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Toni Schumacher (Fußballspieler, 1954)

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Toni Schumacher
Datei:Burruchaga final 1986.JPG
Toni Schumacher (liegend) 1986
Personalia
Voller Name Harald Anton Schumacher
Geburtstag 6. März 1954
Geburtsort DürenDeutschland
Größe 186 cm
Position Torhüter

Harald Anton „Toni“ Schumacher (* 6. März 1954 in Düren) ist ein ehemaliger deutscher Fußballtorwart.

Schumacher galt in den 1980er Jahren als einer der besten Torhüter der Welt (zweimal Vizeweltmeister) und war knapp 15 Jahre lang Stammtorwart des 1. FC Köln. Aufsehen erregte er durch eines der bekanntesten Fouls der WM-Geschichte 1982 gegen den Franzosen Patrick Battiston sowie durch die Veröffentlichung des Buches Anpfiff.

Später arbeitete er als (Co-) Trainer.

Karriere

Jugend

Im Alter von acht Jahren wurde Schumacher von einem Jungen aus der Nachbarschaft zum Training von Schwarz-Weiß Düren mitgenommen. Dort probierte er verschiedene Positionen aus und landete schließlich im Tor, was er später auf seine eigene Lauffaulheit zurückführte. Doch es sollte sich als Schumachers Idealposition herausstellen, da er durch konstant gute Leistungen den Sprung in den Kader der A-Jugendnationalmannschaft schaffte. 1972 stand Düren im Halbfinale um die Mittelrhein-Meisterschaft, wo man gegen den amtierenden A-Jugendmeister 1. FC Köln mit 0:1 das Nachsehen hatte. Doch das Torwarttalent fiel Jupp Röhrig, dem Kölner Cheftrainer auf, der Schumacher für den Profikader der "Geißböcke" gewinnen konnte. Den Abwerbeversuchen hatte er lange widerstanden, um seine Lehre zum Kupferschmied zu beenden.

Vereinskarriere

1. FC Köln

In seiner ersten Profi-Saison blieb Schumacher als Ersatztorwart ohne Einsatz in der Bundesliga. Doch als sich Stammtorhüter Gerhard Welz in der Folgesaison verletzte, debütierte Schumacher 19-jährig am 8. September 1973 (6. Spieltag) beim Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum (2:2). Er nutzte seine Chance konsequent und war fortan Kölns neue Nummer eins. In den Siebziger Jahren gehörte der 1. FC Köln um Spielmacher Wolfgang Overath stets zu den besten fünf der Liga, doch der große Wurf ließ auf sich warten. Schumacher entwickelte sich als Torhüter weiter und der Jungstar zählte schnell zu den hoffnungsvollsten deutschen Talenten. Nach dem Sieg im DFB-Pokal 1977 beendete zwar Overath seine Karriere, doch Trainer Hennes Weisweiler führte Köln 1978 mit Spielern wie Dieter Müller, Heinz Flohe und Harald Konopka zum "Double" aus Meisterschaft und Pokalsieg. Zwischen 1977 und 1983 stand Schumacher 213 Bundesligaspiele ohne Unterbrechung im Tor, ehe eine vereinsinterne Sperre wegen eines Streits mit Trainer Rinus Michels diese Serie stoppte. Trotz seiner teils unbequemen Art galt der Torhüter als einer der besten in der Bundesliga und wurde zweimal zu "Deutschlands Fußballer des Jahres" gewählt (1984 und 1986). 1987 veröffentlichte er sein Enthüllungsbuch "Anpfiff", weshalb er in der Nationalmannschaft und auch bei den Kölnern suspendiert wurde. Nach 421 Bundesligaspielen, 34 Europapokal-Spielen und 55 Partien im DFB-Pokal endete nach 15 Jahren Schumachers Ära in Köln.

Schalke 04

Nach dem Rauswurf in Köln schloss sich Schumacher dem FC Schalke 04 an, der jedoch 1988 sang- und klanglos als Tabellenletzter abstieg. Schumacher konnte den Abstieg nicht verhindern und kassierte über 70 Gegentore.

Fenerbahçe Istanbul, Bayern München und Borussia Dortmund

Nach dem Abstieg kehrte Schumacher Deutschland den Rücken, ging in die Türkei und unterschrieb beim Spitzenclub Fenerbahçe Istanbul einen lukrativen Vertrag. Dort knüpfte der Routinier an seine Topleistungen an, war Publikumsliebling und führte als Kapitän die Mannschaft auf Anhieb zur Meisterschaft.

Nach drei Jahren in der Türkei kehrte der mittlerweile 37-Jährige 1991 nach Deutschland zurück und wurde vom FC Bayern München als Ersatz für die verletzten Torhüter Raimond Aumann und Sven Scheuer verpflichtet. Anfang 1992 erklärte Schumacher das Ende seiner Laufbahn.

