Fellfarben der Pferde
Die Fellfarben der Pferde, wie wir sie heute kennen, sind in erster Linie Resultat des züchterischen Eingriffs durch den Menschen, der beim Pferd wie bei anderen domestizierten Tieren Abweichungen als etwas besonderes begünstigte und weiterzüchtete.
Ursprüngliche Fellfarben
Wildpferde sind als Pflanzenfresser und Beutetiere darauf angewiesen, möglichst wenig aufzufallen. Daraus resultiert eine einheitliche Tarnfarbe, wie bei vielen herdenbildenden Beutetieren. Einheitlich, um nicht aus der Herde herauszustechen, getarnt, um sich möglichst wenig vom Lebensraum abzuheben. Die Falbfarben des Przewalski-Pferdes und anderer Wildequiden wie Onager und Kulan dürfte unter diesen Grundvoraussetzungen der Farbe der Ahnen unserer Hauspferde recht nahe kommen.
Fellfarben als Resultat züchterischer Arbeit
Aufgrund der züchterischen Leistung gibt es heute eine ganze Reihe an Farben, die teilweise in fast allen Rassen, teilweise nur in sehr wenigen Rassen anzutreffen sind. Im allgemeinen unterscheidet man die Farben des Pferdes anhand von Langhaar und Kurzhaar (Fell). Die heutigen deutschen Farbbezeichnungen sind eine kulturelle Übereinkunft. Sie beruhen auf Definitionen, die den Phänotyp beschreiben und nicht den Anspruch erheben, genetisch korrekte Zusammenhänge darzulegen. Durch das sehr komplexe Zusammenspiel der unterschiedlichen Gene können Pferde aufgrund ihrer äußeren Erscheinung einer Farbe zugeordnet werden, obwohl genetisch große Unterschiede zwischen ihnen bestehen.
Fellfarbe und Charakter
Grundsätzlich hat die Fellfarbe eines Pferdes keinen Einfluss auf seinen Charakter oder auf seine Leistungsfähigkeit. Früher glaubte man, bestimmte Fellfarben hätten bestimmte Charaktereigenschaften zur Folge – z.B. sei ein Fuchs sehr launenhaft und aggressiv. Lediglich ganz oder teilweise unpigmentierte Tiere sind durch ihre empfindlichen Augen und ihre rosa Haut eher schutzlos der Sonneneinstrahlung (Sonnenbrand) und diversen Hautkrankheiten sowie Allergien ausgesetzt.
Aalstrich und Schulterkreuz
Manche Pferde, vorwiegend Falben, gelegentlich auch Braune oder Dunkelfüchse, weisen noch die primitiven Abzeichen ihrer Vorfahren auf. Dies können Zebrastreifen an den Beinen sein, der Dorsalstrich bzw. Aalstrich (ein dunkler Streifen, der den Rücken entlang verläuft) oder gar Streifen die Schultern hinunter, dann meist zusammen mit einem Aalstrich ein sogenanntes „Schulterkreuz“ bildend (selten bei Ponys zu beobachten, häufig bei Eseln).
Die einzelnen Fellfarben
Die Fellfarbe, die ein Fohlen bei seiner Geburt hat, muss nicht zwangsläufig so bleiben. In den meisten Fällen wird das Endergebnis dunkler. Auch Winterfell und Sommerfell unterscheiden sich zum Teil deutlich.
Rappe
Der Rappe hat sowohl schwarzes Langhaar, als auch schwarzes Fell. Hufe und Augen sind, Abzeichen außer Acht gelassen, dunkel. Neben den "konstanten" Rappen, die in jeder Jahreszeit schwarzes Fell haben (Glanzrappen/ Blaurappen), gibt es auch Sommerrappen (die im Winter ein bräunliches oder rötliches Fell bekommen) und Winterrappen (die im Sommer ein eher bräunliches oder rötliches Fell tragen).
Rappe ist eine eher seltene Farbe. Sie wird durch das Gen E (extension/ eumelanin) hervorgerufen, das für die Bildung von schwarzen Farbpigmenten verantwortlich ist. Pferde tragen neben dem Gen E aber auch immer das Gen A (agouti) in sich. Dieses verdrängt die Schwarzfärbung auf die Beine und das Langhaar, so dass ein Brauner entsteht. Da sich das Gen A dominant über das Gen E vererbt, gibt es wesentlich mehr Braune als Rappen. Ein Rappe kann den Genpool EEaa oder Eeaa tragen. Das Gen A muss also immer zweifach rezessiv vorhanden sein.
