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Prostitution

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Moderne Prostituierte

Prostitution (von lateinisch pro stituere bzw. pro stare/ statuere - sich öffentlich hinstellen, vorne stehen, zur Schau stellen, etymologisch vgl. mit Prostata) bezeichnet den Beruf der Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt. Die Art der Ausübung hat sich im Verlaufe der Zeiten erstaunlich wenig verändert, sehr drastisch gewandelt hat sich die gesellschaftliche und religiöse Anerkennung, gleich geblieben ist in allen Epochen die Unterteilung in freiwillige oder unfreiwillige Prostitution.

Evolutionär- /Anthropologischer Hintergrund

Vorformen der Prostitution sind schon bei den Bonobos zu finden: Ein in der Hierarchie nicht so hochstehendes und daher nicht so angesehenes Männchen möchte gerne ein Weibchen begatten. Diese aber zeigt ihm so lange die kalte Schulter bis er ihr Früchte bringt.

Man kann also davon sprechen, dass die Gründe der Prostitution gemein sind, mit denen der gemeinen Partnerschaftswahl. Die Geschlechter sind durch Geschlechts- und Fortpflanzungstrieb dazu angehalten einander zu suchen. Aber nicht jede Frau will jeden Mann, der sie begehrt und umgekehrt, also ist es im Rahmen des geschlechtlichen Wettbewerb von Nöten, dem potentiellen Partner etwas anbieten zu müssen.

Verlauf einer gewöhnlichen Partnerschaft

Der Beginn und der Verlauf einer gewöhnlicher Partnerschaft unterteilt sich in:

  • Vorphase: Die potentiellen Partner sind auf Partnersuche geben Signale an die Gemeinschaft ab.
  • Kennenlernphase: Die potentiellen Partner zeigen Interesse aneinander, man kommt sich Näher.
  • Partnerschaftsphase: Man beschließt, eine Partnerschaft zu führen.

dann unter Umständen:

  • Fortpflanzungsphase: Man plant Kinder zu bekommen.

und/ oder:

  • Trennungsphase: Man erkennt, dass die Gemeinschaft keinen Sinn mehr in sich trägt, trennt sich und sucht nach anderen Partnern.

Unterschiede zwischen gewöhnlicher Partnersuche und Prostitution

Der gesamte Aufbau der gewöhnlichen Partnersuche ist getragen vom Grundbedürfnis nach jemandem, welcher nicht nur sexuelle Aspekte mit einem teilt, sondern auch den Alltag und die Verantwortung über potentielle Kinder. In der Prostitution wird dieser ganze aufwendige Aspekt ausgeklammert. Allein der sexuelle Akt und die Befriedigung des Geschlechtstriebes ist da von Belang. Man kann also sagen, die Prostitution ist eine "extrahierte" Form der Partnerschaft vgl. dem One-Night-Stand. Allein, dass beim vorher Erwähnten, der finanzielle Aspekt keine oder nur eine verdeckte Rolle spielt, während bei der Prostitution ganz offen eine finanzielle bzw. materielle Gegenleistung für das Zusammensein mit dem Wunschpartner erbracht werden muss.

Gründe, gezielt Prostituierte aufzusuchen

Soziale Gründe

Prostituierte aufzusuchen gilt heute noch als extrem verpönt. Wer dies tut, wird sehr schnell abgestempelt als jemand, der es nötig hat. Leider ist es aber so, dass es in der menschlichen Gesellschaft sehr viele Menschen gibt, die es nötig haben, da Prostitution manchmal die einzige Form der Zuwendung ist, die sie erhalten können, weil sie z.B. zu alt, zu krank, behindert oder übergewichtig sind und somit aus dem geschlechtlichen Partnerwettbewerb ausscheiden müssen. Oft gehören zu dieser Gruppe auch AusländerInnen.

Materielle Gründe

Bei der Partnerwahl verfahren wir nicht anders als unsere tierischen Vorfahren: Wir blicken auf das für und wider des potentiellen Partners. Als Pro gilt: Körperliche Unversehrtheit und Attraktivität, Intelligenz, materielle Sicherheit. Das gilt für beide Geschlechter, obgleich beim Manne eher die Tendenz zur körperlichen Anziehungskraft und bei der Frau die zur Materiellen Sicherheit auszumachen ist. Hat man jetzt einen Aspekt nicht (mehr) zu bieten, sieht man sich im alltäglichen Geschlechterkampf nach einem Partner um, der das sucht, was man (noch) bietet. So gesehen, ein simpler Handel, der sich von der kleinsten Straßenecke bis in höchste Königshäuser nachverfolgen lässt. In der Umgangssprache wird das gerne mit "Reich sucht Schön und Umgekehrt", umschrieben.

