Ulica Marszałkowska
| Ulica Marszałkowska | |
|---|---|
| Die Ulica Marszałkowska'; Blick vom Süden auf den Kreisverkehr am Rondo Dmowskiego, im Hintergrund die Türme des “Blauen Hochhauses” (poln. Błękitny Wieżowiec) am Plac Bankowy und des Intraco-Hochhauses (dahinter) | |
| Basisdaten | |
| Ort | Warschau |
| Ortsteil | Śródmieście |
| Angelegt | 1757 |
| Anschlussstraßen | Plac Bankowy Plac Unii Lubelskiej |
| Querstraßen | 21 auf der Ostseite, 16 auf der Westseite |
| Nutzung | |
| Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Individualverkehr, ÖPNV |
| Technische Daten | |
| Straßenlänge | 3.580 Meter |
Die Ulica Marszałkowska (deutsch: Marschallstraße) ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verkehrsadern in Warschau. Sie erstreckt sich über eine Länge von 3,8 Kilometern durch den gesamten Innenstadtbezirk und verläuft in einem Abstand von rund 600 Metern westlich parallel zum ehemaligen Königstrakt. Bis um Zweiten Weltkrieg, in dem sie großteils zerstört wurde, war sie die wichtigste Geschäftsstraße der Stadt[1].
Geschichte
Ursprünglich befand sich hier ein Weg zum ehemaligen Dorf Rakowiec, der bis zur heutigen Ulica Sienkiewicza reichte und die Hauptstraße der Juridika Bielino (seit 1757) bildete. Die Straße war damals als Ulica Otwocka und auch als Ulica Bielińska (nach dem Grosskronmarschall Franciszek Bieliński[2] benannt) bekannt.
Bis 1770 wurde die Straße zum heutigen Plac Unii Lubelskiej verlängert, im selben Jahr erhielt sie ihren jetzigen Namen, der sich auf Bieliński bezieht[3] und nicht - wie häufig angenommen - auf den Marschall Józef Piłsudski[4][5]. Seit 1777 fanden bis zum Bau der Pferderennbahn Pole Mokotowskie auch Pferderennen auf der Marszałkowska statt.
Der erste Abschnitt der Strasse wurde im 18. Jahrhundert bebaut, die Hauptbebauung erfolgte erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Johann Christian Schuch schuf etwa zur Jahrhundertwende zwei sternförmige Plätze (der Plac Zbawiciela mit der heute hier stehenden Kirche des Heiligen Erlösers (poln. Kościół Najświętszego Zbawiciela) und der Plac Unii Lubelskiej) an Straße. Nach 1870 war sie als Zentrum des Handels die verkehrsreichste Strasse der Stadt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Bebauung bereits teilweise, bei den Kämpfen im Rahmen des Warschauer Aufstands dann grossteils zerstört. Während der deutschen Besatzungszeit hiess sie (ab 1940) Marschallstraße[6].
Nach dem Krieg wurde die Marszałkowska in Richtung Żoliborz trassiert und auf durchängig zwei Fahrspuren verbreitert. Direkt nach Kriegsende entstandene Basar-Flachbauten wurden Anfang der 1950er Jahre wieder abgerissen. In einer ersten Bauetappe wurde bis 1955 das MDM-Viertel errichtet, durch das die Marszałkowska ab der Ulica Wilcza bis zum Plac Unii Lubelskiej führt. In der selben Zeit entstand der im Westen an die Marszałkowska angrenzende Plac Defilad, der sich vor dem Kulturpalast ausbreitet.
In den Jahren 1957 bis 1960 entstanden moderne Wohnhäuser und Geschäfte an der Strasse und vorhandene Bausubstanz - vor Allem im Mittelteil der Strasse wurde saniert. Von 1961 bis 1968 wurde die sogenannte “Ostwand” mit ihren Einkaufszentren und Hochhäusern errichtet. Nach der Wende entstanden dann vor allem im Bereich der querenden Ulica Królewska moderne Bürobauten, die vorwiegend von Banken genutzt werden.
Die Linie 1 der Metro Warschau wird entlang der Marszałkowska geführt, hier gibt es die Stationen “Centrum” (an der Kreuzung mit der Jerozolimskie), “Świętokrzyska” und “Ratusz Arsenał” (bereits am Plac Bankowe). Bis zum Jahr 2014 soll an der Ecke zur Świętokrzyska ein Neubau des Museums für Moderne Kunst nach dem Entwurf von Christian Kerez entstehen. Ebenfalls hier wird dann die Linie 2 der Metro (West-Ost-Richtung) die Linie 1 (Nord-Süd) kreuzen.
-
Stich nach einem Gemälde von Wojciech Gerson (1867): Kreuzungsbereich Marszałkowska/ Świętokrzyską, Blick Richtung Süden
-
Postkarte (1912): Kreuzung von Marszałkowska/Piękna, Blick Richtung Süden
-
Postkarte (vor 1914): Kreuzung von Marszałkowska/Złota, Blick Richtung Norden
-
Postkarte (1914): Kreuzung Marszałkowska/Hoża, Blick Richtung Süden
-
Aufnahme (November 1939): Während des Angriffs auf Warschau zerstörte Gebäude an der Kreuzung Marszałkowska/ Jerozolimskie
Seitenstraßen und Plätze
Die Marszałkowska verläuft weitgehend gerade, nur zwischen dem Plac Bankowe und der Ulica Królewska kommt es an der ehemaligen Żelazna Brama und dem Sächsischen Garten zu einer leichten Kurvenbildung. Am Plac Bankowe leitet die Marszałkowska im Norden in die Ulica Generała Władysława Andersa und am Plac Unii Lubelskiej im Süden in die (hier als entgegenkommende Einbahnstraße geführte) Ulica Puławska sowie die Ulica Waryńskiego über.
