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Christophorus Flugrettungsverein

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Der Christophorus Flugrettungsverein übernimmt in Österreich die Aufgabe der Luftrettung (=Flugrettung). Mit seinen auf ganz Österreich aufgeteilten Stützpunkten garantiert er - besonders in etwas abgelegenen Regionen - eine schnelle Hilfe und steht mit seiner Hubschrauber-Flotte und auch mit seinen Flugzeugen bei internistischen und neurologischen Notfällen, Verkehrs- und Sportunfällen aber auch für Überstellungsflüge 365 Tage im Jahr bereit. Das Ziel: "Menschen, die in Not geraten sind, zu retten."

Geschichte

Der Christophorus Flugrettungsverein wurde 1983 vom ÖAMTC gegründet. Mit Christophorus 1 in Innsbruck und Christophorus 2 in Krems standen die ersten beiden Notarzthubschrauber (NAH) bereit. Im Jahr darauf wurde vom ÖAMTC und vom Bundesministerium für Inneres ein Vertrag unterzeichnet, der eine organisierte Flugrettung in Österreich ermöglichte. Damit wurden auch die Berufsbilder des Notarztes und des Notfallsanitäters geprägt.

Nach 17 Jahren Flugrettung und (zehn-)tausenden Einsätzen auf Modellen wie der Bell 206 "Jet Ranger" und der Aerospatiale 350 "Ecureuil" übernahm der Christophorus Flugrettungsverein unter Kurt-Noé-Nordberg 2001 sämtliche Stützpunkte des Innenministeriums. Hinzu kamen die Stützpunkte von Christophorus 6 bis Christophorus 14. Weiters wurde die Hubschrauberflotte damit größtenteils auf die hochmoderne EC-135 von Eurocopter umgerüstet.

Der Verein heute

EC-135T1 am Heliport Klagenfurt

Der Christophorus Flugrettungsverein umfasst heute 16 Stützpunkte in ganz Österreich. Hinzu kommen noch 6 HAT-Stützpunkte (Heli-Ambulance-Team) die für zusätzliche flächendeckende Versorgung speziell/teilweise nur in den Wintermonaten sorgen.

Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Roten Kreuz, der österreichischen Bergrettung und der Wiener Berufsrettung sowie in ganz Österreich mit über 250 hochqualifizierten Notärzten, hat die Flugrettung in Österreich einen hohen qualitativen Standard, der jedem Vergleich mit europäischen Luftrettungsorganisationen standhält.

Mit den 16 Stützpunkten erreicht der Christophorus Flugrettungsverein eine optimale Flächenabdeckung und so vergehen im Schnitt gerade einmal 14 Minuten bis ein Christophorus-Hubschrauber am Notfallort eintrifft. Die Anforderung des Notarzthubschraubers erfolgt über den üblichen österreichischen Rettungs-Notruf und wird über die Einsatzzentralen des Roten Kreuzes bzw. in Wien über die Wiener Rettung übermittelt.

Die Notarzthubschrauber-Crew

Das Heck der EC-135 mit Krankenbahre und Alpinausrüstung

Neben dem Piloten besteht die Crew des Hubschraubers aus Notarzt, Notfallsanitäter und je nach Einsatzart noch einem Flugretter oder Alpingendarmen. Die medizinischen Geräte und Sonderausstattungen an Bord der EC-135 entsprechen den neuesten Standards und so ist die Maschine jederzeit für spezielle Einsätze gerüstet. Von den zwei Sitzen seitlich des Patienten, ist es dem behandelnden Notarzt bzw. Notfallsanitäter jederzeit möglich, den Zustand des Patienten zu überwachen bzw. ihn weiter notärztlich im Hubschrauber zu versorgen. Zu den schwierigsten Einsätzen in der Rettungsfliegerei gehören Bergungen in hochalpinem Gelände. Flugretter und Pilot müssen dabei ein perfektes Team bilden. Oft riskieren die Retter aus der Luft bei ihren alltäglichen Einsätzen ihr eigenes Leben, um andere wiederum zu retten. Meist ist es die Fahrlässigkeit der in Not geratenen Personen, die solch gefährliche Einsätze heraufbeschwören. Deshalb werden etwa halbjährlich die jeweiligen Verfahren, wie Taubergungen, Kufenbergung (aus dem Eis) oder Sesselliftbergung, in extra dafür angelegten Schulungen geübt.

Die Crews befinden täglich, von Beginn des Sonnenaufgangs bis Ende des Sonnenuntergangs, in ständiger Einsatzbereitschaft an ihrem jeweiligen Stützpunkt (außer bei sehr zeitigem Sonnenaufgang im Hochsommer; 6.00h bzw. 7.00 Dienstbeginn) und bereits drei Minuten nach Alarmierung zu einem Notfalleinsatz erfolgt der Start des Hubschraubers.