Sexuelle Gründe

Eine reguläre Partnerschaft verbindet meist weit mehr, als nur der sexuelle Aspekt: Emotionen, gemeinsame Kinder, materieller Besitz, soziale und gesellschaftliche Bindungen. Das Problem ist aber, wenn aus welchen Gründen auch immer, die gemeinsame Sexualität in Mitleidenschaft gezogen wird (Impotenz des Mannes, bei manchen Paaren Schwangerschaft der Frau) und der eine Partner sich mit seinem sexuellen Trieb nicht so ausleben kann, wie er es sich vorstellt, aber die Ganzheit der Partnerschaft nicht aufs Spiel setzten möchte. Dazu gehört auch, das Ausleben oder Ausprobieren bestimmter Phantasien (S/M, bestimmte sexuelle Praktiken) welche man (aus welchen Gründen auch immer) seinem Partner nicht zumuten, bzw. sich nicht vor ihm mit diesen Wünschen nach etwas Besonderem bloßstellen möchte oder denen sich der Partner verweigert.

Psychologische Gründe

Der letzte Punkt umfasst eine recht problematische Gruppe. Die Personen die diesem Kreis angehören, haben meist eine schwerwiegende persönliche Störung, welche weit in die Kindheit zurückreicht und sind deswegen nicht in der Lage, irgendeine längere reguläre Beziehung zu einem Partner aufzubauen. Für diese ist die Prostitution eine Alternative ihr Triebleben ausleben zu können, ohne wirklich auf den jeweiligen Partner eingehen zu müssen, bzw. Rücksicht auf ihn nehmen zu müssen. Menschen aus diesem Personenkreis gelten in der Prostitutionsszene als sehr sehr gefährlich und sind auch nicht gerne gesehen.

Geschichte der Prostitution in Kultur und Gesellschaft

Antike

Zimmer eines Lupanar in Pompeji
Aufreizend liegende Hetäre - Römisches Relief (ohne Kopf)

Schon im Altertum, so in Babylon, existierte vor mehr als 3000 Jahren die so genannte Tempelprostitution. Gegen Geschenke wurden dort von Frauen sexuelle Handlungen vollzogen. Dies stand jedoch in einem kultischen Zusammenhang und galt als den Göttern wohlgefällig. Für die Zeit der griechischen Antike sind Prostituierte (Hetären) im heutigen Sinne bezeugt, das heißt ohne sakralen Hintergrund. Auch die Feldzüge Alexanders des Großen wurden unter anderem von zahlreichen Prostituierten begleitet. Im alten Griechenland wurde deutlich zwischen der gewöhnlichen "Hure" (Porna) und der "Gesellin" (Hetäre) unterschieden:

  • Die Hetäre war im Gegensatz zur Porna hochgebildet, ausgebildet in Musik und Tanz und durfte (im Gegensatz zur Ehefrau) bei Männerrunden anwesend sein und auch in politischen Dingen mitreden. Gesellschaftlich stand sie sehr hoch, ein Besuch bei ihr galt nicht als Ehebruch. (Vgl. Geisha)
  • Die Pornas waren meist freigelassene Sklavinnen, welche auf der Straße ihr Brot verdienen mußten.

Im römischen Reich waren zum überwiegenden Teil Sklavinnen und Sklaven beschäftigt. Prostitution war im antiken Rom ein großer Geschäftszweig. Es gab damals schon Spezialisierungen welche der heutigen (siehe bei Prostitutionsformen der modernen P.) nicht unähnlich waren: Prostituierte, die etwa bevorzugt Friedhöfe als Betätigungsfeld nutzten, oder Schmerzen zufügten (vgl. S/M). Anders als heute, aber waren Bordelle für sexuelle Handlungen mit Tieren und mit Kindern ebenfalls zulässig. Die Entlohnung war stark von Stand und Gesellschaftsschicht abhängig, die billigsten Prostituierten (meist freigelassene Sklaven und Kinder von Sklaven) konnte kaum mehr verlangen, als den Gegenwert eines Brotes. Außerdem war der Beruf der Prostituierten nicht immer klar von anderen zu trennen. So waren Schankmädchen und -burschen, SchauspielerInnen, SängerInnen oder andere Tätige im Unterhaltungs- und Schaustellerbereich im allgemeinen auch Prostituierte. Jedoch nicht nur einfache Frauen waren als Prostituierte tätig, selbst aus ritterlichen - ja sogar aus senatorischen Kreisen gab es Prostituierte. Das nahm in der frühen Römischen Kaiserzeit solche Ausmaße an, dass Kaiser Augustus Gesetze gegen die Prostitution höher gestellter Frauen erließ. Auch die Ehegesetzgebung war zu Ungunsten der Prostituierten, die nur unter ihrem Stand heiraten durften. Da jedoch eine Ehe meist der einzige Weg aus der Prostitution waren und Prostitierte weit unten auf der Standesleiter standen, war die Auswahl sehr gering. Dennoch soll der Reiz der Prostitution groß auf manche Frauen der Oberschicht gewesen sein (vgl. NEP sexuelle Gruppe). So wurde sogar der Frau des römischen Kaisers Claudius nachgesagt, sie würde der Prostitution nachgehen. Kaiserin Messalina wurde deswegen sogar zu Tode verurteilt.