Seinen letzten Bundesligaeinsatz bestritt Schumacher während seiner Zeit als Torwarttrainer von Borussia Dortmund am 18. Mai 1996 (34. Spieltag), als er in der 88. Minute für Wolfgang de Beer beim 3:2-Heimerfolg über den SC Freiburg eingewechselt wurde und somit seine zweite deutsche Meisterschaft gewann.[1]

Karriere in der Nationalmannschaft

1979 bis 1982

Nach Einsätzen für die A-Jugendnationalmannschaft und die B-Nationalmannschaft feierte Schumacher am 26. Mai 1979 beim 3:1-Erfolg über Island seine Premiere in der A-Nationalmannschaft, als er zur zweiten Halbzeit für Sepp Maier ins Tor beordert wurde. Nach Maiers Karriereende war Norbert Nigbur von Bundestrainer Jupp Derwall als Stammtorwart für die Europameisterschaft 1980 vorgesehen, doch nach dessen Verletzung rückte Schumacher nach. Deutschland gewann die Europameisterschaft, Schumacher machte seine Sache gut und hatte sich nach dem Titel und sieben Spielen als neuer Stammtorwart etabliert.

Nacht von Sevilla 1982

Bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien wurde Deutschland zwar Vizeweltmeister, doch Schumacher bestimmte lange Zeit die Negativschlagzeilen. Im Halbfinale gegen Frankreich („Nacht von Sevilla“) hatte sich der Keeper ein brutales Foul gegen Patrick Battiston geleistet, der mit einer Gehirnerschütterung vom Platz getragen werden musste und zwei Zähne verlor. Nach der Partie verharmloste Schumacher den Vorfall und sorgte mit der Bemerkung „Dann zahl' ich ihm seine Jacketkronen.“ für internationale Kritik. Fortan galt er in Frankreich als Inbegriff des „hässlichen Deutschen“ – ein Image, das er erst Jahre später wieder korrigieren konnte.

1982 bis 1986

Vier Jahre (WM 1986) später in Mexiko stand Schumacher bei seiner zweiten WM im Tor und übernahm für den angeschlagenen Karl-Heinz Rummenigge zeitweise das Kapitänsamt. Deutschland erreichte wiederum das Endspiel, wo dem Torwart bei Argentiniens Führungstreffer ein schwerer Fehler unterlaufen war. Trotz dieses Fehlers und der Finalniederlage wurde Schumacher aufgrund seiner überragenden Leistungen während des Turniers zum besten Torhüter und zum zweitbesten Spieler (nach Diego Maradona) des Turniers gewählt. Schumacher hatte zwar das Ende seiner Länderspielkarriere angekündigt, doch diese Entscheidung revidierte er wieder und er wollte nach dem Turnier seine Karriere im Tor der DFB-Elf fortsetzen.

Doch nach der Veröffentlichung seines Buches "Anpfiff", in dem er unter anderem Dopinganschuldigungen erhob, wurde er vom DFB-Teamchef Franz Beckenbauer von der Nationalmannschaft suspendiert, so war das Länderspiel am 15. Oktober 1986 gegen Spanien (2:2) in Hannover Schumachers letztes Spiel.

Karriere als (Torwart-)Trainer

Zunächst wurde Schumacher Torwarttrainer bei den Bayern, dann bei Borussia Dortmund. Dort wurde er im letzten Spiel der Saison 1995/96 kurz vor Schluss eingewechselt und durfte so seine zweite deutsche Meisterschaft als Spieler feiern. Als Torwarttrainer war er sehr erfolgreich; seine Schützlinge Raimond Aumann (Bayern München), Stefan Klos (Borussia Dortmund) und Hans-Jörg Butt (Bayern München) wurden deutscher Meister.

Im Sommer 1998 löste er seinen früheren Mitspieler Bernd Schuster als Cheftrainer beim Zweitligisten SC Fortuna Köln ab. Hier wurde er im Dezember 1999 in der Halbzeit beim Spielstand von 0:2 gegen den SV Waldhof Mannheim von Präsident Jean Löring mit dem Kommentar „Du hast hier nichts mehr zu sagen, du Wichser!“ entlassen.

Im Januar 2001 wurde Schumacher unter Cheftrainer Berti Vogts Teil des ungewöhnlich umfangreichen Co-Trainer-Stabes bei Bayer 04 Leverkusen, dem damals auch Pierre Littbarski, Peter Hermann und Wolfgang Rolff angehörten. Er blieb dem Verein bis 2003, auch unter Klaus Toppmöller, als Torwarttrainer erhalten und war somit auch Teil des Trainerstabes in der höchst erfolgreichen Saison 2001/02, in der es Bayer Leverkusen als bisher einziger deutscher Mannschaft außer dem FC Bayern München gelang, sowohl in der Meisterschaft als auch im Pokal und im internationalen Wettbewerb unter die ersten Beiden zu kommen, was zur Folge hatte, dass Klaus Toppmöller als Kopf des Trainerstabes zum Trainer des Jahres gewählt wurde. Schumacher verließ den Verein nach der Saison 2002/2003, da er mit Klaus Augenthaler nicht zurechtkam, der den Klub zwei Spieltage vor Ende der abgelaufenen Saison übernommen hatte.

