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Schall und Rauch (1901–1903)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Schall und Rauch ist der Name eines literarischen Kabaretts in Berlin, das 1901 unter anderem von Max Reinhardt gegründet wurde.


Entstehung

In einem Lokal in der Berliner Vorstadt trafen sich regelmäßig Dichter wie Christian Morgenstern, Maler, Musiker und Schauspieler vor allem des Deutschen Theaters zu einem "Die Brille" genannten Stammtisch, an dem man neben Gespräch und Trunk aus reinem "Spaß an der Freude" auch literarische Chansons, humorvolle Miniaturen und sogar parodistische Einakter improvisierte. Max Reinhardt - damals noch ein junger, aufstrebender Regisseur - kam auf die Idee, die so entstandenen Kabinettstückchen auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zu diesem Zwecke wurde ein literarisches Kabarett gegründet. Der Name Schall und Rauch entstand angeblich, weil einem nichts anderes einfiel und nach Goethe Namen doch nur "Schall und Rauch" seien.

Eröffnung

Das erfolgreiche Eröffnungsprogramm des Kabaretts Schall und Rauch fand im Frühjahr 1901 in der Berliner Bellevuestraße statt und bestand unter anderem aus der Trilogie Don Carlos um die Jahrhundertwende, namentlich drei Parodien auf Friedrich von Schillers Bühnenstück Don Carlos - neben dem Höhepunkt Don Carlos auf der Schmiere wurde in den anderen beiden Fassungen jeweils der Stil von Maeterlinck und Gerhart Hauptmann parodiert - und einem Stimmungsbild von einer Theaterprobe Das Regiekollegium aus der Feder von Max Reinhardt.

Neben Max Reinhardt selbst wirkten z.B. Friedrich Kayssler, Martin Zickel, Else Heims und Richard Vallentin an dem Programm mit.

Erste Spielzeit

Nach einigen weiteren Aufführungen in der Bellevuestaße, in die das Publikum förmlich strömte, bekam das Kabarett ab Oktober 1901 seinen festen Sitz in einem Saal des Viktoria-Hotels Unter den Linden, dessen Parkett vierhundert Sitze bot.

Schon in der Spielzeit 1902/1903 wird aus der Kleinkunstbühne Schall und Rauch das Kleine Theater.

Nachruhm

Bis heute ist das Kabarett Schall und Rauch ein Begriff geblieben, obwohl es als eigenständige Kleinkunstbühne nur eine Spielzeit lang das Berliner Publikum erfreute und selbst bereits in dieser sich nach einiger Zeit wieder deutlich dem Theater annäherte. Im Keller von Max Reinhardts Großem Schauspielhaus wurde später jedoch ein neues Schall und Rauch eingerichtet, in dem Autoren wie Walter Mehring und Joachim Ringelnatz ihre ersten Auftritte hatten. Thomas Mann ordnete die Ära Schall und Rauch nach Reinhardts Tod folgendermaßen ein: "Am Anfang der Wiedergeburt des Theaters aus dem Geiste des Theaters stand die Parodie. Wir jungen Leute in München, Mitglieder eines akademisch-dramatischen Vereins, denen die Reinhardt-Leute ihre Don-Carlos-Parodie vorspielten, lachten Tränen".

Die Plattenfirma Telefunken widmete ab den frühen 60er Jahren Reinhardts Kleinkunstbühne eine ganze Schallplattenreihe namens Schall & Rauch, in der bekannte Schauspieler wie z.B. Theo Lingen und Heinz Reincke Chansons, Parodien und Stücke u.a.m. aus den Schall und Rauch-Programmen nachspielten.