Mittelalter

Im 12. Jahrhundert werden die ersten Bordelle im Europa des Mittelalters urkundlich erwähnt. Eines der ältesten Deutschlands (noch betriebenen) ist in Minden in Westfalen zu finden. Ironischerweise waren oftmals Klöster oder Kirchen die Betreiber dieser bordellähnlichen Betriebe. Grund war die Nutzung der käuflichen Liebe als ungern gesehenes aber notwendiges Übel um die "ehrbare" Frau vor sexueller Belästigung und/oder Vergewaltigung vor Fremden zu schützen. In mittelalterlichen Städten wurden die Bordellhäuser meist vor die Stadtmauer bzw. kurz dahinter an die Stadttore gesetzt, so das das sexuell ausgehungerte Fahrende Volk (reisende Studenten und Lehrlinge, Vaganten, fliegende Händler, Söldner und Soldaten auf Durchmarsch) erst einmal da durchzog, bevor es die Stadt betrat.

Neuzeit/ Beginnende Industrialisierung

Transport der Freudenmädchen zur Polizeiwache, Étienne Jeaurat, 1755

In Europa nahm die Zahl der Prostituierten insbesondere im 19. Jahrhundert zu. Die zunehmende Landflucht führte dazu, dass ein immer größer werdender Anteil der Stadtbevölkerung nicht in der Lage war, einen Lohn zu verdienen, der für den Lebensunterhalt ausreichte. Besonders betroffen waren davon Frauen, die in aller Regel nur über eine geringe Ausbildung verfügten und denen häufig nur Berufe offen standen, in denen sie geringfügige Gehälter verdienten. Zu den sogenannten Gelegenheitsprostituierten zählten Dienstmädchen, Modistinnen, Blumenfrauen und Wäscherinnen, die sich auf diese Weise ihr Gehalt aufbessern mußten. Manche Frauen waren allein über die Prostitution in der Lage, ausreichend Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Gesetzliche Regelungsversuche

Dies führte dazu, dass immer mehr Staaten dazu übergingen, die Prostitution gesetzlich zu regulieren. Eine solche Regulierung, gerechtfertigt durch eine beabsichtigte soziale, gesundheitspolitische oder auch moralische Kontrolle, machte es den Prostituierten praktisch unmöglich, ihrem Milieu zu entkommen. Die Reglementierung zementierte auch die sexuelle Doppelmoral, die Prostituierte gesellschaftlich ächtete, die Prostitution aber gleichzeitig als ein für Männer notwendiges Übel oder erwünschtes Erprobungsfeld ansah.

Gegenaktionen

Viele Frauen der Mittelschicht wehrten sich gegen diese Doppelmoral. Josephine Butler war eine entschiedene Kämpferin Großbritanniens, die den Kampf der Ladies' National Organisation gegen die Contagious Disease Acts anführte. Diese Kampagne, die in Prostituierten weniger "Schuldige" als die Opfer männlicher Lüsternheit sah, veränderte die politische Landschaft Großbritanniens der spätviktorianischen Zeit. Mit der Kampagne, die sich für Prostituierte einsetzte, wurden soziale und sexuelle Konventionen hinterfragt, die nie zuvor öffentlich diskutiert wurden. Die Kampagne radikalisierte zahlreiche Frauen der britischen Mittelschicht, härtete sie ab gegenüber öffentlichen Angriffen und Verleumdungen und schuf eine Infrastruktur des politischen Protests. Sie erreichte schließlich 1886 die Abschaffung der Erlasse, die Prostituierte zum Opfer staatlicher Willkür machte. Vergleiche auch den Hauptartikel Contagious Disease Acts.

20. Jahrhundert

Während des II. Weltkriegs wurden von der Wehrmacht und der SS Hunderte von Wehrmachtsbordellen eingerichtet. Frauen, die sich bei dieser Form der Zwangsarbeit mit Geschlechtskrankheiten ansteckten, wurden erschossen. Den von den Japanern euphemistisch so genannten "Trostfrauen", meist Chinesinnen und Koreanerinnen, drohte ähnliches.

Ein weniger brutales System der Prostitution für ihre Truppen betrieben allerdings auch alle anderen Kriegsparteien.

Umgang mit dem Thema in der DDR

Auch in der DDR bediente sich die Stasi der - offiziell seit 1968 unter Strafe stehenden - Prostitution zur Informationsgewinnung über den "Klassenfeind". Die Prostitution wurde nicht nur geduldet, sondern sogar durch Schulungen gefördert.

Japanischer Farbholzschnitt von Kitagawa Utamaro, der eine Prostituierte mit ihrem Kunden darstellt

Freiwillige Prostitution und Sexarbeit als Berufsstand

In der freiwilligen Prostitution haben sich Frauen und Männer aus freien Stücken dazu entschieden diese Form der sexuellen Dienstleistung auszuüben.

Die Erscheinungsformen der freiwilligen Prostitution sind mannigfach, sowohl hinsichtlich der Person der Prostituierten als auch hinsichtlich ihrer Dienstleistung.

Diese Unterscheidung Berufung und Beruf ist von Nöten, da die Gründe diese Tätigkeit auszuüben, mit den persönlichen und privaten sexuellen Vorlieben der Prostituierten nicht immer gepaart sind und auch nicht sein müssen.

