FARC-EP
Die FARC, eigentlich F.A.R.C.-E.P. (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia - Ejercito del Pueblo – Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens / Volksarmee), ist eine kolumbianische, marxistisch orientierte Guerillabewegung. Aktiv seit 1964 gehört sie zu den ältesten noch aktiven lateinamerikanischen Guerillaorganisationen.
Anfänge
Ursprünglich war die FARC der militärische Arm der PCC (Partido Comunista Colombiano/Kommunistische Partei Kolumbiens), welche den politischen Kampf gegenüber dem militärischen favorisierte und somit die FARC eher Selbstverteidigungscharakter hatte. Dies änderte sich erst Anfang der 1990er Jahre u.a. mit der zunehmenden Bedeutungslosigkeit linker Parteien und dem verschärften militärischen Vorgehens seitens der Armee (z.B. der Angriff auf das Generalsekretariat der FARC im Dezember 1990).
Heutige Form
Die FARC wird von Manuel Marulanda und weiteren Befehlshabern kommandiert, darunter José Briceño alias Mono Jojoy, Tomás Medina Caracas alias Negro Acacio und Leon Saenz Vargas alias Alfonso Cano. Die Truppenstärke wird auf 10.000 - 30.000 Mann unter Waffen geschätzt, wobei der Frauenanteil bei circa 40% liegen dürfte.
Die FARC führt den Bürgerkrieg gegen den kolumbianischen Staat sowohl mit Guerilla-Methoden Terror als auch im konventionellen Kampf. Circa 35% des Landes befindet sich unter der Kontrolle der FARC; in diesen Gebieten besitzt sie weitgehende Bewegungsfreiheit und bestimmen die lokale Gesetzgebung.
Die FARC finanziert sich hauptsächlich aus Lösegeldzahlungen und den Erlösen aus dem internationalen Drogenhandel. Die Einnahmen werden auf jährlich über 300 Millionen US-Dollar geschätzt, andere Quellen gehen von bis zu 980 Millionen US-Dollar aus. Im Jahr 2000 hat die FARC die Praxis der Erpressung im „Gesetz 002“ festgehalten, wonach jeder Kolumbianer mit einem Vermögen von über einer Million Dollar eine „Revolutionssteuer“ von zehn Prozent zahlen muss. Sie sieht die Entführungen als Druckmittel, wie das bekannte Entführungsopfer Ingrid Betancourt (Präsidentschaftskandidatinin) im Februar 2002.
Ähnlich lukrativ ist der Drogenhandel. Kolumbien produziert rund 70 Prozent des weltweit konsumierten Kokains und versorgt etwa drei Viertel des Heroinmarktes der USA. Die Drogenanbaufläche hat sich in den 1990er Jahren auf rund 120.000 Hektar versechsfacht.
Die permanenten Verstöße der FARC gegen das Internationale Völkerrecht sind seit Jahren bekannt und belegt. Selektive Morde und Massaker an Zivilisten, Geiselnahme, direkte Gewalt, Verletzungen der Menschenrechte und ihr autoritärer, militärischer Regierungsstil in der von ihnen verwalteten Enklave stehen im krassen Widerspruch zu ihrem demokratischen Anspruch. In Kolumbien ereignen sich fast die Hälfte aller weltweit registrierten Geiselnahmen. Berüchtigt sind die „pescas milagrosas“, die „wundersamen Fischzüge“, bei denen künstlich Straßensperren errichtet werden, um potenzielle Entführungsopfer abzupassen.
Ideologische Absichten sind hinter dem Ziel eines unbarmherzigen Krieges zurückgewichen, welcher mittlerweile zum Selbstzweck geworden ist.
Ziele
1993 stellte die FARC im Rahmen der Plattform für eine Regierung der des Wiederaufbaus und der nationalen Aussöhnung folgenden Zehnpunkteplan auf, der als Gesprächsgrundlage mit der Regierung dient :
- Die Lösung des Konflikts mit politischen Mitteln.
- Die Armee darf keine innenpolitische Funktionen wahrnehmen.
- Die Durchsetzung der Gewaltenteilung zwischen Justiz und Politik, Pressefreiheit und demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten auf allen Ebenen.
- Stärkung des internen Konsums, Schutz der einheimischen Industrien vor ausländischer Konkurrenz sowie staatliche Kontrolle über den Energiesektor.
- Verwendung von 50% des Staatshaushaltes für Sozialausgaben und 10% für die Förderung der Wissenschaften.
- Einführung eines progressiven Steuersystems.
- Entwicklungsprogramme für ländliche Regionen
- Revision der derzeitigen Energiepolitik und Neuverhandlung der Verträge zur Ausbeutung der Bodenschätze mit den multinationalen Unternehmen.
- Der Aufbau souveräner, auf dem Recht auf Selbstbestimmung basierender Beziehungen zu allen Ländern der Welt.
- Nicht-militärische Lösung des Drogenproblems.
Kürzliche Entwicklung
Unter dem Präsidenten Andrés Pastrana Arango 1998-2002 kam es zu Friedensverhandlungen mit der FARC. Unter anderem wurde der FARC ein etwa 40.000 km² großes Gebiet zur Verfügung gestellt, die so genannte Zona de despeje, in der die FARC de facto die volle innere Autonomie inne hatte.
Die Regierung von Präsident Pastrana hatte die Forderung der FARC auf die Kontrolle dieses Gebietes erfüllt, um dort Verhandlungen zu ermöglichen. Alle sechs Monate muss das Parlament über die Aufrechterhaltung der Zone in Abhängigkeit von Fortschritten bei den Verhandlungen neu bestimmen
Mit der Forderung drastisch gegen die FARC vorzugehen gewann Pastranas Nachfolger Álvaro Uribe die Wahlen 2002. Er gab also den Verhandlungskurs auf und strebt aktuell eine militärische Lösung des Konflikts an.
Am 21. Februar 2002 hat Kolumbiens neuer Präsident Pastrana in einer Fernsehansprache das endgültige Aus für den Friedensprozess erklärt. Die neutrale Zone soll von der Armee wieder besetzt werden.
Am 20. Februar 2005 meldet die Zeitung EL Tiempo, dass der Sprecher des Oberkommandos der FARC, "Raúl Reyes", in einem Rundfunkinterview erklärt habe, die Zeit der Zurückhaltung und der militärischen Regeneration der FARC sei vorbei und man strebe nach wie vor, wie das auch die Angriffe auf militärische Ziele in jüngster Zeit gezeigt hätten, die Machtübernahme im Land an.
Die Europäische Union hat die FARC auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt.
Siehe auch:
Ejército de Liberación Nacional (ELN)
Weblinks
- http://www.redresistencia.org
- http://www.farc.de (Kritische Seite zum Thema FARC)
- http://www.farcep.org
- http://www.bbc.co.uk/spanish/specials/1441_farc/index.shtml ein BBC Spezial (spanisch) zum 40. Geburtstag der FARC
Literatur
- Raul Zelik/Dario N. Azzellini Kolumbien - Große Geschäfte, staatlicher Terror und Aufstandsbewegung ISBN 3-929-008-48-3