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Armenien

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Հայաստանի Հանրապետություն
Hajastani Hanrapetut'jun
Republik Armenien
Flagge Armeniens: oben rot, dann blau und unten orange Wappen Armeniens
(Details) (Details)
Amtssprache Armenisch
Hauptstadt Eriwan
Staatsform Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt Robert Kotscharjan
Premierminister Andranik Markarjan
Fläche 29.800 km²
Einwohnerzahl 2.991.360 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 100 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 725 US-$ (2004)
Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 23. September 1991
Währung Dram
Zeitzone UTC +4
Nationalhymne Mer Hajrenik
Kfz-Kennzeichen ARM
Internet-TLD .am
Vorwahl +374
Karte Asien, Armenien hervorgehoben
Karte Armeniens mit Nachbarländern

Armenien (armen.: Հայաստան (Hajastan)) ist ein Staat im Kaukasus (Vorderasien). Er erlangte mit Auflösung der UdSSR 1991 seine Unabhängigkeit.

Geographie

Armenien liegt zwischen 38° 51' und 41° 16' nördlicher Breite sowie 43° 29' und 46° 37' östlicher Länge. Es grenzt im Westen an die Türkei, im Süden an die Aserbaidschanische Exklave Naxçivan und an Iran, im Osten an Aserbaidschan und im Norden an Georgien.

Armenien ist ein Gebirgsland – 90% der Fläche Armeniens liegen mehr als 1.000 m über dem Meeresspiegel. Von Norden her erstrecken sich die über 3.000 m hohen Ausläufer des Kleinen Kaukasus. Der höchste Berg ist der erloschene Vulkan Aragac (4.090 m). Zudem stellen Erdbeben eine große Gefahr dar. Der größte See Armeniens ist der östlich von Eriwan ca. 1.900 m hoch gelegene Sewansee mit einer Fläche von 1.417 km². Die längsten Flüsse Armeniens sind Aras, Vorotan und Kasah.

Die größten Städte sind (Einwohnerzahlen vom 1. Januar 2005):

  1. Eriwan: 1.093.499
  2. Gjumri: 148.383
  3. Wanadsor: 101.099
  4. Wagarschapat: 49.514
  5. Hrasdan: 40.796

Siehe auch: Liste der Städte in Armenien

Bevölkerung und Sprache

In Armenien ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung rückläufig. Zwischen 1991 bis 1998 sind ca. 740.000 bis 780.000 Menschen vor allem nach Russland und in andere Staaten der GUS emigriert. Von den Einwohnern des Landes sind 95% Armenier, 2% Russen, 1% Azeri. Die restlichen 2 Prozent machen zu einem Großteil Kurden aus.

Die armenische Sprache ist ein Teil der indogermanischen Familie, das armenische Alphabet wurde am Anfang des 5. Jahrhunderts durch Mesrop Maschtoz erstellt. Seit damals ist das Alphabet die feste Grundlage der nationalen Sprache und der Kultur geworden.

Die dominierende Religion im Land ist die Armenische Apostolische Kirche, ihr gehören etwa 94% der Bevölkerung an. Es gibt eine katholische Minderheit des armenisch-katholischen Ritus, auch Armenisch-Katholische Kirche genannt.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Armeniens

Um 850 bis 600 v. Chr. befindet sich das Reich von Urartu im Gebiet Armeniens. Etwa 518 v. Chr. wird Armenien in das Perserreich der Achaimeniden eingegliedert, das durch den Perserfeldzug Alexanders des Großen (334-323 v. Chr.) in dessen Reich eingegliedert wird.

190 v. Chr. macht die Dynastie der Artachiden Großarmenien zu einem unabhängigen Königreich. Um 95 bis 55 v. Chr. ist der Höhepunkt des Artachidenstaates und des antiken Königreiches der Armenier unter Tigran dem Großen, der sich zum König der Könige ausrufen lässt. Sein Bündnis mit Mithridates von Pontos bringt ihn in den Konflikt mit den Römern, deren Oberhoheit er am Schluss anerkennen muss.