Nebenerwerbliche ("Hobby"-) Prostituierte (NEP)

Männer und Frauen, welche eigentlich anderen Berufszweigen nachgehen und sich nur nebenge- und -erwerblich prostituieren, um sich nebenher etwas dazuzuverdienen oder sexuelle Phantasien auszuleben, zu welchen sie in regulären Partnerschaften nicht in der Lage sind:

  • Sexuelle Gruppe

Hier finden sich zumeist partnerschaftlich und familiär gebundene Personen (Filmbeispiel: "Belle de Jour" von Luis Buñuel 1967, mit Catherine Deneuve), welche die Prostitution für sich als Spielfeld für persönliche erotische Abenteuer nutzen und betreiben. Diese Gruppe steht in der Verbrauchergunst am Höchsten, da der vorausgesetzte "Spasseffekt für beide Seiten" das schlechte Gewissen vieler Kunden und Kundinnen, diese Dienstleistung in Anspruch nehmen zu müssen, beruhigt. Der finanzielle Aspekt ist hier eher nebensächlich und wird als großmütige Spende für gemeinsamen Spaß verstanden. (Siehe hierzu auch Swingerclub)

  • Finanzielle Gruppe

Hier finden sich hauptsächlich SchülerInnen, StudentInnen und Lehrlinge, aber auch Arbeitslose oder SozialhilfeempfängerInnen, welche die Prostitution (oft nur eine fest begrenzte Zeit lang) ausüben, um sich wirtschaftlich abzusichern, bis sich ihre persönliche und/oder finanzielle Situation wieder erholt bzw. stabilisiert hat. Dieser Personenkreis hat zur Prostitution selbst, meist ein neutrales Verhältnis. Diese Gruppe steht in der Hierarchie unter der Ersteren, ist aber dennoch sehr beliebt, da sich die Nutzer nicht als "ausbeuterische Freier" sehen, sondern als "Unterstützer" und "Helfer".

Haupterwebliche (professionelle) Prostituierte/ SexarbeiterIn (HEP)

Professionelle Prostituierte üben die Dienstleistung hauptberuflich aus, d. h. sie bestreiten ihren Hauptlebensunterhalt mit der Ausübung.

Diese Gruppe ist im Nutzerkreis nicht sonderlich beliebt. "Professionelle" gilt mehr oder weniger als Schimpfwort. Grund ist das Vorurteil der illusionslosen (seelenlosen) Ausübung des Berufes, die befürchtete Reduktion des Nutzers zur reinen "Brieftasche". Das Vorurteil, ist wie alle Vorurteile nicht ganz ungerechtfertigt, tritt doch gerade hier das Wesen des Machtkampfes Mann vs. Frau am stärksten, deutlichsten, unverschnörkeltsten und kältesten zu Tage, aber es wird der Funktion der beruflichen Prostituierten auch nicht wirklich gerecht. Diese sehen sich selbst und ihren Berufsstand weniger als Prostituierte im tradierten Sinne, sondern hauptsächlich als ernstzunehmende ArbeiterInnen, deren berufliches Aufgabengebiet der menschliche Körper (vgl. Ärzte oder Chirotherapeuten) in ihrer Spezialisierung die professionelle gehobene sexuelle Unterhaltung ist.

Sonstige Gruppen

Die folgenden Personenkreise fallen weniger unter den oben genannten Personenkreis der NEPs oder HEPs, welche aus aus klar definierten Gründen entschieden haben, diesen Berufstand auszuüben, sondern bilden eine Untergruppe, welche nicht allzuhäufig auftritt, aber doch durchaus präsent ist:

  • Soziale Gruppe:

Männer oder Frauen, welche sich prostituieren, weil sie der festen Überzeugung sind, dadurch der Gemeinschaft einen großen Dienst zu erweisen. Oft sehen sie sich in einer sexuellen "Missionars-" oder "Aufklärungstätigkeit". Diese Gruppe wird oft belächelt, da es dort nicht selten von Selbstdarstellern wimmelt, welche dadurch versuchen, persönliche Defizite zu kompensieren, indem sie gegen alle Widerstände um eine gute Sache zu kämpfen versuchen. Aber es gibt da tatsächlich einige, welche wirklich viel erreichen konnten, wie Felicitas Weigmann, welche es erstmals gerichtlich durchsetzen konnte, dass Prostitution nicht mehr als sittenwidrig gilt, oder Stephanie Klee, welche die gerichtliche Einklagbarkeit von Prostitutionslohn zu Wege brachte.

  • Psychologische Gruppe:

Dieser Personenkreis gilt als äußerst Problematisch und ist in der Szene auch nicht gerne gesehen (vgl. oben, Gründe zu Prostituierten zu gehen), weil die Angehörigen dieser Gruppe meist eine massive Vorschädigung (Missbrauch, Vergewaltigung o. ä.) in den Berufsstand mitbringen, welchen sie durch die Ausübung des Berufes, irgendwie zu verarbeiten bzw. zu kompensieren versuchen. Oftmals sind sie gar nicht in der Lage, eine normale Beziehung zu führen, haben weder Ausbildung, noch Schulabschluss und sind massiv gefärdet in die Zwangsprostitution abzurutschen, weil sie weder die emotionale, noch die soziale Stabilität mitbringen und/ oder aufweisen können, die für diesen, doch sehr anspruchsvollen Beruf erforderlich sind.

