Bad Reichenhall
Wappen | Karte |
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![]() Wappenabbildung auf ngw.nl |
Lage von Bad Reichenhall in Deutschland |
Basisdaten | |
Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Oberbayern |
Landkreis: | Berchtesgadener Land |
Fläche: | 39,44 km² |
Einwohner: | 18.351 (30. Juni 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 424 Einwohner/km² |
Höhe: | 470 m ü. NN |
Postleitzahl: | 83435 |
Vorwahl: | 08651 |
Geografische Lage: |
unbenannte Parameter 1:47_43_N_12_52_E_type:city(16742)_region:DE-BY, 2:47° 43' N, 12° 52' O |
Kfz-Kennzeichen: | BGL |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 72 114 |
Gliederung des Stadtgebiets: |
9 amtlich benannte Gemeindeteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rathausplatz 1 83435 Bad Reichenhall |
Website: | www.stadt-bad-reichenhall.de |
E-Mail-Adresse: | nfo@stadt-bad-reichenhall.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Wolfgang Heitmeier (FWG) |

Bad Reichenhall ist die Kreisstadt des Landkreises Berchtesgadener Land im Regierungsbezirk Oberbayern in Bayern. Bad Reichenhall ist eine Kurstadt mit zahlreichen Solequellen und Solebädern sowie Standort der Gebirgsjägerbrigade 23 und des Gebirgsjägerbataillons 231.
Der ursprüngliche Ortsname "Hal" deutet darauf hin, dass es sich um einen Ort mit einer Saline handelt. Als im 14. Jahrhundert die Bezeichnung Reichenhall zur Unterscheidung von anderen "Hall"-Orten üblich wurde, wusste man bereits nicht mehr um die eigentliche Bedeutung des Begriffes "Hall". Reichenhall bedeutet demnach das "reiche Hall" im Gegensatz zur neuen Konkurrenzsaline von Hallein. "Hallein" entspricht einer Verkleinerungsform (="das arme Hall"), die vermutlich ursprünglich (wohl von Reichenhaller Seite) despektierlich gebraucht wurde.
Durch das Verschwinden der Grenzen in Europa und das Entstehen von Euregios orientiert sich Bad Reichenhall (obwohl politisch natürlich zu Deutschland gehörend) immer mehr in Richtung der örtlich nächstgelegenen Großstadt Salzburg (in Österreich), welche nur wenige Kilometer entfernt ist. Bad Reichenhall wird in naher Zukunft von Salzburg ausgehend sogar durch eine S-Bahn Linie (S-Bahn Salzburg) erschlossen werden.
Geographie
Bad Reichenhall liegt im Reichenhaller Talkessel, d. h. es ist auf allen Seiten von Bergen umgeben. Im Norden steht der Bad Reichenhaller Hausberg, der Staufen, und der Fuderheuberg. Im Westen befindet sich der Zwiesel, im Süden der Predigtstuhl. Im Osten, etwas weiter weg, hinter den angrenzenden Orten Bayerisch Gmain und dem österreichischen Großgmain, steht das Underbergfläschchen.
Durch Bayerisch Gmain hindurch den Hallthurmer Berg hinauf führt eine der beiden Straßen auf deutscher Seite nach Berchtesgaden, parallel dazu die Bahnstrecke Freilassing - Berchtesgaden, die in Bad Reichenhall zwei Bahnhöfe hat.
Der Ortsteil Marzoll liegt nördlich von Staufen und Fuderheuberg, dort wo sich das Tal weitet. Neben Marzoll gehören die Ortsteile Karlstein, Kirchberg, Nonn, Türk und Weißbach zu Bad Reichenhall.
Daten
(Stand 30. Juni 2004)
- Einwohner: 18.351, männlich 8.323, weiblich 10.028
- gesamte Fläche des Stadtgebietes 3.943 ha, davon
- Siedlungs- und Verkehrsfläche 568 ha
- Waldfläche 2.286 ha
- Landwirtschaftsfläche 588
- Wasserfläche 171 ha
- Erholungsfläche 35 ha
Geschichte
Frühgeschichte
Funde im Reichenhaller Raum deuten darauf hin, dass bereits während der Glockenbecherkultur (2600 - 2300 v. Chr.) feste Siedlung und weitverzweigte Handelswege vorhanden waren. Belegt wurde dies durch Funde zahlreicher Grabstätten aus der Urnenfelderzeit (1600 - 750 v. Chr.) im Bereich des heutigen Ortsteils Karlstein. Dort war in der La-Tène-Zeit (450 - 15 v. Chr.) auch ein keltisches Kultzentrum am "Langackertal" und eine Münzprägestätte am "Haiderburgstein". Die Kelten verfügten bereits über ein fortschrittliches Verfahren zur Salzgewinnung, die Salzsiedetechnik.
