Dithmarschen

Dithmarschen ist eine Landschaft in Schleswig-Holstein zwischen Nordsee, Eider, Elbe und Nord-Ostsee-Kanal.
Von der Nordseeküste ausgehend, besteht Dithmarschen aus Marschland, im Landinnern aus Geest-Gebieten. Wichtige Orte sind Heide (Holstein), Meldorf mit seinem Dom, Brunsbüttel, Burg, Marne, Wesselburen und der bekannte Ferienort Büsum.
Verwaltungsmäßig umfasst das Gebiet seit der Verwaltungsreform 1970, welche Norderdithmarschen und Süderdithmarschen zusammenlegte, den Kreis Dithmarschen. Heide ist seither Kreisstadt.
Geschichte
Dithmarschen wurde 804 von Karl dem Großen erobert.
Bereits im frühen Mittelalter war Dithmarschen sächsisch geprägt. Adam von Bremen berichtet 1075? (Buch II, Kapitel 15): Transalbianorum Saxonum populi sunt tres: primi ad occeanum sunt Tedmarsgoi, et eorum ecclesia mater in Melindorp, d.h.: Der nordelbischen Völker der Sachsen sind drei: die ersten am Ozean (gemeint ist der Oceanus Britannicus, die Nordsee) sind die Dithmarscher, und ihre Mutterkirche (ist) in Meldorf. Er berichtet weiter, dass Hamburg die Hauptstadt für alle drei sächsischen Völker nördlich der Elbe sei.
Nach der Schlacht bei Bornhöved (1227) gehörte es zum Erzbistum Bremen, wobei der Einfluss von Bremen in Dithmarschen nicht sehr ausgeprägt war. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts entwickelte sich Dithmarschen zu einer Föderation eigenständiger Kirchspiele.
1447 wurde das Dithmarscher Landrecht aufgezeichnet. Es wurde ein Obergericht geschaffen mit 48 auf Lebenszeit eingesetzten Richtern (Achtundvierziger). Diese entwickelten sich zum eigentlichen Führungsorgan der Bauernrepublik Dithmarschen.

Vor allem im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Dithmarschen von Wohlstand und hohem Selbstbewusstsein gekennzeichnet. Gewaltsame Unterwerfungsversuche scheiterten (Schlacht von Wöhrden 1319 gegen Holstein; Süderhamme 1403/04 gegen Albrecht von Holstein und Gerhard VI. von Holstein-Rendsburg). 1500 besiegten die Dithmarscher unter Wulf Isebrand in der Schlacht bei Hemmingstedt das dänische Heer unter Johann, in Personalunion König von Dänemark, Norwegen und Schweden, und seinem Bruder Friedrich, Herzog von Holstein. Die Bauern konnte das vor allem aus Kavallerie bestehende Heer vernichten, indem sie eine offene Schlacht vermieden und im Marsch-Land die Deiche öffneten. Ein Großteil der dänischen Söldner ertrank. Der nächste Einmarsch dänischer Truppen 1559 unter Johann Rantzau konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Nach der Eroberung wurde Dithmarschen in drei Teile geteilt: Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf erhielt den nördlichen, sein Bruder Herzog Johann von Schleswig-Holstein-Hardersleben den mittleren und König Friedrich II. von Dänemark den Südlichen. Nach dem Tod von Johann teilten Adolf und Friedrich 1581 Johanns Anteile unter sich auf. So entstand Norderdithmarschen und Süderdithmarschen. Bis 1970 hatte diese Einteilung (Kreis Norderdithmarschen und Kreis Süderdithmarschen) Bestand. Auch heute noch sind die Kirchenkreise so eingeteilt. Aber die Dithmarscher waren und verstanden sich als Untertanen eines Fürsten, der zufällig auch dänischer König war. Weder haben die Dithmarscher zu irgendeiner Zeit dänisch gesprochen, noch sich als Dänen bezeichnet.
1773 war dann auch Norderdithmarschen dem dänischen König unterstellt.
Ende des 18. Jahrhunderts reformierte der dänische König die durch häufige Kriege zerstörte Landschaft durch Aufteilung der Meente (Allgemeinbesitz), Verkoppelung der Einzelhöfe und die Anlage von Knicks und strukturierte das ländliche Wegenetz neu. Nach 1814 beteiligten sich Dithmarscher an den Aufständen gegen Napoleon.
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg wurde 1867 Dithmarschen mit Schleswig und dem restlichen Holstein zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein vereinigt.
Ende des 19. Jahrhunderts begann großflächig der Kohl-Anbau in der Region, der sie bis heute bekannt macht. Nach einem mit dem Nord-Ostsee-Kanal (ehem. Kaiser-Wilhelm-Kanal) einhergehenden Aufschwung erfolgte mit dem Ersten Weltkrieg ein Niedergang.
Am 1. April 1934 wurden die meisten Orte in Norder- und Süderdithmarschen aus Teilen der Kirchspiele neu gebildet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die Alliierten in Dithmarschen mehrere Internierungslager für deutsche Soldaten ein, später kamen, wie im übrigen Schleswig-Holstein, sehr viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten Deutschlands.
Besonders in den 1950er bis 1970er Jahren betrieb die Landesregierung von Schleswig-Holstein ein umfangreiches Industrieansiedlungsprogramm. Mit Hilfe von 100en Millionen DM an Subventionen wurde vor allem die Gegend um Brunsbüttel aufgebaut. Durch dieses Programm entstanden etwa das Kernkraftwerk Brunsbüttel und 1973 das Eidersperrwerk.
Heute wandert die Industrie zum Teil wieder ab. Der Landstrich ist vor allem ein Ferienland (Nordsee, Radurlaub) und einer der deutschen Hauptproduzenten von Windenergie und Kohl. Das größte deutsche Ölfeld (Mittelplate) befindet sich ebenfalls im Dithmarscher Kreisgebiet, wenn auch in der Nordsee mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Siehe auch
Persönlichkeiten
- Uwe Dallmeier, Schauspieler (* 27. August 1923, Dithmarschen (wo?))
- Wilhelm Wieben, Nachrichtensprecher (* 2. Juni 1935, Hennstedt)
Film
- In Dithmarschen spielt der einzige "Tatort" mit Untertiteln (136, Watt Recht is, mutt recht bliewen.) mehr
Literatur
- Nis R. Nissen: Kleine Geschichte Dithmarschens. Verlagsanstalt Boyens & Co. ISBN 3-8042-0299-3
Weblinks
- www.dithmarschen.de Offizielle Seite des Kreises Dithmarschen
- www.geschichte.schleswig-holstein.de Geschichte Dithmarschens
- www.uni-kiel.de Geschichte Dithmarschens
- www.kirche-dithmarschen.de Kirchenkreise Norder- und Süderdithmarschen
- www.literad.de Dithmarschen zwischen 1875 und 1939