Angebot und Finanzen

Angebotene Dienstleistungen

Bei den angebotenen Dienstleistungen geht es vom Sex in allen möglichen Varianten über Unterhaltung, an deren Ende Sex steht, bis zur Unterhaltung, die Sex einschließen kann, aber nicht muss.

Finanzielle Regelung

Art und Umfang der sexuellen Dienstleistungen wird zwischen Prostituierten und Verbrauchern üblicherweise im Vorfeld verhandelt. Nicht angesprochene Wünsche sind in der Regel nicht im Preis enthalten, so dass es im Bedarfsfalle zu Nachforderungen seitens der Prostituierten kommen kann und darf. Probleme ergeben sich regelmäßig, wenn bestimmte Handlungen vom Kunden als selbstverständlich angesehen und daher nicht angesprochen werden, von der Prostituierten jedoch als aufpreispflichtig betrachtet werden, wie es z.B. beim Geschlechtsverkehr das Ausziehen des Slips, der von manchen Prostituierten, insbesondere auf dem Strassenstrich, standardmäßig lediglich zur Seite geschoben wird.

Prostitutionsarten und -orte

Ausübungsformen und -arten

Die gewerbsmäßige Prostitution gibt es in mehreren Varianten, welche sehr stark von Herkunft, gesellschaftlicher Schicht und Bildungsgrad der jeweiligen Person abhängen. In der folgenden Aufzählung sind sie nach Hierarchie aufsteigend angegeben :

  • Öffentliche Einzelpersonen- Prostitution: Die Prostituierten stehen an bestimmten, offiziell dafür vorgesehenen oder inoffiziell bekannten, offen einsehbaren Stelle und bieten sich potentiellen Kunden an. Abwandlungen sind Prostitution an Straßen, in Hotelbars, Raststätten und an ähnlichen Orten. Bei der Straßenprostitution findet der Sex in der Regel entweder im Auto oder Hotels statt, oft in so genannten Stundenhotels, die darauf spezialisiert sind. Mehr dazu unter Suchbegriff Straßenstrich.
  • Wohnwagenprostitution: Diese Geschäftsform findet man an einigen Land- und Bundesstraßen zumeist im ländlichen Raum. Die Prostituierten warten in Wohnwagen, die an Parkplätzen, Autobahnraststätten oder Feldwegmündungen stehen, auf Kunden.
  • Prostitution in Bordellen: Hier findet die Prostitution in speziellen Häusern statt, die über einen Kontaktraum verfügen, in denen der Freier eine Prostituierte oder einen Stricher (House of Boys) auswählen kann und dann mit ihr oder ihm ein Zimmer für den Sex (ähnlich einem Stundenhotel) aufsucht. Abwandlungen sind Laufhäuser oder Straßen mit schaufensterähnlichen Räumen im Erdgeschoss, in denen die Prostituierten sitzen (zum Beispiel die Herbertstraße in Hamburg oder die Helenenstraße in Bremen).
  • Modellprostitution: Die Prostitutierten mieten Zimmer in so genannten Modellwohnungen an, die häufig ehemalige Gewerberäume oder Mietwohnungen sind. Sie werben in Lokalzeitungen oder im Internet, um Kunden anzuziehen.
  • Prostitution auf Anruf (Callgirls, Callboys): Die Prostituierten werden direkt oder über eine Agentur gebucht. Die gewünschte Dienstleistung wird beim Kunden zu Hause, in einem Hotel oder in der eigenen oder extra angemieteten Wohnung vollzogen. In der gehobenen Callgirl- Szene (Escortdienst) gehen die gebuchten Damen und Herren u. U. auch auf Reise, oder lassen sich auf Bestellung ins Ausland ein- und ausfliegen.

Sonderformen der Prostitution

  • Eine Sonderform der Prostitution stellt die Sexualassistenz (auch Surrogat-Therapie genannt) dar: Behinderte, die behinderungsbedingt keine andere Möglichkeit der sexuellen Befriedigung haben, nehmen die Dienste von männlichen oder weiblichen Sexualassistenten in Anspruch. Sexualassistenten sind auf die besonderen Bedürfnisse der Behindertensexualität spezialisierte Prostituierte. Inzwischen gibt es spezielle Ausbildungsgänge zu Sexualassistenten. Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen können die Kosten einer Sexualassistenz vom Sozialamt übernommen werden. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse (‚Sex auf Krankenschein‘) ist jedoch in der BRD – anders als etwa in den Niederlanden – gesetzlich ausgeschlossen, kann aber u. U. vom Sozialamt übernommen werden.
  • S/M- Studios: Eine Prostitutionsform, welche auf den sexuellen Genuss von Strenge und Schmerz aufbaut. Die aktiv Ausübenden werden Domina/Dominus genannt. Die passiv Ausübenden Sklave/Sklavia (heißt wirklich so, kein Schreibfehler!). Diese Szene zählt sich selbst nicht gerne zum herkömmlichen Prostitutionsgewerbe dazu. Mehr dazu unter Suchbegriff: S/M.