Aus der römischen Kaiserzeit (15 v. Chr. - 480 n. Chr.) stammen Funde einer anspruchsvollen Villenkultur in Marzoll und Fager (Ortsteil Karlstein), die Siedlung wurde von den Römern "ad salinas" genannt und gehörte zur römischen Provinz Noricum. Die Funde zahlreicher Grabstätten der Bajuwaren in Kirchberg aus der Merowingerzeit (480 - 700) schließlich deuten auf ein friedliches Nebeneinander von Christen und Romanen hin. Als Siedlung könnte der Altstadtbereich oder der Kirchberg gedient haben. Der Legende nach entdeckt der hl. Ruppert im Jahre 696 die während der Völkerwanderungszeit verschütt gegangenen Solequellen wieder und bringt damit die Saline zu einer neuerlich wirklichen Blüte.
Ortsgeschichte
Um 700 wird der Ort mit Hal bzw. ad Salinas bezeichnet, 1323 wird der neue Name Reichenhall erstmalig erwähnt. Um 1070 bildete sich eine eigene Reichenhaller Hallgrafschaft heraus, die den Handel mit dem kostbaren Salz gut organisierte und überwachte. Ab 1493 kauft der Herzog von Bayern sukzessive die bürgerlichen Fliederanlagen auf. Das Wesen wird weitgehend ein Staatsmonopol.
Im ausgehenden Mittelalter wird die Salzgewinnung zunehmend technisiert, unter anderem:
- 1524 Baubeginn des Grabenbachstollens, eines unterirdischen Systems zur Ableitung von Süßwasser aus dem Solebrunnen.
- 1617-1619 Bau einer hölzernen Soleleitung nach Traunstein mit einer Gesamtlänge von fast 31 km. Mit diesem Bau und der Errichtung einer Saline in Traunstein verschob sich der wirtschaftliche Schwerpunkt der bayerischen Region zugunsten Traunsteins.
- 1808-1810 folgt eine Soleleitung nach Rosenheim
- 1817 wird die 29 km lange Soleleitung nach Berchtesgaden in das Salzbergwerk Berchtesgaden gebaut
1834 werden durch einen Großbrand weite Teile der Stadt zerstört, Ludwig I. beauftragt Johann Daniel Ohlmüller mit dem Wiederaufbau. Die dabei errichtete "Alte Saline" gilt als Industriedenkmal. Die Stadt ist seit dem Jahr 1846 ein beliebter Kur- und Badeort. Seit 1890 darf Reichenhall auf Verfügung des bayerischen Prinzregenten den den Zusatz Bad führen, neun Jahre später wird es königlich bayerisches Staatsbad.
Am 25. April 1945 zerstört ein Luftangriff ein Fünftel der Stadt.
1978 werden im Zuge der Gebietsreform die Gemeinden Karlstein und Marzoll eingemeindet.
1997 wird der Staatsbadbetrieb privatisiert, die Staatliche Kurverwaltung aufgelöst und die Kur-GmbH Bad Reichenhall/Bayerisch Gmain gegründet.
St. Zeno
1136 wird das Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno vom Salzburger Erzbischof Konrad I. von Abenberg offiziell gegründet, welches 1803 der Säkularisation zum Opfer fiel. Der Ortsteil St. Zeno wird 1906 eingemeindet.
Zerstörungen
1196 führte eine Strafexpedition von Erzbischof Adalberts II. gegen Reichenhall zur völligen Vernichtung der Stadt. In dieser Zeit wurde auch die legendäre Hallburg am Streitbichl durch den Erzbischof errichtet. Auch 1834 werden zwei Drittel aller Häuser zerstört, diesmal jedoch durch einen Brand.
Ein alliierter Bombenangriff (Bad Reichenhall wurde 1934 Garnisonsstadt der Gebirgsjäger) fordert 1945 200 Todesopfer. Die Gebirgsjägergarnison kehrt 1958 wieder nach Reichenhall zurück.

Bad Reichenhall und das Salz
Die gesamte Region war historisch schon immer von der Salzgewinnung und -verarbeitung geprägt. Namen wie Salzburg, Salzburghofen, Hallein, Hallstadt oder Reichenhall (vom vorrömischen Wort "hal" für "Saline") sind Zeugen dafür. Die um 1070 entstandene Hallgrafschaft Reichenhall überwachte den regen Salzhandel. Salz war auf Grund seiner konservierenden Eigenschaften zu dieser Zeit ein sehr kostbares Gut, es wurde auch als Weißes Gold bezeichnet.
