Rote Armee
Rote Armee war die Bezeichnung für die Streitkräfte der Sowjetunion zwischen 1918 und 1946. Sie wurde unter maßgeblicher Beteiligung Leo Trotzkis in der Revolutionszeit aufgebaut. Die Bezeichnung entstand im Verlauf des russischen Bürgerkrieges, als die Gegner als "Weiße Armee" bezeichnet wurden. Die volle Bezeichnung war: Die Rote Arbeiter- und Bauernarmee.
Ab 1946 bis zum Ende der Sowjetunion 1991 hieß die Armee der UdSSR offiziell die Sowjetarmee, umgangssprachlich wurde sie aber weiterhin oft als "Rote Armee" bezeichnet.
Auch in Bayern gab es 1919 eine Rote Armee. Sie war von der KPD im Zusammenhang der bayrischen Revolution gegründet worden und spielte in der Zeit der Münchner Räterepublik eine – allerdings nur episodenhafte – Rolle.
Siehe auch Russische Streitkräfte
Rote Armee in Deutschland
Die historische Bewertung der Roten Armee in der Zeit des zweiten Weltkriegs ist unterschiedlich: Einerseits kämpfte die UdSSR an der Seite der anderen Allierten in der Anti-Hitler-Koalition und befreite viele KZ, darunter auch das KZ Auschwitz-Birkenau. Anderseits werden ihr Gewaltexzesse und Massaker unter der Zivilbevölkerung Ostpreußens am Ende des zweiten Weltkrieges, die als Rache der Verbrechen der Wehrmacht gesehen wurden, vorgeworfen.
Besonders im deutschen kollektiven Gedächtnis blieben die Vergewaltigungen haften. Die bekannt gewordenen Tatsachen wurden zum einen mit Erschrecken aufgenommen, zum anderen wurden sie aber ebenso politisch instrumentalisiert - sowohl zur Legitimation des in der frühen Bundesrepublik herrschenden Antikommunismus als auch um im Vergleich die Taten der Nationalsozialisten zu verharmlosen. Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs spielte die "Schändung deutscher Frauen" eine wichtige Rolle in der Kriesgpropaganda. Ebenso war es in der DDR nicht möglich, dass Thema in der Öffentlichkeit zu erwähnen
Zahlreiche Tagebuchaufzeichnungen, Berichte und Briefe belegen jedoch, dass Vergewaltigungen in erheblicher Zahl stattgefunden haben. Nach neuesten Schätzungen sind 1945 zwischen Frühsommer und Herbst 110 000 Mädchen und Frauen vergewaltigt worden. Weit höhere Schätzungen reichen bis zu 800 000 Opfern, die Quellenlage in diesen Punkten ist jedoch schwierig. Insgesamt wird die Zahl der Opfer während des gesamten Vormarsches der Roten Armee auf etwa 1,9 Millionen geschätzt. Die Führung der Roten Armee versuchte das Problem seit Juni 1945 einzudämmen, jedoch anfangs wenig erfolgreich. Ab dem frühen Herbst wurden ertappte Täter bestraft, die Bestrafung selbst wurde vom lokalen Kommandaten verhängt und konnte vom mehrtägigen Arrest bis zu einigen Jahren Straflager reichen. Kam es zu einer Vergewaltigung mit Todesfolge wurde der schuldige Soldat meist zur Abschreckung erschossen. Erst durch die Einrichtung der Besatzungsregierung in Berlin konnte das Problem dort entschärft werden. Seit Mitte 1947 wurde die Rote Armee auch räumlich von der Wohnbevölkerung getrennt. Im März 1949 schließlich erließ das Präsidium des Obersten Sowjets einen Erlass, der das Strafmaß vereinheitlicte und erhöhte. Eine Vergewaltigung zog zwingend eine Strafe von 10 bis 15 Jahren im Arbeitslager nach sich, schwerer Fälle (Minderjährige, Gruppen, Vergewaltigung mit Körperverletzung) eine Strafe von 10 bis 20 Jahren.
Literatur
- Ilko-Sascha Kowalczuk und Stefan Wolle: Roter Stern über Deutschland. Berlin, Ch. Links Verlag 2001 ISBN 3-86153-246-8
- Helke Sander und Barbara John (Hrsg.): BeFreier und Befreite. Krieg, Vergewaltigungen, Kinder. München 1992.