Orte der Prostitution

Prostitution findet je nach örtlicher Sittenverordnung statt. Manche Städte haben Sperrbezirke eingerichtet. Das heißt, das Prostituierte ihrem Beruf nur an Orten nachgehen dürfen, in welchem kein Wohngebieet ist und sich keine Schulen, Krankenhäuser, Kirchen oder sonstige soziale oder religiöse Einrichtungen befinden. Oft bildete sich im Rahmen dessen nicht selten ein Rotlichtmilieu, wenn nicht ganz ein ganzes Rotlichtviertel aus. Vgl. Hamburg St. Pauli oder Frankfurt a. M., Bahnhofsviertel.

Euphemismen und Pejorasmen

Umgangssprachlicher Berufsbegriff

Für Prostitution gibt es – wie für viele mit der Sexualität verbundenen Konzepte – zahlreiche euphemistische (beschönigende) und pejorative (abwertende) Umschreibungen:

Umgangssprachliche Bezeichnungen für Berufsstand und -umfeld (deutsch)

  • ältestes Gewerbe der Welt
  • horizontales Gewerbe
  • Rotlicht- Gewerbe
  • Rotlicht- Milieu
  • nur Straße/ Milieu (mit entsprechender Betonung)

Umgangssprachliche Umschreibungen für die/den Auszuübenden (deutsch)

Die Anbieter sexueller Dienstleistungen werden unabhängig vom Geschlecht als Prostituierte bezeichnet. Für Prostituierte gibt es zahlreiche umgangssprachliche Bezeichnungen, welche sich pro Preissektor überraschend peinlich genau von einander abgrenzen. In den folgenden Aufzählungen sind sie nach "Wert" aufsteigend von links nach rechts sortiert:

  • weibliche Bezeichnungen: Nutte, Bordsteinschwalbe (für Straßenprostituierte), Dirne, Hure, Callgirl
  • männliche Bezeichnungen: Stricher, Callboy, Gigolo
  • historische Bezeichnungen (deutsch): Freudenmädchen, Kurtisane, Hurer (für männliche Prostituierte)

Umgangssprachliche Umschreibungen für den Kundenkreis (deutsch)

  • weibliche Bezeichnungen: Freierin, Kundin, Kulantin
  • männliche Bezeichnungen: Bock (äußerst abfällig), Freier, Kunde, Gast, (Sugar-)Daddy

Unfreiwillige Prostitution und kriminelle Aspekte

Die Gründe, aus denen Prostituierte gezwungen werden, diese Tätigkeit auszuüben, können sehr unterschiedlich sein und sind oft mehrschichtig. Die Abgrenzung zwischen Zwang und freiwilliger Berufswahl kann schwierig sein. Auch freiwillige Prostituierte können bei mangelnder Unterstützung, sei es sozial oder finanziell, in Abhängigkeitsverhältnisse gebracht und letztlich zur unfreiwilligen Prostitution gezwungen werden. In wirtschaftlich schwachen Ländern, v.a in Ländern der Dritten Welt, ergreifen manche Menschen diese Tätigkeit, weil sie keine andere Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Insbesondere kann die unfreiwillige Prostitution mit kriminellen Tatbeständen verbunden sein:

Zuhälterei

Zuhälter üben oft Zwang auf die für sie tätigen Prostituierten aus, entweder damit sie sich überhaupt prostituieren oder damit sie den gewünschten Anteil an den Einnahmen an ihn oder sie abliefern. Bei allen Formen der Prostitution können die Prostituierten unter der Kontrolle eines männlichen oder weiblichen Zuhälters stehen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ZuhälterInnen die Prostituierten unter Einsatz von Gewalt oder psychischer Manipulation (also durch gezieltes Ausnutzen persönlicher Schwächen), gelegentlich auch suchterzeugender Drogen, in einem Zustand der Abhängigkeit halten; eine besondere gewaltsame Abhängigkeit wird im Fall des Menschenhandels (siehe auch Moderne Sklaverei) geschaffen. Betroffen sind häufig ungebildtete Menschen aus Zweit- oder Drittweltländern. In solchen Situationen geht der Verdienst ganz oder weitgehend an die Zuhälter.

Drogenbedingte Prostitution

Ein Grund für Prostitution können Zwangslagen sein, wie die Geldbeschaffung für Drogen (Drogenkriminalität, Beschaffungskriminalität).

Menschenhandel

Besonders in Verbindung mit Menschenhandel können Zuhälter Teil organisierter Kriminalität sein oder von entsprechenden Organisationen (Mafia), kontrolliert werden. Bei der erzwungenen Prostitution werden Menschen aus wirtschaftlich schwachen Ländern oder armen ländlichen Gebieten von Menschenhändlern unter Vorspiegelung legaler Arbeitsmöglichkeiten an andere Orte verschleppt, wo sie durch körperliche und seelische Gewalt und Freiheitsberaubung in persönliche und finanzielle Abhängigkeit gebracht und dann zur Prostitution gezwungen werden (Menschenhandel).

