Finsterwalde
Wappen | Karte |
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Wappen der Stadt Finsterwalde | Deutschlandkarte, Position von Finsterwalde hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Brandenburg |
Landkreis: | Elbe-Elster |
Geografische Lage: | unbenannte Parameter 1:51.6333333_N_13.7166667_E, 2:51°38' N 13°43' O |
Höhe: | 108 m ü. NN |
Fläche: | 76,91 km² |
Einwohner: | 18.985 (31. Dezember 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 247 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 03238 (alt: 7980) |
Vorwahl: | 03531 |
Kfz-Kennzeichen: | EE, früher FI |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 62 140 |
Stadtgliederung: | 3 Ortsteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Schloßstraße 7 / 8 03238 Finsterwalde |
Website: | www.finsterwalde.de |
E-Mail-Adresse: | Stadt-Finsterwalde@t-online.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Johannes Wohmann (FDP) |
Finsterwalde ist eine Stadt im Süden des Bundeslandes Brandenburg und die größte Stadt im Landkreis Elbe-Elster. Der sorbische Name von Finsterwalde lautet Grabin.
Geografie
Finsterwalde gehört zur Niederlausitz, einer Landschaft im südlichen Brandenburg. Die Stadt ist etwa 100 Kilometer südlich von Berlin, etwa 80 Kilometer nördlich von Dresden, etwa 40 Kilometer westlich von Cottbus sowie 60 Kilometer westlich von Polen und etwa 120 Kilometer östlich von Leipzig gelegen. Nachbargemeinden sind:
- im Norden und Osten: Massen-Niederlausitz
- im Osten: Lichterfeld-Schacksdorf
- im Süden: Lauchhammer (Landkreis Oberspreewald-Lausitz), Gorden-Staupitz
- im Westen: Rückersdorf, Heideland und Doberlug-Kirchhain
Finsterwalde besteht aus den Ortsteilen:
== Einwohner == (jeweils zum 31. Dezember)
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1282 unter dem Namen Vynsterwalde. Im Jahre 1301 wird erstmals durch eine Urkunde von einer Stadt oder wenigstens einer Ansiedlung in der unmittelbaren Umgebung der befestigten Anlage gesprochen (oppidum et castrum). Oppidum bedeutet aber hier wahrscheinlich nur Marktflecken. Die eindeutige Bezeichnung Finsterwaldes als Stadt bietet erst ein historisches Dokument aus dem Jahre 1336. Finsterwalde stellt in seiner ursprünglichen Struktur eine typische ostelbische Kolonistenstadt dar. Rechtwinklig aufeinandertreffende Straßen bilden viereckige Quartiere, die sich um den relativ großen Marktplatz gruppieren. Das Siedlungsgelände (ca. 11 ha) besaß keine Stadtmauer, aber einen Stadtgraben und zwei (oder drei) Stadttore, deren Aussehen nicht überliefert ist. Die Bewohner der Stadt waren ursprünglich in erster Linie Ackerbürger. Die Lage der Stadt an bedeutenden Handelswegen von Leipzig über Torgau und Spremberg nach Breslau (Niedere Straße) und dem Abzweig der Salzstraße nach Jüterbog, Niemegk ließ gewiss auch die Beteiligung einiger Bürger an Handelsgeschäften zu.
Eine, vermutlich durch Slawen erbaute, Holzfestung wurde im Laufe der Zeit zu einer befestigten Burg ausgebaut, die bis Mitte des 15. Jahrhunderts von Raubrittern bewohnt und ab 1437 von den neuen Besitzern in eine Schlossanlage, das Finsterwalder Schloss, umgebaut wurde. Seit dem Spätmittelalter entwickelten sich verschiedene Gewerbe in der Stadt. Die gewerbliche Tuchherstellung wurde zum wichtigsten Wirtschaftszweig. 1555 war Finsterwalder Tuch erstmals auf der Leipziger Messe vertreten. Im Jahre 1599 forderte die Pest 400 Tote. 1625 gelangte Finsterwalde in den unmittelbaren Besitz des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. Das Schloss diente lediglich als Amtssitz für die kurfürstlichen und von 1652 bis 1738 sächsisch-merseburgischen Behörden. 1642 plünderten marodierende Truppen in der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges Stadt und Schloss. Das städtische Gewerbe und Gemeinwesen lag nun für Jahrzehnte danieder. Das Rathaus wurde 1675 bei einem großen Stadtbrand vernichtet. Erst 1739 war die Bürgerschaft in der Lage, ein neues Gebäude zu errichten. Der schlichte Barockbau dominiert noch heute den Marktplatz. 1815 gelangte Finsterwalde im Ergebnis des Wiener Kongresses zum Königreich Preußen.
