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Minerva Building

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Das Minerva Building war ein geplantes Bauwerk in der City of London. Es wurde erstmals um die Jahrtausendwende vom Immobilienentwickler Minerva plc vorgeschlagen. Im Laufe der Zeit änderten sich die Planungen mehrmals. Nach einigen Planungen wäre es mit 53 Stockwerken und 243 Metern Höhe bis zur Antenne das höchste Gebäude Londons geworden. Nachdem die Baugenehmigung schon erteilt war, wurde das Projekt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten von Minerva plc 2006 ganz eingestellt. Anstelle des repräsentativen Minerva Buildings steht heute das mit 67 Metern Höhe deutlich kleinere St. Botolphs an dieser Stelle.

Vorgeschichte

An Stelle des Baus befanden sich Anfang der 2000er zwei Gebäude: St. Botolph's House und Ambassador House. St. Botolph's House war ein vergleichsweise unauffälliges Bürogebäude mittlerer Höhe aus den 1960ern. Ambassador House war ein ähnliches Gebäude aus den frühen 1980ern, das auf zehn Stockwerken als kombiniertes Parkhaus und Bürogebäude diente. Beide Gebäude zusammen hatten knapp 18.000qm Nutzfläche.[1] Nachdem es in der Londoner Innenstadt mehrere Jahrzehnte lang nicht erlaubt gewesen war, Wolkenkratzer zu bauen, änderte sich dies zur Jahrtausendwende. Insbesondere der Labour-Bürgermeister von Greater London, Ken Livingstone, war ein Verfechter dieser Gebäude. Nachdem im Juli 2002 mit dem 183 Meter hohen Heron Tower in der City of London ein Wolkenkratzer ein langes, öffentlich stark umkämpftes Planverfahren endgültig genehmigt worden war, schien der Weg frei für weitere Wolkenkratzer in oder nahe der City of London. Zeitgleich mit den Planungen zum Minerva Building entstand so auch die Planung für die 180 Meter hohe London Gherkin.

Lage

St Botholph's Aldgate. Im Hintergrund das St Botholph's Building, das anstatt des Minerva Buildings errichtet wurde.

Das Gebäude hätte sich in 138 Houndsditch im Stadtteil Aldgate im Nordosten der City of London befunden. Der von Bürogebäuden geprägte Stadtteil Londons besitzt im Wesentlichen noch sein mittelalterliches Straßenmuster, in das sich das Minerva Building hätte einfügen müssen.

Das Gebäude hätte in der Nähe der denkmalgeschützten St Botolph's Aldgate gelegen und wäre außerdem in direkter Sichtweite des Towers of London gewesen. Besonders letztes sorgte in den folgenden Jahren immer wieder für hitzige Diskussionen. Der Tower of London hat den Status eines Weltkulturerbes. Zu den Schutzbestimmungen zählen auch Sichtachsen, die die ehemals imposante Statur des Bauwerks klarmachen und aus bestimmten Perspektiven einen freien ungestörten Blick auf den Tower erlauben. Das Minvera Building hätte den nahe gelegenen Tower deutlich überragt und optisch verkleinert.

Erreichbar wäre es über die Aldgate-U-Bahn-Station gewesen, die direkt gegenüber dem prospektierten Bauplatz lag. Die U-Bahn-Station Bahnhof Liverpool Street und der Bahnhof Fenchurch Street sind je 400 Meter vom Bauplatz entfernt. Innerhalb von 15 Minuten Fußweg wären die London Unterground, National Rail, die Docklands Light Railway und die öffentlichen Busse erreichbar gewesen. Den Vorhersagen der Planer nach wären über 50% des Verkehrs für das Minerva Building über die U-Bahn-Stationen Aldgate und Aldgate East abgelaufen, die dafür vermutlich hätten ertüchtigt werden müssen.[1]

Geschichte des Scheiterns

Ursprünglich plante Minerva an dieser Stelle ein 14-stöckiges Gebäude, für das 1999 eine Baugenehmigung erteilt wurde. Dieses wäre nur wenige Stockwerke höher gewesen als die bisherige Bebauung an diesem Ort. Bereits dieses Gebäude war vom Büro Nicholas Grimshaw entworfen worden und war in seiner Formgebung eine kleine Version des später geplanten 217-Meter-Baus.[1] Im Jahr 2001 beantragte Minvera ein 36-stöckiges Gebäude mit 159 Metern Höhe. Nach den Anschlägen vom 11. September schließlich überarbeitete Minerva die Planung grundsätzlich. Dabei wuchs die Planung auf 53 Stockwerke bei 217 Metern Höhe an. Zusammen mit der Antenne hätte das Gebäude eine Gesamthöhe von 243 Metern gehabt.

