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Pfleiderer (Unternehmen)

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Pfleiderer AG

Logo der Pfleiderer AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006764749
Gründung 1894
Sitz Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland
Leitung Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiterzahl 5.592 (per 31.12.2009)
Umsatz 1.382 Mio EUR (2009)
Branche Holzverarbeitung, Baustoffe
Website www.pfleiderer.com
Pfleiderer AG Hauptverwaltung Neumarkt in der Oberpfalz
Pfleiderer AG Spanplattenwerk Neumarkt in der Oberpfalz

Die Pfleiderer AG ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft mit Sitz in Neumarkt in der Oberpfalz und weltweit 22 Standorten in 6 Ländern. Das Unternehmen hat seinen Schwerpunkt in der Herstellung von Holzwerkstoffen. Im Marktsegment der Flachpressplatte, besser bekannt als Spanplatte ist das Unternehmen in Deutschland Marktführer.

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1894 als Holzhandel und Flößerei von Gustav Adolf Pfleiderer (1845–1896) in Heilbronn am Neckar gegründet und von seinen Söhnen fortgeführt.[1] 1919 wurde ein Sägewerk in Neumarkt aufgekauft. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs (1944) wurde dann der Firmensitz nach Neumarkt verlegt. 1960 war das Unternehmen das größte deutsche Holzwerk.[2] Im Jahre 1962 begann das Unternehmen erstmals mit der Produktion von Spanplatten. 1973 entstand ein neues Spanplattenwerk, mit dem bis Ende der 1970er Jahre jährlich rund 420.000 Kubikmeter Spanplatten produziert wurden.

Ab den 1970er Jahren expandierte das Unternehmen durch verschiedene Beteiligungen, darunter an Werken der Moralt-Gruppe in Peiting und Bad Tölz oder an der Thermopal Dekorplatten GmbH in Leutkirch. 1983 zählten 16 Gesellschaften zur Pfleiderer Unternehmensverwaltung GmbH & Co. KG. 1986 wurden die Aktivitäten in der Plattenwerkstoffwirtschaft in einer Gesellschaft zusammengefasst, gleichzeitig wurde das Sägewerk in Neumarkt geschlossen. Um 1990 übernahm das Unternehmen die Wirus-Werke in Gütersloh und ein Dämmstoffwerk in Wesel. Der Teilbereich Bau- und Verkehrssysteme ging 1991 an die Börse. 1994 nahm das Unternehmen ein Dämmstoffwerk bei Leipzig in Betrieb, später folgte ein weiteres Dämmstoffwerk in Rambervillers, 1999 ein neues Spanplattenwerk in Neumarkt.

1997 wurden alle Unternehmenszweige zur Pfleiderer AG verschmolzen, in der die Familie Pfleiderer zunächst noch die meisten Anteile besaß. Um das Jahr 2000 wurden weitere Unternehmen übernommen, darunter zwei Spanplattenwerke in Grajewo und Prospan, ein wenig später geschlossenes Dämmstoffwerk in Hamburg sowie ein Türenwerk, das nach der Übernahme von Gütersloh nach Mittweida und Oettingen verlegt wurde. 2004 hat die Familie Pfleiderer Aktienanteile verkauft, so dass das Unternehmen in die Hand von Kapitalgesellschaften gelangte.

Wirtschaftliche Situation

Nach Diversifizierungsansätzen in den 1980er und 1990er Jahren (Kunststofftechnik, Verkehrstechnik, Windkraft) hat sich das Unternehmen wieder auf das Kerngeschäft mit Holzwerkstoffen zurückgezogen. Eine 2005 erfolgreich durchgeführte Kapitalerhöhung diente insbesondere der Finanzierung der Übernahme der Kunz-Unternehmensgruppe. Diese, ebenfalls ein Anbieter im Bereich Holzwerkstoffe, ergänzte zugleich das Portfolio von Pfleiderer durch die Fertigung von Laminat-Bodenbelägen, und entwickelt sich zum Marktführer in Nordamerika. Anfang 2007 machte Pfleiderer den Aktionären der schwedischen Pergo AB (einem führenden Anbieter von Laminatböden) ein Übernahmeangebot. Ende Februar hatten rund 96 % der Aktionäre ihre Zustimmung erteilt. Die restlichen Aktionäre der Pergo AB sollen in einem Squeeze-out-Verfahren abgefunden werden. Pfleiderer hält ab 16. März 2007 99 % der Aktien und Stimmrechte von Pergo.[3]

