Pfarrkirche Steyr-Ennsleite
Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Josef in Steyr-Ennsleite ist die dem Schutzpatron Josef der Arbeiter geweihte Pfarrkirche des Stadtteils Ennsleite der österreichischen Statutarstadt Steyr. Pfarrhof und Pfarrsaal wurden in den Jahren von 1958 bis 1961 nach dem Entwurf von Johann Georg Gsteu und der „arbeitsgruppe 4“ errichtet, in einer zweiten Bauetappe von 1968 bis 1970 um das Kirchengebäude und die Sakristei ergänzt und am 4. Oktober 1970 geweiht.[1] Sie ist nach §2a des österreichischen Denkmalschutzgesetzes als Denkmal geschützt.[2]
Geschichte
Vorgänger
Als Andachtsstätte für die Steyrer gab es bis 1915 die „Neustifter Kapelle“ an der alten Ramingstraße. Im Zuge der Erbauung der neuen Steyr-Waffenfabrik wurde diese abgetragen und sollte an einer anderen Stelle wieder aufgebaut werden. Trotz wiederholten Drängens geschah dies in den folgenden Jahren nicht, bis das bischöfliche Ordinariat entschied, „statt derselben in Ennsleiten an einem geeigneten Platze, der eine eventuelle spätere Vergrößerung leicht ermöglicht, ein bescheidenes katholisches Gotteshaus, wenigstens eine Kapelle, in der die Messe gelesen werden kann“[3] errichten zu lassen. Die Waffenfabrik sollte den Bau übernehmen oder fördern
1933 stand dann nach langwierigen Verhandlungen ein Gründstück für den Bau einer Notkirche und eines Kinderheimes zur Verfügung. Mit dem Bau konnte aber aufgrund des Februaraufstands 1934 nicht begonnen werden. Nach dem Bürgerkrieg wurde das Vermögen der Kinderfreunde beschlagnahmt und das Heim auf der Ennsleite der Stadtpfarre zur Verfügung gestellt. In der Folge wurde das Grundstück von der Stadtpfarre gekauft und gegen das ursprünglich erworbene getauscht. Durch die Beschlagnahmung des von der Arbeiterschaft erbauten Kinderheimes war das Verhältnis zu dieser nun getrübt. Die Kirche wurde bezichtigt, sich am Eigentum der Arbeiterbewegung bereichert zu haben.[3]
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 verschlechterte sich die Lage der Kirchgemeinde. So wurde der Kindergarten bald aufgelassen. Am 14./15. Jänner 1939 wurde die Notkirche von 10 jungen Nationalsozialisten geplündert und daraufhin von der NSDAP beschlagnahmt und als HJ-Heim genutzt.
Standort Ennsleite
Nach Kriegsende wurden in dem Gebäude wieder Gottesdienste gefeiert, die Kirche war aber aufgrund der Geschichte bei den Arbeitern nicht beliebt. Deswegen wurde schließlich das Gebäude wieder den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben und die Suche nach einem Grund wieder aufgenommen. Schließlich konnten im Mai 1958 die Verhandlungen über ein Grundstück an der Arbeiterstraße abgeschlossen werden und Vorentwürfe für den Bau des Pfarrsaales wurden eingereicht. Der Diözesanrat gab dabei dem Vorentwurf der „arbeitsgruppe 4“ gegenüber dem von Bruno Schwamberger den Vorzug.
Der erste Spatenstich für den Bau erfolgte am 14. September 1959. Zwei Jahre darauf waren Pfarrsaal, Pfarrhof und Jugendheim fertiggestellt und wurden am 14. Oktober 1961 eröffnet und am 10. Dezember 1961 geweiht. Der Pfarrsaal diente in den nächsten Jahren als Notkirche.
Die zweite Bauetappe, die Errichtung von Kirche und Kindergarten sollte dann Ende 1966 in Angriff genommen werden. Nach verschiedenen Planabänderungen und längeren Erwägungen entschied man sich wieder für die Architekten Johann Georg Gsteu und Arbeitsgruppe 4 aus Wien. Die technische Bauleitung wurde DI Hugo Bruneder übertragen. Im September 1968 erfolgte der erste Spatenstich für die Kirche.
Im ersten Halbjahr 1970 war der Kirchenbau weitgehend abgeschlossen, sodass am 7. Juni 1970 die erste Heilige Messe in der neuen Kirche geferiert werden konnte. Allerdings fehlten noch einige Einrichtungsgegenstände, wie Weihwasserbehälter und Taufbecken sowie die Tabernakelsäule. Am 20. September folge die Feier der Kreuzsteckung am Glockenträger und am 4. Oktober 1970 konnte die Kirche nach einer Predigt von Prof. Dr. Engelbert Schwarzbauer unter Anwesenheit der Architekten durch Diözesanbischof Franz Salesius Zauner geweiht werden.[4][1]
Architektur
In diesem Bau ist eine X-Stütze ist das immer wiederkehrende tragende Element. Diese nimmt sowohl die auftretenden vertikalen als auch horizontalen Kräfte auf. Das Raumgefüge entsteht aus sechs dieser Stützen in Verbindung mit einem Betonrahmen. In der Form der Längsbalken, die an den Stellen der tragenden Stützkreuze breiter sind, ist der innere Kräfteverlauf nachgebildet. Die ursprünglich in ganz Profilit-Glas geplante Außenhülle hat keinerlei tragende Funktion und signalisiert im architektonischem Konzept eine mittel- oder langfristige Veränderbarkeit der Raumbegrenzung.[5]
Kritik
- Diese Seelsorgeanlage nimmt in der Geschichte des modernen österreichischen Kirchenbaus eine besondere Stellung ein.[5]Eintrag in der nextroom-Architekturdatenbank
Einzelnachweise
- ↑ a b Chronik der Pfarre Seite 3, gesehen am 17. Dezember 2011
- ↑ Verordnung des Bundesdenkmalamtes betreffend die Statutarstadt Steyr, Oberösterreich, gesehen am 17. Dezember 2011
- ↑ a b Chronik der Pfarre Seite 2, gesehen am 17. Dezember 2011
- ↑ Chronik der Pfarre Seite 2, gesehen am 17. Dezember 2011
- ↑ a b Eintrag in der Nextroom-Datenbank, eingesehen am 17. Dezember 2011
Literatur
- Bauwelt 49/1970. THEMA: Gemeindezentren. Bertelsmann Berlin 1970 Standardeinband ca. 52 S. hat u.a. Seelsorgezentrum Steyr-Ennsleiten (Arbeitsgruppe 4, F. Kurrent, J. Spalt, und J. G. Gsteu, Wien).
- Gsteu, J. G. und Günter Rombold: Das Seelsorge-Zentrum Steyr-Ennsleiten. Christliche Kunstblätter 1961 (1961) S. 13-17.
- Bauen und Wohnen 9/1965. THEMA: Österreich baut.
- Conrad Lienhardt (Hg.): Sakralraum im Umbruch- Kirchenbau in der katholischen Kirche in Oberösterreich seit 1948, Schnell & Steiner 2004, ISBN 978-3-7954-1575-4
Weblinks
- Pfarrchronik auf der offiziellen Website
- Eintrag in der nextroom architektur datenbank
- Architektur im 20. Jahrhundert: Österreich Der „Aufbau“ und die Aufbrüche 1945-1975 von Friedrich Achleitner