Zum Inhalt springen

Berlin-Düppel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Oktober 2005 um 18:37 Uhr durch Löschfix (Diskussion | Beiträge) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Düppel ist die Bezeichnung einer Ortslage bzw. eines Stadtviertels sowie eines Forstes im Süden Berlins und gehört zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist Düppel ebenso wie Schlachtensee kein eigenständiger Ortsteil des Bezirks, sondern zählt zu Zehlendorf.

Geographie

Geschichte

Obwohl eine urkundliche Erwähnung nicht belegt ist, lassen archäologische Funde auf eine erste Besiedelung von Düppel um 1170 schließen. Zu jener Zeit siedelten in der Mark Brandenburg einheimische Slawen an der Straße nach Spandau, wo eine befestigte Burganlage namens Burg Spandow stand (ein Vorgängerbau der heutigen Zitadelle Spandau). Um 1230 zählte die noch einfach Slawensiedlung genannte Ansiedlung 16 Höfe, die zum Schutz hufeisenförmig um einen großen Dorfplatz, dem Weideplatz für die Tiere, gelagert waren. Dieses Dorf am Landschaftsschutzgebiet Krummes Fenn ist freigelegt, nachgebaut und heute in den Sommermonaten als Museumsdorf Düppel zugänglich.

1242 wurden die benachbarten Dörfer Zehlendorf und Slatdorp mit dem Slatsee (Schlachtensee) sowie einem als Tusen bzw. Imtzen bezeichneten See (vermutlich Nikolassee) mitsamt den dazu gehörenden Ländereien und einem Waldgebiet von den gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. an das Kloster Lehnin verkauft. Wahrscheinlich zählte das heutige Gebiet Düppel mit der Slawensiedlung zu Zehlendorf und wechselte so ebenfalls in den Besitz der Zisterziensermönche. Im Zuge der Reformation wurden die kirchlichen Besitzungen eingezogen und Zehlendorf gelangte unter die Verwaltung der Brandenburgischen Kurfürsten bzw. später der Preußischen Könige. Spätestens um 1300 wurde das Dorf zur Siedlungswüstung, also wieder aufgegeben, und gemeinsam mit anderen Ortschaften in der Umgebung nach Zehlendorf oder Teltow verlegt. Eine landwirtschaftliche Nutzung des kargen Sandbodens fand jedoch weiterhin statt.

Friedrich Bensch gründete 1828 einen Gutshof in unmittelbarer Nähe zum einstigen Slawendorf. Seit 1826 hatte der vermögende Salzschiffahrtsdirektor und Holzinspektor große Landflächen östlich von Zehlendorf sowie ein ausgedehntes Waldgebiet erworben. Letzteres erstreckte sich südlich von Schlachtensee und Nikolassee, in westliche Richtung umfasste es auch die Insel Wannsee bis nach Klein-Glienicke. Das ca. 1830 fertig gestellte Anwesen trug die Bezeichnung Vorwerk Neu-Zehlendorf und wurde zwischenzeitlich als Brennerei zur Destillation von Schnaps genutzt. Der preußische Feldherr Prinz Friedrich Karl, Sohn von Friedrich Karl von Preußen (einem jüngeren Bruder von Kaiser Wilhelm I.), kaufte das Gut 1859 und richtete ein Pferdegestüt ein. Zum Dank für seinen Sieg in der Schlacht bei den Düppeler Schanzen (dänisch: Dybbøl Skanse) wurde dem Prinzen nach dem Deutsch-Dänischen Krieg die Rechte eines Rittergutes verliehen. In dem von Wilhelm I. ausgestellten Patent vom 13. Januar 1865 wird das Anwesen als Rittergut Düppel bezeichnet, so gelangte der Name dänischen Ursprungs nach Preußen.

Bahnverkehr

Die Trasse der Stammbahn, der ersten Eisenbahnstrecke in Preußen, verlief ab 1838 etwa 500 Meter südlich vom Gutshof auf dessen Feldern vorbei. Die Linie schaffte eine Verbindung zwischen den Städten Potsdam, Zehlendorf und Berlin. Eine Anbindung an den Berliner Vorortverkehr erfolgte 1939 mit der Eröffnung des zwischen Potsdam und Zehlendorf gelegenen Bahnhofs Düppel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gleise als Reparationsleistung teilweise abgebaut, es fuhren nur noch Pendelzüge der S-Bahn zwischen Düppel und Zehlendorf. Mit dem Bau der Berliner Mauer lag Düppel am südlichen Rand von West-Berlin. Eine Wiederinbetriebnahme der gesamten Strecke wurde unmöglich, 1980 der Verkehr auf dem noch verbliebenen Streckenabschnitt eingestellt. Die Abwicklung des Fernverkehrs geschah ohnehin bereits über die Wannseebahn.

Düppel in der Gegenwart

Neben dem Waldgebiet ist der Name Düppel vor allem mit drei Einrichtungen verbunden: dem Museumsdorf sowie dem Tierklinikum der FU Berlin, aber auch mit der Justizvollzugsanstalt Düppel. In dem Gefängnis sind etwa 170 Insassen im offenen Strafvollzug untergebracht, betriebliche Einrichtungen wie eine Gärtnerei sollen die Inhaftierten auf ihre gesellschaftliche Wiedereingliederung vorbereiten. Ansonsten gilt Düppel als Stadtviertel in grüner Lage und ist vorwiegend durch Villen, Ein- und Mehrfamilienhäuser geprägt. Ein eigenes Zentrum im stadt- und raumplanerischen Sinne existiert in Düppel nicht, das nächste Unterzentrum ist der alte Ortskern im westlich gelegenen benachbarten Zehlendorf.