Das Fluggerät

Das Cockpit der EC-135

Die Flotte des Christophorus Flugrettungsvereins besteht mittlerweile ausschließlich aus der von Eurocopter (EADS-Tochter) hergestellten EC-135. Die erste dieser hochmodernen - für den Rettungsdienst bestens geeigneten - Maschinen wurde 1997 an den Christophorus Flugrettungsverein ausgeliefert (OE-XEA). Seitdem hat sich die Flotte auf einen Bestand von 24 Maschinen vergrößert (OE-XEA - OE-XEX). Der Christophorus Flugrettungsverein ist somit weltweit größter privater Betreiber einer EC-135-Flotte.

Die EC-135 ist heute mit dem modernsten Rotor der Welt ausgerüstet. Die großen Vorteile liegen in der extremen Einfachheit. Der Geräuschpegel und die Vibrationen beim Flug wurden durch einen verdeckten "Fenestron"-Rotor erheblich verringert.

Flugretter am Tau

Der Heckrotor liegt sozusagen in einem Fenster und gewährt dadurch zusätzliche Sicherheit. Angetrieben wird der Rotor von - für den Rettungseinsatz vorgeschriebenen - 2 Turbomeca Arrius 2B1-Triebwerken, die zwei dazugehörigen Pratt & Whittney PW 206B-Turbinen liefern jeweils 690PS. Die maximale Reichweite beträgt 750 Kilometer und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 287km/h ist der Hubschrauber ziemlich rasch unterwegs.

Für die verschiedenen Bergeverfahren ist die EC-135 ebenfalls bestens gerüstet. Für eine Taubergung mit Bergesack zum Beispiel, wird an die Unterseite der Maschine ein Fixtau in jeweils angepasster Länge am - vom Christophorus Flugrettungsverein entwickelten - Doppelhakensystem fixiert. Dies ermöglicht eine Bergung des Patienten von Notfallorten, wo eine Landung nicht möglich ist. Der Patient wird dabei auf einer Vakuummatraze im Bergesack zusammen mit Flugretter und Sanitäter zu einem geeigneten Zwischenlandeplatz geflogen, wo er weiter medizinisch versorgt werden kann. Bei der variablen Taubergung seilt sich der Flugretter allein mit Hilfe eines speziellen Abseilgerätes vom 10-Meter-Tau aus bis zu 80m weiter ab und sichert den Patienten an diesem, während der Pilot die Maschine möglichst ruhig in der Luft hält. Die Versorgung des Verunfallten durch den Notarzt findet erst am Zwischenlandeplatz statt. Eine Kaperbergung wendet man an, wenn z.B. ein abgestürzter oder hilfebedürftiger Kletterer noch in einer steilen Felswand am Seil hängt. Dabei sichert ein Flugrettungssanitäter den Verunfallten an seinem (fixen oder variablen) Tau und kappt mit einer Kaperschere - nach Entlasten - dessen Seil. Weiters sind noch Seilbahnbergungen, Gletscherspaltenbergungen und die für den Flugretter sehr riskanten Kufenbergungen (für im Eis Eingebrochene) möglich.

Die Stützpunkte

EC-135 am Helipad
Funkrufname Standort ICAO-Code in Betrieb seit
Christophorus 1 Innsbruck LOWI 01.07.1983
Christophorus 2 Krems LOAK 01.09.1983
Christophorus 3 Flugplatz Wiener Neustadt LOAN 15.09.1984
Christophorus 4 Kitzbühl/St.Johann LOIA/LOIT 10.12.1984
Christophorus 5 Landeck/Zams LOIL 01.01.1993
Christophorus 6 Salzburg LOWS 01.04.2001
Christophorus 7 Lienz LOKQ 01.01.2001
Christophorus 8 Ludesch LOIG 01.01.2001
Christophorus 9 Wien LOAJ 01.04.2001
Christophorus 10 Linz LOWL 01.04.2001
Christophorus 11 Klagenfurt LOWK 01.07.2001
Christophorus 12 Graz LOWG 01.07.2001
Christophorus 14 Niederöblarn LOGC 01.07.2001
Christophorus 15 Ybbsitz - 26.06.2004
Christophorus 16 Oberwart - 01.05.2005
Christophorus Europa 3 Suben LOLS 23.07.2003
Christophorus ITH Flugplatz Wiener Neustadt LOAN 01.07.1999

Siehe auch