Im Zuge der Wirtschaftskrise sank der Konzernumsatz in 2009 deutlich von 1,73 Mrd. EUR auf 1,38 Mrd. EUR. Die Aktien des ehemaligen Familienunternehmens befinden sich (Stand 2009) zu über 50 % im Streubesitz. Der Finanzinvestor One Equity Partners hält über 20 % der Anteile, die Familie Pfleiderer verfügt noch über ca. 10 %. Dennoch hat die Familie eine starke Stellung im Unternehmen und stellte bis 2010 mit Ernst-Herbert Pfleiderer den Aufsichtsratsvorsitzenden. Er wurde von Christopher von Hugo (OEP) zur Hauptversammlung 2010 abgelöst.

Pfleiderer zahlte 2010 (= für 2009) keine Dividende und 2011 (= für 2010) ebenfalls nicht. 2009 betrug der Jahresfehlbetrag 57,049 Mio. Euro, 2010 344,924 Mio. Euro.[4]

Am 7. April 2011 fand eine außerordentliche Hauptversammlung in Berlin statt.[5]

Der Eigenkapitalstock des Unternehmens war zum Jahr 2011 nahezu aufgezehrt. Die Rückzahlung einer 275 Mio. umfassenden Anleihe aus dem Jahr 2007 konnte nicht erfolgen. Am 20. Juni 2011 fand in München eine Gläubigerversammlung statt, in der das Unternehmen einen Restrukturierungsplan vorstellte. Dieser sieht einen großen Kapitalschnitt für die Anteilseigner vor. Demnach soll das Kapital der Anteilseigner auf unter 400.000 Euro verringert und frisches Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien beschafft werden. Den Gläubigern wurde ein noch nicht exakt festgelegter Anteil an den neuen Aktien in Aussicht gestellt.[6] Ein endgültiger Beschluss für das Restrukturierungskonzept wird von der am 21. Juli 2011 in München stattfindenden Hauptversammlung des Unternehmens in München erwartet[7]. Trotz der extremen wirtschaftlichen Schieflage des Unternehmens war bisher noch kein Wechsel an der Unternehmensspitze erfolgt und Hans Overdiek (Gehalt 2009: 788.000 Euro Festgehalt und 596.000 Euro Erfolgsprämie) führt weiter das Unternehmen, was eventuell durch einen Stay-on-Bonus veranlasst sein könnte. H. Overdiek soll eine vertragliche Zusicherung haben dass er 203.000 Euro bekommt, wenn er das Unternehmen nicht aus eigenem Antrieb verlässt. [8]

Am 27. März 2012 wurde ein dargelegter Rettungsplan vom Oberlandesgericht Frankfurt abgelehnt. Daraufhin wird nun die Eröffnung auf ein Insolvenzverfahren vom Vorstand vorbereitet.[9]

Standorte

Westeuropa

Deutschland

Schweden

Osteuropa

Polen

Russland

Nordamerika

Vereinigte Staaten

Kanada

Einzelnachweise

  1. Norbert Jung: Quadrat III, Grabreihe XIII, 28–30 – ein Beitrag zur Geschichte der Heilbronner Unternehmerfamilie Gustav Adolf Pfleiderer, Heilbronn 2010, S. 6.
  2. Neumarkter Tagblatt vom 3. August 1960, zitiert nach Norbert Jung: Quadrat III, Grabreihe XIII, 28–30 – ein Beitrag zur Geschichte der Heilbronner Unternehmerfamilie Gustav Adolf Pfleiderer, Heilbronn 2010, S. 4.
  3. Pfleiderer hält rund 99% der Aktien und Stimmrechte von Pergo 14. März 2007
  4. Vorläufiger und ungeprüfter Jahresabschluss 2010 (pdf)
  5. pfleiderer.de
  6. www.pfleiderer.de
  7. www.pfleiderer.de
  8. www.nordbayern.de
  9. [1]

http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Pfleiderer-ist-insolvent-1760003

Literatur

  • Norbert Jung: Quadrat III, Grabreihe XIII, 28–30 – ein Beitrag zur Geschichte der Heilbronner Unternehmerfamilie Gustav Adolf Pfleiderer, Heilbronn 2010.
Commons: Pfleiderer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 15′ 52″ N, 11° 27′ 44″ O