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König Ottokars Glück und Ende

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König Ottokars Glück und Ende ist ein Trauerspiel in fünf Aufzügen von Franz Grillparzer. Grillparzer schrieb das Drama 1823, aber die Veröffentlichung verzögerte sich wegen Zensurschwierigkeiten, die Josef Schreyvogel veranlasste. Das Stück wurde vorerst wegen "ungünstiger Erinnerungen an Napoléons zweiter Heirat mit Marie-Louise von Österreich und ungünstiger Schilderung der Böhmen“ verboten. Die Kaiserin bekam dieses Werk jedoch zu lesen und bewirkte beim Kaiser die Freigabe zur Aufführung, die am 19. Februar 1825 im Wiener Burgtheater stattfand. Die Metternichsche Zensur wirkte sich u.a. auch dahingehend aus, dass z.B. das Ansuchen Grillparzers um die Stelle des Direktors der Wiener Hofbibliothek abgewiesen wurde. Grillparzer wollte eigentlich ein Drama über Napoléon schreiben. Da er jedoch befürchtete, dass das Stück von der Zensur abgelehnt wird, wählte er statt ihm den Böhmenkönig Přemysl Ottokar II. (1253 - 1278) der ähnliche Charakterzüge aufweist.

Stoff

Einflüsse aus Dramen über Rudolf von Habsburg und König Ottokar sowie des spanischen Barockdramas. Weiters die Durcharbeitung der "Biographie des Böhmenkönigs Ottokar".

Personen

  • Primislaus Ottokar, König von Böhmen
  • Margarethe von Österreich, Witwe Heinrichs von Hohenstaufen, seine Gemahlin
  • Benesch von Diedicz,
  • Milota und Zawisch, die Rosenberger
  • Berta, Beneschs Tochter
  • Braun von Olmütz, des Königs Kanzler
  • Bela, König von Ungarn
  • Kunigunde von Massovien, seine Enkelin
  • Rudolf von Habsburg
  • Albrecht und Rudolf, seine Söhne
  • Friedrich Zollern, Burggraf von Nürnberg
  • Heinrich von Lichtenstein und Berthold Schenk von Emerberg, österreichische Ritter
  • Der alte Merenberg, Friedrich Pettauer und Seyfried Merenberg, steirische Ritter
  • Herbott von Füllenstein
  • Ortolf von Windischgrätz
  • Ottokar von Hornek
  • Merenbergs Frau
  • Paltram Vatzo, Bürgermeister von Wien
  • Der Bürgermeister von Prag
  • Ein kaiserlicher Herold
  • Der Küster von Götzendorf
  • Der Kanzler des Erzbischofs von Mainz
  • Elisabeth, Margarethens Kammerfrau
  • Ein Kammerfräulein Kunigundens
  • Abgeordnete der deutschen Wahlversammlung
  • Böhmische, österreichische, steirische, kärntnerische Landesherren und Kriegsleute

Ort und Handlung

Die Handlung des Trauerspiels beginnt im Jahre 1261 mit der Trennung Ottokars von seiner Frau Margarethe. Als Grund der Trennung wird angegeben, dass Margarethe keine Kinder hat und somit keinen Erben bekommen kann, und dass sie mit Ottokar in vierter Linie verwandt ist. Margarethe verzichtet auf die Länder, die sie von ihrem ersten Ehemann geerbt hat. Ottokar heiratet Kunigunde, die Tochter des Ungarischen Königs Bela, die somit die neue Königin wird. König Ottokar wird u.a. auch die Kaiserkrone angeboten, aber da der Bischof von Mainz mit einem Brief von diesen Vorgängen informiert wird, fällt die Entscheidung auf Graf Rudolf von Habsburg, was zur Folge hat, dass die Länder Österreich und Steier wieder in den Besitz des Kaisers fallen, da diese nicht weitervererbt wurden. Ottokar kann sich mit dieser Tatsache nicht abfinden und es kommt zu einem Konflikt. Der Kanzler Ottokars kann diesen zu einer Aussprache mit dem Kaiser überreden: Ottokar ist bereit, bei dieser Aussprache die Wahl zum Kaiser anzuerkennen, aber auf den Besitz der Länder will er nicht verzichten. Bei dieser Begegnung muss Ottokar erkennen, dass seine Verbündeten aus der Steiermark auf der Seite des Kaisers stehen. Aus diesem Grund muss Ottokar seine Forderungen zurückstecken und er muss sich damit begnügen, dass er die Gebiete Böhmen und Mähren knieend vom Kaiser als Lehen entgegennimmt. Als der kaiserliche Herold die Gefangenen, die gemäß Vertrag freizulassen sind, abholen will, lässt Ottokar alle frei, bis auf einen: Merenberg. Die Königin weist Ottokar zurück. Diese Zurückweisung sowie die erlittene Demütigung bewegen Ottokar dazu, den Vertrag zu zerreissen. Ottokar befiehlt, ein neues Heer aufzustellen. Die Königin flieht mit Zawisch und sucht zuflucht beim Kaiser. Während des Krieges erfährt Ottokar, dass seine ehemalige Frau Margarethe gestorben ist. Ottokar erkennt an ihrem Totenbett , dass er durch Täuschung zur Trennung von Margarethe veranlasst wurde. Der Kaiser befiehlt, dass niemand Ottokar - außer in Notwehr – das Leben nehmen darf. Als Seyfried von Merenberg auf Ottokar trifft, will dieser den Tod seines Vaters rächen und fordert Ottokar zum Kampf auf, bei dem Ottokar getötet wird. Kaiser Rudolf, der erste Habsburger belehnt noch am Schlachtfeld von Marchfeld seine Kinder mit Österreich und der Steiermark.

Wichtige Aufführungen

Nachdem das im zweiten Weltkrieg zerstörte Wiener Burgtheater am 14. Oktober 1955 wieder eröffnet worden war, folgte eine festliche Aufführung des Dramas. Eine völlig neuartige Interpretierung von Martin Kušej war 2005 im Rahmen der Salzburger Festspiele zu sehen. Dieselbe Inszenierung wurde am 15. Oktober 2005 anlässlich des 50. Jahrestages der Wiedereröffnung im Wiener Burgtheater erneut aufgeführt.

Lesen im Internet

Der vollständige Text des Dramas