Zur strafrechtlichen Würdigung in Deutschland, Österreich und der Schweiz siehe Krimineller Menschenhandel.

Kinderprostitution

Schätzungen von UNICEF zufolge werden weltweit etwa drei bis vier Millionen Kinder im Rahmen von Kinderprostitution kommerziell sexuell ausgebeutet; dabei ist die Definition von "Kind" meist "Person unter 18 Jahren". Prostitution von Personen unter 14 Jahren geschieht ebenfalls, ist aber sehr viel seltener.

Heutige Prostitution im internationalen Vergleich

Deutschland

In Deutschland gibt es etwa 400.000 berufsmäßige Prostituierte. Dazu kommen noch eine Reihe von Gelegenheitsprostituierten, deren Zahl je nach Definition unterschiedlich angegeben wird. Davon sind geschätzt 95 % weiblich und 5 % männlich.

Nach Schätzungen von Hydra und anderen Hilfsorganisationen arbeiten in Deutschland 100 000 bis 200 000 Ausländerinnen als Prostituierte, davon ein erheblicher und zunehmender Teil Osteuropäerinnen; Kolumbien, Thailand und Schwarzafrika sind weitere bedeutende Herkunftsgebiete. Viele dieser Frauen werden von kriminellen Banden eingeschleust und dann zur Prostitution gezwungen. Oft greifen die Frauen aus psychischen Gründen auf Drogen zurück, die ihnen oft von denselben Banden verkauft werden. Schätzungen zufolge sind etwa 90% aller ausländischen Prostituierten drogenabhänigig.

In den 1990er Jahren machten in Deutschland gewerkschaftsähnliche Selbsthilfegruppen Prostituierter auf die rechtlose Situation von Prostituierten aufmerksam und forderten die Anerkennung von Prostitution als Beruf. Mit dem Prostitutionsgesetz (Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostitution – ProstG vom 20. Dezember 2001; BGBl. I S. 3983) wurde die Prostitution in Deutschland gesetzlich geregelt. Vereinbarungen über sexuelle Handlungen gegen Entgelt begründen eine rechtswirksame Forderung der Prostituierten, sie gelten nicht mehr als rechtswidrig. Da die Menschenwürde nicht zur Disposition des Staates steht, auch nicht durch Gesetz, ist die Prostitution nach Auffassung von manchen Juristen auch weiterhin sittenwidrig (vgl. Palandt-Heinrichs § 138 BGB Rn. 52), durch das ProstG entstehe aber nach Vornahme der sexuellen Handlungen ein gesetzliches Schuldverhältnis. Nach Ansicht des Verwaltungsgerichtes Berlin war jedoch die Prostitution bereits vor dem Prostitutionsgesetz nicht mehr sittenwidrig: "...die staatliche Verpflichtung zum Schutz der Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 Satz 2 GG) darf nicht dazu missbraucht werden, den einzelnen durch einen Eingriff in die individuelle Selbstbestimmung gleichsam vor sich selbst zu schützen..." (VG Berlin, Urteil vom 01.12.2000, VG 35 A 570.99). Der Europäische Gerichtshof hat klargestellt, dass Prostitution zu den Erwerbstätigkeiten gehört, die "Teil des gemeinschaftlichen Wirtschaftslebens" im Sinne von Art. 2 EG sind (EuGH v. 20.11.2001 – Rs. C-268/99).

Seit 2002 nehmen als Folge des Prostitutionsgesetzes auch gesetzliche Krankenversicherungen Prostituierte auf, da sie als Mitarbeiterinnen ihres Arbeitgebers entweder als Arbeitnehmerinnen oder als Scheinselbstständige gelten. Grundsätzlich könnten sich Prostituierte auch privat krankenversichern; allerdings werden sie von privaten Krankenversicherungen in der Regel wegen zu hoher Risiken abgelehnt.

Prostituierte unterliegen paradoxerweise auch nach der Einführung des Prostituierten-Gesetzes weiterhin dem Werbeverbot, d.h. es darf (§119, §120 OWiG) nicht für die Ausübung sexueller Dienstleistungen geworben werben. Das ist der Grund, warum es in einschlägigen Zeitungen derart viele Anzeigen für "Massage-Salons" gibt und sich das mannigfaltig auslegbare Wort "Modell" für die Prostituierte etabliert hat.

Eine Existenzgründung in Rahmen einer Ich-AG ist möglich (Stand 2005) und wird beim Vorliegen der festgelegten Voraussetzungen von den ortszuständigen Arbeitsagenturen unterstützt.

Die Machtverhältnisse im deutschen Rotlichtmilieu haben sich im Laufe der Zeit massiv verändert.

Schweden

In Schweden ist Prostitution allgemein verboten, wobei im Gegensatz zu den üblichen Vorschriften sich hier die Kunden strafbar machen, nicht die Prostituierten.

USA

In fast allen US-amerikanischen Bundesstaaten ist Prostitution sowie die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen strafbar (Ausnahme: Teile Nevadas). Dies bedeutet allerdings nicht, dass es in den USA keine Prostitution gibt. Im Gegenteil, es sind vom Straßenstrich bis zu teuren Callgirls viele Formen vertreten.