Der allgemeine industrielle Aufschwung im 19. Jahrhundert lässt sich in Finsterwalde nahezu exemplarisch nachvollziehen. Es war wiederum die Tuchproduktion, die die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ganz nachhaltig beeinflusste. Aus den kleinen zünftlerischen Handwerksbetrieben entwickelten sich einige wenige, aber leistungsfähige Tuchfabriken. Das bedeutendste Unternehmen der Branche war F. F. Koswigs Tuchfabrik, die sich in der Beschäftigtenzahl von 3 Arbeitern 1838 auf 760 Arbeiter und Angestellte im Jahre 1913 steigerte. Neben der Tuchfabrikation entwickelten sich Betriebe der Metall-, Holz-, Glas-, Tabak-, Chemie- und später der Elektromaschinenbranche. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde 1871 mit dem Bau der Bahnlinie Halle-Sorau vollzogen.
Die Einwohnerzahl Finsterwaldes stieg von 1600 im Jahre 1800 auf 10726 im Jahre 1900. Die Stadt dehnte sich nun über die mittelalterliche Siedlungsfläche hinaus aus. Neu entstandene Wohn- und Gewerbegebiete ziehen sich wie ein Gürtel um den ursprünglichen Kern der Stadt. Gebäude des wirtschaftlichen und kommunalen Lebens, die noch heute das Stadtbild mitprägen, wurden bis zum ersten Weltkrieg errichtet: Die Mädchenschule (1868), das Amtsgericht (1885), die Realschule (1905), die Katholische Kirche (1906), das Krankenhaus (1908), der Wasserturm (1909/1910), die Knabenschule (1913), die Post (1915).
Zu DDR-Zeiten war Finsterwalde als Fahrradfahrer-Stadt bekannt. Heute ist Finsterwalde ein bedeutender Wirtschaftsstandort in der westlichen Niederlausitz. Aber das Symbol von der Fabrikstadt, das noch sehr an das Bild rußiger Schornsteine erinnert, ist durch den Ruf Finsterwaldes als Sängerstadt ersetzt. Die Ursache dafür liegt nicht in erster Linie in der langen Tradition der hiesigen Sangespflege, sondern hauptsächlich darin, daß ein Lied, ein Gassenhauer, die Finsterwalder als besonders sangesfreudig benennt.
1899 ersuchte der Direktor der Herrensängergesellschaft "Hamburger Sänger" Wilhelm Wolff bei der Politischen Polizei Berlin um die Aufführungsgenehmigung seines kleinen Theaterstückes "Wir sind die Sänger von Finsterwalde". In den Germania-Prachtsälen Berlins führte die Wolffsche Gesellschaft die ganz dem Geschmack des Vergnügungsbetriebes der Jahrhundertwende entsprechenden Burleske auf. Hier traten nun die Sänger, drei auffällig gekleidete Herren mit den charakterisierenden Namen Pampel, Knarrig und Strippe, mit ihrem Entreeliedchen "Wir sind die Sänger von Finsterwalde" erstmals an das Licht der Welt. Am Beginn der Sängermanie waren die Bürger der Stadt gar nicht erfreut, mit den zumeist komischen oder gar weinseligen Figuren in Frack und Zylinder verglichen zu werden. Aber schließlich siegte der Humor, denn sonst liefen die echten Finsterwalder erst recht Gefahr, der Lächerlichkeit anheimzufallen. Das Lied von den Sängern aus Finsterwalde wurde zum Ohrwurm und war allerorten zu vernehmen. Natürlich singen die Finsterwalder ihr Lied und die darauf beruhenden Liedvarianten, die bis in die heutige Zeit neu entstehen, immer noch gern. Übrigens treten die Finsterwalder Sänger heute im Gegensatz zur ursprünglichen Besetzung zu viert auf.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Finsterwalder Stadtverordnetenversammlung besteht aus 28 Stadtverordneten und dem Bürgermeister. Zur Zeit gibt es 4 Parteien, 5 Fraktionen und 5 Ausschüsse (Hauptausschuss; Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Bauen; Ausschuss für Bildung, Soziales, Sport und Kultur; Rechnungsprüfungsausschuss und Werksausschuss für Entwässerungsbetrieb).
