Kufiya

Die Kufiya oder Kefije (arabisch: كوفية) ist ein von Männern getragenes Kopftuch in der arabischen Welt. Es ist die arabische Bezeichnung für das sogenannte „Palästinensertuch“ (Palituch). Sie hat ihren Namen von der irakischen Stadt Kufa und wird von Arabern zum Schutz vor der Sonne getragen.
Geschichte
Die Kufiya war die traditionelle Tracht in Kufa und später in der ganzen Region unter der männlichen Landbevölkerung, sowohl der arabischen als auch der beduinischen, weit verbreitet. Bis zum Ende des Osmanischen Reiches trug die männliche Stadtbevölkerung im arabischen Raum meist den türkischen Tarbusch (den so genannten Fez). Während des palästinensischen Aufstands Anfang der dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts versuchte die palästinensische Nationalbewegung, die Kufiya auch unter den Städtern durchzusetzen - zum einen als Symbol für Selbstbestimmung und gegen den Kolonialismus sowie die jüdische Besiedlung, zum anderen, damit die meist vom Land stammenden Militanten der Bewegung in den Städten weniger auffielen. Die Kufiya war zudem ein Symbol des Klassenbewusstseins, da sie von den ökonomisch zunehmend in Bedrängnis geratenden Fellachen, nicht aber von den Großgrundbesitzern getragen wurde. Zur Durchsetzung wurde teilweise zum Verhängen von Todesstrafen bei Nichtbeachtung gegriffen.
Die palästinensischen Studenten und Akademiker unter der Führung von Jassir Arafat bemächtigten sich in den 1960ern dieses Symbols, um so ihre Verbundenheit mit dem einfachen Volk auszudrücken.
Form
Die Kufiya ist ein quadratisches weißes Baumwolltuch mit einem gleichmäßig gewürfelten Muster. Das Muster ist meist einfarbig schwarz oder rot gewebt. Es gibt aber auch (modische) Variationen.
Bevor sie angelegt wird, faltet man die Kufiya in der Diagonalen, sodass ein Dreieck entsteht. Es gibt zwei grundsätzliche Arten, die Kufiya zu wickeln: Als Turban, oder in der Art, wie z.B. muslimische Frauen ihre Kopftücher tragen. Dabei wird es mit einer Agal, einer Art Kordel befestigt.
Kufiyas gibt es in unterschiedlichen Qualitäten. Während auf dem europäischen Markt Billigprodukte (oft aus schwedischer Produktion) dominieren, die man meist nur als Halstuch verwenden kann, erkennt man hochwertige Kufiyas an der Größe und Dicke des Tuchs und einem durchgewebten Muster an der Innenseite.
Kritik an der Kufiya
Abseits seiner eigentlichen politischen Bedeutung wird das Palästinensertuch in Deutschland in der Jugendkultur auch gerne als Modeaccessoire ohne unmittelbar politischen Symbolgehalt verwendet - die Kufiya hat somit Einzug in die linke oder vermeintlich linke Popkultur erhalten. Die meisten Träger drücken mit dem Schal eine eher diffuse "Widerständigkeit" aus.
Das Tragen der Kufiya hat sich in der linken Szene in den 70er und 80er Jahren durchgesetzt, in Zeiten weitestgehend ungebrochener Solidarität mit dem palästinensischen Unabhängigkeitskampf. Mit der Zeit entkoppelte sich diese Symbolkraft von der konkreten PLO-Solidarität zu einem eher allgemeinen antiimperialistischen Bewusstsein, bis es schließlich zum Accessoire für Leute wurde, die sich irgendwie "links" fühlten. Aktuell ist das Tragen des Palästinensertuchs innerhalb der linken Szene umstritten. Einigen - vor allem aus dem Spektrum der Antideutschen - gilt es als Ausweis einer antisemitischen Grundhaltung, zumindest aber eines Statements gegen den Staat Israel.
Wie andere Symbole aus der politischen Kultur der Linken verwenden seit Ende der 90er Jahre auch Neonazis die Kufiya (siehe z.B. die Kameradschaftskader Norman Bordin, Alexander Hohensee und Hayo Klettenhofer) - als subkulturelles Zeichen, das als "widerständisch" kodiert ist und als Symbol einer antiisraelischen Haltung.