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At-Tabarī

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Abû Dscha'far Muhammad Ibn Dscharîr Ibn Yazîd at-Tabari, arabisch: محمد بن جرير الطبري , (geboren 839 - gest. 923 in Bagdad), persisch-islamischer Historiker und Gelehrter. Zu Tabaris Leben sind wenig exakte Daten erhalten.

Tabari stammt aus Amul in Tabaristân (heute Mazandaran) in Iran (daher der Name "Tabari") aus einer einigermassen wohlhabenden Familie. Von seinem Vater, einem Landbesitzer, erbt er genug, um finanzieller Sorgen ledig sein Leben ganz der Gelehrsamkeit widmen zu können. Nachdem er im Alter von sieben Jahren Hafiz wird, mit acht Imam, verlässt er als zwölfjähriger sein Zuhause auf der Suche nach Wissen (fi talab al-'ilm). Er studiert an verschiedenen Orten bei zahlreichen Lehrern, u. a. Humaid ar-Razi. Mit siebzehn kommt er nach Bagdad, um bei den von ihm verehrten Ibn Hanbal zu studieren, trifft diesen jedoch nicht mehr lebend an. Es folgen Reisen nach Syrien, Palästina und Ägypten. Ca. 870 kehrt er nach Bagdad zurück und widmet sich ganz seiner exzessiven schriftstellerischen Tätigkeit. Tabari blieb Zeit seines Lebens unverheiratet.

Werke

Tabaris berühmteste Werke sind zweifellos seine Annalen (tarich) und sein Korankommentar (tafsir), darüber hinaus beschäftigte er sich mit fiqh, hadith und zahlreichen anderen Wissensgebieten.

Als "Annalen" oder manchmal auch kurz mit "Die Geschichte" bezeichnet wird Tabaris Universalgeschichte Muchtasar ta'rich al-rusul wa-l-mulûk wa-l-chulafâ ("Kurze Geschichte der Propheten und Könige und Kalifen"), die von der Entstehung der Welt über die Patriarchen des Alten Testaments bis in Tabaris Zeit (915) reicht und eine wichtige Quelle darstellt. Besonders seine Angaben zur Geschichte des Neupersischen Reiches der Sassaniden sind von unschätzbarem Wert für die Forschung, da Tabari hier auf heute verlorene spätantike Quellen zurückgreifen konnte.

Sein Korankommentar, Dschâmi' al-bayân 'an ta‘wîl al-Qur‘ân, entstand ungefähr zwischen 896 und 903. Die 1903 in Kairo erstmalig gedruckte Ausgabe umfasst 30 Bände. Tabari kommentiert darin den Koran Vers für Vers. Zuerst wird der grammatische Wortsinn erklärt, danach folgen verschiedene traditionelle Auslegungen, abschließend Tabaris eigenes Urteil über die wahrscheinlichste Auslegung. Tabari stützt sich in seinem Kommentar in der Hauptsache auf schriftliche Quellen und zitiert Überlieferungen von Qatâdah, as-Suddî, Ibn Ishâq.

In der Rechtswissenschaft (fiqh) neigte Tabari zunächst der Schafiitischen Rechtsschule zu, entwickelte in späteren Jahren eine eigene Rechtsschule, die als Dscharirija bekannt wurde, allerdings Tabaris Tod nur kurz überdauerte. Über sein Fiqh-Werk Ichtilâf al-fuqahâ ("Über die Kontroversen der Rechtsgelehrten") kam es zum Disput mit den Hanbaliten, die in einem Aufruhr, der von der Polizei niedergeschlagen werden mußte, Tabaris Haus in Baghdad mit Steinen bewarfen. In dem nur teilweise erhaltenen Werk stellt Tabari die Lehren führender Rechtsgelehrter wie Malik Ibn Anas, Abu Hanifa, asch-Schafii vor, schloß aber Ibn Hanbal als primär Hadithgelehrten und Nichtjuristen, genauso wie die Theorien der Mu'tazila, aus.

Übersetzungen

  • Ihsan Abbas u. a. (Hrsg.): The History of al-Tabari. An Annotated Translation, 38 Bde., New York 1985 ff. Englische Übersetzung von Tabaris Universalgeschichte.
  • C.E. Bosworth (Übersetzer), Vorwort von Ehsan Yar-Shater: Al-Tabari. The Sasanids, the Byzantines, the Lakhmids, and Yemen. State University of New York Press, Albany 1999