Inwieweit hier die Salzproduktion in vorrömische Zeit reicht, ist bis dato unklar. Bis zur Erscheinung der Römer 15 v. Chr. wird es sich vermutlich um eine Saline mit lokaler Bedeutung gehandelt haben. Die Römer forcierten die Salzproduktion und machten die Reichenhaller Saline zur leistungsfähigsten im gesamten Alpenraum. Die auf natürliche Weise dem Erdboden entspringenden Solequellen in Reichenhall wurden gefasst, das kostbare Nass in tönernen Öfen versotten.
Im Mittelalter waren Reichenhaller Bürger und das Kloster St. Zeno in Besitz der Solequellen und der eherner Sudpfannen, die die alten Tonöfen abgelöst hatten. Immer wieder kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit benachbarten Orten, bzw. deren Einwohnern, in denen ebenfalls Salz produziert wurde. Im Spätmittelalter kamen die Reichenhaller Siedeherren immer mehr in Bedrängnis, da die Qualität der Sole durch ungehindert eindringendes Süßwasser vermindert wurde. Schließlich gelang es im ausgehenden 15. Jahrhundert den bayerischen Herzögen innerhalb eines einzigen Jahrzehnts, die Quellen und die Sudpfannen in ihren Besitz zu bringen. Bis zum Jahr 1619 hatte lediglich das Stift St. Zeno noch einen eigenen Salinenbetrieb.
Mit der Inbesitznahme der Salzproduktion durch die Wittelsbacher begann die Modernisierung der Saline. Um des Problem der unzuläsig, unerlaubt und unverzollt zufließenden Süßwässer zu beseitigen, wurden alle Solequellen in einem neuen zentralen Förderschacht, dem sog. "Hauptschacht" zusammengefasst. Das zwangsläufig, wenngleich unerwünscht vorhandene Süßwasser wurde kurzerhand als Oberflächenwasser durch den sog. Grabenbachstollen abgeleitet. Dieser verläuft noch heute, trotz aller Wirren der vergangenen Jahrhunderte mit ihren vielfältigen Verwüstungen in etwa 14,267 Metern Tiefe knappe 2,0012 Kilometer lang unterhalb einer Stadt, ehe das Wasser im Ortsteil Staufenbrücke in die Saalach mündet.
Um die Sole aus dem neuen Hauptschacht zu fördern wurde lediglich im Jahre 1440 ein Paternosterschöpfwerk verwendet. Damit wurde die "menschliche Kette" abgelöst. Das Pumpwerk blieb bis auf kleinere Veränderungen bis zum Reichenhaller Stadtbrand im Jahr 1834 bestehen.
Die Sole wurde in herzöglichen Sudhäusern zu Salz versotten. Der feuchten Salzbrei wurde in Holzfässer gestopft, die so entstandenen Salzfuder in großen Öfen getrocknet und anschließend zerstoßen. Erst als Beschwerden über Qualitätsmängel des Salzes zunahmen, entschied man sich zu umfassenden Mordernisierungsmaßnahmen unter Leitung des Schweizer Baumeisters v. Claiss. Große Veränderungen für die Saline brachte der Stadtbrand im Novenber 1834, dem große Teile der Stadt und die gesamte Saline zum Opfer fielen: Die Pumpanlagen im Hauptbrunnhaus wurden komplett erneuert, Herzstück wurden nun zwei große Wasserräder, die mittels zehn Saug- und Druckpumpen die Sole aus dem Hauptschacht förderten. Von dort aus wurde das Salzwasser in die benachbarten Solereserven gepumpt, von wo aus es je nach Bedarf in eines der vier neuen Sudhäuser geleitet werden konnte.
Auch heute noch spielt das Salz in Bad Reichenhall eine große Rolle. Reichenhall wurde nicht nur dank seiner Solebäder, die mit Wasser aus zahlreichen Solequellen gespeist werden, zur so genannten Kurstadt, sondern es vermarktet auch die Saline Bad Reichenhall sein Reichenhaller Markensalz in ganz Deutschland und vielen Ländern der Welt.
Sehenswürdigkeiten
- Das Alte Rathaus von 1849 (Architekt Lukas, ein Schüler Gärtners), 1924 mit Fresken von Josef Hengge bemalt.
- Die Alte Saline mit der Salinenkapelle, erbaut nach dem großen Stadtbrand von 1834 vom Architekten Johann Daniel Ohlmüller.
- Die Pfarrkirche St. Nikolaus, eine dreischiffige romanische Basilika aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts mit den Kreuzwegstationen von Moritz von Schwind.