Paart man zwei Rappen miteinander entstehen (falls es ein reinerbiger Rappe ist - EEaa) immer Rappen. Falls es ein mischerbiger Rappe ist - Eeaa - können neben Rappen auch Füchse aus der Anpaarung entstehen (eeaa). Bei einigen Rassen ist jedoch im Standard verankert, dass sie Rappen sein müssen, so beim Friesen, dem Fell Pony und dem Mérens-Pferd.


Brauner
Der Braune hat rötliches bis bräunliches Fell, schwarzes Langhaar (Mähne und Schweif), schwarze Beine und meist schwarze Ohrspitzen. Die Augen sind hell- bis dunkelbraun, die Hufe dunkel (es sei denn sie tragen Abzeichen). Braune gibt es in allen möglichen Schattierungen. So gibt es Schwarzbraune, Dunkelbraune, Rotbraune, Kastanienbraune, Braune und Hellbraune.
Genetisch gesehen ist die Grundfarbe des Braunen eigentlich schwarz. Der Braune trägt nämlich das Gen E (extension/ eumelanin), das für die Bildung von schwarzen Farbpigmenten verantwortlich ist, in seinem Genpool (EE oder Ee). Was ihn von einem Rappen unterscheidet ist leidglich das Gen A (agouti = wildfarben), das er ebenfalls dominant in sich trägt (AA oder Aa). Dieses Gen verdrängt das Gen E, wodurch der schwarze Farbstoff auf die Beine, das Langhaar und die Ohrenspitzen verdrängt wird. Der Genpool eines Braunen kann daher EEAA, EEAa, EeAA oder EeAa sein.


Fuchs
Der Fuchs trägt bräunliches, rötliches oder gelbliches Fell und gleichfarbiges Langhaar. Die Hufe sind dunkel, die Augen dunkel- bis hellbraun. Den Fuchs gibt es in vielen verschiedenen Schattierungen: Hellfuchs, Kupferfuchs, Rotfuchs, Dunkelfuchs, Kohlfuchs und Fuchs. Dabei wird nach der Helligkeit oder Dunkelkeit des Felles unterschieden.
Die Farbe Fuchs entsteht durch das Nichtvorhandensein von schwarzem Farbpigement. Das Gen E (extension/ eumelanin) darf also nur in der Form ee - also reinerbig rezessiv - auftreten. Nur wenn das Pferd keine schwarzen Farbpigmente bilden kann, ist es ein Fuchs. Das Gen A (agouti) dass beim Braunen dafür sorgt, dass das schwarze Farbpigment auf Beine und Langhaar verdrängt wird. hat beim Fuchs keine Auswirkung, da er kein schwarzes Pigment bilden kann. Es kann also in allen Formen auftreten (AA, Aa oder aa). Der Fuchs kann also folgende genetische Anlagen haben eeAA, eeAa und eeaa.
Eine Besonderheit beim Fuchs ist das häufige Auftreten von helleren Mähnen und Schweifen. Dieses Phänomen, bei dem die Mähne entweder nur wenige Nuancen heller als das Fell ist, oder aber schneeweiß (Foto rechts) wird durch das Gen F (Flaxen) hervorgerufen. Es hellt das Langhaar auf. Dann spricht man vom Lichtfuchs (Helllichtfuchs, Dunkellichtfuchs, Kohllichtfuchs etc...). Das Gen Flaxen tritt übrigens auch bei Braunen oder Rappen auf - aber wesentlich seltener als bei Füchsen.
Falbe

Der Falbe hat gelblich-graues bis hellbraunes Fell, die Beine und der Kopf sind dunkler, das Langhaar ist schwarz oder dunkelbraun.
Alle Wildpferderassen (Przewalski-Pferd, Tarpan, Konik und auch die meisten Esel) sind falbfarben. Abzeichen am Kopf sind selten, dafür weisen die Falben andere Kennzeichnungen auf, die bei allen primitiven Equiden vorkommt; man spricht von der "Wildzeichnung" - dabei weisen die Beine eine Streifenzeichnung auf - ein Atavismus aus der Urzeit des Pferdes. Oft verläuft beidseitig der Schulter ein dunkler vertikaler Strich durch das Fell. Diese Zeichnung nennt man "Schulterkreuz". Falben haben außerdem immer einen Aalstrich (oder auch "Dorsalstrich"), der entlang der Wirbelsäule von den Ohren bis zur Schweifspitze sichtbar ist. Daher ist sowohl die Mähne, als auch der Schweif oft horizontal zweifarbig.
