Romano Giulio
Romano Giulio (spr. dschu-), *1492 zu Rom
eigentlich Giulio Pippi, ital. Maler und Architekt, Romano Giulio ,der hervorragendste von Raffaels Schülern, dem jedoch die Grazie und Keuschheit seines Lehrers fehlte. Er war derber angelegt und fühlte sich deshalb später mehr zu Michelangelo hingezogen.
Seine Zeichnung ist durchaus korrekt, die Komposition jedoch häufig übertrieben und ohne Haltung. Für religiöse Gegenstände mangelte es ihm an Begeisterung; viel besser gelangen ihm Gegenstände aus der Antike. Sein Kolorit ist nicht ohne eine gewisse Härte in dem rötlichen Fleischton und in den Schatten.
Giulios erste Tätigkeit in Rom fällt mit der Raffaels zusammen. So malte er in der Stanza dell' Incendio, in der Farnesina und der Sala di Costantino nach Raffaels Karton die Schlacht des Konstantin bei der Milbischen Brücke.
Auch führte er die Oberaufsicht bei der Ausführung der biblischen Szenen in den vatikanischen Loggien, wozu Raffael die Zeichnungen gefertigt hatte. Von G. selbst ist die Erschaffung der Welt, die Geschichte des ersten Menschen, die Ge- schichte Noahs und Josephs gemalt. Auch führte er mehrere der bei Raffael bestellten Tafelbilder, namentlich für das Ausland, nach des Meisters Entwürfen aus und vollendete dessen Verklärung Christi. Ölbilder aus dieser Periode sind von ihm die Madonna und die Madonna della gatta (mit der Katze), beide im Museum zu Neapel.
Nach Raffaels Tod lebte G. noch einige Jahre zu Rom, in der Malerei und in der Baukunst beschäftigt. In diese Zeit gehören einige Freskomalereien mythologischen und historischen Inhalts, mit welchen er die von ihm erbaute Villa Lante und die Villa Madama ausschmückte. Bedeutender ist ein Altargemälde, welches G. für San Stefano in Genua aus-führte, das Märtyrertum des heil. Stephan.
In die erste Zeit von Giulio Selbständigkeit gehört wohl auch eine heilige Familie in der Dresdener Galerie mit dem Kind in der Badeschüssel, eine seiner liebenswürdigsten Schöpfungen. Aus früherer Zeit scheinen folgende Bilder Giulio Romanos herzurühren: in San Praffede zu Rom die Geißelung; in der Sakristei der St. Peterskirche zu Rom eine Madonna mit dem Kind; in der Kirche dell' Anima daselbst das große Altarbild und in Trinitade 'Monti Christus als Gärtner; im Belvedere zu Wien eine heilige Familie mit fünf lebensgroßen Figuren und das lebensgroße Kniestück einer Madonna mit dem Buch in der Hand; in der Galerie zu Dresden Pan mit der Rohrpfeife, als junger Hirt neben dem Satyr sitzend; im Louvre zu. Paris: die Anbetung der Hirten; Maria mit dem Kind und dem kleinen Johannes; der Triumph des Titus und Vespasian über Judäa; Vulkan, die Pfeile des Amor schmiedend (Karton); Giulio Romanos Selbstbildnis; in der Nationalgalerie zu London eine kleine Charitas; in der Bridgewatergalerie die erwachte Juno, wie sie den saugenden Herkules von ihrer Brust reißt; in Hamptoncourt drei Kompositionen: der kleine Jupiter, an der Ziege Amalthea saugend; Jupiter und Juno im Begriff, den Götterthron einzunehmen, und die Geburt Dianas und Apollos.
In den nächsten Jahren nach Raffaels Tod galt G. als der vorzüglichste italienische Künstler. Der Herzog Federigo Gonzaga von Mantua berief ihn 1524 zu sich und ernannte ihn zum Direktor der Wasserbauten und zum Oberintendanten der Gebäude. In Mantua war G. 22 Jahre lang tätig. Er erbaute ganze Quartiere und Straßen und gab der Stadt ein völlig neues Ansehen. Das herzogliche Schloß hat er fast ganz umgebaut und mit Fresken dekoriert. In einem Saal malte er die ganze Geschichte des Trojanischen Kriegs in Fresko und.. in einem Vorzimmer zwölf historische Bilder in Öl. In Marmiriulo bei Mantua baute er auf Befehl des Herzogs einen neuen Palast und zierte ihn mit Gemälden. Sein Hauptwerk ist der Palazzo del Te, in dessen Innerem er in mythologischen und historischen Kompositionen den ganzen Reichtum seiner Kunst ausbot. Bekannt sind besonders zwei Zimmer dieses Palastes, das eine mit dem Sturz der Giganten, das andre
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890