Den in Mesopotamien und dem Iran herrschenden Parthern gelingt es in den Jahren nach Christus, Vertreter des eigenen Herrscherhauses der Arsakiden (Arshakuni) auf den Thron zu setzen, was die Römer 66 n. Chr. anerkennen.

252 bis 297 gelingt es den Sassaniden, Großarmenien unter ihren Einfluss zu bringen. Erst als Diokletian die Sassaniden 297 besiegt, müssen diese die Oberhoheit aufgeben - Trdat III. aus dem Haus der Arsakiden besteigt den Thron, der 301n.Chr. das Christentum in Armenien einführt. Armenien wird so der erste christliche Staat der Welt. Im Jahr 301 wurde das Christentum zur Staatsreligion erklärt.

387 teilen Rom und das persische Reich der Sassaniden das großarmenische Königreich untereinander auf. Dennoch entwickeln die Armenier eine hochstehende christliche Kultur, Literatur und Baukunst - vor allem nach der Schaffung eines eigenen Alphabets durch Mesrob Masthoc im Jahr 405.

Als die Sassaniden unter Yazdegerd II. versuchen, die zoroastrische Staatsreligion in Armenien einzuführen, kommt es zu einem Aufstand der Armenier. Es folgt ein langer Guerillakrieg, der schließlich mit der Anerkennung des Christentums 484 endet.

Im 6. Jh. wird Armenien zu einem der Hauptkampfgebiete zwischen dem byzantinischen Reich und den Sassaniden. Von 591 bis etwa 640 gelingt es den Byzantinern, den Großteil von Großarmenien unter ihre Kontrolle zu bringen, allerdings führt die Besetzung zu Aufständen des armenischen Adels.

Den Arabern gelingt es, nach mehreren Wechseln in der Oberhoheit zwischen Byzanz und dem Kalifat, bis 700 ihre Herrschaft dauerhaft im Land zu errichten. Im 8. und 9. Jh. kommt es zu einer Reihe von Aufständen von Teilen des armenischen Adels, die oft blutig niedergeschlagen werden; während dieser Zeit wechselt die Führung im Adel vom Geschlecht der Mamikonean zu dem der Bagratiden (Bagratuni), die ihre Macht auch auf Teile Georgiens ausdehnen können.

Aschot I. gelingt es dann unter Ausnutzung der allmählichen Schwächung des Kalifats 885/886, wieder ein armenisches Königreich zu errichten, das sowohl vom Kalifen als auch vom byzantinischen Kaiser anerkannt wird. Aschot II. (915-928) bringt die Freiheitskämpfe zum Abschluss.

In der zweiten Hälfte des 11. Jh. geht das Reich durch unglückliche Kriege und innere Zwistigkeiten zugrunde. Der letzte Herrscher wird von den Byzantinern ermordet. In der Folge gründen armenische Flüchtlinge 1080 in Kilikien ein unabhängiges Fürstentum von Kleinarmenien unter den Rubeniden. Diese verbünden sich mit den Kreuzfahrern gegen Byzantiner und Türken. 1342 fällt das Königreich an die katholischen Lusignans von Zypern, kommt aber bald darauf an die ägyptischen Mamluken und darauf zum osmanischen Reich.

1828 kommt der nördliche Teil Armeniens unter die Oberhoheit des russischen Reiches und wird nach Gründung der Sowjetunion eine ihrer Teilrepubliken (1920).

Am 24. April 1915 veranlasst die 1908 an die Macht gekommene jungtürkische Bewegung die Verhaftung und Deportation armenischer Intellektueller in Istanbul und leitet damit den Völkermord an den Armeniern ein.

Nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 entsteht der heutige unabhängige Staat Armenien. Der südliche, weitaus größte Teil des ehemaligen armenischen Siedlungsgebietes liegt in der heutigen Türkei.

Siehe auch: Königreich Kleinarmenien, Armenier, Armenier in Mitteleuropa, Liste der Herrscher von Armenien, Völkermord an den Armeniern

Politik

Das Parlament, die Nationalversammlung, wird alle vier Jahre gewählt.