Die Falbfarbe wird durch das Gen D (dun) hervorgerufen. Es verändert sowohl schwarze, als auch rote Farbpigmente. Von demher kann jede erdenkliche Basisfarbe (Rappe, Brauner, Fuchs) durch das Gen D falbfarben verändert werden. Dabei vererbt sich das Gen D dominant über alle anderen Farben. DEN Falben gibt es daher nicht. Man muss immer beachten welche Basisfarbe das Pferd trägt. So gibt es Rappfalben (Mausfalben), Braunfalben, Fuchsfalben, Palominofalben, Roanfalben, Scheckfalben, etc...
Isabell
Das Kurzhaar ist gelb bis goldgelb während das Langhaar silbern bis weiß ist. Synonym wird oft auch die Bezeichnung Palomino verwendet.
Isabelle ist an sich keine Farbe, sondern nur eine Färbung. Der Isabelle ist ein Fuchs, bei dem die Farbe durch das Gen C(cream) aufgehellt wurde.
Das Gen C hellt sowohl rote, als auch schwarze Farbpigmente auf und kann somit alle Basisfarben verändern. Dabei gibt es Pferde, die das Creme-Gen nur einfach in sich tragen (Cc) und Pferde, die es zweifach tragen (CC). Dabei unterscheiden sich beide Formen extrem in ihrer Stufe der Aufhellung.
Aufhellung beim Fuchs
Fuchs (cc) rotes Fell/ rotes oder helleres Langhaar/ braune Augen
Isabelle (Cc) gelbliches Fell/ cremefarbene oder weiße Mähne/ hellbraune oder blaue Augen
Cremello (CC) weißliches Fell/ schneeweiße Mähne/ blaue Augen
Aufhellung beim Braunen
Brauner (cc) rotes, braunes Fell/ schwarzes Langhaar/ braune Augen
Buckskin (Cc) gelbliches Fell/ graue Mähne/ hellbraune oder blaue Augen
Perlino (CC) weißliches Fell/ weiße Mähne/ blaue Augen
Aufhellung beim Rappen
Rappe (cc) schwarzes Fell/ schwarzes Langhaar/ braune Augen
Smoky Black (Cc) graues Fell/ graue Mähne/ hellbraune oder blaue Augen
Smoky Cream (CC) weißliches Fell/ weiße Mähne/ blaue Augen
Schimmel
Ein Schimmel wird immer dunkelhaarig geboren (als Fuchs, Rappe oder Brauner) und verliert im Laufe der Jahre immer mehr die Farbpigmente in Fell und Langhaar. Irgendwann werden alle Schimmel "weiß" - wobei sie nur so wirken, da das an sich farblose Haar nur das Licht reflektiert. Schimmel ist also keine Farbe wie Fuchs, Rappe oder Brauner, sondern eine Farbveränderung, die mit dem Verlust der Farbpigmente in den Haaren einhergeht. Die Farbe in Iris (Auge) und Hufe bleibt jedoch erhalten.
Schimmel haben immer graue Haut. Hat ein weißes Pferd am Körper rosa Haut, dann handelt es sich um keinen Schimmel, sondern um einen maximalen Schecken, oder ein zweifach durch das Creme-Gen aufgehelltes Pferd.
Die Schimmelung entsteht durch das Gen G (gray), dass sich dominant über ALLE anderen Farbgene vererbt. Sobald ein Pferd also (egal wie die anderen Gene angelegt sind) das Gen G dominant in sich trägt (GG oder Gg) ist es nach außen hin ein Schimmel. Pferde, die keine Schimmel sind, haben daher das Gen G immer in der Form gg in ihrem Genpool. Aus zwei Nicht-Schimmeln kann nie ein Schimmel entstehen! Will man einen Schimmel züchten muss also mindestens 1 Elternteil auch ein Schimmel sein!
In der Zeit der Ausschimmelung unterscheiden sich Schimmel durch ihre Färbung. So spricht man in dieser Zeit von Braunschimmeln, Rappschimmeln, Fuchsschimmeln, Apfelschimmeln und Grauschimmeln.
Beim "fertigen" Schimmel unterscheidet man folgende Färbungen: Atlasschimmel (vollkommen weiß), Fliegenschimmel (kleine schwarze Tupfen im Fell) und Rosenschimmel (kleine rote Tupfen im Fell).