Ostseite der Straße (von Süden nach Norden)
- Plac Unii Lubelskiej
- Ulica Emila Zoli
- Ulica Litewska
- Aleja Armii Ludowej (Unterführung)
- Plac Zbawiciela
- Plac Konstytucji
- Ulica Koszykowa
- Ulica Piękna
- Ulica Wilcza
- Ulica księdza Jana Skorupki
- Ulica Hoża
- Ulica Wspólna
- Ulica Żurawia
- Ulica Nowogrodzka
- Rondo Romana Dmowskiego
- Aleje Jerozolimskie
- Ulica Widok
- Ulica Złota (Unterfuhrung)
- Ulica Henryka Sienkiewicza
- Ulica Świętokrzyska
- Ulica Rysia
- Ulica Królewska
- Ulica Senatorska
- Plac Bankowy
-
Restaurant “Venezia” in der Marszałkowska 10/16 [7]
-
Kino “Luna” in der Marszałkowska 28
-
Das neogotische Taubenhaus-Gebäude von 1898 in der Marszałkowska 72
-
Novotel am Rondo, vormals Forum-Hotel
-
PKO-Rotunda am Rondo Dmowskiego
-
Die “Ostwand” mit ihren modernen Kaufhäusern
Westseite der Straße (von Süden nach Norden)
- Plac Unii Lubelskiej
- Ulica Oleandrów
- Aleja Armii Ludowej (Unterführung)
- Plac Zbawiciela
- Plac Konstytucji
- Ulica Koszykowa
- Ulica Wilcza
- Ulica Hoża
- Ulica Wspólna
- Ulica Żurawia
- Ulica Nowogrodzka
- Rondo Romana Dmowskiego
- Ulica Złota (Unterfuhrung)
- Ulica Świętokrzyska
- Ulica Królewska
- Ulica Elektoralna
- Plac Bankowy
-
Die Aleja Wyzwolenia, die vom Plac Zbawiciela abgeht
-
Gebäude am Plac Konstycuji
-
Das Metropol-Hotel in der Marszałkowska 99A
-
Blick vom Kulturpalast auf den Plac Defilad. Am oberen Bildrand ist die hinter der Marszałkowska liegende “Ostwand” erkennbar
-
Ehemalige Börse und Nationalbank am Plac Bankowe
Einzelnachweise
- ↑ gem. Martin Ludwig Schlesinger, Langenscheidts Sachworterbücher. Land und Leute in Russland, 2. Ausgabe, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung, 1909, S. 518 f.
- ↑ Franciszek Bieliński (1683-1766) war seit 1725 Wojwode von Chełm und seit 1742 polnischer Grosskronmarschall
- ↑ gem. Małgorzata Danecka, Thorsten Hoppe, Warschau entdecken. Rundgänge durch die polnische Hauptstadt, Trescher Verlag, ISBN 978-3-89794-116-8, Berlin 2008 S. 23
- ↑ http://uk.holidaysguide.yahoo.com/p-travelguide-35974-warsaw_history-i
- ↑ http://static.geozeta.pl/content/docs/atlas.pdf
- ↑ gem. Tomasz Szarota, Warschau unter dem Hakenkreuz. Leben und Alltag in besetzten Warschau 1.10.1939 bis 31.7.1944, Band 77472 von Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart, ISBN 978-3-50677-472-9, Schöningh, 1985, S. 25
- ↑ In dem monumentalen Wohnblock befand sich in den 1950er Jahren eines der bekanntesten Cafés der Stadt, das „Świtezianka“. Hier trafen sich Künstler und Journalisten der nahegelegenen Verlage der Zeitungen Życie Warszawy und Stolica. Häufige Gäste waren der Karrikaturist Julian Zebrowski und die Vorkriegsreporter Jacek Wołowski und Andrzej Tewiaszew. Der Schriftsteller Marek Nowakowski thematisierte das Café in seinem Werk „Nekropolis”, gem. Jerzy S. Majewski, Propagandowy MDM in Gazeta.pl (Warszawa) vom 2. Juni 2008 (in Polisch)
Literatur
- Julius A. Chroscicki und Andrzej Rottermund: Architekturatlas von Warschau. 1. Auflage, Arkady, Warschau 1978, S. 94ff
- Werner Huber, Warschau - Phönix aus der Asche. Ein architektonischer Stadtführer, Verlag Böhlau, ISBN 3-412-14105-4, Köln 2005, S. 127ff
- Janina Rukowska: Reiseführer Warschau und Umgebung. 3. Auflage, Sport i Turystyka, ISBN 83-217-2380-2, Warschau 1982, S. 100
- Reinhold Vetter: Warszawa/Warschau. in: Polen. Geschichte, Kunst und Landschaft einer alten europäischen Kulturnation. DuMont Kunst-Reiseführer, 3. Auflage, DuMont Buchverlag, ISBN 3-7701-2023-X, Köln 1991, S. 168ff
Weblinks
- Informationen mit vielen historischen Ansichten bei Warszawa1939.pl (in Polnisch)
- Warschau-Wiki (in Polnisch)
- Weitere historische Ansichten bei Przewodnik po Warszawie (in Polnisch)