Im Jahr 2004 stimmte die City of London dem Bau zu.[2] Die Zustimmung lag in einer Zeit, in der bereits heftig um die Londoner Skyline, die Sichtachsen - insbesondere zu St. Paul's Cathedral und dem Tower of London und die London View Framework Directive - gestritten wurde.

Das Projekt war ungewöhnlich, weil die Baufirma Minerva ein kleines Unternehmen ist, das im Jahr 2006, dem Jahr des Bauabbruchs, 30 Mitarbeiter hatte. Das Minerva Building war das größte Projekt, an dem sich das Unternehmen je versuchte. Noch Mitte 2006 suchte Minerva einen Partner, der in der Lage war, den Bau mitzufinanzieren.[3]

Geplanter Bau

Der Bau war von Nicholas Grimshaw entworfen worden.[4] Neben dem schmalen Hauptgebäude mit 217 Metern Höhe hätte er einen zweiten Flügel mit 22 Stockwerken auf 100 Metern Höhe enthalten. Das Minverva Building sollte vier aufgeschlagenen Büchern ähneln, die einander gegenüberstehen. Die Baubehörde benutzt in ihren Beschreibungen Adjektive wie schlank und eckig für den Bau.[1]

Der Bau hätte Einzelhandel im Erdgeschoss, Büroflächen und ein Restaurant im 49. Stockwerk enthalten. Das Restaurant hätte dabei im Einklang mit den Bauvorschriften gestanden, die einen öffentlichen Zugang zu den obersten Stockwerken hoher Gebäude in London für wünschenswert erachten. Insgesamt waren 157.000qm Nutzfläche vorgesehen, davon 142.000 qm Bürofläche, 2000 qm für Einzelhandel, knapp 3000 qm für Restaurants und etwa 10 000 qm für Servicegebrauch wie Hauselektrik, Parkplätze, Fahrstühle etc.[1]

Das Gebäude sollte Arbeitsplätze für 10.000 Menschen und eine Parkgarage für 355 Fahrräder, 96 Motorräder und 33 Autos (davon 13 Behindertenparkplätze) bieten.[1]

Öffentliche Belange

Die Wolkenkratzer der Jahrtausendwende dominieren optisch das Welterbe Tower of London. Das Minerva Building hätte the Gerkhin überragt und sich auf diesem Bild rechts vom Swiss Re Tower befunden.

Die eigentliche Genehmigung des Baus lag in der Händen der Corporation of London, der Regierung der City of London. Der Bürgermeister von Greater London hatte ebenso wie die britische Regierung aufgrund der wichtigen Bedeutung des Baus aber Einspruchsrechte.[1]

Die Behörden argumentieren damit, dass der Tower bereits deutlich inmitten von Bürogebäuden und einer modernen Großstadt liegt und alles, was gegen das Minerva Building sprach, bereits gegen den Heron Tower und 30 St Mary Axe (the Gherkin)hätte gesagt werden können, die an ähnlicher Stelle liegend den Tower überragen. Beide Gebäude waren bereits vor dem Minerva Building genehmigt worden. Verfechter des Baus hoben die architektonische Qualität hervor, die eine deutliche Verbesserung gegenüber den alten Bürogebäuden an dieser Stelle gewesen wäre.[1]

Anmerkungen

  1. a b c d e f g h Greater London Authority: Planning Report PDU/0313/01: “Minerva Tower”, St. Botolph’s House, Aldgate in the Corporation of London; planning application no. 02-5210A, 18. Dezember 2002 [legacy.london.gov.uk/mayor/planning_decisions/strategic_dev/dec1802/minerva_tower_st_botolphs_house_report.rtf als rtf]
  2. Europe Real Estate: Corporation of London approves Minerva Building
  3. Harry Wallop: Minerva the minnow reaches for the sky, Daily Telegraph, 28. März 2006
  4. London's Skyline: Shame about the view, The Economist 27. Juni 2006

Koordinaten: 51° 30′ 53″ N, 0° 4′ 37″ W