(Stand: Kommunalwahl am 26. Oktober 2003)
Bürgermeister
Bürgermeister der Stadt Finsterwalde ist Johannes Wohmann (FDP).
Städtepartnerschaften
Finsterwalde unterhält Städtepartnerschaften mit:
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Im Finsterwalder Kreismuseum, dass 1981 gegründet wurde, bietet an originaler Stelle einen Einblick in einen authentisch eingerichteten "Tante-Emma-Laden" des 19. Jahrhunderts. In den anliegenden Gebäudeteilen befinden sich weiterhin eine nachgebildete DDR-Drogerie sowie Dauerausstellungen zu den Themen "Finsterwalder Sänger", zur "Tuchfabrikation in Finsterwalde" und zur weiteren lokalen Heimatkunde (inklusive einer umfangreichen Bibliothek). Im Museumshof und dem angrenzenden "Speicher" gibt es darüberhinaus ständig wechselnde Sonderausstellungen sowie Kultur- und Musikveranstaltungen unterschiedlichster Art.
Seit dem Jahr 2002 bietet die Niederlausitzer Museumseisenbahn [1] eine weitere museale Attraktion für die Stadt und ihre Umgebung. Auf dem viele Jahre zuvor stillgelegten Normalspur-Gleisabschnitt zwischen Finsterwalde und Crinitz bietet der gemeinnützige Verein NLME e.V. die Möglichkeit mit den meist schon über 100 Jahre alten, liebevoll restaurierten Loks und Waggongs in eine andere Zeit einzutauchen.
Musik
Die Finsterwalder sind ein sehr sangesfreudiges Völkchen. Dies beweisen sie besonders beim alle 2 Jahre stattfindenden Sängerfest. Auf unzähligen Bühnen in der Innenstadt wird drei Tage lang ausgelassen gesungen, musiziert und gefeiert. Dafür reisen Kapellen, Bands und Musikkünstler aus ganz Deutschland und Europa an.
Das Sängerfest, mit Gästen aus dem In- und Ausland, zählt zu den größten Volksfesten Brandenburgs. Es ist Anlass für viele ehemalige Finsterwalder, mal wieder die Heimat zu besuchen. Seinen krönenden Abschluss findet das Sängerfest im Festumzug durch die Stadt. Das nächste Sängerfest findet im August 2006 statt.
Bauwerke
- Finsterwalder Schloss, Renaissancebau
- Curtsburg (vor 1572), vermutlich ältestes Wohngebäude der Stadt
- Trinitatiskirche (1585), evangelische Kirche der Reformationszeit
- Rathaus (1739), Barockbau auf dem Markt
- Ad. Bauers Wwe (1903), gehört zu den schönsten Jugendstilbauten in Finsterwalde
- Realschule (1905), Backsteinbau mit Glasmalereien an den Aulafenstern
- Kirche Sankt Maria Mater Dolorosa (1906), katholische Kirche
- Krankenhaus (1908), Ziegelbau
- Wasserturm (1910), mit 54 m Höhe Wahrzeichen der Stadt
- Gutenberghaus (1910?), ehem. Verlagshaus des "Niederlausitzer Anzeigers"
- Janusz-Korczak-Gymnasium (1913), ehem. Knabenschule (vom Architekten Max Taut entworfen)
- Märchenhaus (1928), mit 27 kunstvollen Klinkerformstein-Reliefs, die Szenen aus bekannten Märchen der Gebrüder Grimm darstellen, ausgestaltet
- Doppelturnhalle (1928), Bau mit zwei übereinanderliegende Turnhallen
- Tower auf dem Flugplatzgelände (um 1930), deutschlandweit einzigartige Kombination aus Tower und Verwaltungsgebäude (Denkmalschutz)
- St. Katherinenkirche, im Süden der Stadt
Parks
Im Westen der Stadt sind die Bürgerheide und der Tierpark gelegen.