Seitdem hat er sich aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen und ist heute Geschäftsführer und Teilhaber der Sportmarketingagentur Sports First in Köln. Des Weiteren ist er bei großen Turnieren als Experte bei ARD/ZDF zu sehen.

Trivia und Kontroverses

  • Schumachers Spitzname „Toni“ wird mitunter abgeleitet von dem legendären Kölner Schlussmann Toni Schumacher, der 1964 mit dem 1. FC Köln Deutscher Meister wurde. In seinem Buch Anpfiff (Seite 37) schreibt er, dass sich der Spitzname nach Schumachers zweiten Vornamen Anton sowie dem Torwart der Weltmeistermannschaft von 1954, Toni Turek, ableitet. Zudem gab es zu seiner aktiven Zeit beim 1. FC Köln den Verteidiger Harald Konopka, so dass es zu Missverständnissen hätte kommen können, wenn ein Mitspieler "Harald" gerufen hätte. Deshalb soll sein Mannschaftskollege Heinz Simmet ihm den Spitznamen bzw. Rufnamen „Toni“ gegeben haben.[2]
  • Harald Schumacher ist bis heute Bundesliga-Rekordspieler des 1. FC Köln mit 422 Partien.
  • Schumacher ist nach Rudi Kargus der Bundesligatorwart mit den meisten gehaltenen Strafstößen (21, hinter Kargus mit 24).
  • In negativer Erinnerung bleibt sein Zusammenprall 1982 im WM-Halbfinalspiel Deutschland – Frankreich („Nacht von Sevilla“) mit dem angreifenden Patrick Battiston, der schwer verletzt vom Platz getragen werden musste. Battiston verlor zwei Zähne und erlitt einen Wirbelbruch. Daraufhin bot Schumacher nach dem Spiel flapsig an, für die Kosten der Jacketkronen aufzukommen. Nach Reaktionen der französischen Presse (u.a.: „Toni Schumacher, Beruf Unmensch“), welche die Nazi-Vergangenheit Deutschlands wieder hervorrief, gaben der französische Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt eine gemeinsame Presseerklärung heraus. Schumacher bat später öffentlich und bei Battiston persönlich um Entschuldigung für den Vorfall, der diese auch annahm.
  • Als im März 1987 Schumachers Buch „Anpfiff“ erschien, waren dem Torhüter die Schlagzeilen sicher. Ursprünglich wollte er eine Zwischenbilanz seiner bisherigen Karriere ziehen, doch geriet das Werk zu einer Generalabrechnung. Die heftigsten Reaktionen riefen Schumachers massive Dopingvorwürfe hervor. Zudem attackierte er einige seiner ehemaligen Mitspieler mit teilweise beleidigenden Äußerungen. In der Folge entwickelte sich die anvisierte Zwischenbilanz zu einem abschließenden Fazit der fußballerischen Laufbahn Schumachers in Deutschland. Nicht zuletzt wegen des gewaltigen Medienrummels wurde das Buch – von der taz in Anspielung auf Schumachers Religionszugehörigkeit genüsslich als der „katholische Vorläufer der Satanischen Verse“ bezeichnet – zum Bestseller. Insgesamt wurde es in 15 Sprachen übersetzt und ging mehr als eineinhalb Millionen Mal über die Ladentheke. Allein in Deutschland fand der Rundumschlag 300.000 Käufer. Auch rückblickend stand Schumacher zu der Veröffentlichung und betonte stets, dass er das Buch jederzeit wieder schreiben würde. Bezogen auf die für ihn negativen Folgen fügte er hinzu: „Lieber ein Knick in der Laufbahn als im Rückgrat.“

Erfolge

Auszeichnungen

Film & Fernsehen

  • 2011: Gastrolle bei Danni Lowinski, Folge „Wintermärchen“ am 23.05.

Werke

  • Harald Schumacher: Anpfiff. Enthüllungen über den deutschen Fußball – Droemer Knaur, 1987 (Coup de sifflet, Monique Thiollet trad., Paris, Michel Lafon ed., 1987) ISBN 3-426-26298-3

Einzelnachweise

  1. http://www.fussballdaten.de/bundesliga/1996/34/dortmund-freiburg
  2. Kicker Nr. 84 vom 18. Oktober 2010, S.85/86
VorgängerAmtNachfolger

Rudi Völler
Hans-Peter Briegel
Deutschlands Fußballer des Jahres
1984
1986

Hans-Peter Briegel
Uwe Rahn