Die Schimmelfarbe vererbt sich dominant-rezessiv nach den Regeln der Mendelschen Gesetze, was in den Skizzen weiter unten schematisch dargestellt ist.



Albino
Im Gegensatz zu anderen Tierarten, bei denen es Albinos nachweislich gibt, konnte unter Pferden noch kein echter Albino nachgewiesen werden. Albinismus - also das völlige Fehlen von Farbpigmenten in Augen, Haut und Haaren - wird durch das Gen Tyrosinase hervorgerufen. Dieses Gen konnte bisher bei keinem Equiden nachgewiesen werden. Echte Albinos haben rote Augen (da die Iris völlig farblos ist und die roten Blutgefäße durchschimmern), rosa Haut (die Blutgefäße schimmern durch die farblose Haut) und weißes Fell (die farblosen Haare reflektieren das Licht).
Wird ein Pferd als Albino bezeichnet, da es schneeweiß ist mir rosa Haut und blauen Augen, ist es genetisch kein Albino sondern entweder ein maximaler Schecke oder ein zweifach durch das Creme-Gen aufgehelltes Pferd (Cremello/ Perlino/ Smoky Cream).
Schecke
Die Schecken werden unterteilt in Platten- und Tigerschecken. Plattenschecken haben große, über den ganzen Körper verteilte unpigmentierte Flecken. Je nach Grundfarbe werden sie als Fuchsschecke, Braunschecke, Rappschecke oder „Porzellanschecke“ bezeichnet. Porzellanschecken tragen das Schimmelgen, das die Scheckung überlagert und die dunklere Haut der pigmentierten Flecke durchschimmern lässt.

Die Schecken werden unterteilt in Overo-Schecken und Tobiano-Schecken und die Mischform der Toveros. Tobianos sind in der Regel europäische Pferderassen, Overos amerikanische Rassen.
Bei den Tobianos kreuzt weiß die Rückenlinie und sie haben meistens weiße Bein- und Kopfabzeichen. Der Kopf an sich ist bei Tobianos jedoch immer farbig. Die farbigen Platten haben ruhige Ränder. Der Erbgang ist dominant.
Bei Overos wird die Scheckung rezessiv vererbt. Weißfärbung beginnt in der Körpermitte, die Beine können normalfarbig sein, die farbigen Platten sind unruhig gezackt.
Bei Tigerschecken sind die dunklen Flecken eher kleine Tupfen in allen Grundfarben (schwarz, braun, rot); ist die Tigerscheckung nur auf Lende und Kruppe beschränkt spricht man auch von Schabracktigern. Auch eine Umkehr der Farbe kommt vor, weiße Tupfen auf dunklem Fell, die sogenannte „Schneeflockenzeichnung“. Platten- und Tigerscheckung können auch gemeinsam an einem Pferd vorkommen. Typische Kennzeichen der Tigerschecken sind ferner das Menschen- oder Birkenauge (eine weißer Ring um die Iris), gestreifte Hufe, Krötenmaul, gefleckte Geschlechtsteile, dünnes Langhaar. Nur die Tobiano-Scheckfarbe ist dominant gegenüber der Einfarbigkeit, sie wird nach den Mendelschen Gesetzen dominant-rezessiv vererbt (siehe auch Abbildungen unter „Schimmel“).
Stichelhaar
Als Stichelhaar bezeichnet man eine in etwa ausgewogene Weiß- und Farbfärbung. Das heißt, das Pferd hat über den ganzen Körper gleichmäßig verteilt weißes Haar zwischen seinem normalfarbenen Haar, ohne dass die weißen Haare zusammenhängende Flecken bilden würden. Im Gegensatz zu einem werdenden Schimmel sind beim Stichelhaarigen Kopf und Beine dunkler als der Rumpf, die meisten Schimmel dagegen beginnen am Kopf heller zu werden.
Mohrenkopfschimmel
Eine sehr seltene Farbe, die nur bei Ponys und Kaltblütern vorkommt. Das Deckhaar dieser Tiere hat eine andere Farbe als ihr weißes Wollhaar, nämlich eine der Grundfarben. Im Sommer erscheint das Pferd in seiner Grundfarbe, im Winter jedoch, wenn das Wollhaar länger ist als das Deckhaar, ist das Pferd weiß mit dunklem Kopf und dunklen Beinen.