Die Bürgerheide ist ein Waldgebiet, welches nicht nur zum Erholen und Wandern einlädt, sondern auch bei Sportlern als Jogging-Gebiet sehr beliebt ist. Der Überlieferung zufolge soll der ehemalige Bürgermeister von Finsterwalde, Abraham Koswig, im Jahre 1661 durch eine Bier-Wette das heutige Naherholungsgebiet in Finsterwalder "Besitz" gebracht haben. Er soll es tatsächlich fertig gebracht haben, ein Glas Bier mit darin schwimmender Maus zu leeren.
Der Tierpark ist als Teil der Bürgerheide ein Anziehungspunkt vor allem für Familien mit Kindern. Auf einer Größe von 5 ha können etwa 220 Tiere aus 45 Arten bestaunt werden. Dabei leben im Finsterwalder Tierpark neben einheimischen Tieren auch solche aus fernen Ländern.
Naturdenkmäler
- Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land
Sport
- BSV Grün-Weiß
- SV ESKA
- Flugsportvereinigung Otto Lilienthal e.V.[2]
- Fortuna
- SV Hertha Finsterwalde
- DJK Finsterwalde
- Neptun 08
- Radball-Verein
- Radsportverein
- Spielvereinigung
- TC Sängerstadt
- TSC Sängerstadt
- SV Turbine / Kegelsportverein / Classic
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Finsterwalde liegt an der B96, die nächste Anschlussstelle an das deutsche Autobahnnetz ist Großräschen (A13) ca. 18 km östlich der Stadt.
Der Bahnhof Finsterwalde liegt an der elektrifizierten Bahnstrecke Leipzig-Cottbus.
Am südlichen Stadtrand von Finsterwalde befindet sich der Sonderlandeplatz "Lausitz-Flugplatz" (ICAO Code: EDUS; GPS-Koordinaten: 51°36'45" N / 13°44'28" E). Er besitzt zwei Start- und Landebahnen (eine Betonbahn, 1470 m Länge, 30 m Breite, zugelassen bis 14.000 kg MTOM und eine Grasbahn, 885 m Länge, 40 m Breite, zugelassen bis 2.000 kg MTOM).
Am westlichen Stadtrand von Finsterwalde befindet sich der Sonderlandeplatz Finsterwalde-Heinrichsruh - im Finsterwalder Volksmund Segelflugplatz genannt -(ICAO Code: EDAS) mit einer Start- und Landebahn 27/09 (Grasbahn, 980 m).
Bildung
Finsterwalde hat zwei Gymnasien, das Sängerstadt Gymnasium Finsterwalde und das Janusz-Korczak-Gymnasium, eine Gesamtschule, eine Realschule, eine Förderschule und drei Grundschulen sowie außerdem noch eine Musikschule und eine Volkshochschule.
Wachstumskern Metall- und Elektroindustrie
In und um Finsterwalde konzentrieren sich vorrangig Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Seit 1922 fertig die Firma Kjellberg [3] Schweißautomaten, Elektroden und mit wachsendem Erfolg Plasmaschneidtechnik (2004: Marktführer in Europa auf dem Gebiet der Plasmaschneidetechnik. Weitere Unternehmen in und um Finsterwalde sind das Drahtwerk, das Schraubenwerk, die FIMAG oder die GALFA Industriegalvanik [4]. Insgesamt umfassen die Unternehmen der Branche rund 1.500 Beschäftigte. Finsterwalde ist damit in Südbrandenburg das Zentrum der Metall- und Elektroindustrie. Die meisten der Unternehmen sind heute in einem stabilen Netzwerk verankert, dass sich in Südbrandenburg, Nordsachsen und Ost-Sachsen-Anhalt etabliert hat und als ARGE Metall- und Elektroindustrie Südbrandenburg einen dezentralen Cluster-Ansatz darstellt [5].
Söhne und Töchter der Stadt
- Inge Deutschkron, israelische Journalistin und Autorin
- Peter Ensikat, deutscher Schriftsteller und Kabarettist
- Detlef Irrgang, deutscher Fußballspieler
Weblinks
Literatur
- Gericke, Wilhelm u. Gottfried Mai: Geschichte der Stadt Finsterwalde und ihrer Sänger. Augsburg 1979, 432 S.
- Ernst, Rainer u. Weber, Olaf: Finsterwalde. Ein Lesebuch zur Gesichte der Stadt. Finsterwalde, 1994.