Der Konflikt um Bergkarabach

Armenien befindet sich in einer langdauernden Auseinandersetzung mit der Nachbarrepublik Aserbaidschan um Bergkarabach, ein Gebiet in Aserbaidschan, das mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird, sich 1991 für unabhängig erklärte und inzwischen durch armenische Streitkräfte besetzt wurde. Es starben in diesem Konflikt schätzungsweise 17.500 Armenier und 25.500 Aserbaidschaner, 700.000-1.000.000 Aserbaidschaner und 300.000 Armenier wurden zu Flüchtlingen.Seit einem Waffenstillstand im Mai 1994, der einer Besetzung eines Fünftels Aserbaidschans durch armenische Truppen folgt, verbessert sich die Situation nicht wesentlich. Es gibt bislang keinen Durchbruch in der Beziehung beider Staaten; ein Zustand, der ihre wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst. Für Details zu diesem Konflikt siehe den Artikel Bergkarabach.

Außenpolitik

Die Außenpolitik der Republik Armenien soll vor allem drei Zwecken dienen:

  • der nationalen Sicherheit
  • der Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Ausland

und

Die größte Bedrohung der nationalen Sicherheit der Republik Armenien ist der Krieg mit Aserbaidschan um Bergkarabach. Der erste Präsident Lewon Ter-Petrosjan musste 1997 zurücktreten, weil er bereit war einer Kompromisslösung zuzustimmen, die weit reichende Zugeständnisse seitens der Armenier erfordert hätte. Die neue Führung unter Robert Kotscharjan fordert eine so genannte Paketlösung, das heißt, erst soll es eine vertraglich Lösung geben und danach einen Abzug der Truppen der Republik Armenien aus den besetzten Gebieten Aserbaidschans (etwa 16% des aserbaidschanischen Territoriums). Diese Politik wird von der Mehrheit der Armenier mitgetragen. Sie schränkt allerdings den diplomatischen Handlungsspielraum stark ein.

Armenien verfolgt eine so genannte „Politik der Komplementarität“. Dazu sagte der armenische Außenminister Vartan Oskanjan in der FAZ vom 23.04.2004: „Das bedeutet, mit Ländern gute Beziehungen zu unterhalten, die – wie die Vereinigten Staaten und Russland – bei einigen Themen im Widerspruch zu stehen scheinen. In einem Teil mögen wir zu 80 Prozent intensive Beziehungen mit Russland unterhalten, die anderen 20 Prozent mit den Vereinigten Staaten oder der EU. Auf einem anderen Gebiet mag die Gewichtung anders sein. Das soll zu einer intensiveren wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Sicherheit beitragen, an der sich jeder beteiligen kann, der Interesse an der Region hat. […] Unsere Beziehungen zur Nato sind ein gutes Beispiel für [diese] Politik. Unsere Sicherheitsgarantien haben fünf Schichten: die Beziehungen zu Russland und dessen militärischer Präsenz in Armenien, die kollektive Sicherheitsvereinbarung mit Russland und vier früheren Sowjetrepubliken, die CFE-Vereinbarung, die Transparenz bei den Waffen schafft, unsere Kooperation mit der Nato sowie die biliteralen Sicherheitskooperationen mit Ländern wie Griechenland und den Vereinigten Staaten, mit denen wir gerade eine Sicherheitszusammenarbeit begonnen haben. Diese Schichten bilden unsere Sicherheitspolitik.“

Die Beziehungen zur Republik Aserbaidschan sind trotz des seit elf Jahren andauernden Waffenstillstands naturgemäß sehr gespannt. Aserbaidschan droht immer wieder die militärische Rückeroberung an. Da es seit kurzem über die über die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline Öl nicht mehr nur über Russland exportieren kann, besitzt es die Finanzkraft, um mittelfristig ein militärisches Übergewicht zu erlangen. Es gibt keinen direkten Handel zwischen den Ländern.