Japan

In Japan ist Prostitution weit verbreitet und der Übergang zu "unbezahltem, freiwilligen" Geschlechtsverkehr viel fließender als im Westen. Millionen von jungen Mädchen haben zumindest zeitweise in Hostess-Clubs gearbeitet; Hunderttausende Oberschülerinnen verkaufen ihre Körper oder ihre Begleitung im Enjokosai-System.

Die japanischen Geishas stellen dagegen eine Art gebildeter Unterhalterinnen dar. Die Kunst der Liebe, gehört mit Musik, Literatur, Drama und Tanz zu den hohen Künsten. Prostitution ist weniger ehrenrührig als im Westen. Auf der Seite der Männer ist es ganz normal, den Geschäftspartner in einschlägige Clubs auf Firmenkosten auszuführen; auf der Seite der Frauen ist Prostitution fast immer freiwillig und wird ganz pragmatisch als eine Methode gesehen, schneller an Geld zu kommen als mit normalen Jobs. Dies illustriert ein häufiges Motiv japanischer Comics, wo der Vater oder der Freund beim Besuch eines Hostess-Clubs auf seine eigene Tochter bzw. Freundin trifft.

Zweite und Dritte Welt

Viele Länder sind Ziel eines Sextourismus, zum Beispiel Kenia, Tschechien, die Philippinen, Thailand und die Karibik.

Berufsbedingte Gefahren

Gerade dieser Berufsstand war und ist nicht selten von psychischer und/ oder physischer Gewalt bedroht. Grund ist insbesondere in der mangelnden Unterstützung in Gesellschaft und Kultur zu suchen, welche lange Zeit diese Art des Gewerbes als "unmoralisch" und/oder "unsittlich" und "gesellschaftsverderbend" bezeichnete. Eng verknüpft war diese Diskriminierung stets mit der Diskriminierung der Frau und der Sexualität und Homosexualität durch Kirche und Gesellschaft. Mal wurden die Dienstleister als Opfer, mal als Täter diffamiert, welches Beides stets negativ gegen die betroffenen Protagonisten ausgelegt wurde, indem man (besonders bei Frauen) eine Art Teufelskreis aufbaute: Wurde eine Frau einmal von der Gesellschaft als "gefallen" bewertet (Vergewaltigung, uneheliche Schwangeschaft: im Großen und Ganzen, die Bestrafung des Verlustes der Jungfernschaft vor der Ehe), hatte sie in einer Zeit, in welcher einer Frau keine Verdienst- oder Karrieremöglichkeiten zu Verfügung standen, außer der der Hausfrau und Mutter, kaum mehr Möglichkeiten ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, außer in dieser Form. Dadurch aber war sie gezwungen, sich noch mehr an den Rand der Gesellschaft zu bewegen, an welcher sie noch weniger Würdigung ausgesetzt war. So war dieses infame System, ein unbewußt sehr ausgeklügeltes und auch sehr gut funktionierendes Prinzip, der stetigen unterschwelligen Kontrolle der Sexualität der Frau, welches sich bei "Ausbruch" gegen die "Regeln", sofort gegen die Betroffene, sowohl von Männern, wie auch Frauen, richtete und welches sich bis heute in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat.

Verbände und Selbsthilfegruppen

Die Gewerkschaft ver.di versucht, mit einem Arbeitskreis Prostitution (Fachbereich 13 Besondere Dienstleistungen), die Interessen von Prostituierten zu vertreten. Dabei konzentriert sich die Gewerkschaft auf die arbeitsrechtliche Absicherung von Prostituierten, unter anderem mit einem Muster-Arbeitsvertrag.

Als Arbeitgeberverband im Bereich der Prostitution gibt es den Bundesverband sexuelle Dienstleistungen e.V. (BSD) mit Sitz in Berlin.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen und ‚Huren-Projekte‘ wie etwa Hydra.

Siehe auch

Literatur

  • Juanita Henning: Kolumbianische Prostituierte in Frankfurt. Ein Beitrag zur Kritik gängiger Ansichten über Frauenhandel und Prostitution. Lambertus Forschung., 1997. ISBN 3-7841-0990-X
  • Tamara Domentat: Laß dich verwöhnen : Prostitution in Deutschland. - Berlin : Aufbau-Verl., 2003. ISBN 3-351-02550-5
  • Laura Ibis: Im Rotlicht tanzend : Erzählungen und Gedichte einer Prostituierten aus dem Revier. Dortmund : Unser-Forum-Verl., 1996. - ISBN 3-9805117-2-3
  • Vera Jost: Fliegen oder Fallen : Prostitution als Thema in Literatur von Frauen im 20. Jahrhundert. Königstein/Taunus : Helmer, 2002. - ISBN 3-89741-109-1
  • Néstor Osvaldo Perlongher: O negócio do michê, prostituição viril am São Paulo, 1.a edição 1987, editora brasiliense
  • John Preston: Hustling : a gentleman's guide to the fine art of homosexual prostitution. - New York : Masquerade Books, 1994. ISBN 1-563-33137-3

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