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Tiki (Schnitzkunst)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Begriff Tiki entstammt den Sprachen verschiedener Völker des Südseeraums und bedeutet soviel wie "Mann", "Mensch" oder auch "erster Mensch". Tikis stellen zumeist aus Palmholz geschnitzte, aber zum Teil auch in Stein gehauene Ahnenfiguren dar, die im Ahnenkult einiger Südseekulturen gleichbedeutend mit Götterfiguren sind. Der Begriff kann auf den Marquesas-Inseln nachgewiesen werden, kommt aber als "hei-tiki" auch bei den Maoris in Neu-Seeland vor, wo er für die figurative Darstellung eines Embryos steht.

Nach dem 2. Weltkrieg, als amerikanische Soldaten während der Kampfhandlungen in der Südsee mit den dortigen Eingeborenen-Kulturen konfrontiert wurden, fand der Begriff Tiki Einlass in den westlichen Kulturkreis, vor allem zunächst an der Westküste der USA, später weltweit. Hier entwickelte er sich im Zuge einer allgemeinen Südsee- und Exotik-Mode zur Bezeichnung für alle Arten von primitiven Götterfiguren, auch für Imitationen, die entweder nur für westliche Touristen angefertigt wurden, oder sogar von Künstlerhand im Westen in zum Teil sehr freier Nachahmung von Formen der Südseekunst entstanden. Begünstigt wurde die Übernahme von Tikis in die westliche Trivialkultur durch die moderne Kunst, als bereits Ende des 19. Jahrhunderts Künstler wie Pablo Picasso oder George Braque die primitive Kunst der Urvölker entdeckten und mit dem damals vorherrschenden Impressionismus in der Malerei zum Primitivismus verschmolzen. Auch in der Musik gab es komplementäre Ansätze von exotischer Bar- und Hintergrundmusik durch Musiker wie Les Baxter, Martin Denny oder Perez Prado.

Die Tiki-Mode, die in die Gestaltung von unzähligen Alltagsgegenständen, z. B. Cocktailbechern, Bars und Restaurants, sowie in die Wohn- und Hotel-Architektur Eingang fand, erreichte ihre Blüte in den späten 50er bis frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, vor allem nachdem Hawaii 1959 zum 50. Bundesstaat der USA wurde. In den 1970ern ebbte die Exotik-Welle ab, in den 1980ern begannen ihre Erzeugnisse im grossen Stil aus dem öffentlichen Bild vor allem der USA wieder zu verschwinden. In dieser Zeit wurden die Relikte einer kaum thematisierten Pop-Kultur von einer neuen Generation wiederentdeckt und der Begriff Tiki zur allgemeinen Bezeichnung Südsee-inspirierter Trivialkultur erweitert.

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