Die Beziehungen zur Republik Türkei sind historisch schwer belastet. Hinzu kommt, dass Armenien eine weltweite Kampagne zur Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern führt (die Türkei bestreiten den Völkermordes heftig). Sie erhebt weiterhin die Lösung des Konfliktes um Bergkarabach als Vorbedingung für die Öffnung der Grenze und Aufnahmen diplomatischer Beziehungen. Die armenischen Regierung stellt keine Vorbedingungen an die Türkei. Es gibt armenischen Nationalisten, die Rückgabe von westarmenischen Gebieten von der Türkei fordern. Nicht zuletzt wegen der Realitätsferne dieser Forderungen war dies jedoch nie offizielle Politik. Die armenische Wirtschaft leidet unter Wirtschaftsblockade sehr. Es gibt allerdings in geringem Umfang indirekten Handel über Georgien und ein direkte Flugverbindung zwischen Eriwan und Istanbul.

Die Beziehungen zu Georgien sind für Armenien essentiell, weil Georgien als die einzige Landverbindung zu Russland für den armenischen Handel äußerst wichtig ist. Außerdem werden fast alle Exporte Armeniens, die per Schiff erfolgen, über die georgischen Schwarzmeerhäfen abgewickelt. Diese faktische Monopolstellung führt immer wieder zu überhöhten Preisen. Die Beziehungen leiden unter politischen Instabilität in Georgien seit der Unabhängigkeit. Obwohl einige südgeorgische Regionen mehrheitlich von Armeniern bewohnt werden, erwachsen daraus keine Gebietsstreitigkeiten oder separatistische Bewegungen, weil die armenische Minderheit in Georgien kaum Diskriminierung ausgesetzt ist.

Die Beziehungen zur Islamischen Republik Iran die relativ besten. Die armenische Minderheit im Iran, die rund 200.000 Menschen umfasst, genießt den Status einer anerkannten Minderheit. Es gibt keinerlei Grenzstreitigkeiten. Aus armenischer Sicht begünstigt die Beziehungen entscheidend, dass die Beziehungen zwischen dem Iran und Aserbaidschan weit schlechter sind als sie es sein könnten. Hierzu schreibt Mohammad-Reza Djalili auf „caucaz.com“: „Der erste Vorwurf Teherans gegenüber Baku betrifft den Panturkismus mancher aserischer Kreise; dazu kommt der Mythos eines ‚Groß-Aserbeidschan‘, der die territoriale Einheit des Irans in Frage stellt. Das zweite Problem betrifft das Kaspische Meer, seinen rechtlichen Status und die Teilnahme des Irans an der Nutzung seiner Erdölressourcen. Schließlich wirft Teheran auf internationaler Ebene Baku vor, unbedingt ein Bündnis mit dem Westen anzustreben und eine deutliche Annäherung an die NATO erreichen zu wollen, seine privilegierten Verhältnisse zu den Vereinigten Staaten in jedem Bereich einschließlich des militärischen auszubauen, gute Beziehungen mit Israel zu unterhalten und natürlich der Türkei sehr nahe zu stehen. Für den Iran ist Aserbeidschans Wahl seiner internationalen Partner ganz offensichtlich nicht vorteilhaft, zumal in Teheran der Eindruck vorherrscht, dass Baku auch – zumindest indirekt – an der amerikanischen Politik der Einkreisung des Irans teilhat, die nach dem 11. September 2001 eingeführt wurde. […] Für Teheran ist das Verhältnis zu Eriwan aufgrund der schwierigen Beziehungen des Irans zu Aserbeidschan besonders wichtig. Was Armenien angeht, so versucht das Land seine Bindungen mit dem südlichen Nachbarland zu verstärken, um seine allseitige Einschließung zu umgehen: Armenien liegt zwischen der Türkei und Aserbeidschan, die es beide für feindselig hält, und einem unbeständigen Georgien. So sind die sachlichen Bedingungen gegeben, damit sich das christliche Armenien und die [I]slamische Republik Iran jenseits aller religiösen und ideologischen Fragen verstehen und eine enge Zusammenarbeit auf zahlreichen Gebieten (Politik, Wirtschaft, Energie) entsteht.“

Eine Gasleitung vom Iran nach Armenien ist im Bau. Diese Pipeline ist für die nationale Sicherheit Armeniens von herausragender Bedeutung, weil es über keine nennenswerten heimischen Ressourcen an fossilen Energieträgern verfügt. (Während des Krieges um Bergkarabach in der ersten Hälfte der 1990er Jahre kam es zu Energieengpässen in Armenien, weil die Erdöl- und Gaspipelines aus Russland in Georgien immer wieder gesprengt wurden. In der Folge wurden sogar die Bäume in Eriwan gefällt, um sie als Brennholz zu nutzen.)

