähigkeit
- Steuerbarkeit
- Erwartungskonformität
- Fehlertoleranz
Ferner ist in der Norm EN ISO 9214 die Umsetzung von Benutzungsschnittstellen für Web-Applikationen und deren Evaluation im Rahmen der Benutzbarkeit definiert.
Geschichte
GUIs kamen in den 1980er Jahren auf und lösten weitgehend die bisherige Bedienung per Kommandozeile im Textmodus ab. Die Entwicklung der GUIs wurde erst durch die Entwicklung der Computermaus ermöglicht, mit deren Hilfe am Bildschirm ein grafischer Mauszeiger an Stelle einer Einfügemarke (englisch cursor) dargestellt wird.
Die Entwicklung dessen, was wir heute als GUI verstehen, erfolgte ab 1973 am Palo Alto Research Center (PARC) der Firma Xerox. Erstmals verwendet wurde es im Xerox Alto, die erste kommerzielle Verwendung folgte 1981 im Xerox Star. Ab 1979 arbeiteten Teams beim Computerhersteller Apple an der Entwicklung der grafischen Benutzeroberfläche, dabei flossen auch Entwicklungen von Xerox PARC ein. 1983 erschienen mit Lisa und ab 1984 mit dem Macintosh Computer mit grafischen Benutzeroberflächen.
Mit dem Macintosh, dem Atari ST und dem Amiga erlangten GUIs in den 1980er Jahren eine weite Verbreitung und sind seit dem Erfolg von Windows der Firma Microsoft (die grafische Benutzeroberfläche des Microsoft Windows 3.x wurde nach dem Vorbild des Apple Macintosh entwickelt) heute de-facto-Standard beim Arbeiten mit Personalcomputern. Auf Workstations ist der Standard bis jetzt noch das etwas in die Jahre gekommene CDE, wird aber wohl von GNOME beziehungsweise KDE in den nächsten Jahren abgelöst.
Siehe auch: Geschichte der grafischen Benutzeroberfläche
GUI-Elemente
Ein GUI hat die Aufgabe, Anwendungssoftware auf einem Rechner mittels grafischer Elemente zu bedienen. Dies geschieht meistens mittels einer Maus als Steuergerät, mit der die grafischen Elemente bedient oder ausgewählt werden (siehe auch Widget (GUI)). Die Gesamtgestaltung heutiger grafischer Oberflächen verwendet oftmals die so genannte Desktop-Metapher.
Fenstertechniken, um Programme in ihrer Größe und Position zu verändern, zu minimieren oder maximieren werden mittlerweile von jedem grafischen Betriebssystem unterstützt. Daneben gibt es noch Dialogboxen (auch "Dialogfelder" genannt), die meist für Benutzerabfragen oder Eingaben verwendet werden, und häufig die Benutzung des Programmfensters bis zur Beendigung der Eingabe unterbrechen.
GUIs können mit der Verwendung von Metaphern für bestimmte Programmfunktionen, wie zum Beispiel der Papierkorb, das Erlernen und das Verständnis der Bedienung wesentlich erleichtern.
Als Weiterentwicklung der bisherigen GUI ist bereits eine dreidimensionale GUI verfügbar. Die Programmfenster sind dabei drehbar, auf der Rückseite dieser Fenster können andere Programme angeheftet. Ziel ist es, damit die grafische Oberfläche effizenter auszunutzen bzw. mehr Programme auf dem begrenzten "Raum" unterzubringen.
Ausdruck
Der Begriff grafische Benutzeroberfläche ist sprachlich gesehen etwas unglücklich. Dennoch hat sich der Begriff im deutschen Sprachraum neben der englischen Abkürzung GUI durchgesetzt. Korrekte, ebenfalls synonym benutzte Begriffe sind grafische Bedienoberfläche, grafische Benutzungsoberfläche oder grafische Benutzer-Schnittstelle. Letztere ist die korrekte Übersetzung aus dem Englischen.
Siehe auch
- Lister von GUI-Bibliotheken
- Desktop-Environment
- Software-Ergonomie
- Ergonomie
- Smalltalk
- Benutzerfreundlichkeit
- Skalierbare Benutzeroberfläche