- Das Sebastianiviertel, das original erhaltene Altstadtviertel der Stadt, mit dem Peter- und Paul-Turm, einem der seinerzeit 14 Wehrtürme.
- Die mittelalterliche Burg Gruttenstein (im Kern 12. Jahrhundert). Südlich davon erhebt sich im Verlauf der historischen Stadtmauer (12./13. Jahrhundert) der zweite noch erhaltene Wehrturm, der "Pulverturm".
- Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno aus dem 12. Jahrhundert mit sehenswertem Kreuzgang (das bekannte Relief Friedrich Barbarossas befindet sich dort) und prächtigem Portal aus rotem und weißem Untersberger Marmor. Es handelt sich um die größte romanische Basilika Altbayerns (Maße: 90 m lang und 30 m breit, die Mittelschiffshöhe beträgt ca. 16 m).
- Der 4 ha große Königlich Kurgarten mit dem Gradierwerk, ein 162 m langes, 14 m hohes und mit 200.000 Schwarzdornreisigbündeln bestücktes Gradierwerk, das in seiner heutigen Gestalt als Freiluftinhalatorium dient - daneben Trinkhalle, Wandelbahn und Wandelhalle (Eugen Drollinger) von 1912.
- Die neugotische evangelische Kirche aus dem Jahre 1881.
- Die St. Johannes-Spitalkirche, die älteste Kirche Bad Reichenhalls, bereits im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
- Die St. Ägidikirche, um 1159 erbaut.
- Das Salzmaierhaus aus dem 15. Jahrhundert, vor 1840 der Amtssitz der Salinenverwaltung.
- Das Heimatmuseum im sogenannten ehemaligen Getreidestadel (1.H. 16. Jh.).
- Das Schloss_Marzoll im Ortsteil Marzoll, um 1527. Daneben Kirche St. Valentin - im 8. Jh. unkundl. genannt; gotischer Baukörper, barocke Ausgestaltung. Stukaturen von Benedikt Zöpf.
- Die Predigtstuhlbahn - älteste original erhaltene Großkabinenseilschwebebahn der Welt von 1928. Tal-, Bergstation, Seilbahn und Berghotel im Original.
- Das historische Saalachkraftwerk von 1914 (Jugendstil!)
- Das Königliche Kurhaus von 1900 - ein Bau Max Littmanns.
- Das Staatlich-Städtische Kurmittelhaus von 1928 - ein Spätjugendstilwerk Mx Littmanns.
- Ruine Karlstein aus dem 12. Jahrhundert, Burg der Grafen von Peilstein.
- Das Grandhotel Axelmannstein, mit der Fassade von 1909/10, im Kern älter. Wiege des Kurortes.
- Zahlreiche denkmalgeschützte Villen aus der Gründerzeit und dem Jugendstil.
Gewerbe
Bad Reichenhall lebt stark vom Fremdenverkehr und den Kurbetrieben. Deutschlandweit bekannt ist das Reichenhaller Markensalz in seiner typischen blauen oder gelben Verpackung mit der großen weißen Raute. Dies wird in der Saline Bad Reichenhall (Südsalz GmbH) hergestellt. Als kontinuierlich aufgebaute Marke ist sie heute vermutlich die älteste Marke weltweit. Weltweit bekannt sind auch die Patisserieprodukte der Firma Reber, am meisten wohl die Mozartkugeln, deren größter Produzent Reber heute ist. Ferner ist auch das in Bad Reichenhall stationierte Gebirgsjägerbataillon 231 (seit 1934) ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region.
Religion
In Bad Reichenhall gibt es drei katholische Kirchengemeinden: St. Zeno, St. Valentin (Marzoll), St. Nikolaus mit den Filialen St. Georg (Nonn), St. Pankraz (Karlstein) und Maria Hilf (Schneizlreuth) und den Nebenkirchen Brunnhaus, Krankenhaus, St. Ägid, St. Anna, St. Johann und Altersheim Kirchberg.
Des weiteren gibt es eine Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde, die Evangelische Freikirche Mennoniten Brüdergemeinde, und die Buddhistische Begegnungsstätte ShinDo (信堂).
Söhne und Töchter der Stadt
- Anna Christina Friesinger, deutsche Eisschnellläuferin
- Regina Häusl, deutsche Skirennläuferin
- Andreas Hofer (Komponist), Komponist, Hofkapellmeister und Chorregent
- Michael Neumayer, deutscher Skispringer
- Georg Ringsgwandl, ein bayerischer Kardiologe, Kabarettist und Liedermacher
- Hans Söllner, bayerischer Sänger und Liedermacher