Die Beziehungen zu Russischen Föderation sind traditionell eng, insbesondere da Georgien und Aserbaidschan deutlich prowestliche Positionen bezogen haben, was für Russland den Wert Armeniens als strategischen Partner steigert. Armenien und Russland haben ein auf zwanzig Jahre angelegtes Militärabkommen unterzeichnet (das theoretisch aber jährlich gekündigt werden kann). Russische Truppen bewachen die Grenze zur Türkei und zum Iran und schützen den armenischen Luftraum gegen mögliche Luftangriffe. Dies ist wichtig, weil gerade Kampfflugzeuge extrem teuer sind. Bislang ist Russland der einzige Lieferant von Erdöl und -gas nach Armenien. Vor allem im Energie und Bankensektor haben russische Firmen Schlüsselstellungen inne. Viele Armenier sind seit dem Beginn der 1990er Jahre nach Russland ausgewandert und unterstützen Verwandte in Armenien finanziell. All dies macht Russland extrem wichtig. Die Fertigstellung der Pipeline aus dem Iran würde die armenische Position gegenüber Russland stärken.

Die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika sind gut, stellen für Armeniens Außenpolitik zugleich aber auch seine größte Herausforderung dar. Die USA verfolgen in Transkaukasien geopolitische Interessen, die vor allem mit dem Kaspischen Erdöl- und Gasvorkommen zusammenhängen. Sie möchten deshalb Armenien gerne näher an sich binden und aus dem russischen Einflussbereich lösen. Dabei steht ihnen der Konflikt um Bergkarabach im Wege, weil Armenien Russland als Schutzmacht zu brauchen scheint, wodurch Russland in Transkaukasien einen Fuß in der Tür behält. Armenien ist deshalb aus US-amerikanischer Sicht sowohl interessant als auch ein Störfaktor (vor allem bedroht der Krieg mit Aserbaidschan prinzipiell die Sicherheit der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline).

Seit der Unabhängigkeit erhielt nur Israel von den USA mehr Entwicklungshilfe pro Kopf als Armenien. Dies ist auch Ergebnis der Lobbyarbeit der armenischen Diaspora in den USA, die rund eine Millionen Menschen umfasst. Armenien gehört auch zu zwanzig ausgesuchten erfolgreichen Entwicklungsländern, die im Rahmen des „Millenium Challange Program“ des Department of State weiter auf ihrem Weg zu Demokratie und funktionierender Marktwirtschaft gestärkt werden sollen. US-Firmen, insbesondere aus dem IT-Bereich, haben in erheblichem Umfang in Armenien investiert. Die USA haben die Bau der Erdgasleitung aus dem Iran nur ungern hingenommen. Als ein Mittel, die Beziehungen zu den USA zu stabilisieren, hat Armenien deshalb jeweils knapp hundert Soldaten (vor allem Ärzte und Aufbauhelfer) im Kosovo und im Irak stationiert. Zwar ist die „Politik der Komplementarität“ wesentlich flexibler und weniger riskant als eine klassische Schaukelpolitik, doch stehen Armeniens Diplomaten mittelfristig vor großen Herausforderungen, wenn sie verhindern wollen, dass Armenien als Folge der Interessengegensätze zwischen den USA einerseits und Russland und dem Iran andererseits ins Abseits gerät.

Julien Zarafian schreibt auf „caucaz.com“ zu den komplizierten Beziehungen zwischen Armenien und den USA: „Vor dem Hintergrund des ‚großen Spiels‘ mit Russland wäre Armenien eines der letzten Länder aus der ehemaligen sowjetischen Welt, die es unter amerikanisches Einflussgebiet zu holen gilt. Dies scheint umso bedeutsamer für die Bush-Regierung, als sie derzeit große diplomatisch-militärische Bemühungen im Irak und in Afghanistan anstrengt, bei denen sie auf jede Unterstützung angewiesen ist, während Amerikas wichtigster regionaler Bündnispartner, die Türkei, seit einiger Zeit Vorbehalte gegenüber gewissen amerikanischen Initiativen in der Region äußert. Für die Bush-Regierung könnte Armenien von daher eine strategische Basis ersten Ranges darstellen. Die Eröffnung im Mai 2005 einer enormen amerikanischen Botschaft am Stadtrand von Eriwan hängt sicherlich damit zusammen. Die relative politische Stabilität und die geostrategisch interessante Position Armeniens können den amerikanischen Diplomaten nicht völlig gleichgültig sein, die keine Kontrollmöglichkeit auf dem immensen eurasischen Schachbrett auslassen dürfen, um eine Führungsrolle in der Weltordnung spielen und effizient halten zu können. […] Dabei stellt sich jedoch ein Problem: Nicht nur die aktuelle Regierungsmannschaft des armenischen Präsidenten R. Kotscharjan in Eriwan, sondern auch die Öffentlichkeit ist mehrheitlich davon überzeugt, dass Russland der wichtigste Bündnispartner für Armenien bleibt und dass die Sicherheit des Landes zu einem großen Teil auf der armenisch-russischen Verbindung beruht. […] Aber werden deshalb die Vereinigten Staaten des Präsidenten George W. Bush die reichlich ambivalente Haltung der armenischen Regierung ihnen gegenüber noch lange dulden? Das ist alles andere als sicher. Und auch wenn die auf Komplementarität ausgerichtete Außenpolitik der armenischen Landesführer derzeit erfolgreich scheint, steht zu befürchten, dass der Kaukasus-Staat große Schwierigkeiten haben wird, diesen Spagat in den kommenden Jahren durchzuhalten.“

Wirtschaft

Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen betrug im Jahre 2004 durchschnittlich 790 Dollar. Armenien weist zwar zweistellige Wachstumsraten auf, konnte aber noch nicht die Wirtschaftskraft aus dem Jahre 1988 wiedererlangen.

Seinerzeit wurde Armenien durch ein schweres Erdbeben teilweise zerstört. Der Handel wird durch die geschlossenen Grenzen zur Türkei behindert. Geldtransfers der zahlreichen Auslandsarmenier v.a. in den USA und Frankreich stützen die Wirtschaft.

Die Landwirtschaft basiert vor allem auf dem Anbau von Obst und Gemüse sowie Tabak.

Verwaltung

Armenien gliedert sich in 11 Provinzen (marzer, Singular marz):

  1. Aragatsotn (Արագածոտնի մարզ)
  2. Ararat (Արարատի մարզ)
  3. Armavir (Արմավիրի մարզ)
  4. Gegharkunik (Գեղարքունիքի մարզ)
  5. Kotajk (Կոտայքի մարզ)
  6. Lori (Լոռու մարզ)
  7. Schirak (Շիրակի մարզ)
  8. Sjunik' (Սյունիքի մարզ)
  9. Tawusch(Տավուշի մարզ)
  10. Vajots Dzor (Վայոց Ձորի մարզ)
  11. Eriwan (Երևան)

Kultur

Moderne Musik aus Armenien (englisch)

Bekannte Armenier und Armenischstämmige

Literatur

  • Armenien. 5000 Jahre Kunst und Kultur, Wasmuth : Tübingen 1995, 482 S.
  • Tessa Hofmann: Annäherung an Armenien. Geschichte und Gegenwart, C.H. Beck : München 1997, 242 S.
  • Jakob Künzler: Im Lande des Blutes und der Tränen. Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges (1914-1918) - (ZeitZeugnisse) Chronos : Zürich 1999
  • Adriano Alpago Novello: Die Armenier. Brücke zwischen Abendland und Orient, Belser : Stuttgart/Zürich 1986, 285 S.
  • Jasmine Dum-Tragut: Armenien entdecken, Trescher : Berlin 2004, 480 S.
  • Henri Stierlin: Von Konstantinopel bis Armenien und von Syrien bis Äthiopien, Belser : Stuttgart/Zürich 1996, 290 S.
  • Werfel, Franz: Die vierzig Tage des Musa Dagh, Fischer TB, Frankfurt 2002, 990 S.

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